Denn mit der Station und dem Museum hatte doch die Senner Zucht zwei weitere aktive Partner gefunden, an sich eine begrüßenswerte Entwicklung - wenn auch das Ergebnis, nämlich Hengstfohlen, zunächst enttäuschen muß. Denn durch die enge Verwandtschaft der wenigen verbliebenen Mitglieder der Rasse können sich die Hengste nicht um das Überleben der Rasse verdient machen; es kommt auf die Stuten an.
In seinem Beitrag " Der Wiederaufbau der Sennerzucht seit den 1970er Jahren" im Buch "... so frei, so stark ..." aus dem Jahre 2002 beklagt sich Karl-Ludwig Lackner ganz klar über mangelnde züchterische Unterstützung:
| Marius hinterließ mit Indra die Stute Mirka, die ich 6-jährig als Reitpferd verkaufte. Heute ist sie 26 Jahre alt und lebt noch immer der ihren damaligen Käufern, die ich trotz des eindringlichen Hinweises auf Ihre wertvolle Abstammung nicht dazu bewegen konnte, die Stute decken zu lassen. | | |
Im Buch Rückkehr der Senner Pferde aus dem Jahr 2003 stellt Lackner in seinem Beitrag "Niedergang und Wiederaufstieg von 1945 bis heute" schließlich befriedigt fest:
| Temperamentvoll, dabei diszipliniert
Um sich einen Einblick von der Schönheit der Senner und ihrer Leistungsfähigkeit zu machen, bot der Tag der Jagd im September 2002 beste Gelegenheit. Im Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold waren an diesen denkwürdigen Tag 13 Senner unter dem Sattel zu sehen. Von der 19-jährigen Zuchtstute bis zu zwei gerade angerittenen 4-jährigen Remonten präsentierten sich alle Pferde temperamentvoll, aber diszipliniert hinter der Lipperlandmeute. Hier bewiesen sie einmal mehr ihren jahrhundertealten guten Ruf als Jagd- bzw. Vielseitigkeitspferde. Ihre Existenzberechtigung ist ohne Frage.
Ausweitung der Zucht
Mit einer einzigen Ausnahme stammten diese 13 Senner alle aus der Zucht der Familie Lackner. Das macht deutlich, wie existenziell wichtig für den Erhalt der Senner die Verteilung der Zucht auf mehrere Schultern ist.
Die Biologische Station Senne hat mit dem Ankauf der Stute Karina den Anfang für eine kontinuierliche Zucht gemacht. Diese wunderschöne Stute erwartet schon ihr drittes Fohlen. Mit der Einrichtung und der Betreuung der Wildbahn in der Moosheide wurde eine weitere wichtige Voraussetzung geschaffen, durch eine artgerechte Haltung gesunde und widerstandsfähige Pferde aufziehen zu können, wie sie heute von den Reitern verlangt werden.
Das Westfälische Freilichtmuseum, traditionsreiche Stätte des früheren Sennergestüts, übernahm im Jahre 2001 zwei Stuten aus der Zucht der Familie Lackner, um für den künftigen Erhalt dieser Rasse zu sorgen: die bewährte alte Senner Stute Nadine von Kallistos x, die erfolgreich Springprüfungen bis zur Klasse M absolviert hat, und die 5-jährige typvolle Dorinah von dem Vollblüter Rio Grande xx. | | |
Also alles auf dem besten Wege? Offenbar nicht oder nicht mehr, denn Lackner scheint sich inzwischen von den beiden anderen Partnern zu distanzieren und wird in der Vereinbarung zwischen Museum und Station gar nicht erwähnt. Das ist mit Sicherheit sehr bedauerlich, denn Lackner hat nicht nur für das Überleben der Senner gesorgt, er ist der beste Kenner der Sennerzucht. Sein Rat dürfte unschätzbar sein, seine Mitarbeit unverzichtbar. Wie mag das zu erklären sein?
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