| | Es dämmert - was kommt da auf uns zu? | | | |
| | | Noch ist kaum etwas zu erkennen | | | |
| | | Zwei Kladruber-Schimmel-Sechsspänner | | | |
| | | 48 Hufe in kontrollierter Parallelfahrt | | | |
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K.K.Z. und F.R.E.A.A.E. Kladruber, Kamele, Zirkus und Spanische Reitkunst aus Andalusien von Werner Popken |
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Sportliche Höchstleistungen - mit dem Gedanken, daß diese keinen Platz in einem Musical haben, beendete ich den Artikel der letzten Woche. Selbstverständlich gehört der Sport zur Equitana, und deshalb gab es auch entsprechend viele sportliche Wettbewerbe. Zwei davon habe ich fotografisch dokumentiert und umfangreiches Material zu dieser Ausgabe veröffentlicht: Der Equitana Kühnle-Kinder-Cup und der Equitana USG-Hallen-Cup.
Der Kinder-Cup wurde von Kindern prominenter Fahrer bestritten. Einzelheiten finden Sie im Angebot der Woche beziehungsweise der Rückschau Angebote der Messeseite der Firma Kühnle, die diesen Wettbewerb gestiftet hat. Der Hallen-Cup wurde von Spitzensportlern ausgefahren, allen voran Vierspänner-Weltmeister Michael Freund.
Auf der Equitana wurde diese Form des sportlichen Wettbewerbs vor vielen Jahren erstmals erprobt. Der Fahrsport, speziell der Vierspänner-Fahrsport, schien damals eine Domäne des Freigeländes zu sein.
Mit der erfolgreichen Verpflanzung in die Halle können die Fahrer nun nicht nur unabhängig von jeder Witterung und Jahreszeit ihren Sport ausüben, auch das Publikum hat viel bessere Chancen, hautnah am Geschehen zu sein. So gesehen dient der Hallen-Fahrsport der Popularisierung dieser Sportart. Und letzten Endes profitiert auch der Fotograf, der von einem einzigen Standpunkt aus über optimale Bedingungen verfügt, jedenfalls was die Motive anlangt - die Lichtverhältnisse lassen natürlich sehr zu wünschen übrig.
Der Wettbewerb war übrigens sehr spannend: Peter Tischer schlug erneut, wie schon auf der Equitana 2003, Michael Freund um etwa eine halbe Sekunde. Beide freuten sich darüber sehr, Tischer über seinen Sieg und Freund darüber, daß er nicht immer gewinnt. Das ist wichtig, weil der Sport spannend bleibt, wenn die Teilnehmer annähernd gleich stark sind.
Den dritten Platz holte sich der Schweizer Daniel Würgler, nationaler Meister und mehrfacher DM-Teilnehmer, der allerdings schon mehr als zehn Sekunden zurücklag. Zusammen mit dem siebenfachen Tschechischen Meister Peter Vozab, dessen Bravourleistung ich bereits in der letzten Ausgabe gewürdigt habe, bestritt Würgler die Nummer mit dem Titel "Heimat" in der Hop Top Show - inoffiziell "Heiße Räder" genannt.
Beide, Würgler und Vozab, setzen Kladruber Schimmel ein. Das Nationalgestüt » Kladruby an der Elbe liegt 75 Kilometer östlich von Prag und wurde 1579 von Kaiser Rudolf II., der in Prag residierte, gegründet. Damit sind die Altkladruber die älteste planmäßig gezüchtete Kulturpferderasse in Mitteleuropa. Früher wurden mehrere Farben gezüchtet, heute nur noch Rappen und Schimmel, die Schimmel in Kladruby, die Rappen in der Außenstelle Slatinany.
Peter Vozab fährt zu Hause in Kladruby sogar zehnspännig - der Prospekt des Nationalgestüts zeigt eine entsprechende Abbildung. Auf der Hop Top Show fuhren beide Spitzenfahrer sechsspännig. Daniel Würgler hatte im Februar 2004 diese Variante des Fahrsports in der Halle auf der Messe Pferd Bodensee in Friedrichshafen aus der Taufe gehoben (siehe Bildschirmschoner PferdBodensee - Sechsspänner).
Nun mag man vielleicht denken - wieso nicht? Zweispännig, vierspännig, sechsspännig - wo ist da das Problem? Nun, die Dimension wird vielleicht deutlicher, wenn man weiß, daß Spitzenfahrer wie Michael Freund und Christoph Sandmann es ablehnen, sechsspännig zu fahren. An der nötigen Zahl der Pferde mangelt es den Spitzfahrern allesamt nicht. Es muß wohl der Schwierigkeitsgrad sein, der sie abhält. Peter Tischer findet aber Gefallen an dieser Idee und will sich damit befassen. Er hofft, daß er nächstes Jahr mitfahren kann.
Daniel Würgler und Peter Vozab fuhren mit ihren Kladruber Schimmeln eine Kür, die keinen Gedanken an Schwierigkeiten aufkommen ließ. Die Kladruber sind eine der wenigen Pferderassen, die ursprünglich als Wagenpferde für den kaiserlich-königlichen Hof gezüchtet wurden und heute noch vorzugsweise für den Fahrsport eingesetzt werden. Darüber hinaus eignen sich die Kladruber aber auch als Reitpferde und werden speziell von Freunden der klassischen Reitkunst geschätzt. Zunehmend entdecken Freizeitreiter die "sanften Riesen", weil sie langlebig sind und einen besonders gutartigen, nervenstarken Charakter haben - notwendig für ihren Einsatzzweck als königlich-kaiserliche Wagenpferde.
Das Gestüt bietet eine Fülle von Dienstleistungen rund um das Pferd und bietet sich auch als Ziel von Urlaubsreisen und Ausflügen an. Im Jahre 2002 wurden das Gestüt und die Stammherde Altkladruber Schimmel als Nationales Kulturdenkmal Tschechiens anerkannt. Zwei Jahre später, also im letzten Jahr, wurde die 425-Jahr-Feier der Gestütsgründung zelebriert.
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