Ich konnte natürlich nicht umhin, den Chef persönlich nach den wirtschaftlichen Verhältnissen zu fragen.
Selbstverständlich muss sich der Tierpark selbst tragen und kann das auch. Es müssen keine Gewinne gemacht werden, aber ein Jahr wie das letzte mit der Maul- und Klauenseuche ist natürlich schwierig.
Wenn dann auch noch das Wetter schlecht ist - das ist die Kehrseite der Medaille. Im Gegensatz zu normalen Zoos gibt es kaum geschlossene Tierhäuser, in die die Besucher sich bei Regen zurückziehen können.
Die Pferdezucht trägt sich auch. Und ich erfahre auch gleich, was dafür getan werden muss.
Wenn z. B. ein Pferd nach Saudi-Arabien verkauft wird, ist das nicht einfach nur eine Vertragssache. Der Kunde und das Pferd wollen betreut werden.
Aus dem Internet weiß ich, dass das Gestüt umfangreiche Dienstleistungen anbietet, die in einem solchen Falle gebraucht werden: Papierangelegenheiten, tierärztliche Versorgung, Transport usw. Aber nicht nur das wird erledigt, ein Familienmitglied fliegt mit und bleibt so lange da, bis Pferd und neuer Besitzer glücklich sind, und das kann schon ein paar Tage dauern.
Zwischendurch wechseln wir in das Festzelt, um ein kleines Bier zu uns zu nehmen, uns zu setzen und ein wenig Windstille zu genießen.
Bei der Gelegenheit frage ich nach, was es mit der sehr auffälligen Steifheit des linken Beines auf sich hat, das Holger Ismer so deutlich behindert.
Ich tu das nicht gerne, es geht mich eigentlich nicht an, aber für den Chef eines Gestüts ist es doch wichtig, auch körperlich fit zu sein. Aus der Chronik kannte ich das Bild des Jünglings Holger zu Pferd - damals war das Bein mit Sicherheit noch nicht steif.
Aber nein, das war eine ganz frische Verletzung. Am Vortage hatte ein Kamel ihm einen Schlag versetzt. Und zwar hatte er dieses Kamel persönlich ausgeliehen zu einer Aida-Aufführung.
Was es nicht alles gibt! Und am nächsten Tage hat er das Kamel schon wieder ausgeliehen, diesmal für ein Freilichttheater. Natürlich, wo will man denn sonst ein Kamel herkriegen?
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