Die künstliche Besamung, die bei den übrigen Nutztieren, insbesondere den Schweinen und Rindern, schon nach dem Zweiten Weltkrieg Einzug hielt (» Techniker), wurde in der Pferdezucht erst in den letzten 25 Jahren populär. Die Gründe dafür scheinen auf der Hand zu liegen:
| - zum ersten den optimalen Einsatz von Vatertieren in der Zucht
- zum zweiten die Vermeidung der Übertragung von Krankheiten, die durch den Deckakt übertragen werden
- zum dritten die >>>> Risikominimierung, da es immer wieder zu Unfällen beim natürlichen Deckakt kommen kann
- viertens: das Stutenpotential, welches ein Hengst in der Besamung bedienen kann, ist auch regional um ein Vielfaches größer, da weder die Stuten zum Hengst noch der Hengst zur Stute gebracht werden muß > der Samenversand macht's möglich!
Gründe, die weiterhin für einen zunehmenden Einsatz von Deckhengsten in der Besamung sprechen, werden erst klar, wenn man sich die Entwicklung der Pferdezucht in den letzten Jahren genauer betrachtet.
Bis zum Jahr 1995 kam es zu einem kontinuierlichen Anstieg der in der Zucht eingesetzten Hengste, parallel dazu erhöhten sich auch die Bedeckungszahlen, ab 1995 nahmen beide Parameter deutlich ab.
Würde man die Durchschnittszahlen errechnen, wären 1995 auf jeden Hengst 14,8 Bedeckungen gekommen, 2002 dagegen nur noch 12,9.
Diese Zahlen sind jedoch irreführend. Denn worüber sie NICHT Auskunft geben, ist die Frequentierung der einzelnen Hengste.
Sieht man sich entweder Eintragungsprotokolle von Stuteneintragungen, Kör- oder auch Auktionskataloge an, so wird eines ganz deutlich:
Immer weniger Hengste stellen ein immer größeres Potential an Nachkommen. Die am Markt gehandelten Hengste reduzieren sich auf wenige Stempelhengste und deren Nachkommen. Genannt seien hier nur die Linien des Donnerhall und Sandro wie auch Florestan, um nur markante Beispiele zu nennen. Dohmen, a.a.O. | | |
Das ist der Markt. Die wissenschaftliche Betrachtungsweise der Pferdezucht führte zur Zuchtwertschätzung. Je höher ein Hengst in dieser Hitliste, desto begehrter sein Samen, da der Züchter damit rechnen kann, daß sein Fohlen mit dieser Abstammung einen besseren Preis erzielt, weil der Käufer damit rechnet, daß sich die günstigen Werte des Vaters auf das Zuchtprodukt vererben.
Im Natursprung kann ein Hengst angeblich durchschnittlich 1,5 Stuten pro Tag decken, da die Spermien gebildet werden und reifen müssen. Man rechnet also damit, daß beim zweiten Decksprung eines Tages nicht mehr mit der erforderlichen Samenqualität gerechnet werden kann, obwohl theoretisch ein einziges Spermium vollkommen ausreicht und die Natur überaus verschwenderisch damit umgeht.
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