| | | Vizemeister 2001, Foto Reiterstübchen | | | |
| | | Etwa die Hälfte der Pokale, Reiterstübchen Oben links: Weltmeister Einspänner 2003 | | | |
| Als Bernhard Bücker wieder in das Turniergeschehen eingriff, hatte sich die Szene stark gewandelt. Früher sind die Fahrer mit Behinderung ausschließlich im Regelsport gestartet und tun dies auch heute noch - was an sich schon höchst bemerkenswert ist, denn in keiner anderen Sportart messen sich Sportler mit Behinderung mit Sportlern ohne Behinderung, weil ein solcher Vergleich normalerweise unfair und völlig uninteressant wäre.
Im Fahrsport haben die Fahrer mit Behinderung jedoch im Wettbewerb mit den anderen Sportlern echte Chancen. Jutta Lehmeyer hatte bereits ein Beispiel für einen sportlichen Erfolg Bernhard Bückers im Regelsport aus diesem Jahr genannt.
Die speziellen Turniere für behinderte Fahrer sind hingegen eine ganz junge Erfindung. Deutschland ist in dieser Hinsicht tonangebend, denn nirgendwo sonst gibt es bisher nationale Meisterschaften - und in Deutschland wurde in diesem Jahr bereits die 4. ausgefahren.
Bernhard Bücker ist stolz darauf, bei dieser Entwicklung eine ganz wesentliche Rolle gespielt zu haben und immer noch zu spielen, und machte mich ausdrücklich auf diese Tatsache aufmerksam, die mir bisher gar nicht bewußt geworden war - wie denn auch? Man hat ja keinen Vergleich.
Und wenn er und sein Pferd in diesem Jahr nicht besonders gut in Form waren, heißt das für die Zukunft noch gar nichts. Vielleicht sieht die Sache im nächsten Jahr schon ganz anders aus. Auf jeden Fall mischt er nach wie vor national und international ganz vorne mit.
Vater und Sohn sehen den Sport gleichermaßen gelassen: "Der Spaß muß bleiben!" Aber ohne eine gehörige Portion Ehrgeiz geht es natürlich nicht.
In seinen jungen Jahren ließ Tobias allerdings keine große Begeisterung für den Fahrsport erkennen. Tobias spielte Fußball, probierte zwar mal das Fahren, fand es aber nicht so spannend und gesellig wie den Fußball. Die Sache schien gestorben. Dem Vater war es recht, denn auch der Fußball war gut für die Persönlichkeitsentwicklung seines Sohnes und allemal besser als tausend andere Möglichkeiten, die Jungen in dieser Altersgruppe austesten.
Eine überraschende Wendung ergab sich mit der Annäherung an das 18. Lebensjahr, denn dann würde der Sohn in die Riege der Fußball-Senioren wechseln müssen, und das paßte ihm nicht. Also gab er dem Fahrsport noch einmal eine Chance. Und hatte offenbar ein besonderes Händchen - von Anfang an fuhr der Sohn zweispännig und hatte Erfolge.
Landestrainer Karl-Heinz Wiemer, bei dem Tobias das silberne Farbzeichen erwarb, erkannte das Talent seines Schülers und regte eine vierspännige Anspannung an - passende Ponies standen im Stall. Und dann sagte der: "Ich nehme dich mal mit." Zu einem Treffen mit dem Bundestrainer für die Vierspänner, » Ewald Meier.
"Ich bin da ganz gelassen aufgetreten - was hatte ich zu verlieren? Ich war ja nichts, bin die Sache einfach locker flockig angegangen! Erst einmal habe ich es mir aber verdorben!" Der Bundestrainer ist nämlich sehr genau, und Verspätungen kann er absolut nicht leiden. Tobias kam fünf Minuten zu spät. Die einzelnen Prüfungen waren auch nicht besonders, aber recht gleichmäßig, so daß er die kombinierte Wertung auf Anhieb gewonnen hat. Ein Riesenerfolg!
Daß der Vater, die Eltern, die ganze Familie den Sohn im Fahrsport uneingeschränkt unterstützen ("meine Brüder sind begeisterte Beifahrer"), ist nur zu verständlich. Mit dem Fahrsport ergaben sich nun vollkommen neue Möglichkeiten für die Familie. Natürlich ist dieses Hobby wesentlich aufwendiger als Fußball, aber glücklicherweise können sich die Bückers diesen Luxus erlauben. Und immer noch sieht Tobias, sieht die ganze Familie den Fahrsport als Hobby an, trotz der gewaltigen Erfolge, die in relativ kurzer Zeit erreicht wurden.
Die Krönung der Laufbahn bisher ist die Weltmeisterschaft für Einspänner im Jahre 2003. Wie das? Fuhr Tobias nicht zweispännig? Oder gar vierspännig? Und nun einspännig? "Im Vierspänner hätte ich keine reale Chance gehabt. Für die Zweispänner und Einspänner ist » Eckardt Meyer zuständig, und die beiden Bundestrainer haben sich kurzgeschlossen. Wir haben es probiert und es hat geklappt!" (» Vier WM-Titel für deutsche Fahrer in Karlstetten/AUT)
Auf Ewald Meier hält Tobias Bücker große Stücke - er schwärmt geradezu für ihn. "Von ihm habe ich unglaublich viel gelernt." Und auch der Vater bewundert den Bundestrainer, weil er seinen Beruf und seine Aufgabe so ernstnimmt und seine Schützlinge entsprechend fordert. "Wenn die abends ein bißchen länger gemacht haben, holt der Bundestrainer die morgens aus dem Schlaf!"
Der oder die Bundestrainer sind offenbar selbst Weltspitze - die Sensationsmeldung über den deutschen Erfolg im Jahre 2003 in Karlstetten ist kein Ausreißer: Die deutschen Fahrer sind nicht nur in der Abteilung "Fahrer mit Behinderung" führend, sondern auch bei den Ponies und den Großpferden. Und bei den Ponies spielt Tobias Bücker in allen Lagern mit und überall eine große Rolle.
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