| | | Der Braune und der Grauschimmel | | | |
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Besuch auf dem Funkenhof Vollblutaraberzucht in Südniedersachsen von Gerd Hebrang
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» Farisha Arabians - schon der Name zaubert eine Atmosphäre wie aus Tausendundeiner Nacht! Immer wieder einmal war mir dieser Name über den Weg gelaufen, und nun machten wir uns auf den Weg zum Vollblutarabergestüt Farisha Arabians.
Von der Straße aus hatten wir schon einen Grauschimmel gesehen. Vom Hof aus schaute ich nach rechts und sah einen Schimmel, dann einen Braunen, dann den Grauschimmel, den wir von der Straße ausgesehen hatten - alle drei allein auf ihrer eigenen Weide. Ich schloß daraus, daß es sich um Hengste handeln müsse. Dann schweifte mein Blick nach links und ich bemerkte einen Mann auf der Weide. Da entdeckte er uns auch schon und winkte; das mußte Werner Sißmann sein. Genau. Er hatte uns schon erwartet.
Mittlerweile hatten wir uns besser orientieren können. Die Weide, auf der wir uns trafen, gehörte einer Stute und ihrem jungen Fohlen. Später erfuhren wir, daß es sich um Dieone und Dhimaar handelt, gerade einen Monat alt geworden. Dahinter eine Weide mit einer Vielzahl von Pferden: die Stutenherde. Gegenüber eine Weide mit zwei Junghengsten oder besser gesagt Jungwallachen, denn sie waren gerade kastriert worden.
Diese beiden sind Pensionspferde und als Absetzer auf den Hof gekommen. In Kürze werden sie von ihren Besitzern abgeholt und in Beritt genommen. "Das wird natürlich ein schmerzhafter Abschied werden, denn wir haben die beiden ins Herz geschlossen." Aber bei etwa 1000 eingetragenen Zuchthengsten und 2000 eingetragenen Zuchtstuten wäre es sehr unvernünftig, Hengste in die Zucht zu nehmen, die keine Hengstqualitäten aufweisen.
"Hengste können sich ja hundertfach vermehren, da muß man eine strenge Auslese treiben." In den Warmblutzuchten ist man ganz andere Verhältnisse gewohnt. Ein Verhältnis von 1:2 ist ziemlich extrem. Aus älteren Verbandsberichten wußte ich, daß der Verband selbst diese Situation als problematisch ansieht. Anscheinend ist es nicht einfach, eine gewachsene Struktur umzustellen.
Anschließend auf weiteren Weiden noch zwei Hengste. "Die Hengste sind außen. Die bewachen die Stuten. Die passen den ganzen Tag auf ihre Stuten auf, sind aufmerksam, interessiert, beschäftigt. An denen ist kein Gramm Fett. Alle sind zufrieden. So einfach ist das." Donnerwetter! Da hatte ich in wenigen Worten ein komplettes, gut funktionierendes Aufzuchtsystem erläutert bekommen und sofort verstanden.
"Sie sehen das an den ausgetretenen Pfaden auf den Hengstweiden." Und ich sah das am Verhalten der Hengste selbst, die nicht nur wegen der Besucher neugierig und aufmerksam am Geschehen teilnahmen. "Und warum ist die Stute mit ihrem Fohlen allein?" "Die anderen Stuten, besonders die Jungstuten, wären zu aufdringlich. So haben die ihre Ruhe." Und weil alle Weiden aneinandergrenzen, haben die Pferde auch genug Sozialkontakte.
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