| | | Assurbanipal auf der Jagd mit Pfeil und Bogen |  |  |  |
| | | | Assurbanipal auf Löwenjagd mit dem Speer |  |  |  |
| | | | Echnaton und Nofretete, scherzend, mit dem Streitwagen auf der Fahrt zum Tempel |  |  |  |
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Reiten und Fahren Über den Fortschritt in geschichtlichen Dimensionen von Gerd Hebrang
Zu den Themen Kulturgeschichte, Verhalten |
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Wann genau der Mensch das Pferd zähmte und zum Haustier machte, wissen wir nicht und werden wir vermutlich auch nie wissen können. Fest steht jedenfalls, daß der Mensch als Reiter und Fahrer uns bei seiner ersten geschichtlichen Überlieferung genauso perfekt und auf der Höhe der Kunst entgegentritt wie bei seinen ersten künstlerischen Äußerungen in der Höhlenmalereien der Steinzeit.
Je mehr Vorzeitkunst bekannt wird und je mehr man sich damit beschäftigt, desto größer die Verblüffung über die technischen und ästhetischen Leistungen, die im Grunde bis heute unübertroffen sind. Es kann insbesondere keine Rede davon sein, daß die steinzeitlichen Künstler in irgendeiner Weise primitiv gewesen wären. Und genauso müssen wir den ägyptischen Pharao und den assyrischen König als begnadete Reiter und Fahrer anerkennen, deren technische Vollendung überrascht.
Auch auf diesem Gebiet stellt sich wieder die Frage, ob in all den Hunderten von Jahren, die seither vergangen sind, irgendwelche Fortschritte erzielt wurden. Denn man muß berücksichtigen, daß man damals weder Sattel noch Steigbügel kannte, die bekanntlich das Reiten wesentlich vereinfacht haben, und trotzdem konnten die Herrscher und ihre Gefolgschaft auf die Jagd gehen und mit Pfeil und Bogen und Lanze ihre Künste üben, die für die kriegerischen Auseinandersetzungen dringend gebraucht wurden.
Vermutlich gibt es seit der Blütezeit der indianischen Reitervölker keinen Reiter mehr, der so gut reiten kann wie Assurbanipal (» Assurbanipal), nicht einmal Lajos Kassai ( Steppenreiter unter sich), denn der benutzt selbstverständlich Sattel und Steigbügel und beschränkt seine Kunst darauf, auf der Ovalbahn Runde um Runde zu Reiten und auf immer dieselben Zielscheiben zu schießen.
Dabei war Kassais Ansatz auch schon eine Rückbesinnung auf reiterliche Künste, die die östlichen Reitervölker so eindeutig unter Beweis gestellt hatten, daß das gesamte Abendland vor ihnen zitterte. Wenn die so gut reiten und schießen konnten, dann müßte es doch möglich sein, diese Fähigkeiten auch heute noch zu erwerben. Aus dieser Überlegung heraus hat Kassai eine Bewegung und einen Sport erschaffen, die vermutlich genauso viel mit den Vorbildern zu tun haben wie der moderne Fahrsport mit den antiken Streitwagen.
Reiten und Fahren dienten dem Krieg, und wenn sich die Reiter und Fahrer nicht im Krieg befanden, übten sie dafür. Im Krieg geht es darum, selbst zu überleben und die anderen umzubringen. Wer die überlegene Waffen hat, ist bei beiden Aufgaben im Vorteil.
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