Ich erinnere mich an einen frühen Morgen in einem Winter. Erst halb wach, schaue ich - die Kaffeetasse in der Hand - aus den Fenstern und muß mit Schrecken dabei zusehen, wie Jeremias den Zaun mutwillig zerreißt, um sich sein Frühstück auf der heiligen Wiese der Nachbarin einzuverleiben.
Also spurte ich los und kann einen Teil der Herde davon abhalten, ihre Wohnstätte zu verlassen, und den Zaun notdürftig reparieren. Dann sehe ich, wie Jeremias die übrigen Pferde von mir weg treibt. Die Aussage: Aber das ist meine Herde! hätte er mir deutlicher nicht machen können.
Na gut, der Vormittag war für mich schon gelaufen, eine handfeste Auseinandersetzung stand auf dem Lehrplan für Jeremias und mich. Auf dem Plan standen für uns beide einige Stunden intensivster Arbeit. Ich möchte mich kurz halten, unsere Erlebnisse raffen und nur das Wichtigste wiedergeben.
Es war nicht schwer, Jeremias die Stuten zu entführen. Die guten Damen wissen, wo sie hingehören. So ein Jungspund bringt ihnen viel zu viel Unruhe; da ist es doch angenehmer, in entspannter Atmosphäre Heu zu fressen, zumal im Winter auf Wiesen nicht viel zu holen ist.
Sobald ich mich Jeremias zuwandte, wurde es anstrengend. Ich muß zugeben: Als ganz normaler Mensch, der ich nun einmal bin, war ich emotional doch ganz schön aufgewühlt. So eine Frechheit!
Im Winter sind die Tage sowieso zu kurz für mich, um die gesamte Arbeit zu bewältigen. Da reißt mich dieser ewige Störenfried auch noch aus meiner Routine, aus meinem wohldurchdachten Zeitplan heraus und bringt mir somit den gesamten Tag durcheinander. mehr ...
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