02.05.02
Hallo, Herr Stürenberg,
der Bericht über die − nein, ich plage mich jetzt nicht mit diesem Namen, ich nehme den anderen − › Takhi hat mir gut gefallen. Diese Tiere faszinieren mich − vielleicht mag ich auch deshalb die Fjordpferde so, eine gewisse Ähnlichkeit ist ja vorhanden.
Ich habe sämtliche Fernsehberichte über Auswilderungsprojekte, die ich nur erwischen konnte, gesehen. Ich meine mich zu erinnern, daß in Frankreich eine kleine Gruppe quasi in unwegsamem Gelände zwischengelagert wurde, um sich an die Freiheit zu gewöhnen. Leider fielen diese Tiere Blitzschlägen zum Opfer. Bei einer anderen Aktion brach sich ein Pferd aus den Niederlanden, eine Stute, auf dem Transport ein Bein und wurde eingeschläfert. Ich habe mich damals gefragt, ob es bei einem so seltenen Vertreter dieser Rasse nicht den Aufwand wert gewesen wäre, eine Operation zu versuchen. In der Schorfheide wurden auch einige Exemplare ausgesetzt, um sich an die Freiheit zu gewöhnen, gut möglich, daß diese Tiere nun in der Mongolei sind.
Ihre Beschreibung des Pferdes ist insoweit richtig, als Sie das Aussehen des Schweifs ähnlich wie beim Esel, oder vergleichsweise auch beim Zebra, beschreiben. Genau dieses Merkmal fehlt allerdings den heutigen Takhi-Pferden. Überwiegend haben sie einen Schweif wie Hauspferde, was man auch an den Fotos sehen kann. Das sind kleine Spuren von Hauspferden, die halt doch dazwischengeraten sind. Aber man kann ja froh sein, daß es sie überhaupt noch gibt.
Ein Artgenosse in Afrika, das Quagga, hatte nicht so viel Glück. Das letzte Exemplar wurde erschlagen. Es sah aus wie ein Zwischentier zwischen Pferd und Zebra, vielleicht das MISSING LINK zwischen beiden Arten. In irgendeinem Museum steht ein ausgestopftes Tier − in meinen Augen das Traurigste und Toteste, was es gibt.
Auch von den Zebras selbst, den letzten unverkreuzten Wildpferden eigentlich, gab es früher noch mehrere Arten. Heute gibt es noch drei, das Steppenzebra, das Bergzebra und das Grevyzebra. Ich versuche mal eine Beschreibung. Das Bergzebra ist etwas gröber gebaut und hat eine Wamme am Hals. Das Grevyzebra ist größer, hat dünne Streifen und einen weißen Bauch. Die Ohren sind fast rund. Das Steppenzebra braucht man nicht zu beschreiben. Es ist das einzige, das derzeit noch nicht im Bestand bedroht ist.
Die heutigen Tarpane sind eine Rückzüchtung. Daher haben sie beispielsweise auch keine Stehmähne, die der Tarpan vermutlich hatte. Sie vermitteln jedoch eine recht gute Ahnung davon, wie die echten Tarpane ausgesehen haben. Wenigstens das.
Ich hoffe natürlich, daß das Auswilderungsprojekt gelingt, falscher Schweif hin oder her. Das wäre eine einzige gelungene Wiedergutmachung bei der Ausrottung von Tieren − dem gegenüber steht das unwiederbringliche Ausrotten Tausender Tier- und Pflanzenarten, bevor wir sie überhaupt bemerken.
Liebe Grüße
LicornoWir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum. Jane Fonda
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