Vorbemerkung
Eingangs habe ich schon einmal geschrieben, daß ich Eddy den Verstand eines Kindes zubillige.
Verstand ist an dieser Stelle bitte nur im übertragenen Sinne als Summe von Verhaltensmustern wie Auffassungsgabe und Lernwille zu verstehen. Ein Pferd wird nie wie ein Mensch denken und handeln, selbst wenn der subjektive Eindruck uns dies Glauben machen will! Ein Pferd ist und bleibt ein Pferd.
Eddys Verstand darf nicht mit Intelligenz im herkömmlichen Sinne gleichgesetzt werden, da tierische Intelligenz objektiv mit menschlichen Maßstäben eigentlich gar nicht erfaßt werden kann.
Handeln nach Erfahrung und Instinkt
Intelligenz ist unter anderem die Fähigkeit des Begreifens und Beurteilens, ein Vermögen, aus Erfahrung zu lernen und zu verstehen, Wissen zu erwerben und geeignet abzuspeichern und letztendlich die Gabe, Gelerntes zur Lösung neuer Aufgaben zu verwenden.
Die erste notwendige Voraussetzung für Intelligenz ist bei den Equiden zweifelsfrei erfüllt: Pferde besitzen geeigneten Sinnesorgane wie z. B. Augen und Ohren, um detaillierte Informationen aus der Umwelt zu erhalten.
Beutetiere können sich in freier Wildbahn für ein gesichertes Überleben keine Fehler erlauben. Deshalb wurden auch Pferde von Natur aus mit einem besonders guten Erinnerungsvermögen für leidvolle oder gefährliche Erlebnisse ausgestattet.
Schlechte Erfahrungen in Verbindung mit bestimmten Sachen oder Orten brennen sich bei Pferden förmlich ins Hirn. Deshalb werden auch ansonsten umgängliche Tiere plötzlich hysterisch, wenn eine aktuelle Situation häßliche Erinnerungen wachruft.
Ein Mensch, der nicht um die schlechten Erfahrungen eines Pferdes weiß, wird diese wichtige Vorsichtsmaßnahme eines Fluchttieres als unverständliches Benehmen wahrnehmen und deshalb fälschlicherweise als dumm bezeichnen.
Auch Eddy ist immer wieder entsetzt, wenn ein fremder Mann in seiner unmittelbaren Umgebung mit einem weißen Gegenstand wie etwa mit einem Handtuch hantiert - bei einem bekanntem Mann oder bei einer Frau reagiert er nicht.
Mit dem phantastischen photographischen Gedächtnis der Pferde werden wir immer dann konfrontiert, wenn sich in der gewohnten Umgebung mitunter nur Kleinigkeiten verändern. Bereits eine neue Uhr in der Reithalle, ein anderes Verkehrsschild am Straßenrand, der fehlende Baumstamm an der Weggabelung o. ä. können bei Pferden ungeahnte Irritationen hervorrufen.
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