Yakari und der Grizzly Derib + Job, Schweiz Yakari und der Grizzly, Titelblatt Ausschnitt, 2. Aufl. 1982, Carlsen Verlag Handlettering Renate Knoth-Siegert-Bernier, Originaltitel: Yakari Et Le Grizzly Das Titelblatt macht die Sache sofort klar: in diesem Band geht es um Macht und Angst. Der einschüchternd große Grizzly (man beachte das Größenverhältnis zu Kleiner Donner) sitzt auf einem entsprechend großen steinernen Thronsessel und ist im Begriff, aufzustehen und seine Macht schrecklich zu demonstrieren, was Yakari und Kleiner Donner fast umwirft. Es geht also um große Gefühle.
Derib heißt eigentlich Claude de Ribaupierre und wurde 1944 in La Tour de Peilz in der Westschweiz geboren. 1965 trat er in das Studio von » » » Peyo ein, an dessen Erfolgsserie Die Schlümpfe er bis 1970 mitarbeitete. Noch im gleichen Jahr realisierte Derib nach fremden Szenarios mehrere Folgen der Serie "Oncle Paul" für das Magazin "Spirou". Im Jahre 1967 erschienen mit den Auftaktbänden von "Attila" und "Pythagoras" Deribs erste albumlange Arbeiten. Beide Serien verraten noch deutlich den Einfluss seines großen Vorbilds Peyo. Das änderte sich jedoch mit Deribs Rückkehr in die Schweiz. Das erste Projekt, das Derib in seiner Heimat in Angriff nahm, war » » » Yakari nach Szenarios von Job alias André Jobin. "Yakari" richtete sich zwar - wie Deribs bisherige Arbeiten - an Kinder, doch mit dem Thema der Serie hatte er ein neues Sujet erprobt, dem er in so gut wie allen seinen folgenden Erzählungen immer wieder neue Seiten abgewinnen sollte: die Welt und das Leben der Indianer. Am deutlichsten formuliert wurden Deribs Vorstellungen über das Verhältnis von "weißer" und "roter" Kultur in seiner wohl erfolgreichsten Reihe "Buddy Longway", die er seit 1972 für "Tintin" zeichnete, vor allem aber auch in der Trilogie "Der Weg des Schamanen" und der Serie "Red Road" (beide dt. bei Carlsen), die sich mit dem Genozid an den Indianern und dessen Nachwirken in der Gegenwart beschäftigt (» » » Verlagstext, dort auch Foto des Künstlers). Kommentar Von Werner Stürenburg
| | | | Haupttitel Yakari und Kleiner Donner spannen aus | | | | Auch dieser Band ist empfohlen für Kinder ab fünf Jahren, und wie in einem Märchen dürfen schreckliche Dinge passieren, wenn nur die ganze Sache gut ausgeht. Selbstverständlich geht die Sache auch bei Yakari gut aus. Bis dahin aber dürfen alle Register gezogen werden. Ich hatte im letzten Galeriebeitrag davon geschwärmt, welches Vergnügen die Zeichnungen bereiten (selbstverständlich trägt auch die Story dazu bei). In dieser Ausgabe will ich das im einzelnen demonstrieren. Natürlich muß ich mich beschränken. Ich habe bevorzugt Bilder ausgewählt, die Kleiner Donner zeigen. Kleiner Donner ist zwar deutlich Yakari untergeordnet, spielt aber durchaus eine wichtige Rolle, will sagen: ohne Kleiner Donner wäre die ganze Sache kaum denkbar. Wir werden sehen, wie der Zeichner das Pony in die Geschichte einbindet. Gleichzeitig will ich zeigen, wie sich die Geschichte entwickelt, wie die Spannung aufgebaut, das Drama glaubhaft gemacht, die Lösung herbeigeführt wird. Ich werde deshalb viele Bilder bringen, viel mehr als sonst, und diese Bilder werden auch größer sein, damit man den Text noch lesen kann, denn bei Comics sind Text und Sprechblasen ein Bestandteil des Bildes und tragen zur Gesamtwirkung bei. Achten Sie deshalb nicht nur auf die Figuren und die Farben (die im Original etwas anders sind; mein Scanner hat damit viel mehr Probleme als mit Fotos), sondern auch auf die Sprechblasen und den Textverlauf. Der Text selbst ist natürlich auch wichtig und interessant. Diese Geschichte ist für kleine Kinder bis 95 Jahren, würde ich mal sagen, und so sollte man sie auch lesen. Das wissen wir ja auch schon länger: Märchen sind nicht nur für Kinder. Und das hier ist ein Märchen.
Handlettering
| | | | Seite 5 rechts unten Kleiner Donner ist über den Zaun gesprungen und hat Yakari aus dem Schlaf geholt, die Freunde klagen ihr Leid | | | |
| | | | | Seite 8 links oben Kleiner Donner legt einen Sliding Stop hin, nachdem er die Füchsin verfolgt hat. Diese schützt ihre Kinder, weiß aber nichts. Sie warnt ihre Kinder allgemein vor dem Bösen. Merkwürdigerweise haust sie in einer Felsenhöhle... | | | |
| | | | | Seite 11 Mitte So steigt Yakari also ab. Und wie kommt er rauf? | | | |
| Kaum ein Einzelbild des gesamten Bandes kommt ohne Text aus. Im Gegensatz zum anderen Heft wird hier der Übersetzer nicht genannt, stattdessen aber die Person, die die Texte geschrieben hat: Renate Knoth-Siegert-Bernier. Handlettering nennt sich das, und es ist offenbar eine Kunst für sich, sehr wichtig für das Gesamtwerk. Wie beim Film und der mittelalterlichen Werkstatt ist das Kunstwerk eine Gemeinschaftsarbeit von Spezialisten. Lettering erklärt, warum Handlettering so wichtig ist ("ausdrucksfähiger und vielfältiger einsetzbar") und was man dabei falsch machen kann:
Ist wenig Platz für den Text vorhanden, kann der Letterer - ohne die Strichstärke zu verändern - den Text platzsparender und kleiner schreiben. Im Fotosatz oder Computerlettering geht das nur, indem die Schrift verkleinert dargestellt wird. Dies aber führt zu feineren Strichen und erweckt den Anschein, als ob die Person nicht viel zu sagen hätte, sondern flüstern würde. Denn beim Comic wird die Schrift nicht nur inhaltlich, sondern auch formal aufgenommen. Bestes Beispiel ist Asterix, wo die Griechen und Goten eben anders reden als die Gallier. | | bzw. wo die Verlage gesündigt haben:
Wird beispielsweise für einen amerikanischen Schauspieler eine deutsche Synchronstimme verwendet, orientiert man sich zumindest bei den großen Produktionen am Original. Bei Comics ist das oft anders: Das Lettering von Tim und Struppi etwa hat mit dem von Tintin nicht viel gemein. | | Die Sprechblasen und die Schrift bei Yakari erinnern mich sehr an Tetsche, Dauerbrenner im Stern, bei dem ebenfalls klar ist, daß beides, Blase und Kalligraphie, essentieller Bestandteil des Bildes ist. Damit unterliegen sie denselben Qualitätskriterien. Das Bild insgesamt kann nicht gut sein, wenn die Blase nicht stimmt oder wenn der Text in der Blase nicht richtig läuft oder blöd aussieht. Alles wirkt zusammen, alles unterstützt sich oder zieht sich herunter. Man kann die Einzelteile nicht gut trennen. Sprechblase und Text sind buchstäblich Teil des Bildes, eingeschlossen im Rechteck. Sie erinnern sich vielleicht an unsere Cartoons von Regina Zimmermann; da habe ich nachträglich die Sprechblasen und das Lettering gemacht, allerdings mit einer Computerschrift. Bei der Gelegenheit habe ich erfahren, wie schwierig das ist, was so leicht aussieht... Es hat lange gedauert, bis die Schrift wieder in das Bild einzog, denn wir erinnern uns: die persische Malerei hatte beides ganz natürlich vereint, Zeichnungen waren Illustrationen zum Text, aber der Text lief durch das Bild, Bild und Text waren nicht ausdrücklich getrennt. Der Unterschied zum Comic ist auffällig und klar: Text und Bild haben keinen tieferen Zusammenhang. Meistens ist der Text außerhalb des Bildes und läuft irgendwie in das Bild rein. Später wurde strikt getrennt, vor allem im Abendland, Bilder kamen grundsätzlich ohne Text daher oder waren reine Illustrationen, die separat vom Text gebracht wurden, und die Experten streiten noch, ob die Bildergeschichten von Wilhelm Busch Ende des 19. Jahrhunderts schon als Vorläufer der Comics gelten können. Bei Busch ist der Text immer außerhalb des Bildes, beides läuft aber schon manchmal synchron: Gedichtzeile und Bild entwickeln sich parallel (zum Beispiel Der fliegende Frosch). Oft sind die Bilder aber auch nur Illustrationen zum Text, die ab und zu einmal eingestreut werden (Beispiel: Max und Moritz). Lange Zeit galten die Comics als minderwertig, ernsthafte Leute beschäftigten sich nicht damit. Das änderte sich erst mit Asterix. Mitte des letzten Jahrhunderts wurde diese Serie unter Intellektuellen beliebt, die sich an den eingestreuten lateinischen Sprüchen und anderen Bruchstücken des Bildungsbürgertums erfreuten (Beispiel: Alea jacta est). Heute sind Comics ein fester Bestandteil unserer Kultur, nicht mehr wegzudenken. Im Gegenteil, die Comic-Kultur erlebt gerade zur Zeit einen weiteren Aufschwung, lese ich jedenfalls - gesehen habe ich noch nichts davon. Selbst der Spiegel berichtet über die erotischen Hefte aus Japan, die auch hierzulande von jungen Mädchen verschlungen werden. Ein Ende dieser speziellen Ausprägung unserer Kultur ist noch nicht abzusehen. Wie entwickeln nun Texter und Zeichner die Geschichte?
Der Despot Die beiden Helden sind ratlos, sie tappen im Dunkeln, selbst die listige Füchsin kann nicht helfen, da geben sie erst einmal auf. In der Nacht kommt unverhofft Hilfe. Die weise Eule gibt einen rätselhaften Rat. Yakari ist unerschrocken, eben ein richtiger Held. Er muß seinen Freunden helfen, sie verlassen sich auf ihn. Morgens grast Kleiner Donner und auch Yakari hat Hunger. Er sucht sich Beeren und hört dann etwas... Einer murmelt vor sich hin. Yakari schleicht sich an und erkennt Tausen-Mäuler, den berühmten Dammmbauer, der sein Schicksal beklagt. Statt sich zu freuen, daß Hilfe kommt, ist er terrorisiert. Er kann nicht einmal über sein Los sprechen, so große Angst hat er vor seinem Sklavenhalter. Der desolate Zustand des Bibers ist wunderbar dargestellt, und hier sehen wir auch sehr schön, wie durch einen stärkeren Strich die Aussage des Bibers eine Dringlichkeit bekommt, die der Antwort von Yakari fehlt: man meint förmlich die Verwirrung zu hören. Die beiden Freunde bestärken sich gegenseitig und Yakari reitet tapfer voran, immer freihändig und wie festgeklebt auf Kleiner Donners Rücken. Sie beobachten noch mehr terrorisierte Tiere, können sich das alles nicht erklären, hören immer wieder schreckliche Laute, auf die sie sich keinen Reim machen können, und beobachten schließlich unerkannt den Sklaventreiber, einen riesigen Grizzly, bei seinem schlimmen Tun. Yakari hält das nicht aus: "Ich gehe zu ihm! So kann er doch nicht mit anderen Tieren umgehen!" Kleiner Donner zweifelt: "Meinst du, du kannst etwas ändern?" Yakari antwortet darauf gar nicht, er ist schon unterwegs, für Zweifel ist gar kein Platz. Der Grizzly ist erstmal über soviel Naivität und Unerschrockenheit verblüfft und hört sich die Moralpauke amüsiert an. Dann bricht es aus ihm heraus: er lacht ganz schrecklich und ist entschlossen, diesen Wurm zu zertreten. Das Titelbild zeigt den Moment, wo er sich erhebt und Yakari und Kleiner Donner bemerken, daß jetzt etwas Schreckliches passieren wird. Der Riese holt schon zum Schlag aus, Yakari begreift noch nicht ganz, aber Kleiner Donner ruft geistesgegenwärtig: "YAKARI, PASS AUF!" Selbstverständlich benutzt die Schriftkünstlerin an dieser Stelle besondere Buchstaben. Im letzten Moment springt Yakari auf den Rücken von Kleiner Donner, hält sich an dessen Mähne fest (so kann er also aufsitzen, wenn es schnell gehen muß - wie der Knirps diese Distanz schaffen kann, muß natürlich nicht erklärt werden) und schon galoppiert Kleiner Donner los und bringt beide in Sicherheit. Sie rasen den Berg hinunter, hinter einem gewaltigen Felsen ruft Yakari: "Halt! Hier sind wir sicher!" und Kleiner Donner legt wieder einen Sliding Stop hin, daß er fast auf den Hinterbacken sitzt, die Vorderbeine in der Luft. Der Grizzly lacht und brüllt wieder noch schrecklicher, die Buchstaben und die Farben und die Form der Sprechblase machen den Lärm nachvollziehbar, die Staubwolke zeigt, mit welchem Tempo Kleiner Donner losstürmt. Die Bewegungen des Pferdes sind immer durchaus realistisch, die üblichen falschen Vorstellungen aus der Vor-Fotografie-Zeit haben hier nichts zu suchen. Ich frage mich, wie der Zeichner es fertig bringt, das Pony in allen Gangarten aus allen Perspektiven überzeugend darzustellen - einfach unglaublich. Den Schock und das Trauma sieht man beiden an, die Herzen rasen mit unterschiedlichen Geräuschen ("TOC TOC - BOM BOM"), und der Held gesteht nicht nur, daß er Angst gehabt hat, sondern daß er schon öfters Angst gehabt hat, aber solche Angst noch nie. Kleiner Donner ist cooler und stellt einfach fest: "Das war wirklich knapp!" Yakari ist ratlos, aber Kleiner Donner entscheidet: "Wir müssen ihm das Handwerk legen!" Hier taucht wieder Tausend-Mäuler auf und erläutert ihnen die schreckliche Situation. Sie sind nicht nur Sklaven, sondern auch Geiseln. Wenn sie etwas tun würden, würden ihre Angehörigen es ausbaden müssen. Selbst Kleiner Donner muß jetzt eingestehen, daß ihnen nichts mehr einfällt.
Rettung In dieser Situation, am absoluten Tiefpunkt der Verzweiflung, naht nach Hölderlinschem Muster Rettung ("Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch"). Die Freunde sind sichtlich überrascht, man beachte die Beinstellung des Ponies, wie aus einem Munde rufen beide, offensichtlich laut: "GROSSER ADLER!" Sehr laut sogar, denn die Schrift ist nicht nur dick und schwarz, sondern auch in Großbuchstaben. So kann man sich verständlich machen: in Zeiten der E-Mail-Kommunikation lernt man, daß Verständigung in Großschreibung BRÜLLEN ist, und mangels unterschiedlicher Schriftarten entstand die Konvention der Sonderzeichen: *dies hier ist fett*. Kommunikation beruht eben auf Konvention, und wer nicht eingeweiht ist, der versteht nicht und kann nicht mitreden. Das gilt überall, also auch bei Comics. Großer Adler scheint bis dahin noch nicht vorgekommen zu sein, denn üblicherweise wird dann auf den Band verwiesen, wo diese Figur eingeführt worden ist. Man muß also schließen, daß jeder weiß, daß Großer Adler existiert, und hier, in der Zeit der größten Not, erscheint er. Yakari bittet unverzüglich um Hilfe und Großer Adler weiß Rat: "Du mußt Geduld haben, Yakari. Warte..." Yakari macht Einwände, aber Großer Adler besteht darauf und weiß auch, daß das Warten möglich ist: "Wenn sie eine Hoffnung haben, können Sie auch warten..." Und er setzt hinzu: "Der Winter naht. Er wird euch helfen. Verlier nicht den Mut!" Yakari versteht nicht (Sprechblase: großes orangenes Ausrufezeichen) und schon ist der Adler wieder weg. Yakari ist aber ein schlaues Bürschchen und begreift schnell. Er entwickelt einen Plan, die versklavten Freunde begreifen und sind begeistert, die Angehörigen werden benachrichtigt und alle fassen neue Hoffnung. Der Grizzly wird nach Strich und Faden verwöhnt, er frißt sich dick und fett. Der Winter kommt und plötzlich wird der Sklaventreiber müde, kann sich kaum bewegen und muß von seinen Sklaven in die Höhle geschleift werden. Dort fällt er um und liegt unwiderruflich im Winterschlaf. Alle trampeln noch einmal auf ihm herum und freuen sich, daß sie nun endgültig befreit sind. Nachdem genug Schnee gefallen und das Eis auf den Seen tragkräftig genug ist, ziehen sie ihn aus der Höhle heraus (Kleiner Donner kann sich wieder einmal sehr nützlich machen - ohne ihn wäre das kaum möglich) und lassen ihn den ganzen Berg herunterrutschen bis auf einen See. Der See hat eine Insel, dort liegen große Felsen herum, eine Höhle findet sich auch, und da hinein schaffen Sie den schrecklichen Tyrannen. Damit ist die Geschichte aber natürlich noch nicht zu Ende, denn auch kleine Kinder begreifen, daß der Winter vorbeigehen wird. Im Frühling wacht der Grizzly auf, ist furchtbar abgemagert und entdeckt sein Exil. Es stellt sich heraus, daß er wasserscheu ist! Das wundert mich. Nach meiner Kenntnis sind Bären große Lachsfänger und können vermutlich auch schwimmen. Ich täuschte mich nicht, Brown Bears in the Wild zeigt viele Braunbären im Wasser, und der Grizzly ist einfach eine Unterart der Braunbären. Na gut, das ist zwar ein bißchen enttäuschend, mag aber unter künstlerischer Freiheit abgehakt werden. Unser schreckliches Scheusal fängt an zu heulen und schreit nach seiner Mama. Das hören Yakari und Kleiner Donner. Yakari ruft über den See: "Hast du Kummer, Grizzly?" (Da fällt mir auf, daß Grizzly immer Grisly geschrieben wird - hm, liege ich da ganz falsch? Nein, Grisly ist der Firmenname eines Unternehmens, das Teddybären herstellt - eine Fantasy-Site schreibt den Grizzly auch immer falsch.) Der schreit zurück: "RETTET MICH!" Yakari daraufhin: "Kannst du denn nicht mehr schwimmen?" Daraus schließe ich: Yakari geht davon aus, daß der Grizzly schwimmen kann. Also hat er nicht damit gerechnet, daß der Grizzly auf der Insel gefangen gehalten werden kann. Hat Yakari sich nicht die Frage gestellt, was im Frühjahr passieren wird? Mußte er nicht davon ausgehen, daß der Grizzly sein schlimmes Treiben wieder aufnehmen wird? Nun, da sich unverhofft die Chance ergibt, ihn doch dort gefangen zu halten, verschwendet Yakari daran nicht einen Gedanken. Er verspricht ihm, zu helfen. Vorher allerdings nimmt er ihm das Versprechen ab, seine Freunde in Ruhe zu lassen, und er läßt ihn schwören. Dann schwimmen Yakari und Kleiner Donner auf die Insel und zeigen dem Bären, wie man schwimmt. Tatsächlich, er kann es auch, sie schwimmen alle drei zurück ans Ufer und der Grizzly lädt alle Freunde für den übernächsten Tag ein, um seinen guten Willen zu beweisen. Die ziehen dann auch auf den Berg, einer ist besorgt: "Können wir ihm wirklich trauen, Yakari?" Und Yakari antwortet zuversichtlich: "Er hat geschworen!" Hier gilt ein Schwur also noch etwas. Da werden sie aber alle durch ein schreckliches Gebrüll erschreckt, gefolgt von einem furchtbaren Gelächter, während alle schon entsetzt fliehen. Gut gelaunt ruft ihnen der Grizzly aber hinterher: "Das war doch nur Spaß!" Das Schlußbild hat keine Sprechblase. Unvermittelt steht ein riesiges und fettes ENDE frei im Bild, darüber:
Der Grisly, der die anderen zu Sklaven gemacht hatte, war an diesem Tag ihr Diener. Und er ließ sie von nun an in Ruhe... | | Schade. Die Entwicklung der Geschichte war spannend und detailreich, die Überwältigung des Despoten war auch noch in Ordnung, aber dieser Schluß ist doch gar zu märchenhaft. Ob die kleinen Kinder das glauben? Von den großen ganz zu schweigen! Hätten die Autoren hier nicht mehr Mühe verwenden müssen, um den Schluß der Geschichte genauso glaubhaft zu gestalten wie den Rest? Man sollte auch kleine Kinder nicht unterschätzen. Im ersten Teil nehmen die Autoren die Kinder ernst und zeigen ihnen die schrecklichen Konsequenzen der bösartigen Tyrannei ohne jegliche Beschönigung. Der Schluß betrügt den Leser, egal ob klein oder groß, um eine angemessene Lösung eines realen Problems. Wer würde glauben, daß man irgend einen Bösewicht durch einen simplen Schwur heilen könnte? Der wüßte doch gar nicht, wie er auf anständige Art sein Leben fristen sollte.
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