| | Arabischer Adel, geritten mit Halsring | | | |
| | | Fritz Krümmel und Günter Fröhlich | | | |
| | | Musterbeispiel an feuriger Kraft | | | |
| Zu den barocken Pferden würde man die Araber nicht zählen - die standen nämlich als nächstes auf dem Plan. Dillenburg liegt ja in Hessen, bis Wetzlar ist es nicht weit, und ganz nahe bei Wetzlar befindet sich die Reitanlage Burgsolms in Solms.
Dort züchtet » Urte L. Kern, im Hauptberuf Rechtsanwältin, hochedle Araber unter dem Motto: "Classic Arabians for Highest Performance". Sie gibt selbst Dressur-Kurse auf ihrer Reitanlage und stellte ihren Prämienhengst Katanga in Dillenburg vor, zusammen mit zwei Stuten und einem Fohlen.
Die eine Stute wurde ohne Sattel von einem jungen Mädchen auf Halsring geritten, die andere lief frei mit ihrem Fohlen mit. Ich nehme das als ein Zeichen dafür, daß überall neue Ideen diskutiert werden und auch die Pferdewelt einem ständigen Wandel unterzogen ist.
Wenn auch hierzulande die Pferde noch überwiegend verschnürt und zusammengezurrt werden, so daß in jedem Buch das Thema Hilfszügel diskutiert werden muß, so sehen wir doch immer wieder und immer öfter, daß es auch anders geht. Ohne Sattel und ohne Zügel, nur mit einem Ring ausgestattet - wie wollte man da ein Pferd zwingen?
Das Ideal der Dressur sieht vor, daß die Hilfen unsichtbar sind. Pferde haben eine sehr empfindliche Haut, sie spüren eine Fliege, wieviel mehr einen Reiter? Ein Reiter auf dem Rücken verändert das dynamische System Pferd, er kann das Gleichgewicht durch winzige Verlagerungen stören.
Das Pferd wird automatisch versuchen, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen, und damit ergibt sich ein natürliches Kommunikationssystem, dessen Signale ein Außenstehender gar nicht mitbekommen kann.
Irgendwo habe ich einmal gefunden, daß jemand behauptete, Reiten sei die Kunst, sich in jeder Lage auf dem Pferd im Gleichgewicht zu halten. Kinder haben sehr viel weniger Probleme, sich selbst auf dem Pferderücken im Gleichgewicht zu halten. Solange der Reiter im Gleichgewicht ist, kann das Pferd geradeaus laufen.
Der vorletzte Programmpunkt vor der Pause brachte Fritz Krümmel mit einem Andalusier und Günter Fröhlich mit einem Friesen, beide am Langen Zügel. Fritz Krümmel demonstrierte die Hohe Schule, passend dazu angezogen, während Günter Fröhlich mehr in Richtung Fahrschule arbeitete, was in Anbetracht der natürlichen Begabungen der beiden Rassen zu erwarten und angemessen war.
Der andalusische Schimmel und der friesische Rappe bildeten einen schönen Kontrast. Der Friese stampfte mächtig und stellte ein Musterbeispiel an feuriger Kraft dar, während der Andalusier seine Eleganz ausspielte. Fritz Krümmel arbeitete direkt hinter dem Schweif, quasi im Körperkontakt, während Günter Fröhlich mit schwarzer Hose und weißem T-Shirt sozusagen als Arbeitsmann daherkam, der mit weißen Seilzügeln seitlich versetzt mit Abstand hinter seinem Zugpferd herging.
Das ist ein bißchen untertrieben, ich gebe es zu, denn der Friese legte ein gehöriges Tempo vor und Günter Fröhlich mußte sich sputen, um Schritt zu halten. Einmal parierte er durch und berührte den Hengst mehrfach zart an der Kruppe. Diese Geste fand ich sehr eindrücklich. Leider habe ich vergessen, Günter Fröhlich danach zu fragen. Ich werde es in der nächsten Woche nachholen.
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