| | Bewegunsunschärfe: die Hand ist scharf | | | |
| | | Friese in der Piaffe, der Hund springt zwischen den Beinen hindurch | | | |
| | Diese Bewegungsunschärfe ist ein oft eingesetzter Effekt, um die Geschwindigkeit schnell bewegter Objekte im Bild darzustellen. Schließlich springt ein Pferd sehr schnell über ein Hindernis, und der eingefrorene Zustand mitten im Sprung gibt die Dynamik des gesamten Vorgangs überhaupt nicht wieder.
Wenn man nun eine ausreichend lange Verschlußzeit hat, bewegt sich das Objekt während dieser Zeit und ergibt eine Verwischung. Wenn der Fotograf stillhält und infolgedessen das Hindernis scharf ist, Pferd und Reiter aber verwischt, ist der Betrachter verwirrt, denn er interessiert sich weniger für das Hindernis als vielmehr für das fliegende Objekt, das nun nicht mehr erkennbar ist.
Deshalb zieht der Fotograf mit: er bewegt die Kamera mit dem sich bewegenden Objekt, und im besten Fall ist das Objekt scharf, die Umgebung unscharf, wobei die Unschärfe auch noch eine Richtung hat, nämlich die Richtung des sich bewegenden Objektes. Der Betrachter hat nun gelernt, diese Sprache dahingehend zu interpretieren, daß das Objekt sich schnell bewegt.
Das nennt man Bildsprache: wir stellen etwas im Bild dar, was es in Wirklichkeit gar nicht zu sehen gibt, sondern das Ergebnis eines technischen Prozesses ist. Bei der Interpretation dieses künstlichen Ergebnisses stellt sich nun heraus, daß das sich bewegende Objekt selbst nicht unbewegt ist. Bei einem Auto zum Beispiel bewegen sich die Räder, bei einem Pferd die Beine. Das sich bewegende Objekt ist nicht in Gänze scharf.
Es kommt nun für das Auge darauf an, daß im Bild mindestens eine Stelle ist, die scharf ist, dann ist es zufrieden. Es muß gar keine große Stelle sein, im Gegenteil, der Effekt ist desto spektakulärer, je kleiner diese Stelle ist.
In dieser Hinsicht habe ich gestaunt: es gab so gut wie kein Bild, das vollkommen unscharf war, irgendwo war immer eine Stelle, die scharf gezeichnet war, und wenn es nur ein Huf, ein Knie, eine Stiefelspitze war.
Später habe ich dann gemerkt, daß die Verschlußseiten ziemlich langsam waren und die Blende etwas geöffnet, weshalb dieser Effekt nicht so stark in Erscheinung tritt. Dafür mußte die Entfernungseinstellung absolut präzise sein. Eine Entfernungsautomatik ist für dynamisches Fotografieren schon eine große Hilfe. Schließlich geht es in erster Linie darum, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken.
Das war insbesondere im dritten Programmteil wichtig, betitelt: Pferd und Hund. Marjolijn Kylstra ist spezialisiert auf Zirkusnummern und ist schon oft auf der Hop Top Show der Equitana und anderen großen Shows und Messen aufgetreten. Außerdem hat sie Nummern für das Kino einstudiert.
Hier ging es darum, einen Hund im Sinne des neuen Sports Agility zu trainieren, und zwar im Zusammenspiel mit dem Friesen. Die ganze Sache steigerte sich natürlich ganz allmählich. Einer der ersten Höhepunkte war, daß der Hund sich auf der anderen Seite hinlegen und dann auf Kommando zu seinem Herrchen rennen sollte, und zwar unter dem Bauch des Friesen hindurch, der ununterbrochen piaffierte.
Es ist mir ein Foto gelungen, in dem man die Bewegung des Friesen und das Kunststück des Hundes sehen kann, obwohl es in diesem Foto nicht ganz eindeutig ist, daß der Hund tatsächlich zwischen den Beinen hindurchläuft. Andere Fotos zeigen das ganz deutlich, da erkennt man allerdings die Bewegungen des Pferdes nicht gut genug.
Ein anderes Kunststück verlangte vom Friesen nur, daß er still stand, obwohl er ein merkwürdiges Hintergeschirr hatte mit zwei seitwärts abstehenden Stangen. Über die sollte der Hund nun springen, und ich habe mehrere Aufnahmen machen können, die den Hund an genau der richtigen Stelle zeigten: mitten im Flug über die Stangen.
Zu den fototechnischen Bemerkungen siehe auch die Tipps » Schnappschüsse, » Brennweiten, » Bildschärfe und » Bildgröße.
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