| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | Meine Meinung zu dem Buch: von › Werner Popken
Ponies - ein großes Thema! Wo soll man anfangen? Bei den ganz Kleinen, die eigentlich gar nicht zum Reiten taugen, höchstens zum Ziehen, oder bei den Großen, die sogar Erwachsene tragen können? Und dazwischen eine unübersehbare Vielfalt, nicht nur an Rassen, sondern auch an Aktivitäten. Was kann man nicht alles mit Ponies machen!
Genau das ist das Thema des Films: diese Spannweite aufzuzeigen. Gleich zu Anfang sieht man Bilder des auf dem Klappentext erwähnten Weltrekordversuchs. Was ein Tandem ist, weiß jeder, wie es heißt, wenn 3, 4, 5 Pferde voreinander laufen, ist schon nicht mehr jedermann geläufig, und wie viele Pferde es in diesem Fall waren, konnte ich so schnell gar nicht zählen, aber es waren mindestens 8.
Nach dem Vorspann eine Idylle: 20-30 Stuten mit Fohlen galoppieren über eine riesige Wiese mit Ausblick in das weite Land. Dazu interessante Informationen: Wußten Sie, daß es weltweit mehr Ponies als Pferde gibt?
Das Pony wird als das für den Menschen nützlichste Tier bezeichnet, das den überwiegenden Teil der anfallenden Arbeiten erledigt hat. Die Redewendung "auf dem hohen Roß sitzen" wird dahingehend interpretiert, daß nur die Mächtigen sich ein Pferd leisten konnten, während die Arbeit ansonsten von Ponies verrichtet wurde, also von Pferden, auf denen man nicht so hoch sitzt.
So hat man denn merkwürdigerweise die Marke von 148 Zentimeter festgelegt, um Ponies von Pferden zu unterscheiden. Natürlich gibt es Pferde, die kleiner sind, und Ponies, die größer werden, aber das versucht man durch geeignete Zucht zu vermeiden. Wie später erwähnt wird, ist die Sache noch ein bißchen komplizierter, weil nach dieser Definition die Islandpferde eindeutig Ponies sind und deshalb auch in diesem Film gewürdigt werden, andererseits aber von Liebhabern stets als Pferde bezeichnet werden und tatsächlich auch so gut wie alles tragen können, was auch ein Pferd tragen kann, insbesondere normalschwere erwachsene Menschen.
Freundschaft und Freude - auf diese beiden Substantiva kann man das Verhältnis des Menschen zum Pony reduzieren. Als Leitfigur dient ein reizvoller Junge mit rötlichem Wuschelkopf und Sommersprossen, der sich sozusagen die Frage stellt, welches Pony für ihn das richtige ist und was er damit machen kann. Nun darf also der Reigen anfangen; die einzelnen Rassen können Revue passieren, die Liebhaber dürfen zeigen, was in ihren Kleinpferden steckt.
Den Anfang machen - natürlich - die Shettys. Auch für diese gibt es eine Größenbeschränkung: 108 cm ist die Grenze. Obwohl es so klein ist, leistet es doch im Vergleich zur Größe mehr als jedes andere Pferd und kann daher mit Recht als das vergleichsweise stärkste Pferd der Welt gelten. Angeblich sollen die Kelten und Wikinger diese Ponies auf die Shetland-Inseln gebracht haben, wo sie wegen des rauhen Klimas diese spezifische Form entwickelt haben sollen.
Das Verbot der Frauen- und Kinderarbeit soll dann den massiven Einsatz von Shetland Ponies im Bergbau zur Folge gehabt haben. Um 1900 sollen Shetland Ponies in Deutschland eingeführt worden sein, um 1930 in den Niederlanden. Heute gibt es dort mehr Shetland Ponies als in Großbritannien.
Neben den klassischen Shetland Ponies werden natürlich auch die modernen sportlichen Typen gezeigt, außerdem die Tigerschecken, die in Großbritannien nicht anerkannt werden. Die aus den USA stammende sportliche Richtung wurde 1999 in Deutschland als das Deutsche Classic Pony anerkannt. Ein Züchter, der sich in dieser Richtung besonders hervorgetan hat, die Familie Gruber aus Bad Gandersheim, führte diesen Typ im Zehnerzug vor.
Ein Züchter aus Michelstadt, Gauter, wenn ich richtig mitgeschrieben habe, versuchte auf einem Turnier den erwähnten Weltrekord mit neun Ponies. Die genauen Bedingungen wurden nicht beschrieben, aber auch so war es höchst eindrucksvoll zu sehen, wie sauber die neun Pferdchen voreinander herliefen und ihre Figuren demonstrierten.
Am anderen Ende der Skala findet man die Welsh Cobs, die mit bis zu 159 Zentimetern sogar Pferdemaß erreichen können. Die Welsh gibt es in verschiedenen Größen, von A über B zu C und D, was dann die Cobs sind; außerdem dann auch noch die Partbreds. Mit den Welsh kann man sozusagen wachsen.
Die Haflinger waren früher einmal sehr stämmig, sind heute sehr elegant und in über 40 Ländern vertreten. In Deutschland stellen sie fast 50% aller Ponies. Als Bergpony gelten die Haflinger als ausgeglichen und werden deshalb sowohl im Westernsport als auch in der Therapie eingesetzt.
Eine in Deutschland nicht sehr häufige Spezialrasse ist der Hackney, der auch als Zwerghackney vorgestellt wurde.
Sehr viel länger beschäftigt sich der Film mit den Islandpferden, was sowohl der Verbreitung in Deutschland als auch der Aktivität der Islandreiter entspricht. Islandpferde streuen in der Größe ziemlich stark, von 130-145 Zentimeter, und sind natürlich vor allem für ihre besonderen Gänge berühmt. Der im Film als "Islandpferdepapst" titulierte Walter Feldmann demonstriert sowohl Tölt als auch Rennpass und zeigt die Islandpferde auch vor dem Sulky.
Ein weiterer Höhepunkt bildet die Vorstellung des Deutschen Reitponys, das als verkleinerte Form des Deutschen Reitpferds konzipiert wurde und sich im Turniersport bewähren muß. Die Zuchtauslese erfolgt konsequenterweise über Hengstleistungsprüfungen und hat in sehr wenigen Jahren zu ausgezeichneten Ergebnissen geführt. Erfunden wurde diese Zuchtrichtung allerdings in Großbritannien.
Das Deutsche Reitpony wird auch im Fahrsport eingesetzt. Im Jahr 2003, dem Entstehungsjahr des Films, hat die deutsche Mannschaft bei den Weltmeisterschaften in jeder Klasse abgeräumt, einspännig, zweispännig und vierspännig. Wenn das kein Erfolg ist!
England, das klassische Land der Ponies, hat noch viel mehr zu bieten. New Forest, Connemara, Highland sind Stichworte. Diese Rassen wurden entsprechend ihrer Bedeutung relativ kurz abgehandelt. Auch die Fjordpferde spielen keine große Rolle mehr, die Liebhaber kämpfen darum, daß die Zucht wieder stabilisiert wird. Besonders im Distanzsport und im Wanderreiten haben sich die Fjordpferde bewährt.
Den Abschluß bilden Berichte über Ponyspiele, die zeigen, daß man auch außerhalb des eigentlichen Turniersports wettkampfmäßig antreten kann. Der sympathische Junge hat es wirklich schwer. Welche Rasse, welche Aktivität soll es denn nun sein?
Für die Frage, ob man als Eltern für die Kinder Ponies anschaffen soll, kann dieser Film nur ein Aufhänger sein. Wesentliche Fragen wie Kosten oder Unterbringung, Pflege und Ausrüstung werden gar nicht oder nur am Rande gestreift. Das sind aber auch Themen, die in einem Film schlecht behandelt werden können. Bevor man sich diesen Fragen widmet, sollte man wissen, was man will. Um diese Frage zu klären, kann der Film sehr nützlich sein.
erschienen 23.05.04
Siehe auch die folgenden Rezensionen: Ausgabe 263, Frevert, Sylvia / Tönsfeuerborn, Brigitte: › Westernreiten - Das Praxisbuch, 13 Übungen für Einsteiger Ausgabe 270, Frevert, Sylvia / Vogel, Thomas: › PferdeStark, Kaltblutpferde in ihrer ganzen Vielfalt, Eine internationale Veranstaltung mit schweren Pferden
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