| | Überdachter Freßplatz im Hof | | | |
| | Der erste und der dritte Tag haben mir in puncto Pferdebein und -huf enorm viel gebracht. Die Videos, die Sektion, das praktische Vorführen und anschließende Selbermachen - das kann man aus keinem Buch holen.
Der zweite Tag war spannend, vor allem wegen der lebhaften Diskussionen. Meiner Ansicht nach könnten hier verschiedene Unterthemen genauer recherchiert werden: Ich denke da z.B. an das Thema Temperatur und Lebensräume der Pferde. Verschiedene Zusammenhänge aus der Physik und Chemie würde ich überarbeiten, also teilweise korrigieren und auch für Techniker sauber genug formulieren.
Die Folien der Präsentation waren bis auf wenige Ausnahmen sinnvoll und gut, v.a. auch die einprägsamen Videoclips.
Der Praxistag ist extra wertvoll, wegen der Sektion, der Lehrvorführungen über das Ausschneiden und der Möglichkeit, selbst unter Anleitung loszulegen. Jedoch: Auch wenn es zeitlich knapp ist - vielleicht könnte man den Teilnehmern beim Thema Schleifen und Handhaben des Werkzeugs mehr praktische Hilfe geben.
Sicher kann niemand nach einem einzigen toten Huf den Umgang mit Hufmesser und Raspel beherrschen. Aber mit einem scharfen Werkzeug zu arbeiten, liefert eher einen Anhaltspunkt für die richtige Technik. Egal wie man dieses Detail betrachtet - die Gelegenheit, an Hufen zu arbeiten, ohne etwas kaputt machen zu können, ist in meinen Augen ein Highlight des Seminars.
Fazit: Die Seminargebühr ist für das, was man bekommt, gut angelegt. Ich lege den Kurs deshalb jedem ans Herz, der sein Pferd als Lebewesen sieht. Vielleicht noch sinnvoller: Zumindest der theoretische Teil sollte für Pferdebesitzer eine Voraussetzung dafür sein, sich überhaupt ein Pferd zulegen zu dürfen.
Aber auch die, für die Pferde hauptsächlich Wirtschaftsfaktor sind, haben etwas vom Seminar: Gut versorgte und artgerecht lebende Pferde sind zufriedener und leistungsfähiger, brauchen seltener einen Tierarzt und kosten damit deutlich weniger Geld.
Perspektive: Natürlich hat das Seminar auch den Sinn, Teilnehmer für den Beruf des Hufheilpraktikers und damit für die entsprechende Ausbildung zu begeistern. Aber genau hier gibt es zur Zeit eine Krise, denn die ganze Zunft hat Zukunftsangst wegen einer drohenden Gesetzesänderung.
Ich habe die Zulassungsvoraussetzungen für die Ausbildung gelesen, zu finden auch in der Pferdezeitung ( Ausbildung Hufheilpraktiker):
| Voraussetzungen
- Um zur Ausbildung angenommen zu werden, ist es Voraussetzung, dass ein Grundseminar (3 Tage) absolviert wurde.
- Mindestalter für den Beginn der Ausbildung ist 21 Jahre.
- Es muß eine Berufsausbildung bereits abgeschlossen sein oder das Abitur vorliegen.
- Es muß nachweislich mehrjährige Erfahrung im Umgang mit Pferden vorliegen.
- Eine Begründung für den Wunsch, diese Ausbildung machen zu wollen, wird dem Antrag beigefügt.
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So weit, so gut. Weiter unten gibt es aber noch zwei weitere Voraussetzungen:
| Aufnahmevoraussetzungen
- Absolviertes Grundseminar "Ein Pferdeleben lang gesund", nach Dr. Straßer.
- Eigene Pferde ohne permanenten Hufschutz in artgerechter Offenlaufstallhaltung.
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Das, was man vertritt, auch vorzuleben, ist sicher sinnvoll. Und mit einem eigenen Pferd hat jeder seinen persönlichen Trainingspartner, wie ich mit Connemara Krabat, um den ich mich bis vor kurzem kümmerte. Aber muß es wirklich Bedingung sein, ein eigenes Pferd zu haben?
Mir persönlich macht diese Arbeit sehr viel Freude. Vor allem das direkte Feedback, das die Pferde einem geben, ist Nahrung für die Seele. Ich muß aber ehrlich sein: Im Hauptberuf kann sie nur einen genügsamen Single ernähren. Ich würde meine Familie bei der aktuellen Preisstruktur auf keinen Fall durchbringen können.
Aber im Nebenberuf liegt in meinen Augen die große Chance: Es entfällt der Zwang, genug Kunden haben zu müssen und man kann sich regional beschränken, um den großen Aufwand an Fahrtzeit und -kosten zu sparen. Bei Teilzeit die körperliche Gesamtbelastung geringer und man kann die Arbeit auf die allgemein übliche Freizeit beschränken - genau in dieser Zeit ist die Kundschaft im Stall.
Die Kosten für die Ausbildung sind in der Gesamtsumme sicher viel Geld, das Ausbildungsprogramm aber entsprechend umfangreich. Ich kann jetzt nicht beurteilen, ob bei dem Preis das Optimum für Qualität und gleichzeitiger ausreichend hoher Schülerzahl gefunden ist.
Ich denke aber, eines ist sicher: Wenn dieses Wissen von möglichst vielen in die Welt getragen wird, wird diese auf alle Fälle unendlich pferdefreundlicher.
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