Wochenmagazin · Die ganze Welt der Pferde
12. Jahrgang · aktuell  Ausgabe 565

   Magazin 
    › Pferdemarkt    › Anzeigenmarkt    › Messe

 Archiv

 Pferd verkaufen

 Anzeige aufgeben

 Mediadaten

Hier       kostenlos und beliebig viel inserieren!

   Textwerbung 

  Hufklinik: Institut für Hufgesundheit und ganzheitliche Pferdebehandlung IfH
Liste der jährlich fortgebildeten Hufheilpraktiker im VdHp. e.V. Sehr verehrte Besucher, unter nachfolgendem Link finden Sie [...]
interessant: » Das Bürgergeld der FDP − Ein Türöffner auf dem Weg zum Grundeinkommen

 News: FN-aktuell vom 20.01.10
 Termine und Presseakkreditierungen


    Magazin: jeden Montag neu
Neu:   Über Dominanz und Vertrauen
Auch Pferdeleute können vom Wasser lernen
Hallo   Pferdefreund!

   

 ›RSS     Menü    Hilfe-FAQ    Login    Newsletter     Bücher    Notizen    Presse    Termine    Leserbrief 

 
  Heute neu
  Magazin 
  Pferdemarkt
  Anzeigenmarkt
  Messe
  Artikel
  Archiv 
 Bachblüten
 Berichte
 Editorials
 Kunstgalerie
 Rasseportraits
 Rezensionen
 Tips
 Titelgalerie
 Zufallstitel
 Bildmaterial
 Bildschirmschoner
 Cartoons
 Comics
 Fotoalben
 Kalender
 Postkarten
 Poster
 Puzzles
 Informationen
 EWU-Presseticker
 FN-aktuell
 FN-Ergebnisdienst
 FN-Presseticker
 FN-Turniervorschau
 Leserbriefe
 Links
 Pferdenamen
 Presseinfos
 Suchstatistik
 Terminliste
 Terminkalender
 Zitate
 Besucheraktionen
 Anzeige aufgeben
 Kontaktformular
 Login
 Link eingeben
 Newsletter-Abo
 Notizen
 Pferd verkaufen
 Presseinfo neu
 Termin eingeben
 Hilfe + Antworten
 Einführung
 FAQ
 Übersicht
 Geschäftliches
 Autorenhinweise
 Bannerwerbung
 Bildwerbung
 Impressum
 Konditionen
 Kontaktformular
 Mediadaten
 Service
 Textwerbung
 
Bericht Zum Thema  Spirituelle Pferdearbeit · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 171.02 der Pferdezeitung vom 06.07.02
 Menü Archiv
 Von der Dominanz zur ... 
 Vollwaschgang  Ahnung von Gott  Argentinien
 Virginia  Horsish  Santana  Chance für Dich  Gibt sich Mühe
 Spitfire  Ran ans Trauma  Respekt, Vertrauen  Menschenarbeit  Montana
 Leserresonanz  Rezension: Julia und der ...  Tip: Larch - Mimulus  Galerie: Prinz Humay  Leserbriefe
 Forum  Gesuche  Angebote  Pferdeanzeigen  Termine
 Mitteilungen  Links
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
  Druckversion   Lesezeichen
  Magazin
  Magazin
  Magazin


Copyright wie angegeben
Montana im Mai 2002
©   Friedhelm Splett

    Von der Dominanz zur Demut   
    Der Weg von Argentinien nach Montana    
von   Friedhelm Splett


Ich liege auf meiner Meditationsmatte, eine Klangschale auf dem Bauch, leicht und rhythmisch schlage ich die Schale an. Die Vibratrionen durchdringen meinen Körper. Eine wohlige Schwere breitet sich in mir aus.

Ich vibriere von den Haarspitzen bis zu den Füßen. Ein gutes Gefühl, durchlässig zu sein. Eine solche Verfassung habe ich mir gewünscht, um diesen Artikel anzufangen. Ich denke an das, was mir wichtig geworden ist zu sagen.

Inzwischen weiß ich, daß ich selber nichts vermag, im Vergleich zu dem, was geschehen kann, wenn ich mich öffne und loslasse. Das ist mit den Pferden so, und mit allem anderen. Und da bin ich schon mitten im Thema.

Der erste Artikel, der über meine Arbeit in der Pferdezeitung erschienen ist, handelte von einem Bodenarbeitsseminar, veranstaltet von der Pferdezeitung, das war im April 2000 (» Friedhelm Splett - noch ein Pferdeflüsterer?, siehe auch Bildschirmschoner » Bodenarbeit).

Ich hatte zwei Teilnehmerplätze für Leser der Zeitung zur Verfügung gestellt, einen der Plätze hat meine heutige Lebenspartnerin, Christine Pohl, gewonnen. Sie sagte damals, es sei das erste Mal, daß sie etwas gewonnen hätte. (ein Zufall?)

Wir waren fasziniert voneinander, was die Art mit Pferden umzugehen betrifft. Hin und wieder trafen wir uns, arbeiteten mit unseren Pferden und gingen zusammen mit unseren Ehepartnern essen.



Vollwaschgang


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Bodenarbeitsseminar 8. April 2000
Friedhelm und Christine
Foto Werner Stürenburg
Es war von Anfang an eine irgendwie mystische Spannung zwischen uns, die für unsere menschliche Beziehung problematisch, für den Umgang mit Pferden aber genial zu sein schien.

Damals hatte ich keine Ahnung von unserer spirituellen Verbindung, nein, ich hätte die Existenz einer schöpferischen höheren Existenz an unserem Leben - ganz zu schweigen davon, daß wir vielleicht in ihr eingebettet sein könnten - vehement bestritten und abgelehnt.

Ich saß damals auf einem ziemlich hohen Roß!!!

Aber dann ging ich in den umfassendsten Vollwaschgang, den mir das Leben bisher zugemutet hat:

Traumatische Erlebnisse machten es mir unmöglich, weiter in meinem Beruf als Kriminalbeamter zu arbeiten, ich wurde sehr krank, körperlich und seelisch.

Die Arbeit mit den Pferden, Seminare und Unterricht, das therapeutische Reiten mit emotional gestörten, hyperaktiven Kindern, alles wurde mir von meinem damaligen Arbeitgeber untersagt.

Hinzu kam die Trennung von meiner Ehefrau, und schließlich auch von Christine.

Ich glaubte mich damals emotional, wirtschaftlich, gesellschaftlich � am Ende.

Ich ging zweimal in eine psychosomatische Klinik, um Hilfe zu suchen, weil ich mich am Ende glaubte und nicht wußte, wie es weitergehen sollte. Und dort half man mir.

Das war der Beginn einer unerwarteten Entwicklung:

Auf dem bisher tiefsten Grund meiner Existenz angekommen, kriegte ich eine mich tief berührende Ahnung von Gott.


Ahnung von Gott


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Bodenarbeitsseminar Pferdezeitung (2000)
Mein Hochmut wich der Erkenntnis, daß Gott mein Potential ist, daß es SEIN Potential ist. Und alles Kämpfen ist lediglich verzehrte Energie, zu nichts anderem nutze, sich selber Leid zu schaffen.

Kämpfen ändert nichts! Der Kampf resultiert aus der Ohnmacht bzw. dem Unmut, sich ohnmächtig zu fühlen. Und nach dem Kampf fühle ich mich wieder ohnmächtig, also könnte ich sie doch auch gleich annehmen?

Die Ohnmacht läßt innehalten, hinfühlen, erdulden und schließlich loslassen. Und das ist der Schlüssel. In dem Augenblick, in dem ich "loslasse", löst sich aller Druck auf und ich bin frei. That´s it!

Neu war mir das freilich nicht, zumindest theoretisch, mit den Pferden hatte ich das alles zunehmend und bereichernd erfahren. Nur hatte ich immer von Dominanz und Vertrauen gesprochen.

Und ich wollte dominant sein. Und eine dominante Person stellt sich schließlich nicht in Frage und vor allen Dingen läßt sie sich ungern in Frage stellen, oder?

Heute ersetze ich den Begriff Dominant durch Respekt!! Das trifft die Sache viel besser. Respekt und Vertrauen, das ist es.

Beide gehören zusammen. Denn wenn man keinen Respekt hat, hat man auch kein Vertrauen.

Wenn der Mensch schwächer ist als das Pferd, so ist die Folge ANGST (beim Menschen)

Wenn Mensch und Pferd gleich stark sind, so ist die Folge KAMPF (in der Pferdeherde gibt es keine zwei gleichen Positionen, es wird solange gekämpft, bis die Rangordnung geklärt ist.

Wenn der Mensch stärker als das Pferd ist, ist HARMONIE "möglich".

Wenn der Mensch stärker ist, als das Pferd, und Gewalt gebraucht (wobei das Pferd definiert, was Gewalt ist) hat das Pferd Angst und empfindet den Menschen als FEIND.

Wenn also die Rangordnung geklärt ist und das Pferd Respekt und Vertrauen gegenüber dem Menschen hat, findet Harmonie statt: Es gibt keine ANGST, keinen KAMPF, keine GEWALT und keine FEINDSCHAFT.


Argentinien


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Ausritt in Argentinien
Copyright wie angegeben
Potro in Argentinien
(aus » Unter Gauchos)
Der Mensch führt das Pferd (indem er die vordere Führungsposition einnimmt, die ansonsten die Leitstute in der Herde innehat, um das Pferd zu schützen und zu führen)

Später treibt der Mensch das Pferd aus der hinteren Führposition (die in der Herde der Hengst innehat, um dem Pferd zu Mut, Entschlossenheit und Selbstvertrauen zu verhelfen.

Wo Vertrauen ist, hat Angst keinen Raum. Angst schließt jedoch Vertrauen aus.

Meine Arbeit mit Pferden war auch vorher schon relativ erfolgreich, in kurzer Zeit war es mir möglich, oft zu meiner eigenen Überraschung, sogenannte Problempferde korrigieren, konnte die Dominanz herausstellen und gleichzeitig das Vertrauen der Pferde gewinnen.

Aber immer stand ein gewisser Druck am Anfang. War dieser Druck vielleicht Erfolgsangst?

In Argentinien (siehe » Bericht Pferdezeitung vom 23.12.2000) versuchte ich noch Wege zu finden, um den Druck zu ersetzen.

Aus heutiger Sicht muß ich sagen: vergeblich! Bei der dortigen Arbeit mit potros (quasi unberührte Jungpferde) entzogen diese sich mir, wenn sie die freie Wahl hatten.

Erst, wenn ich sie mit einem Lasso fing, mußten sie sich mit mir auseinandersetzen, und dann konnte ich mein Procedere abspulen, was dann auch funktionierte.

Ich denke, daß ich mich damals durch diese Pferde profilieren wollte, meine Methode beweisen wollte, es ging mir in erster Linie um mich und nicht um die Pferde. Ich hatte damals keine Ahnung davon, wie es ist, sich als Kanal zu öffnen.

Mittlerweile habe ich zusammen mit Christine Pohl den Königsweg beschreiten dürfen.


Virginia


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Seminar Hyland, Virginia Mai 2002
Ich habe mit ihr zusammen vielfältig erfahren, wie einfach es ist, ohne Druck Respekt und Vertrauen der Pferde und auch der Menschen zu gewinnen, ohne uns dabei überhaupt anstrengen zu müssen. Und davon soll dieser Artikel erzählen:

Respekt bedingt nicht Druck, Gewalt, Sieg, Triumph. Im Gegenteil!

Respekt erfordert, daß ich in mir bin. Daß ich mich selbst respektieren kann, meine Gefühle achte, im Hier und Jetzt lebe, daß ich wahrhaftig bin, und mir meiner selbst bewußt bin.

Und wenn ich schwächer (unsicherer) als das Pferd bin, wird es keinen Respekt vor mir haben können, egal, was ich auch versuche, um es darüber hinwegzutäuschen.

Wachse ich aber und entwickele mich zur Respektperson, so fühlt das Pferd dieses und es bedarf einiger einfacher Handlungsschritte (Aktion und Reaktion), um es davon zu überzeugen.

Das Pferd wir mich danach respektieren, d.h. als höherrangig anerkennen und sich unterordnen, denn es erkennt, daß seine Bedürfnisse nicht ignoriert werden.

Diese Handlungsschritte sind für jedermann erlernbar, wenn er nur erkennt, daß er sich zunächst ändern muß, um ein verändertes Verhalten der Pferde zu bewirken. Es nützt nichts, die Pferde verändern zu wollen.

Ein Irrtum wäre es, hier von "Techniken" zu sprechen. Ich muß mich selber öffnen, muß durchlässig werden, muß fühlen und weitergeben.

Ich werde zu einem Kanal für das göttliche Wirken, und ich gebe weiter, was ich selber empfange. Und das Empfangen und das Geben sind gleichwertig, ich bin kein toller Crack, weil ich gebe. Das ist ganz wichtig zu wissen.

Wir müssen "pferdisch / horsish" lernen, damit unsere Pferde uns verstehen. Andersherum werden wir sie nicht erreichen können und sie werden uns nicht akzeptieren.


Horsish


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Der Respekt und das Vertrauen wird in der Bodenarbeit hergestellt
Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Dancer, Paintstute nimmt das erste Mal das Gebiß (Virginia 2002)
Copyright wie angegeben
Virginia 2002
Christine und ich lehren nun " pferdisch" / "horsish" und es ist ein spannender Weg, sich darauf einzulassen. Das geht einher damit, immer mehr auch "menschlich" zu lernen.

Allerdings bewirkt dieser Weg Veränderungen, deren Ausmaß uns immer wieder noch überrascht und manchen von Ihnen auch überraschen wird.

Uns hat der Weg dahin geführt, daß wir Deutschland verlassen werden. Wir werden nach Montana gehen, um dort mit Pferden und Menschen zu sein und zu arbeiten.

Unser Weg führt / drängt uns immer mehr in die Gegenwart Gottes und eine ihr entsprechende wache, lebendige Lebensform.

Es verlangt uns danach, dies an einem Ort auszudrücken, wo uns sowohl Raum als auch Gelegenheit dazu gegeben werden. Aber davon später mehr!

Ich möchte jetzt hier erst einmal einige Erfahrungen schildern, die diese neue Arbeit verdeutlichen

Während einer Clinic in Virginia in der Nähe von Washington D.C. werden uns mehrere "Problempferde" vorgestellt, die Besitzer bitten uns um Unterstützung.

1. Santana

Es handelt sich um einen 6jährigen Connemarawallach, etwas groß geraten, schwarz und schön, und völlig respektlos gegenüber allen Menschen.

Die Folge ist: Er wird gefüttert, aber jeder hat Angst vor ihm, und das weiß er.

Christine hat früher schon mit diesem Pferd gearbeitet, hat mehrfach sanft den Widerstand des Tieres überwinden können.

Dann kam es zu einem Trainer, der versucht hat, den Widerstand des Pferdes zu "brechen".

Wir glauben an eine leichte Aufgabe. Das Pferd (normalerweise englisch geritten) wird mit unserem Westernsattel gesattelt und Christine sitzt auf.


Santana


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Santana, Connemarawallach, 6 Jahre
Virginia 2002
Santana akzeptiert keinen Schenkel und keine Zügelhilfe. Er steigt, dreht wie eine Windmühle um seine Mittelachse und buckelt.

Wiederholt gerät Christine mit ihren Beinen gefährlich nahe an den Zaun. Es ist keine Kooperation zu erzielen. Alle Versuche, das Pferd in die subdominante Position zu bringen, scheitern.

Zuletzt sind Reiterin und Pferd total erschöpft. Die ganze Aktion war sehr gefährlich und spektakulär. Wir sind mit unserem Latein am Ende. Nichts hat funktioniert.

In der Bodenarbeit am Vortag war der Wallach schnell bereit, nachzugeben, ordnete sich unter, aber unter dem Sattel war er "der Boß", und zwar unmißverständlich. Hier schlug eindeutig sein Erfahrungsschatz bezüglich schlechter Erlebnisse durch. Er hatte gelernt, sich jedem Druck zu widersetzen

Nachher war Krisensitzung. Alle waren fertig von dem Erlebten. Ich hatte sehr viel Angst um Christine und bin an dem Tag deshalb nicht auf das Pferd gestiegen.

Ich hatte eine ziemliche Wut auf Santana, es wäre nicht gut gewesen, wenn ich in der Verfassung geritten wäre. Es wäre ein Kampf geworden, und das wollen wir nicht mehr.

Wir alle waren an dem Abend der Meinung, daß die Besitzerin dieses Pferd wohl besser nicht mehr reiten sollte, es ist einfach zu schwierig und zu gefährlich.

Alle haben eine Nacht mit wenig Schlaf vor sich. Christine und ich fühlen uns sehr schlecht. Jeder von uns geht in sich und wir lassen das Geschehene auf uns wirken.

Am nächsten Morgen sind wir alle wie verkatert. Ich habe meditiert und mir wurde bewußt, daß dieses Pferd uns nicht zufällig gefunden hat.

Wir sollen eine Erfahrung machen, wie schon des öfteren in der Vergangenheit. Aber welche? Ich weiß es beim besten Willen nicht.


Chance für Dich


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Neuer Versuch am nächsten Morgen
Copyright wie angegeben
Santana geniesst das Lob!
Ich beschließe, das Pferd zu reiten. Ich bin absolut in mir, ganz ruhig und friedlich. Ich weiß nicht, was ich machen werde, habe keinen Plan.

Ich sattele das Pferd und bitte Gott, mich zu führen und zu schützen. Ich mache mich innerlich ganz weit. Ich fühle mich gut, als ich den Kopf des Wallachs sanft mit meiner Hand umfasse und ihm sage:

"Das ist eine Chance für Dich, oder willst Du so weiterleben? Laß uns gut zueinander sein, ich tue Dir nichts"

Vorsichtig steige ich auf, aber ohne den inneren Zügel übermäßig kurz zu nehmen. Ich entspanne mich total, bleibe ganz ruhig sitzen und warte.

Santana ist absolut konzentriert bei mir, steht aber ruhig. Ob er über Nacht nachgedacht hat? Ich beginne, mit beiden Schenkeln gleichzeitig zu klopfen und zupfe vorsichtig an den Zügeln: Der Kopf geht ein Stück herum und dann herunter.

Das ist ein guter Anfang. Ich drücke beide Waden ans Pferd und bleibe dort. Ich drücke nicht sehr stark, aber dennoch deutlich wahrnehmbar. Santana akzeptiert mich.

Die Zügel lasse ich durchhängen, ich führe ihn nur über den Schenkel. Nach einem Stück Schritt trabe ich ihn an. Sofort gebe ich mit meinen Hüften den Takt vor und er folgt.

Nun folgt eine sehr lange Serie von Aktionen, mit denen ich bei dem Pferd Reaktionen anfrage. Jeweils, wenn Santana reagiert, wechsele ich zu einer anderen Aktion.

Santana hat alle Hufe voll zu tun, mir zu folgen. Permanent wechsele ich zwischen gerade gestellten und gebogenen Volten, direkten- und indirekten Biegungen, Handwechseln ohne die Hand zu wechseln, Tempoverstärkungen und Rücknahmen, Stop und Rückwärtsrichten (1 Schritt nur) und so weiter.

Santana reagiert, so gut er kann. Sooft wie möglich lobe ich ihn mit Stimme und Händen.


Gibt sich Mühe


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Santana hat�s geschafft!
Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Santana mit seiner glücklichen Besitzerin wieder harmonisch vereint
Er kann sich nicht gut ausbalancieren, weil er ziemlich steif ist. Ich helfe ihm, so gut ich kann. Er merkt das und nimmt dankbar an.

Er gibt sich Mühe. Jeder Gedanke an Widerstand ist wie weggeblasen. In Anbetracht des Erlebnisses vom Vortage fällt es mir etwas schwer, ihm zu vertrauen. Aber es passiert nichts.

Es ist völlig unspektakulär. Santana macht nicht den Versuch, mich loszuwerden, kein kleinster Augenblick des Kampfes. Was ist hier passiert?

Ich habe so noch nie ein Pferd trainiert, diese Abfolgen noch niemals geritten. Ich habe das Pferd bis an seine Leistungsgrenze gefordert, aber niemals überfordert, nichts erzwungen.

Alles war freundlich. Ich hatte das Gefühl, ich würde "geritten" und jederzeit wußte ich, daß es richtig ist, was ich tue. Eine wunderbare Erfahrung.

Ich ritt Santana danach jeden Tag ohne Probleme, ging mit ihm alleine oder mit einem anderen Pferd auf den Trail, ohne Probleme.

Erst auf einem Gruppentrail am letzten Tag wollte Santana mich noch einmal antesten, indem er den Signalen der anderen Pferde mehr Bedeutung beimaß als meinen Hilfen.

95% des Trails waren ziemlich stressig für uns beide, weil ich ihn immer wieder erinnern mußte. Aber dann war er ein Lamm. Im Anschluß galoppierte ich ihn noch ca. 30 Minuten auf beiden Händen auf dem Reitplatz, da er ziemlich viel Streß aufgebaut hatte, um sich zurückzunehmen.

Er lief zuletzt, wie eine Glocke, ausbalanciert, gebogen, versammelt und zufrieden. Welch eine Entwicklung.

Dieses Pferd ist hoch-sensitiv, auch wenn es erst einmal als widerspenstig erlebt wird. Die Tatsache, daß es so schnell auf die Signale der anderen Pferde reagiert, sagt etwas über die Persönlichkeit aus, die man auch bei Menschen oft findet.

Das ist auch das Problem bei den emotional gestörten, hyperaktiven Kindern, mit denen ich arbeite. Sie haben sich � wie Santana � nie auf eine äußere Führungshilfe verlassen können. Zu viele Impulse, viele davon waren doublebinds, haben sie orientierungslos gemacht.

Wir denken, daß das liebevolle Zugehen auf das Pferd die Voraussetzung war, um Gottes Führung zu ermöglichen. Für alle Beteiligten endete dieser Tag sehr glücklich.

2. Spitfire

Es handelt sich um ein 4jähriges Quarterhorse, einen schönen schlanken Fuchs mit aufmerksamem Blick.

Ein junges Mädchen aus dem gleichen Stall in Virginia hatte dieses Pferd von ihrem Bruder geschenkt bekommen, weil es mehrfach beim Einreiten gestiegen war und seine Reiter abgebuckelt hatte. Danach hatte sich niemand mehr auf das Pferd gesetzt.


Spitfire


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Spitfire ist hochkonzentriert
Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Respekt und Vertrauen ist geklärt
aus dem Videoprotokoll
Nach einer mehr als 6stündigen Trailerfahrt von Ohio nach Virginia wurde der Wallach erst einmal alleine auf eine große Wiese gestellt, um sich zu aklimatisieren.

Nach zwei Tagen gingen wir zu ihm. Er war sehr aufmerksam, ich konnte ihn ohne weiteres berühren und meinen Arm um seinen Nacken legen.

Ich legte ihm mein Knotenhalfter um, hielt wie bei Santana seinen Kopf sanft umfaßt und wieder sagte ich ihm, daß der Streß nun vorbei sei, daß wir friedlich miteinander umgehen würden, daß ich ihm nichts täte.

Dabei empfand ich eine solche Liebe zu dem Tier, daß ich es mit Worten nur schwer ausdrücken kann. Und das ist der Schlüssel!

Diese Liebe kam zu mir zurück. Ich spürte ein starkes Glücksgefühl, als ich mit den üblichen Ritualen begann, um per Körpersprache, also auf "horsish", meine höhere Position in der Hierarchie zu demonstrieren.

Nach weniger als 5 Minuten war das Verhältnis zwischen uns beiden geklärt. Ohne jeden Widerstand, Druck, ohne jegliche unschöne Begegnung dokumentierte Spitfire, daß er mich respektierte, aber auch zugleich Vertrauen zu mir hatte.

Wie auch schon bei Santana konnte Christine den ganzen Vorgang mit einer Videocamera festhalten.

Ich habe dann begonnen, mit dem jungen Wallach mein Bodenarbeitsprogramm zu spielen und nach etwa 15 Minuten hatte er alles verstanden und folgte wie ein routiniertes Trainingspferd allen feinsten Signalen, dabei balancierte er sich perfekt aus, lief auch in engen Wendungen auf zwei Spuren, drehte vor mir her in beide Richtungen die figure 8 und hielt jederzeit an, wenn ich ihn dazu aufforderte.

Auch ließ er sich rückwärts richten und wich überhaupt willig in jede gewünschte Richtung. Ich war baff.

Dafür benötigten wir normalerweise mehrere Stunden. Waren wir hier etwa auf den Punkt gestoßen, den Christine und ich erst jeder für sich, aber dann auch gemeinsam so viele Jahre gesucht hatten? Wir waren gespannt, was weiter passieren würde.


Ran ans Trauma


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Spitfire balanciert sich wunderbar aus
Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Kim (Seminarteilnehmerin und Besitzerin von Spitfire), Virginia 2002
Zwei Tage später wiederholten wir die Bodenarbeit, dieses Mal auf dem Reitplatz.

Wir wollten direkt an die traumatischen Erlebnisse des Pferdes heran, deshalb sattelten wir ihn mit meinem Westernsattel.

Als Spitfire alle Übungen mit Bravour genauso wie beim ersten Mal absolvierte, entschlossen wir uns, die gleiche Verfahrensweise anzuwenden, wie wir junge Pferde sanft und absolut gewaltfrei anreiten:

Wir arbeiten die Pferde zunächst am Boden, bis sie den Signalen mit Leichtigkeit folgen und sich ausbalancieren können (das sieht man an den Fußfolgen der Hinterbeine).

Dann führe ich die Pferde wie gewohnt vom Boden aus und Christine, die einen ausbalancierten Sitz hat, steigt in den Sattel.

Zunächst führe ich das Pferd einige Runden, dann arbeite ich es vom Boden aus und bei den Wendungen, Drehungen, Biegungen, beim Anreiten im Schritt, Trab, beim Anhalten und beim Rückwärtsrichten gibt Christine im gleichen Augenblick die reiterlichen Hilfen, während ich vom Boden die bereits vertrauten Hilfen gebe.

So lernt das Pferd, daß der Reiter immer in der Balance sitzt, es also nicht stört (vielmehr bei Bedarf hilft). Außerdem werden ihm im Unterbewußtsein die Schenkel, Gewichts- und später auch Zügelhilfen vermittelt, während seine Konzentration bei mir in der Mitte ist (Illustration nächster Abschnitt).

Ich möchte mich hier kurz fassen: Spitfire absolvierte das gesamte Programm, ohne mit einer Wimper zu zucken. Wir wechselten, Christine übernahm den Bodenpart und ich stieg in den Sattel, das gleiche.

Wir nahmen nun das Führseil des Knotenhalfters als Zügel, indem wir es um den Pferdehals legten und unter dem Kopf des Wallachs verknoteten. Nun ritt ich das Pferd selbständig im Schritt und Trab in allen möglichen Figuren. Es ließ sich jederzeit anhalten.

Kein Kampf, kein Streß. Nun wollten wir es wissen: Wir ließen die Besitzerin aufsteigen und ich führte sie vom Boden aus. Als auch das klappte, ließ ich sie auf dem umzäunten Platz ebenso mit dem Seil als Zügel reiten, wie ich es zuvor getan hatte.

Alle waren glücklich über die Harmonie, die zwischen Reiterin und Pferd bestand. Wir gratulierten ihr zu ihrem tollen Pferd. Der Blick des jungen Mädchens und seines Pferdes waren mehr wert, als alles Geld der Welt.


Respekt, Vertrauen


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Pretendida (PRE Stute) nach Bodenarbeit & Sattelgewöhnung jetzt mit Reiter
Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Pretendida (PRE) ohne Führungsseil, mit Reiter und Bezugsperson in der Mitte
Erklären kann ich das alles nur schemenhaft: Wenn Respekt und Vertrauen gegeben sind, bedarf es einer pferdegerechten Kommunikation ohne Zwang und Druck.

Dann muß das Pferd auch nicht kämpfen. Ein wesentlicher Punkt ist auch die Balance von Pferd und Reiter in jedem Augenblick.

Diesem Kriterium wird in der Reiterei und insbesondere in der Reitausbildung zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Selbst in hohen Dressurklassen kann man Reiter(innen) sehen, die in Volten und auf Zirkeln innen sitzen, den inneren Zügel nach hinten annehmen, und das Pferd mit der Hüfte nach außen ausbrechen lassen, so daß das innere Hinterbein vor das äußere Hinterbein treten muß, damit sich das Pferd wieder ausbalancieren kann, ein Kardinalfehler, der bei Wettbewerben offenbar nicht geahndet wird

Allerdings bin ich davon überzeugt, daß nicht Christine oder ich diese Resultate erzielen.

Wir haben gelernt, uns zu öffnen, jegliche Absicht loszulassen, so daß Gott (das Wesen allen Lebens) uns als Kanal nutzt und durch uns wirkt.

Anders kann es nicht sein, denn niemand von uns beiden hatte jemals solche Resultate in seiner Arbeit. Wir empfinden eine große Dankbarkeit dafür.

Und dennoch muß ich hier ganz klar sagen, daß es hin und wieder Pferde gibt, die durch ihre Erfahrungen mit den Menschen jeglichen Respekt verloren haben.

Das macht sie so stark, daß sie nicht ungefährlich im Umgang sind, will man sie in ihre "Rolle" zurückbringen.

Bei diesen Pferden muß entgegen meinen vorherigen Aussagen manchmal viel Druck aufgewandt werden, um sie in die subdominante Position zurückzubringen.

Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen, welches uns keinen Spaß macht (und dem Pferd auch nicht), denn wie alle Menschen möchten wir natürlich auch lieber nur aufbauen (gut sein) und am liebsten anderen Menschen die Zerstörung (den Krieg) überlassen, damit wir uns besser fühlen können als diese.

Ich erkenne, daß hier alle Scheinheiligkeit aufgegeben werden muß. Wir müssen lernen, auch einmal Zerstörer sein zu können, um durch das Sterben ein Neuwerden zu ermöglichen.

Und es ist ein Liebesdienst, wenn endlich jemand genügend Interesse, Durchhaltevermögen und keine Angst hat, um das Pferd in ein harmonisches Miteinander zurückzubringen.

Ich möchte die Vorgehensweise in solchen Fällen hier nicht näher beschreiben, das werde ich ausführlich in einem Buch machen, ansonsten könnten meine Ausführungen mißverstanden werden.

Und nun zurück zu unserem persönlichen Lebensweg, der so eine deutliche Wende erlebt: Christine und ich haben uns von unseren Ehepartnern getrennt.

Wir leben und arbeiten zusammen. Schnell wurde uns klar, daß unsere Arbeit nichts mit dem üblichen Pferdetraining, Reitunterricht, überhaupt mit dem herkömmlichen Pferdebusiness zu tun hat.


Menschenarbeit


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Der mit den Pferden tanzt...
Wir arbeiten mit Menschen, wobei wir das Pferd als Medium einsetzen.

Wir haben Vertrauen und blicken auf viel Erfahrung zurück. Unsere neu gewordene Arbeit freut uns und berührt uns tief. Wir fürchten uns vor keinem Problem, mit dem wir konfrontiert werden könnten.

Der Versuch, unsere Arbeit in einer Firma mit Businessplan zu organisieren, scheiterte im Keim. Unser Weg sollte in eine andere Richtung gehen.

Da bekam ich ein Buch in die Hände, welches mich zutiefst berührt hat: Gütige Offenbarungen von Christa Phillips.

Ich mußte die Autorin treffen, das spürte ich deutlich. Aber die lebt in Montana/USA.

Ich hatte mich bereits auf eine Reise dorthin eingestellt, als ich erfuhr, daß Frau Phillips über den Jahreswechsel in Deutschland in der Nähe von München sein würde.

Wir verabredeten uns und ich fuhr für ein Wochenende in den Bayerischen Wald. Dort hatte ich dann meine schicksalsbestimmende Begegnung.

Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, um meine Erlebnisse zu schildern, aber Christa erzählte mir, daß sie in Montana Land gekauft hätte (ca. 265 Hektar). Dort soll ein Heilzentrum entstehen, wo im Einklang mit Gott und der Natur die Möglichkeit für Menschen geschaffen wird, zu heilen.

Christa hat mich nach Montana eingeladen. Christine, die damals in Amerika war, hat ihr Buch zeitgleich gelesen und war genauso berührt davon.

Als wir dann im Mai in Virginia waren, machten wir einen 4tägigen Abstecher auf die andere Seite des Kontinents (6 Stunden Flug), um Christa zu besuchen.


Montana


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Montana � Big Sky Country
Ich möchte es kurz machen: Wir waren einen Tag dort, da wußten Christine und ich mit einer absoluten Gewißheit, daß dort unser Platz sein würde, wo wir leben, gesunden und arbeiten würden.

Es ist ein karges, beinahe unwirtliches Land, weitab von der Zivilisation, ohne Strom, fließendes Wasser und andere Annehmlichkeiten der Zivilisation.

Und dennoch ist es der wunderschönste Flecken Erde, den ich mir vorstellen kann. Und er hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Menschen aus der ganzen Welt, die "auf dem Weg" sind.

Ich möchte hier Christa selber zu Wort kommen lassen:



Unser weiterer Weg ist beschrieben in » Sponsoring

Kontakt

Dr. Christine Pohl
Friedhelm Splett
Ahornweg 14
48341 Altenberge
Germany
Tel. +49 (0) 2505 938269
Fax +49 (0) 2505 938278
Mobil +49 (0) 172 5348535 od. 170 3456084
E-Mail  [email protected]
» Pferdisch.com
» Splett.de



Christa Phillips
261 West Parrot Creek Road
P. O. Box 677
Roundup, MT 59072 / USA
Tel. +001(406) 323 2465
E-Mail  [email protected]



Quellen

Copyright wie angegeben

Christa Phillips
Gütige Offenbarungen
Bezug über die Autorin

ISBN 3-926257-33-4
17,80 EUR
Copyright wie angegeben
» Logo unserer neuen Webseite




Abbildungen
©  Christine Pohl
©  Friedhelm Splett
©  Werner Stürenburg


Leserresonanz


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


1 Leserresonanz zu Ausgabe 171 vom 06.07.02


Leserbrief  778 zu Ausgabe  171
09.07.02



Hallo Herr Stürenburg,

jede Zeile des Hauptberichts war Balsam für meine Seele. Vieles, was ich da gelesen habe, durfte ich zum Teil in den letzten Jahren, vor allem aber Monaten auch lernen. Bedanken möchte ich mich bei der Gelegenheit bei meiner Bella und bei Krabat, dem liebenswerten "faulen Socken" der Rasse Connemara, mit dem ich seit 2 Jahren viel Spaß habe.

Bei der Passage mit Santana mußte ich innerlich grinsen: Krabat steht sehr weit oben in "seiner" Pferdeherde und er straft nicht als Leitpferd eingestufte Menschen mit konsequenter Nichtbeachtung in allen Belangen -eine Methode fast genauso effektiv wie die bei Santana beschriebenen Reaktionen. Ich brauchte lange, zu begreifen, daß nicht alle Pferde solche "Rennsemmeln" sein können wie Bella, und seit ich ihn so annehme, wie er ist, läuft er auch, halt nur nicht so lang und so schnell. Und es macht einen Riesenspaß, wenn man ihn nackert ohne alles aus der Herde holt, putzt, die Füße herrichtet, sattelt usw., während die anderen angebunden dastehen.

Zum Abschnitt Respekt, Vertrauen:

Hoffentlich wird das von vielen ganz intensiv gelesen. So viele Pferde- (und Hunde-) besitzer sehe ich, die von ihren Tierchen vera... werden und das mit Niederknutschen quittieren. So geht's halt auch nicht.

In den 3 "Nebenberichten" habe ich vieles gefunden, mit dem ich mich identifizieren kann. Seit März hat sich auch bei mir fast alles verändert und ich habe Menschen kennengelernt, die mir die Botschaften, die in diesen Berichten standen, auch vermitteln konnten. Ich habe das Gefühl, daß ich seitdem erst richtig lebe. Meiner Meinung nach spielt es da keine Rolle, ob man das, was hier gemeint ist, mit Gott, Christus, Universum oder einfach dem großen Ganzen bezeichnet. Die Religionen der Naturvölker z.B. aus Amerika oder Australien haben es noch gewußt - das mit der Achtung, dem Respekt und der Liebe gegenüber allem, weil alles eine Seele hat.

Ich wünsche Dr. Christine Pohl und Friedhelm Splett von ganzem Herzen alles Gute und ich glaube, daß sie nichts besseres für sich und für das Ganze, von dem wir alle ein Teil sind, tun können. Ich glaube auch, daß es funktionieren wird, so wie sie es anpacken. Und ich hoffe, daß sie genau auf dem Weg zu ihrer Vision bleiben und nicht abdriften (Es gibt ja einige "Pferdegurus", zugleich Buchautoren, die u.a. auf ihren websites einiges verkünden und mit denen ich gar nichts anfangen kann).

Zudem wünsche ich allen, die diese Ausgabe der Pferdezeitung lesen und sich sagen: "jetzt fängt der Splett das spinnen an" oder die sich dann wieder über die ach doch sooo unpassende spirituelle Richtung in der Pferdezeitung äußern, auch alles Gute: Vielleicht dürfen sie in diesem Leben auch dieses Glück erfahren, von dem in Friedhelm Splett's Artikel die Rede ist.

Mir selbst wünsche ich, daß ich auf dem Weg, den ich seit März gehe, weitergehen darf.

Und Ihnen, Herr Stürenburg, danke ich für diese Ausgabe und wünsche Ihnen alles Gute.

Stefan Hölzl


Rezension: Julia und der Pferdeflüsterer


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


  vorige Rezension   Übersicht Rezensionen   nächste Rezension

Gohl, Christiane

Julia und der Pferdeflüsterer
Für Kinder ab 10 Jahren und alle Fans der Julia-Reihe

144 Seiten, gebunden
Stuttgart, 1999 · Kosmos Verlag, Stuttgart
ISBN 97834400765910


1,94 EUR      Bestellen


Der Verlag sagt über das Buch:
Julia ist in heller Aufruhr: Der neue Vorstand des Reitvereins sorgt für frischen Wind und hat den berühmten Pferdetrainer Jonathan Wenders engagiert. Von seiner Methode schwärmt Julia schon seit langem. Als sie an einem von Wenders Reitkursen teilnehmen darf, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann entwickelt sich alles ganz anders als erwartet...

Christiane Gohlbeschäftigt sich seit ihrem zehnten Lebensjahr mit Pferden und reitet in vielen Disziplinen. Pferdefreundliches Reiten und artgerechte Haltung sind ihr dabei besonders wichtig. Das besondere Interesse der erfolgreichen Autorin gilt jungen Pferdefreunden und Reitern. Für sie hat Christiane Gohl schon viele erfolgreiche Bücher zum Thema Pferd geschrieben.

Klappentext:
Ein neuer Vorstand stellt den Reitverein auf den Kopf. Herr Hannemann will frischen Wind in den Schulbetrieb bringen und engagiert einen neuen Reitlehrer nach dem anderen: Achmed, den marokkanischen Turnierreiter, Pit Hüpfer als Lehrer für gewaltloses Reiten - und Jonathan Wenders, den berühmten Pferdetrainer. Julia ist ganz aus dem Häuschen, als sie davon erfährt. Von Wenders Methode schwärmt sie schon seit langem. Als sie dann an seinem Kurs teilnehmen darf, scheint für Julia das Glück perfekt - doch dann entwickelt sich alles ganz anders, als erwartet...

Bereits erschienen:

  • Ein Pflegepferd für Julia
  • Julia und das weiße Pony
  • Julias erster Wanderritt
  • Julia und das Springpferd
  • Ein Traumpferd für Julia
  • Julia und ihr Fohlen
  • Julia - Aufregung im Reitverein
  • Julia - Ferienjob mit Islandpferden
  • Julia und der neue Dressurstar
  • Julia - Neue Pferde, neue Freunde
  • Julia - Ein Pferd für zwei

Die Reihe wird fortgesetzt.

EXTRA:
Kleines illustriertes Reiterlexikon



 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
Meine Meinung zu dem Buch:
von   Werner Popken

Mit dieser Buchbesprechung ber�cksichtige ich eine ganz wichtige Gattung, die bisher �berhaupt nicht erw�hnt worden ist: B�cher f�r jugendliche Leser.

In diesem Falle m��te man wahrscheinlich sagen: B�cher f�r jugendliche Leserinnen. Denn wahrscheinlich werden diese B�cher selten von m�nnlichen Wesen gelesen, weshalb sie sich auch gar nicht an diese wenden.

Meine eigenen T�chter haben B�cher dieses Genres nat�rlich ebenfalls verschlungen. Der Schneider Verlag, sonst gar nicht den Pferden verpflichtet, ist auf diesen Markt spezialisiert - soweit ich wei�, sind alle einschl�gigen B�cher aus unserer Bibliothek von Schneider, und so war ich denn erstaunt, als ich feststellte, da� Kosmos hier ebenfalls mitmischt.

In bew�hrter Manier werden diese B�cher nicht einzeln geschrieben, sondern gleich als Reihe konzipiert. Als dieses Buch erschienen ist, gab es schon elf davon, und weitere sind geplant. Au�erdem ist das nicht die einzige Reihe im Kosmos Verlag. Der Markt f�r diese Art B�cher mu� also gro�, stabil und ergiebig sein.

Man kann das leicht nachvollziehen. Diese B�cher sind realistisch. Sie liefern den Lesern Stoff f�r die Phantasie, sind Identifikationsvorlagen. So k�nnte es sein, wenn man selbst in der gl�cklichen Lage w�re, in der die Helden sich befinden.

Deshalb m�ssen diese B�cher auch realistisch sein. Und da die Realit�t sich laufend �ndert, k�nnen die Reihen nicht ewig halten, sondern m�ssen immer wieder neu geschrieben werden.

Pferdefl�sterer z. B., die gab es doch vor gar nicht allzu langer Zeit noch nicht. Das ber�hmte Buch von Klaus Ferdinand Hempfling "Mit Pferden tanzen" hat eine Bewegung initiiert, oder war vielmehr das erste Anzeichen f�r eine Zeitstr�mung, deren Ende noch gar nicht abzusehen ist.

Die Hauptgeschichte dieser Woche geh�rt ebenfalls zu dieser Bewegung und zeigt sehr sch�n, wie alles im Flu� ist, auch f�r die Anf�hrer selbst.

Die B�cher sollten aber nicht nur die Realit�t widerspiegeln, sondern sie auch verantwortlich verarbeiten, denn sie sind zweifellos bewu�tseinsbildend. Wird dieses Buch von Christiane Gohl dem Anspruch gerecht?

Der Verlag betont, da� Christiane Gohl sich als Autorin f�r die Pferde einsetzt, also Bewu�tseinsarbeit leistet, und man kann erwarten, da� sie die Gelegenheit, �ber die Leser-Identifikation direkt auf die jungen Menschen einzuwirken, nicht ungenutzt verstreichen l��t.

Diese Erwartung wird nicht entt�uscht. Die Autorin springt gleich mitten ins wirkliche Leben. Hier wird keine Idealwelt vorgestellt, es beginnt mit Frustration:

Brr, ist das kalt! Ich w�re auf dem Ausritt fast erfroren!

Immerhin: wer hier ich sagt, hat gerade einen Ausritt hinter sich - wer kann das schon sagen? Damit wird schon signalisiert, da� man dort, wo Julia lebt, Ausritte machen kann. Der n�chste Satz ist wieder ein Paukenschlag:

Nickie stoppte ihre Pferde neben dem Reitplatz, auf dem Julia gerade mit ihrem jungen Wallach Coffee arbeitete.

Da ist also unsere Julia, die einen jungen Wallach besitzt, mit dem sie arbeitet! Und Nickie hat nicht nur ein Pferd, sondern mehrere! Ganz wie im wirklichen Leben, nicht wahr?

So sollte es jedenfalls sein, in einer idealen Welt, wie junge Frauen sie sich ausdenken. Rollenspiele nennt man das, und selbstverst�ndlich haben meine T�chter ebenfalls jahrelang Rollenspiele inszeniert, in denen die wirkliche Welt probehalber ausgelotet wurde, ohne sich von der Wirklichkeit Fesseln anlegen lassen zu m�ssen.

Frustrationen geh�ren nicht nur im Leben, sondern auch bei Romanen dazu. Sie treiben die Geschichte an, bauen Spannung auf, bringen Farbe, nicht zuletzt sind sie die Angriffspunkte, die f�r die Identifikation gebraucht werden. Wenn alles immer nur glatt laufen w�rde, w�re es langweilig.

Ich kann mich noch gut erinnern an die Comics in der Wendy, die ich regelm��ig gelesen habe, bevor sie f�r das Fernsehen entdeckt wurden (meine T�chter haben sich gewundert). Ich fand es bewundernswert, wie die Autoren zweimal im Monat neue Probleme ausgruben, die dann innerhalb der Geschichte bew�ltigt werden konnten.

Julia hat denn auch Probleme mit ihrem jungen Wallach. In einem Buch hat sie sich f�r neue Ausbildungsmethoden begeistern lassen, und der Gaul tut nicht, was er soll. Sehr gut! Wer kann sich nicht damit identifizieren?

Nebenbei beschreibt Christiane Gohl sehr genau das Verhalten der Pferde. Wer nichts �ber Pferde wei�: hier kann er schon auf der ersten Seite eine ganze Menge lernen. Auf der zweiten Seite springen wir mitten in das Thema dieses Buches.

Nickie wundert sich, was Julia da tut, und diese erl�utert:

"Bodenarbeit. Die Alpha-Methode, nach Jonathan Wenders. K�rpersprache, du wei�t schon. Aber es klappt nicht so richtig. Er geht nicht vorw�rts, wenn ich ihn von hinten treibe."

Kann man die Realit�t beschreiben, ohne auf sie Bezug zu nehmen? Das geht wohl nicht. Also wird hinter Jonathan Wenders und seiner Alpha-Methode jemand stehen, den wir alle kennen. Nat�rlich verfremdet, so da� rechtliche Probleme au�en vorbleiben. Vielleicht verschmelzen auch mehrere Personen und mehrere Methoden, aber das tut nichts zur Sache. Wir wissen schon, was gemeint ist, und so ist das ja auch gemeint.

Das Buch entbehrt nicht der komischen Z�ge, wie man aus dem vorigen Zitat schon entnehmen kann. Die Beschreibung einer Pferdemesse im sechsten Kapitel ist k�stlich. Dort hat nat�rlich auch Jonathan Wenders einen Stand, sein Buch wird dort pr�sentiert, Christiane Gohl hat ihm ein Logo spendiert, ein verschlungenes A, �ber das Jonathan Wenders auf dem Buchtitel springt, mit einem Palomino - so wird das heute gemacht! Marketing nennt man das.

Schriftsteller haben es gar nicht leicht: sie m�ssen ein komplettes Konzept erfinden, was noch nicht im Markt besetzt ist, aber trotzdem eine gute Chance h�tte, es zum Spitzenreiter zu bringen. Ohne eine geh�rige Portion Humor und Erfindungsgeist geht das nicht.

Zwei ausgesprochen h�bsche M�dchen betreuten den Stand und versorgten Julia und ihre Freunde freigebig mit Informationsmaterial. [...] "Doch, der Jonathan macht schon noch selbst Kurse - obwohl er seinen Schwerpunkt jetzt nat�rlich auf die Ausbildung von Alpha-Therapeuten legt."

"Alpha-Therapeuten?", fragte Nickie. "Hat man das fr�her nicht 'Trainer' genannt?"

"Schon, aber der Jonathan findet, 'Trainer' klingt so nach Leistungsdruck. Und wir wollen doch eins werden mit dem Pferd: Eins werden hei�t heil werden. Das hat schon einen therapeutischen Aspekt." Das M�dchen zeigte einen verkl�rten Gesichtsausdruck, wenn es von Jonathan Wenders sprach. "Die Kurse von dem Jonathan sind nat�rlich bis nach Weihnachten ausgebucht. Aber wenn ihr wollt, setze ich euch auf die Warteliste."

Julia wollte nat�rlich. Die anderen sagten dazu nichts. Sie brachen erst nach Verlassen des Standes in schallendes Gel�chter aus. "Der Jonathan wird uns alle in die ewige Seligkeit geleiten!", imitierte Gloria das M�dchen.

"Wenn der Jonathan ihn anfasst, wird jeder Wallach wieder zum Hengst!", kicherte Nickie.

"Eins, zwei,drei, mit Pferden reich werden!", f�gte Olaf trocken hinzu. "Ich fasse es nicht. Diese Tussies sind v�llig durchgedreht."

Das kann Julia nat�rlich nicht gefallen. Schon geraten sie in die Vorf�hrung eines gewissen Kim Robertson.

"Seine Anh�nger und Freunde nennen ihn den 'Magier mit Pferden'!"

"Der n�chste Guru!", lachte Gloria hinter Julia. Die anderen waren ihr gefolgt. "F�r alle, die mehr auf dunkle Typen stehen."

Kim Robertson war gro�, schlank, tief gebr�unt und trug sein langes, schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. W�hrend er eintrat, lief ein Band mit 'A Kind of Magic' von der Rockgruppe Queen. Das Pferd, mit dem er arbeitete, war ein Friesenhengst.

"Warum es blo� immer Hengste sein m�ssen?", fragte Nickie provozierend.

"Ist doch klar!", sagte eine Stimme von hinten, die Julia bekannt vorkam. "Die Jungs lassen den ganzen Quatsch eher mit sich machen und sehen dabei auch noch toll aus. Eine Stute w�rde sich in die Ecke stellen und den Kerlen die Zunge zeigen!"

"Stephanie!", rief Julia. Ihre alte Freundin stand hinter ihnen und lachte. Stephanie l�sterte mit Leidenschaft, den Kommentar hatte sie sich nicht verkneifen k�nnen.

Die Kunden von Amazon haben dieses Buch mit durchschnittlich f�nf Sternen bewertet. Mehr geht nicht.

Eine ausf�hrliche Rezension kommt von einer Mitarbeiterin von IBM, wie man an der E-Mail Adresse sehen kann. Diese erwachsene Frau hat alle B�cher aus der Julia-Reihe gelesen und ist ganz begeistert davon.

Ich kann das nachvollziehen. Sie vermutet, da� Stephanie die Autorin selbst ist. Das wird wohl so sein. Jetzt verstehe ich den "Untertitel" des Verlags, der offenbar wei�, da� die Reihe viele Fans hat jenseits der eigentlichen Zielgruppe.

Man verachte die Jugendbuch-Autoren nicht! Normalerweise werden diese B�cher nicht zur Literatur gez�hlt und nur ausnahmsweise von Erwachsenen zur Kenntnis genommen. Die B�cher von Michael Ende sind so eine Ausnahme seit dem Erfolg von Momo. Aber schon die fr�heren Arbeiten wie "Jim Knopf" sind hochinteressant.

Durch die Kinder habe ich eine ganze Reihe von Produktionen kennengelernt, die auch mich beeinflu�t haben. Die n�chste Gelegenheit, Einblick in diesem Bereich der literarischen Produktion zu erhalten, werde ich wahrscheinlich erst durch meine Enkel bekommen.

Wenn man Einflu� aus�ben, Wirkung hinterlassen will, hat man als Kinder- oder Jugendbuch-Autor wahrscheinlich wesentlich bessere Chancen, wird aber mit Sicherheit nicht so leicht ber�hmt. Man wirkt eben mehr im Verborgenen. Erwachsene bekommen von dieser Arbeit normalerweise nichts mit.

In gewisser Weise ist sie vergleichbar mit derjenigen eines P�dagogen. Hier werden Menschenbilder geformt, hier wird unmittelbar Einflu� ausgeuebt. Das ist schwierig, denn man mu� den Nerv der Leserschaft treffen. Ich h�tte keine Ahnung, was die jungen M�dchen umtreibt. Ganz abgesehen von intimen Kenntnissen der Reitszene.

Christiane Gohl ist da ganz in ihrem Element. Zur Illustration zitiere ich trotz der L�nge ausf�hrlich die Schilderung der Vorf�hrung von Kim Robertson mit der anschlie�enden Bewertung von Stephanie und dem Reitlehrer Holthoff, die an Deutlichkeit nichts zu w�nschen �brig l��t. Einfach k�stlich!

Die Autorin erfindet mit Kim Robertson eine weitere Kunstfigur samt Marketingkonzept, und die ganze Sache ist so �berzeugend und realit�tsnah, da� man sich fragt, ob die Ironie und Komik nicht schon bei den Vorbildern sichtbar ist. Hat das noch niemand bemerkt? Das Leben selbst erscheint durch die Erfindung als Satire. Sowas nennt man wohl Realsatire.

Der Arbeitsbereich f�r Kim Robertson war mit Hindernisstangen abgesteckt. Er bevorzugte offensichtlich das Dreieck.

"Das Dreieck", erkl�rte er, "ist ein magischer Bereich. Sowohl das Pferd als auch ich finden hier ihren Zufluchtsort. Sie sehen, da� der Hengst sich sofort seine Ecke ausgesucht hat, ich nenne sie jetzt den animalischen Bereich. Und ich w�hle mir diese Ecke und erkl�re sie zum Menschenbereich. Die dritte bleibt neutral. Wir werden uns jetzt durch systematischen Wechsel geistig einander ann�hern. Der Hengst erf�hrt meine Kraft und Dominanz, die mir das Recht gibt, ihn aus seiner Ecke zu vertreiben, aber ich akzeptiere auch seine Ausstrahlung. Letztlich unterwirft er sich meiner Macht, signalisiert durch den magischen Stab, mit dem ich ihn durch die Ecken lenke..."

Der magische Stab war eine zweifarbige Longierpeitsche ohne Schlag, daf�r mit einem blinkenden Dreieck am Ende versehen. Der Hengst fixierte unweigerlich das Dreieck und folgte ihm aus einer Ecke. Kim lenke das Pferd von einer Ecke in die andere und bewies dabei beachtliches Geschick im Umgang mit dem Hilfsmittel. Julia war beeindruckt.

"M��te ich das jetzt verstehen?" fragte Herr Holthoff Stephanie. "Ich meine, wo liegt der Sinn des Ganzen?"

"Also auf den ersten Blick w�rde ich ja sagen, es dient dem Portemonnaie des Meisters", lachte Stephanie. [...]

"Aber k�rpersprachlich ist er perfekt", verteidigte Julia den 'Magier'. "Er treibt total exakt. Ganz �hnlich wie Jonathan Wenders."

"Klar ist er geschickt", r�umte Stephanie ein. "Das sind die alle. Gestern haben wir einen gesehen, der mit einem langen Strick arbeitete. Wenn ich das versuchen w�rde, l�ge ich wahrscheinlich nach drei Minuten gefesselt am Boden. Aber die Frage ist doch, was das alles bringt. Schlie�lich will ich kein Diplom als Schlangent�nzerin erwerben, sondern ein Pferd zum Reiten ausbilden. Wird seit 6000 Jahren gemacht. Mit Strick, ohne Strick, mit Gebi� im Maul, ohne Gebi� im Maul, mit Gewalt, ohne Gewalt. Du kannst mir glauben, Julia, da� die Menschheit in 6000 Jahren so ziemlich alles ausprobiert hat, was sich machen l��t! Das Dreieck als Reitplatz hat sich dabei nicht bew�hrt. Genauso wenig wie die Ellipse. Obwohl die ja wenigstens keine Ecken hat und damit nicht so gef�hrlich ist. Wenn die Anh�nger von diesem Clown da ihr Problempferd in eine Ecke treiben, ger�t es wom�glich in Panik und schl�gt zu."

"Und als Pferdeausbildung w�rde ich das sowieso nicht bezeichnen", f�gte Herr Holthoff hinzu. "Wie ich das so sehe, kommen diese Leute nie weiter als allenfalls zum ersten Aufsteigen. Aber da f�ngt die Arbeit doch erst an. Anreiten, Lenken, Gymnastizierung - ganz zuletzt die hohe Schule. Hast du jemals einen von den Typen eine Piaffe reiten sehen?"

"Klar, auf Fotos: Jonathan Wenders!", antwortete Julia, erleichtert, da� ihr Idol den Anspr�chen gen�gte.

"La� mich mal raten", warf Stephanie ein. "Er sa� auf einem Palomino, so einem mittelgro�en Hengst, Arabertyp, etwas spanisch angehaucht und mit den Namen Leonardo? Den hat Nina Windhammer ausgebildet, die Zirkusreiterin. Mit der hatte der liebe Jonathan n�mlich mal eine hei�e Aff�re. Das Pferd macht alles, klar. Aber das macht es auch mit dir, Julia, oder mit mir. Um Leonardo vorzustellen, braucht man keine Wunderkr�fte." Stephanie wu�te mal wieder mehr als alle anderen. Sie arbeitete f�r eine Pferdezeitschrift und erfuhr immer sehr schnell, was in der Szene vorging.

So so! Wie gut f�r den Leser, da� die Autorin des Buches noch mehr wei�! Im Rahmen eines Romans kann man viele Dinge locker ausplaudern, die man in einer Pferdezeitschrift so nicht bringen k�nnte. Das macht Schl�sselromane so ungemein interessant, und dies ist ein Schl�sselroman.

Ich nehme einmal an, da� die anderen Romane der Reihe ebenso realit�tsnah sind. Aufgrund dieser Stichprobe w�rde ich jedes Buch der Reihe bedenkenlos empfehlen. Die Story ist vermutlich ebenso wie hier jedesmal auch ein Anla�, problematische Situationen zu entwickeln und handfestes Wissen weiterzugeben.

Das auf dem R�cken erw�hnte illustrierte Reiterlexikon (eine wunderbare Idee!) macht das sehr deutlich. Im Buch kommen ja viele Pferde vor, und diese Pferde geh�ren unterschiedlichen Rassen an. Im Reiterlexikon werden diese Rassen angesprochen und mit den im Buch vorgestellten Individuen in Bezug gesetzt.

Hier wird die Autorin auch noch einmal ernst und spricht selbst die Komik in der Beschreibung der Methoden der beschriebenen, erfundenen Pferdefl�sterer an, wobei sie die Realit�t f�r noch komischer h�lt als ihre Erfindungen. Sie r�t also zur Skepsis und empfiehlt die klassischen Methoden.

Dazu habe ich zwei Anmerkungen: einmal lassen die klassischen Methoden offenbar zu w�nschen �brig, denn sonst h�tten die sogenannten Pferdegurus nicht so einen gro�en Zulauf. Ich verstehe bei weitem nicht so viel von der Sache wie Christiane Gohl, habe aber doch den Eindruck, als ob die Pferdegurus durchaus Neues ins Gespr�ch gebracht h�tten, was entweder in den 6000 Jahren vorher so noch nicht gesehen wurde oder aber in der Zwischenzeit versch�ttet worden ist und neu entdeckt werden mu�.

Ich denke, Christiane Gohl k�nnte mit Leichtigkeit Spitzenpers�nlichkeiten aus den klassischen Disziplinen mit ebenso viel Lust und Berechtigung durch den Kakao ziehen. Das wird aber wegen der Dramaturgie unterschlagen, f�rchte ich. Der Erfolg der Gurus speist sich zu einem guten Teil aus der Unzufriedenheit mit den klassischen Methoden. Im �brigen ist festzustellen, da� auch die klassischen Methoden wiederentdeckt und propagiert werden m�ssen.

Zum anderen glaube ich, da� es weniger um das Pferd als vielmehr um den Menschen geht, wobei die Methode zweitrangig ist. Aber wem sage ich das? Die Schriftstellerei ist ausgesprochene Menschenbildnerei, durch das Beispiel werden die Figuren zu Vorbildern und der Leser wird geformt. Insofern stellt sich die Frage, ob der Reitlehrer nicht vielleicht mehr durch sein Vorbild als durch seine Methode wirkt. Die herk�mmlichen Reitlehrer haben anscheinend in dieser Hinsicht ziemlich versagt.

Aber nicht nur die Reitlehrer. Ich werde nie vergessen, wie das Landgest�t Celle im Fr�hjahr 1999 einen Teil seiner Hengste im Vorharz den Z�chtern vorstellte und diese dann stolz ihre Produktion. Man w�rde nicht meinen, da� man es mit Pferden zu tun h�tte. Es waren wilde Tiere, die kaum geb�ndigt werden konnten, vor denen die Vorf�hrer Angst hatten, und tats�chlich gab es sogar eine gef�hrliche Situation. Ich f�hlte mich w�hrend der gesamten Veranstaltung entsetzlich unwohl. Mit dieser Szene wollte ich nichts zu tun haben.

Das ist aber auch nicht die Realit�t der Julia-Romane. Da haben die M�dchen ihre eigenen Pferde, sogar ihren eigenen Reitplatz. Wieso sind die dann noch im Reitverein? Meine T�chter haben den Reitverein sofort verlassen und vergessen, als sie endlich eigene Pferde bekamen. Denn der Reitunterricht, den sie viele Jahre lang genossen haben, hat ihnen nicht besonders gut gefallen, und �ber die Reitlehrer habe ich so manche Klage geh�rt.

Interessanterweise sind meine Kinder an Gurus �berhaupt nicht interessiert, aber desto mehr an ihren Pferden. Und mit denen gingen sie von Anfang an so wunderbar und selbstsicher um, da� ich mich frage, woher sie das alles gelernt haben. Vielleicht aus einer dieser Reihen?

Anm.: Die Zitate sind im Original in der neuen Rechtschreibung. Ich habe es eine Weile damit probiert und mich entschieden, es wieder zu lassen, jedenfalls einstweilen.


erschienen 06.07.02

Lesermeinung
10.07.02

Hi Werner!,

mit Freude habe ich Deine Rezension des Julia-Buches gelesen. Ich kenne (fast) alle B�cher der Reihe und habe sie mit Begeisterung verschlungen, aber nicht als ich ein pubertierendes M�dchen war, denn damals habe ich M�dchen-(Pferde-)Romane nicht einmal mit Glac�e-Handschuhen angefa�t.

Ich kam mit Christiane Gohl in einen eMail-Kontakt, weil ich eine Nachfrage zu einem Artikel von ihr in der Pegasus hatte und bei der Redaktion bat, meine Nachfrage an Sie weiterzuleiten. Im Zuge dieses Hin-und-Hers stellte sich dann heraus, da� sie auch P�dagogin ist (Kompliment zu Deiner Einsch�tzung) und sie ihre Dissertation �ber die Tr�ume von M�dchen und jungen Frauen geschrieben hat. Als ich dann neugierig recherchierte, was sie bisher ver�ffentlicht hat, habe ich mutig alle B�nde bei Kosmos bestellt -- auf das Risiko hin, alle B�cher an Pferdem�dels verschenken zu m�ssen. ABER WEIT GEFEHLT: erst habe ich sie verschlungen, dann mein damals neunj�hriger Sohn und auch mein Freund. Wir lieben sowohl die komischen (realsatirischen) Momente, aber auch ihre gro�e Kenntnis in verschiedenen Bereichen der Reiterei, Pferdehaltung etc. Denn -- als Trost -- auch die herk�mmliche Reiterei kommt in der Kritik nicht zu kurz (au�er vielleicht bei diesem Band, weil der Fokus hier auf die Guruszene gerichtet war). Wenn sie die "klassischen" Methoden lobt, dann meint sie nicht einfach die "herk�mmlichen". Und die klassischen Methoden werden bei ihr auch gelegentlich differenziert vorgestellt -- wie sagtest Du treffend: "Im �brigen ist festzustellen, da� auch die klassischen Methoden wiederentdeckt und propagiert werden m�ssen.".

Eine Kritik habe ich aber dennoch, die allerdings nicht nur sie allein betrifft: Die Vorbilder in diesen B�chern (wie auch Fachzeitschriften, mit Ausnahme von Deiner) machen nie etwas falsch, nicht einmal ein Kleinigkeit. Zun�chst dachte ich, das m�sse so sein, damit LeserInnen daran lernen k�nnen. Inzwischen bin ich aber der Meinung, da� dieses verkrampfte deutsche Bem�hen darum, immer alles perfekt zu machen (das erinnert an Deine Rezension neulich mit dem Buch �ber Pferdekauf), ist der "Freude mit Pferden" absolut abtr�glich. Die Vorbilder m��ten wenigstens kleine Fehler machen, damit auch wir uns erlauben, welche zu machen. Denn Fehler machen wir sowieso. Aber die meisten Pferdeleute gestehen sich nicht einmal Fehler zu, die sie bei ihren eigenen Kindern nicht einmal als Fehler ansehen w�rden (oder kriegen z.B. unser aller Kinder t�glich ein Mineralstoff- und Vitaminerg�nzungspr�parat...?)

Von diesem Punkt einmal abgesehen gibt es viele B�nde dieser Reihe, die erstklassig sind -- empfehlenswert sind sie alle: z.B. (die genauen Titel m��te ich nachschauen) geht es in Julia und der Dressurstar um den sexuellen Mi�brauch an dem Pflegem�del, bei Julias erster Wanderritt -- neben anderen Handlungsstr�ngen -- um beziehungsunf�hige Erwachsene (auch Vorbild Stefanie!) etc. �brigens hat Julia auch nicht von Anfang an ein eigenes Pferd, geschweige denn Reitplatz. Allerdings gibt es nat�rlich mehr nette Menschen und gl�ckliche Umst�nde als im wirklichen (zumindest meinem) Leben.

Herzliche Gr��e
Katinka




Siehe auch die folgende Rezension:
Ausgabe 273, Gohl, Christiane / Tollk�tter-B�ttner, Hildegard:  Pferdesachen selber machen, N�tzliches und Originelles f�r Pferd und Reiter, Reihe: Kosmos Reiterwissen




Gohl, Christiane

Julia und der Pferdeflüsterer
Für Kinder ab 10 Jahren und alle Fans der Julia-Reihe

144 Seiten, gebunden
Stuttgart, 1999 · Kosmos Verlag, Stuttgart
ISBN 97834400765910


1,94 EUR      Bestellen

  vorige Rezension   Übersicht Rezensionen   nächste Rezension


Suche nach Bücher/Videos

Suche nur in Rezensionen

   


Eingabebeispiel: reitbeteiligung mainz = Suche nach reitbeteiligung und mainz
Nicht signifikante Suchbegriffe wie 'und' und solche mit weniger als 4 Zeichen werden ausgefiltert.

Tip: Larch - Mimulus


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


  voriger Tip   Übersicht Tips   nächster Tip

 
Barbara Hubert
 
 
Larch - Mimulus
Von   Barbara Hubert


Die Bach-Blüten und ihre Bedeutungen



19 - Larch


Larch · © 2010  
Larch
  • extrem unsicher, kein Selbstwertgefühl
  • tut lieber nichts, um nichts falsch zu machen
  • graue Maus, vermittelt: Ich schaffe es nicht
  • kann keine Kritik oder Korrektur vertragen
  • gierig auf Lob und Anerkennung
  • Minderwertigkeitsgefühl, traut sich nichts zu
  • lehnt neue Anforderungen ab, Mangel an Selbstvertrauen, entmutigt, furchtsam
  • schüchtern, zögert bei der Ausführung seiner Aufgaben, z.B. beim Springen: anderes Pferd muss vorgehen, mitziehen, dann gelingt der Sprung, kein Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten
  • Erwartungsängste, Prüfungsängste, Angst vor dem Versagen, der Versager
  • verrutschte Halswirbel
  • Fohlen, die viel nach der Stute verlangen, ihr am "Rockzipfel" hängen
  • Schwierigkeiten beim Lernen unterm Sattel oder anderen Übungen
  • kommen vor Aufregung nicht von der Stelle

20 - Mimulus


Mimulus · © 2010  
Mimulus
  • Angst vor bestimmten Lebenssituationen oder Dingen, z.B.: Ausritt, Gerte, Hand, Gewitter, dem Arzt
  • Scheuen vor bekannten Dingen, unsicher
  • zuviel Druck erzeugt Krankheit
  • Lampenfieber
  • wird bei Phobien eingesetzt
  • sensible Konstitution




  voriger Tip   Übersicht Tips   nächster Tip

Galerie: Prinz Humay


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


  voriger Galeriebeitrag   Übersicht Kunstgalerie   nächster Galeriebeitrag

Prinz Humay

Copyright wie angegeben
Djunayd, Persien
Prinz Humay reitet zum Tor des Schlosses Humayuns empor
Diwan von Khwasdju Kirmani, Bagdad 1396
Folio 26 verso, 32x24 cm, London, Britisches Museum

Dieses Blatt ist auf den ersten Blick als Liebesszene erkennbar. Der Prinz steht vor verschlossenem Tor, die Prinzessin schaut von ganz oben herab.

Der Titel ist nicht ganz korrekt; der Prinz ist ja schon angekommen. Der Weg ist nicht erkennbar, genausowenig wie die durch den Titel suggerierte Angabe, das Schlo� befinde sich irgendwie oben, so da� man emporreiten kann.

Das ganze Schlo�, das f�r unsere Verh�ltnisse mehr wie ein Haus aussieht, auf einem kleinen Grundst�ck noch dazu, ruht auf einer rosa Wolke, auf der merkw�rdigerweise gleichm��ig verteilt Pflanzen wachsen.

Das spielt aber keine Rolle - im M�rchen sind es oft Prinzen und Prinzessinnen, n�here Einzelheiten sind unwesentlich. Schon die Namen Humay und Humayun machen klar, da� die beiden zusammen geh�ren.

Es ist also eine archetypische Situation, wie wir sie auch aus unseren M�rchen kennen.

Der Prinz kommt nicht zu Fu�, sondern hoch zu Ro� und ist selbstverst�ndlich standesgem�� mit Schwert, Pfeilen und Bogen bewaffnet. Auf dem Haupt tr�gt er deutlich eine goldene Krone. Er signalisiert also, was er mitbringt und wof�r er steht.

Die Prinzessin neigt ihr Haupt: sie ist ihm also gewogen. Der Prinz wird also vermutlich nicht k�mpfen und sich bew�hren m�ssen. Das Tor ist verschlossen, Diener sind nicht in Sicht, es stellt sich also die Frage: wie geht es weiter?

Vielleicht gibt die Sprechblase, die wie ein Wimpel an der hohen Mauer befestigt ist, dar�ber Auskunft?


Persische Malerei
ist Buchkunst, Illustration. Man versteht darunter die �berlieferung einer Reihe von Manuskripten, die vom 13. bis 17. Jahrhundert an verschiedenen F�rstenh�fen entstanden sind. Die Illustrationen sind meist anonym; in diesem Falle ist der Maler mit Namen bekannt .


Kommentar
Von  Werner St�renburg

Auch in diesem Falle gibt uns das Buch keine n�heren Hinweise. Selbst Google l��t uns auch im Stich. Humay und Humayun bleiben f�r uns Unbekannte.

Der Autor nennt den Diwan, dem die Abbildung entnommen ist, "eines der gr��ten Denkm�ler der persischen Malerei". Ich f�rchte, ich kann die Qualit�t dieser Arbeit nicht w�rdigen. Verglichen mit europ�ischen Werken derselben Zeit (siehe z. B. Galeriebeitrag     ›  Falkenjagd , Manessesche Liederhandschrift) ist die Machart zwar sehr detailliert und fein, aber die Anh�ufung von Ornamenten macht das Blatt nicht automatisch besser.

Auch dieses Blatt ist nicht signiert. Die Zuschreibung erfolgt durch Stilvergleich. Das Blatt mit der Hochzeit von Humay und Humayun ist n�mlich signiert. Es handelt sich um die �lteste Signatur, versehen mit dem Zusatz al-Sultani, womit der Maler als Hofmaler des Sultans ausgewiesen ist. Die anderen Bl�tter scheinen von derselben Hand zu sein, womit die Autorenschaft bewiesen sein mag.


Die Werbung

Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Ausschnitte
Die zarten Lila- und Violett-T�ne gefallen mir gut, auch das Gr�n der Au�enmauer ist delikat und harmoniert gut mit dem Rosa des Bodens.

Tr�gt der Prinz eine Blume am Gewand oder h�lt er diese in der Hand, als Gabe f�r die Angebetete? Und was liegt da hinter ihm auf dem Boden? Ist das etwa eine Sandale, heruntergeworfen von der Prinzessin?

Beide Personen sind wieder deutlich als mongolisch gekennzeichnet. Der Schweif des Pferdes ist merkw�rdig d�rr - vielleicht war es damals Mode, die Haare zu scheren und die Schweifr�be nackt stehen zu lassen. Wenn ich recht sehe, sind die Hufe wieder deutlich genagelt. Das wird eine kostspielige Angelegenheit gewesen sein, die deshalb geh�rig im Bild herausgestrichen werden mu�.

Nat�rlich tr�gt das Pferd auch sonst eine kostbare Ausr�stung und zeigt damit, da� der Prinz eine ausnehmend gute Partie ist. Dieser h�lt den Z�gel zwar straff, aber mit leichter Hand, sozusagen mit zwei Fingern. So mu� das sein. Man hat nicht nur ein phantastisches Pferd, es l�uft auch wie am Schn�rchen.

Die Wachheit und Vitalit�t des Pferdes sind un�bersehbar. Das Hinterteil des Pferdes befindet sich noch im strammen Schritt, w�hrend das Vorderteil schon lange wie angewurzelt steht. Aufmerksam blickt das Pferd auf das verschlossene Tor, wo es nun erstmal nicht weitergeht.

Der Prinz scheint das Wort an die Prinzessin zu richten, seine rechte Hand gestikuliert vornehm. Was mag er sagen? "Hey, hier bin ich, la� mich rein!" Unwahrscheinlich, so direkt geht das nicht. "Holde Angebetete, erh�re mein Flehen! Ich lege dir Sch�tze von unerme�lichem Wert zu F��en!" Vielleicht.

Die Prinzessin ist jedenfalls hoch erfreut. Sie steht auf ihrer Dachterrasse und m�chte wohl gar zu gerne runterkommen, macht aber keine Anstalten dazu. Vielmehr sieht sie so aus, als wollte sie sich auf Dauer mit dem Anblick des s��en Geliebten zufriedengeben. Das ist aber schade! So kann noch aus der Sache nichts werden!

Sie ist nat�rlich auch durch Frisur und Kleidung als vornehm gekennzeichnet. Aber leider hat sie keine H�nde. Die leeren �rmel sind �ber die Br�stung gelegt. Soll das hei�en: "Ich w�rde dir ja gerne helfen, aber leider sind mir die H�nde abhanden gekommen." Unwahrscheinlich, denn dann m��te sie doch traurig dreinschauen.

Statt dessen l�chelt sie still in sich hinein in Erwartung zuk�nftiger Freuden. Wenn es auch jetzt nichts werden kann, so wird die Zeit doch kommen.

Warum ist die Angelegenheit so kompliziert? Handelt es sich etwa um ein heimliches Stelldichein? Bei hochgestellten Pers�nlichkeiten werden Herzensangelegenheiten in der Regel als hochpolitische Schachz�ge behandelt, die keineswegs den Hauptpersonen �berlassen werden. Wahrscheinlich wird das von der Eltern ausgemacht, die jungen Leute werden gar nicht gefragt.

Die romantische Liebe zwischen Individuen, wie wir sie im Westen kennen, ist auch bei uns noch gar nicht so alt. Individuelle Schicksale hat es aber mit Sicherheit schon immer gegeben, das Motiv des einsamen Liebespaares kommt deshalb in M�rchen und Sagen vor (Tristan und Isolde). In diesem Fall wird es ebenfalls Einzelheiten geben, die uns das Blatt n�her bringen k�nnten. Leider kl�rt uns der Autor nicht auf.


Der Kampf

Copyright wie angegeben
Kampf zwischen Humay und Humayun
Daten wie oben, Folio 31 recto
Copyright wie angegeben
Copyright wie angegeben
Ausschnitte
Beim n�chsten Blatt erfahren wir die n�tigsten Einzelheiten. Der Titel l��t uns schon aufmerken: das Liebespaar k�mpft!?

Die Szene findet auf einer Wiese statt mitten in einem Wald. Die Ritter haben ihre Pferde ordentlich verpackt, wie wir das von den spanischen Stierkampfpferden kennen, sind aber inzwischen abgestiegen.

Die Pferde sind anscheinend an den Pf�hlen angebunden. Die Pf�hle tragen oben einen Wimpel. Ich nehme an, da� es sich um einen rituellen Kampf handelt, so wie etwa die europ�ischen Duelle, die bekanntlich einem strengen Ritual unterlagen.

So stelle ich mir vor, da� zun�chst die Wimpel eingepflanzt werden und dann Attacken zu Pferde folgen, woraufhin man absteigt und zu Fu� weitermacht. Die Pferde sind auch noch ganz aufgeregt, das eine scharrt mit den Hufen, das andere steigt: der menschliche Konflikt wird auf die Pferde �bertragen. Diesen beliebten Trick kennen wir schon.

Die Kontrahenten haben die B�gen bereits fortgeschmissen und sind zum Schwert �bergegangen. Einer der K�mpfer hat den anderen bereits zu Boden geworfen. Da l�ftet dieser das Visier, und siehe da: es ist eine Frau, die den Sieger huldreich anl�chelt.

Unser Prinz hat sich inzwischen einen Mongolenbart stehen lassen, f�r den man sch�tzungsweise 5 Jahre braucht - aber auf solche Einzelheiten kommt es vielleicht nicht an. Der Kunsthistoriker Basil Gray schreibt:

[...] als Humay die Geliebte sucht, begegnet sie ihm in kriegerischer Verkleidung mit R�stung und Helm und sie fechten, ohne einander zu erkennen, bis Humayun ihren Helm abnimmt. Diesen Augenblick schildert der Maler, und wieder umgeben B�ume und fliegende V�gel die Handlung.


Merkw�rdig... unser Prinz sucht die Geliebte, und sie begegnet ihm in kriegerischer Verkleidung... ist das normal? Wieso sucht er sie? Er hat sie doch schon besucht, in ihrem Schlo�, oder? Und warum verkleidet sie sich als Krieger? Wieso kann sie sich mit ihm messen? Dann m��te sie doch ein geh�riger Haudegen sein!

Zu mehr Einzelheiten l��t sich der Autor aber nicht herab, wir m�ssen dumm sterben. Oder k�nnen wir doch etwas finden, was die Sache erhellt?

Bei den Diwans handelt es sich um Literatur, und viele literarische Motive finden sich immer wieder in unterschiedlichen Kulturkreisen. Elisabeth Frenzel schreibt in "Motive der Weltliteratur" (Kr�ner, Stuttgart 1992, Seite 192) unter der �berschrift Freierprobe:

Mit Br�nhild wesensverwandt ist die orientalische Amazone in der Geschichte vom Prinzen Behram und der Prinzessin al-Datma aus Tausendundeine Nacht, die beim Zweikampf mit Schwert und Speer ihren Gegner durch Hochklappen des Visiers verwirrt und matt setzt.


Aha. Allm�hlich kommt Licht in die Sache. Die Prinzessin stellt die Freier auf die Probe und k�mpft mit ihnen, denn sie ist stark und will sich nur dem St�rksten ergeben, wie wir das von Br�nhild aus unserem Kulturkreis kennen (Nibelungenlied).

Die hochm�tige Prinzessin, der keiner gut genug ist, die alle auf die Probe stellt mit den unm�glichsten Aufgaben, das kennen wir schon von den Br�dern Grimm (Das Meerh�schen, Das R�tsel). Wenn es sich hier ebenfalls so verhalten w�rde, k�nnte keine Rede davon sein, da� der Prinz die Geliebte sucht.

Der Kampf w�re Bestandteil des Plans, und er w�rde normalerweise damit beendet, da� die Prinzessin sich zu erkennen g�be, wenn sie nicht vorher schon den Bewerber umgebracht h�tte, und durch diesen �berraschungseffekt w�rde sie den Bewerber au�er Gefecht setzen und t�ten k�nnen.

Davon kann in unserem Bild keine Rede sein. Der Held ist nicht �berrascht, h�lt vielleicht sogar die Augen geschlossen, er ist im Begriff, mit seinem Schwert zuzusto�en, w�hrend die Prinzessin ihn so hold anl�chelt, da� klar ist: den will sie nicht t�ten, den will sie haben.

Wenn es denn nun nicht zu sp�t ist!


Quellen

Die persische Malerei, Text von Basil Gray
Skira, Genf 1961, 2. Auflage 1983

Fotos
Wie angegeben unter Berufung auf das Zitatrecht (Fair Use).



Leserbriefe


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Forum


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Gesuche


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Angebote


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Pferdeanzeigen


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Termine


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Mitteilungen


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Links


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.


AddThis Social Bookmark Button


Bericht Zum Thema  Spirituelle Pferdearbeit · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 171.02 der Pferdezeitung vom 06.07.02
 Menü Archiv
 Von der Dominanz zur ... 
 Vollwaschgang  Ahnung von Gott  Argentinien
 Virginia  Horsish  Santana  Chance für Dich  Gibt sich Mühe
 Spitfire  Ran ans Trauma  Respekt, Vertrauen  Menschenarbeit  Montana
 Leserresonanz  Rezension: Julia und der ...  Tip: Larch - Mimulus  Galerie: Prinz Humay  Leserbriefe
 Forum  Gesuche  Angebote  Pferdeanzeigen  Termine
 Mitteilungen  Links
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
  Druckversion   Lesezeichen
  Magazin
  Magazin
  Magazin



  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite


 Anfang  Autorenhinweise  Mediadaten  Kontakt   ›Impressum  ›RSS  Konditionen     Leserbrief an die Redaktion  
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe / E-Mails zu veröffentlichen. (Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie mit einer Veröffentlichung nicht einverstanden sind)

http://xmesse.de

 
» Workshop OOP
 
 
 

http://www.maxthon.com

 
» Maxthon
 
Die Adresse dieser Seite: pferdezeitung.com/171.02/Gesamttext
Es ist jetzt der 31.01.2010, 18:06, GMT +01:00
Konsequent in alter Rechtschreibung - ausgenommen Fremdautoren.
Der Herausgeber ist nicht verantwortlich für Leserbeiträge und die Inhalte externer Internetseiten.
Tip: Deutsch/Englisch-Übersetzung: » dict.cc


Platz-Max

 

  ... für alle Reitböden

 
 
 

Keppel

 

  Wöchentlich neu erscheinende Fachartikel

 
Zum  Pferd:  Pferde-Messe ·  Pferdemarkt ·  Pferdekauf ·  Pferdeverkauf
Verantw. im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Gerd Hebrang
©1999-2002 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
0049(0)5744-5115-74   0049(0)5744-5115-75   0049(0)151-2327 3955
ISIS GmbH & Pferdeverlag · Hauptstr. 13 · 32609 Hüllhorst
Germany · HRB 2627 AG Bad Oeynhausen · USt-Id DE811992532


  Mähler · Mit einem Bild Ihres Pferdes mache ich Sie glücklich
z.B.   Angebot der Woche 10-03: Studienblatt Pferdeportraits nach Ihrer Fotovorlage Wenn Sie Ihr Pferd von mir portraitieren lassen, ...

  Lobback · Gerten
 Übrigens: wenn man dem Peitschenhersteller Lobback zugehört, wird deutlich, daß die Handhabung dieser Mittler zwischen Mensch [...]