In der Fotodokumentation der Hop Top Show 2003, die ich in der Rezension dieser Ausgabe besprochen habe, kommen die Thunderguys ebenfalls vor - damals müssen sie überwiegend mit Motorrädern aufgetreten sein.
Diesmal haben sie zwar auch ein Motorfahrzeug benutzt, ein Quad, aber nur ganz am Rande. Das Ding fuhr herein, wurde abgestellt, und fuhr zum Schluß mit einem gewaltigen Funkenschauer heraus. Die Show gehörte den Pferden und Reitern.
In der Mitte der Bahn bauten menschliche Posten eine Abtrennung auf, und bald war klar, warum die benötigt wird: Die Thunderguys ließen ihre Pferde mit Volldampf die Bahn heruntergaloppieren und vollführten dabei die waghalsigsten Manöver (auf neudeutsch: Stunts), konnten sich also infolgedessen nicht mit so langweiligen Aufgaben wie Kontrolle und Lenkung des Pferdes abgeben.
Ein Pferd im panischen Galopp nimmt den Weg, der sich ihm bietet - insofern wirkte die Absperrung ausgezeichnet. Wie die Jungs und das eine Mädchen die Pferde dann nach der Runde wieder zum Stehen brachten, konnte ich gar nicht beobachten, weil schon der nächste unterwegs war und das Publikum durch eine weitere halsbrecherische Übung in Atem hielt.
Leider waren die Lichtverhältnisse entsetzlich schlecht, so daß die Fotos entsprechend dürftig ausgefallen sind. Das Publikum hat vermutlich ebenfalls kaum Einzelheiten wahrnehmen können, sondern einfach nur gestaunt, auf welche Weise man sich auf Pferden halten kann oder auch nicht: Denn die Artisten sprangen zuweilen im vollem Galopp ab und gleich wieder auf.
Selbstverständlich gehören solche Übungen unter Umständen zum Repertoire der Voltigierer - aber die machen daraus keine atemberaubende Klamaukschau, sondern eine Kunstübung. Das ist der Unterschied! Hier ging es um Krawall, um Sensation, um platte Unterhaltung.
Die ist der Truppe nicht zuletzt deshalb so gut gelungen, weil die Mitglieder ohne Pause um die Runde jagten. Der eine war noch nicht ganz am Ziel, da bretterte der nächste schon los. Das Publikum wurde durch die rasante Abfolge der Nummern ganz in den Bann geschlagen. Das Motto dieser Nummer hieß denn auch: Tempo. Die nächste Nummer hieß Tempo Kamel, was ein bißchen aus dem Rahmen fällt. Die Beschreibung lautet:
| Der Vorhang geht auf und Herbert Stein macht mit 3 Kamelen ein Rennen, 1-2 mal herum und raus. Danach Ehrenrunde Thunderguys und raus. | | |
Tatsächlich gab es nur eine Runde und die wurde von den Thunderguys geritten, aber das reichte auch. Der "Spacewagon" versprühte sein Feuer, womit die beiden Nummern ihren Abschluß fanden. Genau: Die Kostüme der Thunderguys sollten wohl "Spacesuits" sein - der Bezug zu den Stunts ist nach meinem Dafürhalten eher willkürlich. In Bern sind sie als wilde Mongolen aufgetreten, was viel besser paßt. Aber in diesem Zusammenhang ist der Spacewagon natürlich nicht zu gebrauchen. Und so eine Funkenfahne ist ja auch nicht zu verachten - die macht auf jeden Fall was her, auch wenn es nichts mit Pferden zu tun hat.
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