Winter 2004

24.04.2005

Geschichte

Vor zwei Wochen habe ich meine Serie über die Geschichte der FN begonnen. Wie üblich, hatte ich keinen Plan. Dafür hatte ich eine Vorstellung. Die FN ist ganz offensichtlich eine wichtige Organisation in unserem Staat, unserer Gesellschaft, unserem Sport. Die Geschichte dieser Organisation nachzuzeichnen, damit wir unsere Gegenwart besser begreifen können, schien mir wichtig.

Ich persönlich hatte nur eine sehr vage Vorstellung von der FN. Um die Ziele, Wirkungsmechanismen, Vorstellungen dieser Organisation verstehen zu können, schien mir eine Kenntnis der Geschichte notwendig, vielleicht sogar hinreichend. Denn wenn man verstanden hat, wie sich etwas entwickelt hat, bis es so ist, wie man es wahrnimmt, kann man diese Wahrnehmung einordnen und damit umgehen.

Das aber ist Voraussetzung dafür, die Zukunft dieser Organisation möglicherweise zu beeinflussen. Denn wir sind ja alle Mitglieder unseres Staates, unserer Gesellschaft, wir treiben alle in unterschiedlicher Weise Sport, und wenn wir nicht Einfluß nehmen, tun es andere für uns. Einflußnahme ist nicht nur erwünscht, sondern notwendig. Dabei begreife ich Einflußnahme nicht nur als direkten Handlungsimpuls. Einfluß wird auch über Gedanken genommen.

Wenn sich die Vorstellung vom Pferd in der Gesellschaft ändert, kann auch eine Organisation wie die FN davon nicht unbeeinflußt bleiben. Insofern wäre mein Versuch, die Geschichte der FN nachzuzeichnen, und zwar so, wie sie sich im Spiegel meiner Wahrnehmung reflektiert, durchaus eine Art Einflußnahme, und zwar nicht nur durch die Artikel selbst, sondern auch über die Rezeption der vielen Leser, die im Laufe der Wochen und Jahre diese Artikel lesen werden.

Urlaub

Pferdereich Mühlviertler Alm

Daher scheint es mir gerechtfertigt, sich für diese Arbeit die notwendige Zeit zu nehmen. Nach drei Ausgaben erkenne ich, daß es mit einer Handvoll Artikeln nicht getan ist. Wenn ich in diesem Tempo weitermache, werden es vielleicht ein Dutzend oder noch mehr Ausgaben.

An sich kein Problem, aber auf die Dauer ermüdet es, sich immer nur mit einem Thema zu beschäftigen. Es wird also Zeit, einmal etwas anderes dazwischenzuschalten. Schließlich bleibt die FN noch ein ganzes Jahr lang 100 Jahre alt. Bis zum 4. Februar 2006 werde ich die Geschichte der FN bestimmt ausreichend nachgezeichnet haben.

In der nächsten Woche beschäftigen wir uns deshalb zur Abwechslung mit einem ganz anderen Thema. Ich werde über einen kleinen Reiterurlaub berichten, den ich am vergangenen Wochenende im Mühlviertel in Oberösterreich genießen durfte und der der Grund dafür ist, daß diese Ausgabe mit ein paar Stunden Verspätung erscheint.

Auf dem nebenstehenden Foto, sieht man rechts unseren Wanderreitführer Ludwig Kriechbaumer und unten die Ohren der Stute Flora, die mir für ein paar Tage zur Verfügung stand. Ich hatte noch keine Zeit, die Fotos sorgfältig zu sichten. Meine Absicht war, so gut wie möglich die Eindrücke, die ein Reiter gewinnt, in Bilder zu übersetzen. Ob mir das gelungen ist, muß sich erst noch erweisen.

Auf jeden Fall war es eine neue Erfahrung, unter bewegten Umständen die Kamera zu bedienen. Wenn man bedenkt, daß dieser Apparat zum Beispiel die Entfernung selber mißt, kann man sich vorstellen, daß im Schritt oder gar Trab, vom Galopp ganz zu schweigen, möglicherweise vollkommen unbrauchbare Ergebnisse erzielt werden, vielleicht aber auch die Art von Aufnahmen, die mir vorschwebten. Wir dürfen also gespannt sein. Dieses Foto gefällt mir schon ganz gut. Es ist nicht gestellt und zeigt eine wunderschöne Landschaft, deren Anmutung sich alle zwei Minuten vollkommen ändert.

Chefredakteur und Herausgeber

Heidi Keppel

Tipps für entspanntes Reiten X
Von  › Heidi Keppel

In den letzten 9 Wochen haben wir nun alle Grundvoraussetzungen für entspanntes Reiten genauestens unter die Lupe genommen, wobei wir unser Augenmerk vor allem auf die Vermeidung von Verspannungen gelenkt haben.

Nun möchte ich Ihnen zum Abschluss dieser Serie noch ein paar praktische Tipps geben, wie Sie bereits bestehende Verspannungen am besten lösen bzw. ein generell zu vermehrter Anspannung neigendes Pferd von seinen Ängsten und negativen Befürchtungen ablenken können.

Bei ängstlichen, nervösen und übersensiblen Tieren (die Mehrzahl verkrampfter Pferde gehört diesem Typ an) ist es besonders wichtig, dass jede Trainingseinheit ruhig und mit einer möglichst eintönigen Routine beginnt. Hektisches Putzgehabe oder z.B. ständig wechselnde Putzplätze sind für Pferde dieses Naturells absolut Gift und machen aus ihnen in kürzester Zeit rundherum verkrampfte Nervenbündel.

Selbstverständlich kann jedes Pferd im Laufe seines Lebens lernen, mit kleineren oder größeren Veränderungen locker umzugehen, aber gerade in der Anfangszeit der Ausbildung eines überempfindlichen Tieres ist Ruhe und Geduld besonders wichtig, denn sonst kann es passieren, dass aus einer nicht weiter schlimmen Nervosität handfeste, nur mehr schwer regulierbare Neurosen werden. Leider geht dies oft schneller, als wir es uns vorstellen können!

Auch für das Erlernen der einzelnen Reitlektionen und das tägliche Training gilt, dass ein sich täglich wiederholender Ablauf mit möglichst ähnlichem Übungsaufbau nervöse Pferde rasch beruhigt, während zuviel Abwechslung solche Tiere immer hektischer werden lässt. Diese Tatsache kann man sich aber umgekehrt bei faulen bzw. phlegmatischen Pferden zunutze machen, indem man diese mit besonders abwechslungsreichem Programm aufmuntert und zu mehr Aufmerksamkeit veranlasst.

‚Faule' Tiere sind nämlich - sofern sie nicht aufgrund von Schmerzen die Bewegung scheuen - meist geistig unterfordert und weigern sich mitzuarbeiten, weil sie sich langweilen. Solche Pferde neigen übrigens eher zu Verkrampfungen, wenn sie gezwungen werden, bestimmte Übungen öfter hintereinander zu wiederholen. Ihnen sollte man neue Übungen nicht in einem Durchgang, sondern mit Unterbrechungen (in denen andere bekannte Lektionen absolviert werden) beibringen, denn dann bleibt die Arbeitsfreude erhalten.

Nervöse Tiere hingegen tun sich oft leichter, wenn man ihnen länger Zeit gibt, um sich auf eine Übung zu konzentrieren, ein zwischenzeitliches Einfügen von anderen Lektionen stört bei ihnen den Lernvorgang meist empfindlich. Als Entspannungsmöglichkeit ist es bei solchen Pferden eher angebracht, zwischen den etwas längeren Lern- bzw. Trainingsphasen Pausen mit Schrittgehen am langen Zügel einzuschalten - die Aufnahme- und Arbeitsbereitschaft steigt dabei ganz enorm.

Ein Umstand, der auf faule Tiere nicht zutrifft, denn sie würden durch solche Pausen nur wieder Gefallen am süßen Nichtstun gewinnen und müssten danach erst wieder mühsam ‚aktiviert' werden. Jeder Reiter bzw. Pferdebesitzer sollte deshalb genau beachten, mit welchem Typ Pferd er es zu tun hat, und dann das tägliche Training darauf abstimmen, um so die bestmöglichen Erfolge zu erzielen.

Es gibt aber auch Übungen, die für jeden Pferdetyp geeignet sind und bei richtiger Anwendung das Lösen des Pferdes sehr erleichtern. Vor allem das gleichmäßige Traben in Form einer Acht (8) und das Durchreiten einer Pylonenreihe in Form einer Schlangenlinie im Schritt oder Trab wirkt sich aufgrund des gleichbleibenden Tempos bei mehrfacher Wiederholung auf nervöse Tiere sehr beruhigend aus, während faule Pferde durch den ständigen Richtungswechsel zu vermehrtem Mitdenken angeregt werden.

Bei Pferden, die dazu neigen, auf geraden Linien immer schneller zu werden, ist das zwischenzeitliche Abwenden auf eine Kreislinie, am besten eine Volte, anzuraten, um so ohne Kampf das Tempo zu drosseln (Pferde müssen auf einer Kreislinie langsamer werden, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen), was schon nach wenigen Minuten zu einer deutlichen Entspannung des ehemals hektischen Pferdes führt. Bei ängstlichen Pferden mit einem hohen Ausbildungsstand können auch diverse Seitwärtsgänge zur Beruhigung und damit auch zur Entspannung beitragen.

Vollblutpferde, die aufgrund ihres nervösen Temperaments stets mit hoch erhobenem Kopf laufen wollen und sich dabei im Genick festmachen, wobei der Unterhals völlig verkrampft nach vorne geschoben wird, sollte man nicht mit Hilfszügeln in die gewünschte Stellung zwingen, sondern durch beruhigende und vertrauensfördernde Arbeit davon überzeugen, dass ein locker getragener Kopf mit nach vorne-abwärts gestrecktem Hals die bedeutend angenehmere Haltung ist.

Während des Reitens erreicht man dies sehr gut, indem man bei hingegebenem Zügel den Mähnenkamm massierend hin- und herbewegt und sanften Druck auf den hinteren Genickbereich ausübt. Im Schritt funktioniert dies erfahrungsgemäß bei den meisten Pferden innerhalb weniger Sekunden, im Trab dauert es meist länger, doch mit ein wenig Geduld erreichen Sie auch hier früher oder später, dass Ihr Pferd die Halsmuskeln entspannt und den Kopf in die gewünschte Position senkt.

Üben können Sie das Ganze auch vom Boden aus, wobei es - korrekt ausgeführt - vor allem auch das Aufhalftern bzw. Aufzäumen sehr erleichtert, wenn das Pferd sozusagen auf Knopfdruck den Kopf bereitwillig senkt. Sehr hilfreich ist diese Übung auch bei der Ausbildung von Trailpferden (Westernpferde, die einen Hindernisparcours in schöner Manier bewältigen müssen), da man diese damit leichter zu vermehrter Aufmerksamkeit (deutliches Anschauen des zu überwindenden Hindernisses) animieren kann.

Grundsätzlich sollten - meiner Meinung nach - lebhafte und nervöse Tiere vor dem Reiten möglichst longiert werden, um die bei solchen Pferden (vor allem bei nicht ausreichendem freien Auslauf) fast immer vorhandene Anspannung ohne störendes Reitergewicht abzulegen. Vor allem das Traben über am Boden liegende Stangen oder niedrig eingestellte Cavalettis wirkt beruhigend und fördert eine korrekte und entspannte Kopfhaltung.

Wichtig ist allerdings auch beim Longieren, dass Sie auf die Bedürfnisse des jeweiligen Pferdes Rücksicht nehmen, damit es nicht zum gegenteiligen Effekt kommt. So ist z.B. absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie Ihrem Pferd gestatten, seine überschüssige Energie in Form von flottem Trab oder auch Galopp (ev. sogar mit einigen erlaubten Bucklern) abzubauen, sofern das Tier dadurch binnen kürzester Zeit ruhiger und ausgeglichener wird. Es hat jedoch keinen Sinn, jedes Pferd einfach prinzipiell vor dem Reiten an der Longe durch die Gegend zu hetzen, wenn das arme Tier sich dabei nur grenzenlos aufregt und somit dadurch immer hektischer und nervöser wird.

Ein gesundes Mittelmaß sollte also auch hier angestrebt werden, wobei bei reiner Stallhaltung natürlich auch noch eine angemessene Aufwärmphase im Schritt einzukalkulieren ist, um vor allem den Sehnen keinen Schaden zuzufügen. Wenn Sie auf Ihr Pferd in dieser Hinsicht immer Rücksicht nehmen, wird es wohl kaum irgendwelche Probleme mit dem Bewegungsapparat geben, und Sie beugen damit automatisch jeglichen Muskelverspannungen vor.

Sollte Ihr Pferd sich jedoch trotzdem einmal einen Muskelkater geholt haben und aus diesem Grund beim darauffolgenden Training deutliche Verkrampfungen zeigen (äußert sich in Bewegungsunwilligkeit und ev. Berührungsempfindlichkeit, wobei starke Verspannungen vor allem im Hals-, Schulter- Rücken- und Hinterhandbereich als deutliche Verhärtungen der sonst weich nachgebenden Muskulatur beim Betasten auch direkt spürbar sind), würde ich von erneuter reiterlicher Belastung bis zur Besserung der Symptome dringend abraten. Eine durchblutungsfördernde Massage der betroffenen Regionen und anschließendes Longieren im Arbeitstrab löst die Verspannungen bei weitem besser und fördert eine rasche Erholung der überanstrengten Muskeln.

Unterstützend dazu können Sie Ihrem Pferd 2-3 mal eine Gabe (10-15 Tropfen) Arnica D12 (heilt sämtliche Muskelverletzungen) und/oder Acidum sarcolacticum D6 (spezielles Mittel gegen Muskelkater) in derselben Dosierung verabreichen.

Somit wäre ich am Ende meiner Empfehlungen, die ich Ihnen zum Thema ‚Entspanntes Reiten' geben kann, angelangt. Nächste Woche werde ich Ihnen - der Jahreszeit entsprechend - die Vor- und Nachteile von verschiedenen Weidehaltungsformen präsentieren, wobei auch praktische und medizinische Tipps nicht zu kurz kommen werden.

Siehe auch   › Autoren-Messeseite

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