Leserbrief › 1288 zu Ausgabe › 269 27.05.04
Farisha-Arabians Porträt in der Pferdezeitung
Sehr geehrter Herr Dr. Popken,
als freiberufliche Journalistin und passionierte Pferdefrau habe ich in meinen Jahren in Amerika eine Menge Gestüte und Züchter besucht und gelegentlich darüber geschrieben.
Nun wieder in Deutschland bin ich wieder in Sachen Pferdezucht auf Reisen und hatte das Glück, am Samstag den Funkenhof besuchen zu dürfen. Ich war tief beeindruckt und freute mich sehr, als die Sissmanns mir erzählten, dass Sie am Donnerstag dort zu Besuch waren, um ein Porträt über Farisha-Arabians zu schreiben. Voll Vorfreude und Ungeduld wartete ich auf Ihren Artikel und war dann zutiefst enttäuscht. Nichts von dem, was ich dort gesehen und gefühlt hatte, fand ich in Ihrem Bericht wieder, dafür eine meiner Meinung nach völlig deplazierte endlos lange Abhandlung über Pferdefotografie und Bildbearbeitung. Kann es wirklich sein, dass Sie nichts von dem, was den Funkenhof wirklich ausmacht, mitbekommen haben?
Nun ja, ich jedenfalls habe dies zum Anlass genommen, einen eigenen Artikel über Farisha-Arabians zu schreiben, den Sie hier als Anlage finden und den sie, wenn Sie möchten, gern veröffentlichen dürfen. Ich hoffe Sie verzeihen mir, dass ich den ersten Satz (den ich super finde) von Ihnen kopiert habe.
Mit kollegialen und freundlichen Grüssen
A. Deness
| Farisha-Arabians - ein Märchen aus 1001 Nacht?
Auf den ersten Blick erscheint es dem Besucher des Funkenhofes tatsächlich so. Auf satten grünen Weiden so weit das Auge reicht grasen die insgesamt 16 vierbeinigen Bewohner des Funkenhofes in friedlicher Eintracht. Wunderschöne Pferde mit edlen Araberköpfen, großen Augen und herrlichem Behang erfreuen den Betrachter bei einem Rundgang über die Weiden. Auf der einen Seite die feurigen, stolzen Hengste, jeder auf einer eigenen Weide, immer mit einem wachsamen Blick auf die auf der anderen Seite grasende Stutenherde und in der Mitte die Prinzessin des Funkenhofes, Dieone, Tochter des legendären Euben mit ihrem jüngsten Hengstfohlen Dhimaar.
Gerade mal einen Monat alt ist der kleine Kerl, der sich dem Kenner schon jetzt als späterer Traumhengst präsentiert.
Vertrauensvoll und angstfrei galoppiert er dem Besucher entgegen, lässt sich berühren und scheint dies sichtbar zu geniessen. Kein Wunder, er wurde wie jeder neue Zögling des Funkenhofes liebevoll von den Sissmanns auf dieser Welt willkommen geheissen.
1991 ging für Barbara und Werner Sissmann ein Traum in Erfüllung. Nach langer Suche war der Funkenhof als neues Zuhause für die beiden ambitionierten und erfolgreichen Architekten und ihre 3 Pferde gefunden und gekauft worden. Der ehemalige Hengstaufzuchtsstall der Thörners, mit denen die Sissmanns noch heute eine innige, respektvolle Freundschaft verbindet, wurde neues zu Hause und Grundstein für die kleine, aber feine Araberzucht, die seitdem dort entstanden ist. Begeistert von den polnischen Arabern der Thörners starteten die Sissmanns ihre eigene Zucht zunächst mit Stammstute Farisha, Cetalia und Mantilla. Später kam die lang umworbene Dieone dazu. Der Name Farisha-Arabians entstand jedoch durch Shems el Farisha, das erste Pferd von Barbara Sissmann, das durch Charakter und Schönheit auch mit ihren heute 20 Jahren immer noch besticht. Zwei herrliche Fohlen, Farah und Favor, schenkte Farisha das Leben. Auch sie beide bis heute fester Bestandteil des Funkenhofs. Favor hat sich inzwischen zu einem wunderschönen, rittigen Hengst entwickelt, charakterlich wie seine Mutter, sanft und feurig zugleich. Farah führt als Zuchtstute ein herrliches Leben.
Ja, und da sind wir wieder bei dem Märchen aus 1001 Nacht. Für die Pferde und Hunde (drei wunderschöne Australian Shepherds!) des Funkenhofs stimmt das sicher, für die zweibeinigen Bewohner jedoch bedeutet der Funkenhof auch Verzicht, klare Zielsetzung, Kraft und Hingabe. Hier wird nicht "produziert" sondern mit Herz und Verstand auf Klasse statt Masse gesetzt. Hier geht es nicht um Profit und Kommerz, sondern um Passion und Lebenseinstellung, die verwirklicht werden will. Um dem enormen finanziellen und arbeitsmäßigem Aufwand gerecht zu werden, wurden hier die Aufgaben geteilt. Barbara Sissmann, die "Außenministerin", bringt ihre architektonischen Kenntnisse in das Bauamt einer nahegelegenen Stadt ein, während Werner Sissmann, der "Innenminister" die tägliche Arbeit auf dem Hof bewältigt und freiberuflich mit Leidenschaft vor allem landwirtschaftliche Projekte plant und durchführt. So ist u.a. so manche Reitanlage im deutschen Land unter seiner kompetenten Leitung entstanden.
Zucht, Aufzucht und Pflege der Pferde teilen sich die beiden. Viel Wissen wird benötigt um die richtigen Anpaarungen zu schaffen und aus gesunden Stuten gesunde Fohlen zu ziehen. Charakterlich einwandfreie, rittige, dem Menschen zugewandte Araber mit Leistungsbereitschaft und robuster Gesundheit sind das Ziel der Zucht. Fleiss und 24-Stunden Bereitschaft gehören für die Sissmanns zum täglich Alltag. Dass sie dies mit Liebe tun, davon kann sich jeder überzeugen, der die auf dem Funkenhof gezüchteten Pferde genau beobachtet. Nicht nur schön sind sie, auch vertrauensvoll, neugierig, sensibel und sanft im Umgang mit den Menschen. Und ein gewaltiges Gangwerk haben sie! Traumhafte, ausdauernde Reitpferde wie Magnifico, Divina, Majon usw. haben hier das Licht der Welt erblickt.
Glücklich der, der hier ein Pferd nach kompetenter Aufzucht erwerben darf. Auf Herz und Nieren prüfen Barbara und Werner Sissmann die künftigen Besitzer ihrer liebevoll gezogenen Araber. Arbeit und Hingabe, die in einem 3-4 jährigen Jungpferd der Sissmanns stecken können ohnehin nicht mit Geld bezahlt werden, aber ein gutes Zuhause in fördernde Hände und artgerechte Haltung ist Grundvoraussetzung für jeden Farisha-Arabian, der den Hof verlässt. Davon überzeugen sich Barbara und Werner Sissmann im Vorfeld und bieten auch für das Danach ihre kompetente Hilfe an: Wer ein Pferd bei den Sissmanns erwirbt, der bekommt auch lebenslange Betreuung und Rat kostenlos dazu.
Auf der jährlichen Gestütsfeier zu Farishas Geburtstag treffen sich dann alle glücklichen Pferdebesitzer wieder, tauschen Erfahrungen aus, zeigen stolz ihre Fotos, erzählen von erfolgreichen Distanzritten oder der Teilnahme an einem Martinsritt, bei dem das Pferd durch die Kirche bis an den Altar geritten wurde, ohne mit der Wimper zu zucken. Auf dem Funkenhof geht es halt um mehr als nur die Zucht von reinblütigen Arabern, um mehr als Profit, hier geht es um eine Lebensphilosophie, die zwei Menschen sich verwirklicht haben und Gleichgesinnte herzlich dazu einladen, daran teilzuhaben.
Farisha-Arabians - ein Märchen aus 1001 Nacht? Nein, gott sei Dank kein Märchen, sondern herrlich gelebte Realität! | | |
Sehr geehrte Frau Deness, herzlichen Dank für Ihre Zuschrift! Den Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen. Er erinnerte mich ein bißchen an die Art meiner Kollegin Sylvia Frevert. Prinzipiell ist dagegen nichts einzuwenden. So schreibt die Mehrzahl der professionellen Journalisten, was ich in keiner Weise abwertend meine. Bei der Gründung der Pferdezeitung war es jedoch nicht meine Absicht, noch ein weiteres Magazin zu gründen, in dem man Artikel lesen kann, wie sie auch anderweitig zu finden sind. Die Pferdezeitung sollte ein eigenes Gesicht bekommen. Das ist gelungen. Sie haben recht mit der Bemerkung, daß der Abschnitt über die Fotografie eigentlich nicht in so einem Bericht erwartet wird. Meine Leser fotografieren aber, wie jeder heutzutage, selbst. Deshalb gebe ich meine Erfahrungen und Kenntnisse gerne weiter, und genau das wird von den Lesern sehr geschätzt. Überhaupt zeichnet sich die Pferdezeitung dadurch aus, daß die Artikel eben nicht so sind, wie in den anderen Magazinen. Besonders Leser, die alle anderen Magazine kennen, freuen sich immer wieder über den frischen Ton und die ungewöhnlichen Themen und Betrachtungen. Ich persönlich hole auch gerne aus und schweife ab, und zwar ganz bewußt. In meinem Rasseporträt über die Kabardiner zum Beispiel erlaube ich mir einen Rückblick in die Geschichte und Kultur des Volkes, das diese Pferde züchtet. Mein Rasseporträt über die Vollblutaraber erstreckt sich über viele Ausgaben. So etwas wäre in einem Printmagazin gar nicht möglich. Auch das ist ein Kennzeichen der Pferdezeitung: die Möglichkeiten des Internet zu nutzen. Unser Besuch bei den Sißmanns war sehr eindrucksvoll und inhaltsreich. Der Artikel, auf den Sie sich beziehen, ist lediglich der erste Teil, der mit einem Ausblick auf den zweiten Teil endet. Dieser zweite Teil ist noch nicht geschrieben; möglicherweise gibt es noch einen dritten Teil, vielleicht sogar einen vierten, das weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall habe ich vor, die vielfältigen Eindrücke, Erzählungen und Erfahrungen ausführlich zu würdigen. Ihr Artikel umfaßt etwa 5.400 Zeichen. Artikel in Printmedien haben meistens etwa 10.000 Zeichen. Die Leser der Pferdezeitung erwarten mehr. Die Artikel der Pferdezeitung sind in der Regel mindestens 15.000 Zeichen, meistens zwischen 20.000 und 25.000 lang. Die begonnene Artikelreihe über das Vollblutarabergestüt Farisha Arabians wird sehr umfangreich und mit Sicherheit sehr informativ. Ich hoffe, daß ich den Sißmanns gerecht werde, und lade wie immer die Leser zur Korrektur ein, falls diese Einwände haben. Sie haben sich bereits zu Wort gemeldet, und ich danke Ihnen dafür. Mit freundlichen Grüßen Gerd Hebrang
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