| | | | | Wagenfunde, Datierung geschätzt |  |  |  |
| | | | Reiter im Kampf gegen Fußvolk |  |  |  |
| Nun kann man der Meinung sein, daß die antiken Darstellungen Übertreibungen sind, daß die Könige selbstverständlich als vollendete und überlegene Reiter und Fahrer dargestellt wurden, die Wirklichkeit aber ganz anders aussah, nämlich viel weniger heroisch.
Das ist eine naheliegende und schöne Hypothese, die aber nicht viel für sich hat. Zwar hat man auch damals schon Zweckpropaganda betrieben, aber es gibt gute Gründe anzunehmen, daß die Kriegführung realistisch geschildert wurde.
Die europäischen Herrscher, von denen wir gute Überlieferungen haben, mußten selbstverständlich auf dem Pferd eine gute Figur machen, aber normalerweise keine Höchstleistungen erbringen.
Reiten und Jagen gehörte zwar immer - bis auf den heutigen Tag - zu den Lieblingsbeschäftigungen der Privilegierten; wer da eine gute Figur machen wollte, mußte schon etwas können. Besondere reiterliche Qualifikationen muß man aber dafür nicht mitbringen.
Sofern man die europäischen Könige der Neuzeit und ihre Truppen im Bild festgehalten hat, handelte es sich tatsächlich um inszenierte Propaganda, die wenig oder nichts über die Realität der Kriegsführung und den Einsatz der Pferde verrät. Insofern muß man der Darstellung reiterlicher Höchstleistungen mißtrauen.
Wir wissen aber, wie gut die amerikanischen Ureinwohner in kürzester Zeit gelernt haben, mit Pferden umzugehen und virtuose Leistungen auf dem Pferderücken zu erbringen, über die die weiße Herrenrasse nur staunen konnte.
Deshalb besteht kein Grund zu der Annahme, die antike Überlieferung sei nicht ernstzunehmen und rein als Propaganda zu werten. Im Gegenteil müssen wir eingestehen, daß viele Einzelheiten uns heute noch in Erstaunen setzen.
Bekanntlich spielten die Pferde schon relativ früh eine Rolle für die Kriegführung, nämlich als Zugpferde vor dem Streitwagen. Auch hier ist es wieder so, daß wir nicht wissen, wie dieser Wagen entstanden ist. Bis jetzt kennt man nur wenige Fundstellen, die man so interpretieren könnte, als ob der Streitwagen eine Erfindung der östlichen Steppe sei, wo man die ältesten Funde auf etwa 4000 Jahre datiert. Von dort aus könnte sich die Erfindung in alle Richtungen weiterverbreitet haben.
| Ein großer Vorteil der hethitischen und ägyptischen Streitwagen, die übrigens von zwei Hengsten gezogen wurden, war ihre leichte Bauweise: Der Aufbau bestand aus einem mit Leder und Gurten bespanntem Holzrahmen, an der Achse drehten sich zwei Räder mit sechs Speichen; nur die stark beanspruchten Radkränze waren massiver. Dies sorgte dafür, dass ein einziger Mann ein solches Gefährt tragen konnte: Ein erhaltener ägyptischer Wagen, den man in Florenz besichtigen kann, wiegt nur 24 Kilogramm (zum Vergleich: ein moderner Leichtmetall-Sulky darf 30 Kilogramm nicht überschreiten). » Streitwagen | | |
| |