Im neuen Stall, zusammen mit etlichen gleichaltrigen Artgenossen, ist Eddy nicht mehr von der Koppel abgehauen, obgleich die Umzäunung keinerlei Hindernis für ihn dargestellt hat.
Ausgebüchst ist Eddy aber dafür bei anderen Gelegenheiten:
Um Westernreiten zu lernen, waren Reiter und Pferd für die Ausbildungszeit in einem anderen Stall untergebracht. Auf meinen Hinweis, daß Eddy, wenn er abhauen würde, zu unserem "neuen" SPIELPLATZ am Weiher gehen würde, hatte mir Judith - unsere Ausbilderin - nur erwidert, daß bei ihr in den letzten 10 Jahren nie ein Pferd ausgebrochen wäre.
Und bald kam der Tag, wo ein Spaziergänger bei Judith nachfragte, ob das schwarze Pferd mit den weißen Pelzstiefelchen beim Weiher zu ihrem Stall gehören würde.
Judith hatte nur kurz, um den vollen Schubkarren zum Mist zu fahren, den Strom abgestellt. Es war ihr ein Rätsel, warum sie das Klappern seiner Hufe auf dem asphaltierten Hof nicht gehört hat. Es schien, als hätte sich Eddy förmlich weggeschlichen.
Tatsache jedenfalls ist, daß Eddy sich offenbar nicht nur mit FRESSEN begnügen wollte, denn auf der kleinen Wiese auf dem Stallgelände hätte er auch seinen Hunger stillen können; er schlich zu jener Wiese, auf der er immer wieder mal einen kleinen Imbiß haben durfte. Eddy muß gewußt haben, daß er auf dem Stallgelände sofort entdeckt worden wäre.
Judith wollte mir auch nicht glauben, daß Eddy auf das Fahrzeug seines Besitzers reagiert, zumal sich nach ihrer Erfahrung und Meinung ein Pferd insbesondere in der Ausbildung nur auf seinen Reiter (bzw. seine Reiterin) konzentriert.
Eddy sah und hörte mein Motorrad, als ich am Reitplatz vorbeifuhr, um eine Reitstunde mit einem ausgebildeten Pferd zu absolvieren - und aus war es mit seiner Konzentration. Nach Eddys Logik gehören Fahrzeug, mein Erscheinen und letztendlich die Kontaktaufnahme zusammen. Und so konnte Judith erst nach unserer traditionellen Begrüßung ihre Ausbildung mit Eddy fortsetzen.
Fazit: Für Eddy war offenbar klar: wenn jetzt dieses MOTORRAD vorbeifährt, dann kommt kurze Zeit später Besuch. Auf mein AUTO reagiert Eddy ebenso.
Ergänzend sollte ich in diesem Zusammenhang vielleicht noch ein anderes kleines Erlebnis niederschreiben:
Ausbildungsstunden absolvierte ich anfangs ausschließlich auf Judith's Leitstute - teils unter den kritischen Blicken von Eddy, der auf der oberen Graskoppel stand. Als ich Eddy nach der Reitstunde auf jener Leitstute von seiner Koppel geholt hatte, um ihn in seine Box zu bringen, griff er die friedlich und auch relativ weit abseits unseres Weges stehende Leitstute scheinbar ohne Grund an.
Sollte es Eifersucht gewesen sein? Das wiederum würde bedeuten, daß Eddy mir gegenüber so etwas wie Zuneigung empfindet - offenbar haben Pferde auch Gefühle, Neid mit Rachsucht.
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