Angebot für Kalenderwoche 06-16
| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 15 | | |
Nun haben wir uns schon eine ganze Zeit lang mit übertriebenen und ungerechten Strafen beschäftigt, diese Woche möchte ich nun eine besondere Form davon ansprechen, nämlich das schon an Sadismus grenzende Vorgehen mancher Pferdebesitzer bzw. Trainer, welches absolut überhaupt keinen erzieherischen Wert hat, aber dafür das Vertrauen des Pferdes in den Menschen binnen kürzester Zeit vollständig zerstören kann.
Wie ich schon bei der Besprechung der Misshandlungen geschrieben habe, gibt es immer wieder Menschen, die ihre Pferde hungern und dursten lassen oder sie stundenlang praller Sommersonne aussetzen, um sie für irgendwelche schlechten Leistungen bzw. ungebührliches Verhalten zu bestrafen. Aber auch manche Maßnahmen bei der Ausbildung von Jungpferden sind ähnlich grausamer Natur.
So gibt es Ausbilder, die ungebärdige Pferde stundenlang streng ausgebunden irgendwo stehen lassen oder sie so auf die Koppel schicken. Natürlich werden die Tiere dadurch bis zu einem gewissen Grad gefügiger, doch der Sinn des Ausbindens geht damit eher verloren, da sich solche Pferde generell verspannen, oft einen so genannten falschen Knick im Hals bekommen oder sich gar beim Kampf gegen die Ausbinder mehr oder weniger starke Verletzungen bzw. Verrenkungen an der Halswirbelsäule zuziehen.
Ist der Reiter wütend auf das Pferd, so kommt es auch immer wieder vor, dass er einfach grob mit diesem umgeht, diesem bewusst weh tut. So werden oft aus Zorn schwere Sättel brutal auf den empfindlichen Pferderücken geknallt, Sattelgurte mit einem heftigen Ruck viel zu stark angezogen oder z.B. Kinnketten von Kandaren zu eng verschnallt. All dies soll dazu dienen, dem Pferd zu zeigen, wer hier das Sagen hat, es soll begreifen, dass es immer und überall bedingungslos zu gehorchen hat.
Mit diesen Methoden erreicht man dies aber keineswegs, denn das Pferd versteht natürlich nicht, warum es auf diese Weise gequält wird, womit der Lerneffekt gleich Null ist. Je nach Charakter und Temperament des Tieres wird es durch eine solche Behandlung nur ängstlicher, nervöser oder auch aggressiver. Auf jeden Fall verliert es aber sein ganzes Vertrauen in den Menschen.
Ähnliches passiert, wenn man Jungpferde schmiedefromm machen will, indem man ihre Hufe einfach über einen langen Zeitraum ununterbrochen hochhält. Selbstverständlich haben junge Pferde noch nicht das nötige Balancegefühl und dieses erlernen sie auch nicht mit Gewalt. Sie beginnen also bei dieser Behandlung zu schwanken und mit den anderen Beinen ausgleichend herumzuspringen. Werden sie trotzdem dazu gezwungen, in dieser Stellung zu verharren, so ist das Endergebnis ein durch und durch verspanntes Pferd, das jedem Schmiedbesuch mit großer Angst entgegenblickt. Dass es dadurch immer wieder auch zu sehr gefährlichen Situationen kommen kann, wissen viele Pferdebesitzer aus leidvoller Erfahrung nur zu genau.
Dies muss jedoch nicht sein, wenn man ein bisschen Verständnis für die Schwächen des Pferdes zeigt, wenn man genügend Geduld aufbringt, um das Pferd langsam an die gewünschte Leistung zu gewöhnen. Nur dann kann man auch erwarten, dass das Pferd einem mit viel Vertrauen begegnet.
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