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Bericht Zum Thema  Hufpflege · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 367.06 der Pferdezeitung vom 09.04.06
 Menü Hauptartikel 367
 Das Ergebnis der Konferenz 
 Michel  Fazit  Afrika-Europa
 Hufologie  Nelson, Ramey, Trnka  Wildenstein
Inhaltsmenü
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Alex Brollo,  Marjorie Smith, Photo Gallery 2 · Copyright wie angegeben
Alex Brollo, » Marjorie Smith, Photo Gallery 2

    Das Ergebnis der Konferenz   
    Amerikanische Experten geben ihr Urteil ab   
von Copyright wie angegeben  Werner Popken

Teil 1:  Willkommen in Absurdistan
Teil 2:  Prof. Cooks Empfehlung
Teil 3:  Der offene Brief
Teil 4:  Für das neue Jahrtausend
Teil 5:  Ein Meisterschmied spricht


Alessandro Brollo, ein Barfuß-Reiter aus Italien, zeigt uns, wie ein Pferd sich zu einer Zusammenarbeit entschließen kann. Alex hatte dieses Pferd erst einmal bearbeitet. Die "Pferdemensch-Unterhaltung" auf der Weide mit 17 anderen Pferden lief etwa so: "Hallo, Zar. Erinnerst du dich? Wir sind Freunde." "Hi. Ja, ich erinnere mich." "Hast du Zeit? Gibst du deine Vorderfüße?" "Ja, klar. Hier ist mein Huf."
» Photo Gallery, Part 2

Die Ausgabe der letzten Woche habe ich mit einer rhetorische Frage beendet. Nachdem ich die provozierenden Thesen des amerikanischen Hufschmieds Heymering vorgetragen hatte, die er anläßlich der Konferenz an der Tufts University im Jahr 2002 veröffentlichte, fragte ich selber provozierend: Ist die ""Methode Strasser"" nach diesem Urteil tot?

Man kann sich demnach schon denken, daß ich Heymering nicht unbedingt in jeder Hinsicht folgen kann. Aber bevor ich mich dazu äußern konnte, meldete sich Erika Rehbock aus Finnland zu Wort und lieferte wichtige Eindrücke, die ich selbst nicht hätte gewinnen können:

[...] Zu Herrn Heymering habe ich Fogendes zu bemerken: Ich bin seit einigen Jahren Mitglied der naturalhorsetrimliste und kann mich gut an die Zeit erinnern, als er dort sein Unwesen trieb: Man hatte nicht den Eindruck, dass er dort etwas lernen wollte, sondern er hat immer wieder und immer agressiver versucht, den Leuten seine Ansichten aufzuzwingen. Man hat ihn dort noch wochenlang toleriert, auch nachdem seine Nachrichten nicht mehr im geringsten als höflich zu bezeichnen waren, und hat ihn immer wieder gebeten, seine Beiträge sachlich zu halten, bis dann alle seiner müde wurden und er von der Liste entfernt wurde.

Nun bin ich auch nicht der Meinung, dass jemand automatisch im Unrecht ist, weil er sich nicht elegant ausdrücken kann, aber im Fall von Herrn Heymering hatte ich doch den Eindruck, dass es ihm um sein Ego, bzw. die Glaubwürdigkeit seines Gewerbes ging, und deswegen so etwas wie die Strasserhufpflege einfach nicht sein durfte. [...]

Leserbrief  Strasser, Heymering

Auch der hier nicht wiedergegeben Teil des Leserbriefes ist höchst lesenswert. Frau Rehbock hat sich sehr intensiv mit der "Strasser Methode" beschäftigt, als in ihrem Bekanntenkreis viele Pferde wegen Hufrehe getötet wurden. Sie wollte von so etwas nicht überrascht werden und lieber rechtzeitig Bescheid wissen, ist aber heute froh, daß aus ihr kein Hufpfleger geworden ist, weil sie sich sonst mit verständnislosen Besitzern herumschlagen müßte.

Der Schlußsatz von Norbert Balk, den ich aus seinem Leserbrief zitierte, ist ihr übel aufgestoßen:

[...] Ich verstehe nicht, warum ausgrechnet Frau Strasser umdenken und dazulernen soll, und nicht die Hufbearbeiter, die teilweise nur ein paar Jahre Erfahrung und vorher weder tiermedizinische Ausbildung noch Umgang mit Pferden hatten (Pete Ramey, Gerücht). Habe auch gerade ein altes Video von Jaime Jackson gesehen und habe mich totgelacht über den eingebildeten Kerl![...]
aus dem anschließenden Briefwechsel

Da mußte ich ihr recht geben. Ich hatte mich nämlich in Vorbereitung auf den Artikel dieser Woche bereits mit Pete Ramey beschäftigt, weil die in der letzten Woche zitierte Marjorie Smith sich positiv auf ihn bezieht und er außerdem ebenfalls Teilnehmer der Konferenz an der Tufts University war, mit der ich mich nun schon wochenlang beschäftige. Zwar war er nicht als Podiumsteilnehmer angekündigt, hat aber teilgenommen und eine Beurteilung abgegeben.

Es ging mir bei der Lektüre seiner Homepage ein wenig wie Frau Rehbock; Pete Ramey stellt sich als der ganz große Überflieger dar, ähnlich wie Pat Parelli, Jochen Biernat und viele andere Größen der Pferdewelt. "Ich kam, sah und siegte." "Ich bin der Größte." Allerdings gibt er auf einer anderen Seite offen zu, daß es doch noch viele Dinge im Bereich der Hufpflege gibt, die ihm ein Rätsel sind. Später mehr dazu.




Michel


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Michel aus Lönneberga · Copyright wie angegeben
 Michel aus Lönneberga
Nun beschäftigt sich die Menschheit schon Tausende von Jahren mit Pferden und streitet sich immer noch und immer heftiger über alles, was mit Pferden zusammenhängt. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß nicht alle sich teilweise widersprechenden Theorien und Schulen recht haben können, und daß möglicherweise sogar keiner von ihnen die Wahrheit genau treffen könnte. Denn wenn dem so wäre, gäbe es vermutlich keinen Streit mehr.

Aber das ist dummes Zeug. Schon die Absichten der Menschen sind höchst unterschiedlich. Für Sportler sind Pferde mehr oder weniger Material. Daß sie zu ihren Pferden eine emotionale Beziehung entwickeln können und sich um diese genau so rührend sorgen wie andere Pferdefreunde auch, widerspricht dem nicht. Autofahrer entwickeln zu ihren Fahrzeugen ebenfalls eine emotionale Beziehung und sorgen sich rührend um diese - trotzdem bleibt das Fahrzeug Mittel zum Zweck.

Vielleicht löst sich die Verwirrung ein bißchen, wenn man die Beziehung des Menschen zum Pferd generell ins Auge faßt. Diese vor allem ist in unserer Zeit in Bewegung geraten. In früheren Zeiten war das Pferd zweifellos Mittel zum Zweck und nichts anderes. Natürlich hat der Bauer oder der Kavallerist eine Beziehung zu seinem Pferd gehabt, denn er hing ja von ihm ab. Das Pferd war wertvoll, eine entsprechende sorgfältige Pflege also selbstverständlich. Trotzdem war das Pferd nichts anderes als heute der Traktor oder der Panzer.

Das Pferd als eigenständiges Wesen zu betrachten ist möglicherweise eine völlig neue Entwicklung. Das wird besonders deutlich, wenn wir uns andere Tierarten anschauen, die im bäuerlichen Betrieb ähnlich lange gelebt haben, nämlich Tausende von Jahren: Hühner, Schweine, Schafe, Ziegen, Kühe. Das ist alles nach wie vor Vieh für uns, ganz im Gegensatz zu den Pferden.

Astrid Lindgren hat in ihren Michel-Geschichten nicht nur die persönliche Beziehung zu einem Pferd ausgemalt, nämlich zu Lukas, sondern auch zu einem Schwein. Soweit ich mich erinnern kann, gibt es unter den vielen Konflikten Michels mit seinem Vater keinen, der sich darauf bezieht, daß er eine sehr persönliche Beziehung zu seinem Pferd hat. Es gibt aber viele Konflikte bezüglich des Schweins.

In der Beziehung zu Schwein kann die zweckgerichtete Haltung des Bauern viel prägnanter herausgearbeitet werden. Das Schwein wird nur gefüttert, damit man es schlachten kann. Deshalb darf der Bauer gar keine allzu persönliche Beziehung zu seinem Schwein entwickeln. Und indem Michel sich das herausnahm, erregte er den wilden Zorn seines Vaters. Dabei konnte er mit dem Schwein sogar noch besser kommunizieren als mit dem Pferd, denn das Schweinchen ist schlau. Aber das ist eine andere Geschichte.

Soeben habe ich mein Galeriebeitrag  Michel aus Lönneberga nachgelesen, und siehe da, es geht in diesem Beitrag darum, daß ein Pferd sich nicht beschlagen lassen will. Auch die Bauern in Schweden wollten ihre Pferde unbedingt beschlagen lassen.

Für mich ist wichtig, das Michel sich erstens in das Pferd hineinversetzt und zweitens mit ihm spricht, von gleich zu gleich. Er nimmt das Pferd ernst und betrachtet es als einen Partner, mit dem er kommunizieren kann. Wenn die Kinder das im frühesten Alter schon lernen, wie soll dann später etwas schiefgehen?
a.a.O., Abschnitt "Lukas"

Wie war das eben noch mit Alex Brollo? "Hast du Zeit?" Astrid Lindgren hat diese Geschichten natürlich erfunden, als die betreffende Epoche schon längst vergangen war. Was wußte Astrid Lindgren über Pferde und Hufeisen? Vermutlich nicht so furchtbar viel. Die Geschichten von Astrid Lindgren haben aber auf die jetzt lebenden Menschen erheblichen Einfluß gehabt. Die Art und Weise, wie wir über Pferde denken, wird ja auch durch unsere Lektüre beeinflußt. Alex denkt wie Michel.

Aber es wird Zeit, daß ich zu unserem Thema zurückkehre. Ich bin Ihnen noch etwas schuldig. Was ist vom Vortrag Heymerings zu halten?



Fazit


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Gummistiefel-Fußbad, Hufklink Tübingen · Copyright wie angegeben
Gummistiefel-Fußbad, Hufklink Tübingen
Auf den ersten Blick wirkt dieser Vortrag einfach überwältigend, auch wenn man ihn liest. Hat Heymering die ""Methode Strasser"" nicht vollständig in Grund und Boden gehauen? Hat er nicht eine Fülle an Argumenten und Belegen beigebracht, die zeigen, daß Dr. Straßer und ihre Anhänger völlig auf dem Holzweg sind? Hat er nicht gezeigt, daß es sich eigentlich um eine Art von Sekte handelt, von Fanatikern, die blind glauben wollen?

Ich fürchte jedoch, die Sache ist viel komplizierter, als wir uns das vorstellen. Seine Argumentation ist besonders im Bereich Franchise brillant, diese eröffnet aber einen Nebenschauplatz, der für die eigentliche Frage unerheblich ist. Wo es um das eigentliche Thema geht, die Hufe, bleibt er doch nach meinem Eindruck merkwürdig unscharf und unsicher. Ich würde mich nicht wundern, wenn Frau Dr. Straßer diesen Vortrag mit Leichtigkeit zerpflücken könnte. So hätten wir dann wieder Aussage gegen Aussage - bringt uns das in irgendeiner Weise weiter? Wie schwer wiegen denn die Argumente?

Was weißt Heymering schon von Pferden, von Hufen, was ihn gegenüber Dr. Straßer qualifizieren würde? Die Tatsache, daß er seit 25 Jahren berufsmäßig mit Hufen arbeitet, beweist zunächst einmal gar nichts. Das tut sie auch. Seit 1000 Jahren werden Pferde beschlagen, und auch das beweist nichts.

Die Autoritäten aus dem 19. Jahrhundert, die er anführt, beweisen ebenfalls nichts, denn Dr. Straßer behauptet ja gerade, daß die Lehrbücher voll sind von falschen Angaben. Und auch das wäre nicht ungewöhnlich. Würden Sie sich gerne in die Obhut eines Arztes aus dem 19. Jahrhundert begeben, und sei es die größte Koryphäe auf seinem Gebiet? Eben! Da brauchen wir uns gar nicht weiter zu unterhalten, Argumente sind nicht nötig, die Sache versteht sich von selbst. Wir haben das Mittelalter doch gerade erst hinter uns gelassen - und manchmal hat man den Eindruck, daß wir noch mitten drin stecken.

Umgekehrt beweist all das natürlich nicht, daß Dr. Straßer recht hat. Nehmen wir nur einmal die Frage der Wässerung. Wo nehmen die Pferde in der Wüste das Wasser her? Nun gut, auch in der Wüste ist es möglicherweise frühmorgens feucht, feucht genug. Aber das war es dann auch schon. Von langem Planschen kann da keine Rede sein - das verlangt sie aber angeblich. Schwer wiegt auch der Einwand, daß mehrere Leute Untersuchungen bei Wildpferden angestellt haben und übereinstimmend zu Ergebnissen gekommen sein wollen, die anders lauten als in den Lehrbücher von Dr. Straßer behauptet. Hat sie selbst Expeditionen unternommen hat? Ich glaube nicht. Sie führt Fotos von Kadaverhufen an. Nun gut: Was können einzelne Fotos beweisen?

Die Frage der Bewegung des Hufes kann man sicher nicht anhand von Untersuchungen beantworten, die Ende des 19. Jahrhunderts angestellt worden sind. Da muß man sich doch wundern, daß Heymering so alte Kamellen anführt. Was konnten die denn schon messen? Die hatten doch gerade erst die Fotografie erfunden und das Rätsel des Galopps gelöst. Wir haben heute mit Hochgeschwindigkeitskameras und Röntgensystemen und anderen technischen Errungenschaften Möglichkeiten, diese Fragen eindeutig zu klären, und zwar nicht anhand von zweifelhaftem Material, also zum Beispiel Pferden, die beschlagen sind oder lange beschlagen waren und deshalb nur Aussagen über solche möglicherweise bereits deformierten Systeme erlauben, sondern an Pferden, die den Beweis für die Richtigkeit ihrer Hufform bereits erbracht haben, weil sie nämlich ohne menschliche Nachhilfe gesund sind.

Das dürften wildlebende Pferde sein. Der erwähnte Jaime Jackson hat seine Untersuchungen an amerikanischen Mustangs im Jahre 1982 durchgeführt und seine Erkenntnisse in einem Buch veröffentlicht: Jaime Jackson, Natural Horse: Lessons from the Wild for Domestic Horse Care, ISBN 0873585364. Diese Erkenntnisse sind natürlich unter den Bedingungen gewonnen worden, die in der betreffenden amerikanischen Landschaft vorliegen. Pete Ramey, der Jackson preist, konnte anläßlich einer Reise nach Neuseeland Wildpferde beobachten, allerdings nur von weitem, die in einer ganz anderen Landschaft leben (» Jaime). Während die amerikanische Prairie steinig und trocken ist, ist diese Landschaft feucht und weich. Diese Pferde hatten ebenfalls vorzügliche Hufe, wie Ramey staunend anhand der Abdrücke feststellen konnte. Die domestizierten Pferde seiner Gastgeber hingegen, die in derselben Landschaft auf eingezäunten Weiden herumstanden, hatten denkbar schlechte Hufe. Donnerwetter! Wie erklärt man sich denn das? Ramey gesteht, daß er absolut ratlos ist (a.a.O.). Er, der Experte!

Es sieht so aus, als gäbe es noch sehr viel zu lernen. Heymering hat betont, daß er lernen will. Balk hat gefragt, ob Dr. Straßer lernen will. Ramey hat staunend bekannt, daß er lernen muß, weil er nicht versteht. Marjorie Smith hat bei Dr. Straßer gelernt und sich von ihr abgekehrt. Sie bekennt sich zu Jackson und Ramey und vertritt die Selbstbehandlung des Pferdehalters; die Wässerung lehnt sie ab und ihren Pferden geht es gut damit. Alex Brollo übersetzt Marjorie Smith und Norbert Balk ist von ihr fasziniert, weil sie ihm hilft, seine praktischen Probleme zu lösen.



Afrika-Europa


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Gordon Naysmith: Markierung des Hufs · Copyright wie angegeben
» Gordon Naysmith: Markierung des Hufs
Bei meinen Recherchen bin ich auf Forumsbeiträge im amerikanischen Internet gestoßen, die genauso wütend und unqualifiziert sind wie vermutlich hierzulande. Ein Eisenmann hat eine Wette vorgeschlagen, die durchaus den Charakter eines wissenschaftlichen Experiments trägt. Es geht hier gar nicht um Straßer, sondern ganz allgemein um das Barfußlaufen. Er wollte beweisen, daß ein Polizist in der Großstadt ein beschlagenes Pferd braucht.

Ein solches Experiment wird mit Sicherheit nicht durchgeführt werden - wer sollte daran Interesse haben? Es würde sich über mehrere Jahre hinziehen und das Ergebnis wäre vermutlich zweifelhaft. Warum auch? Es gibt doch Beweise genug. Einen möchte ich Ihnen hier ans Herz legen.

Insofern muß ich hinsichtlich meiner Forumsschelte Abbitte leisten - wenn ich nicht diesen Forumsbeitrag gelesen hätte, wäre ich nicht auf diese Quelle gestoßen (» The Farrier & Hoofcare Resource Center Forums - Barefoot for the 1st time.). Ich war nämlich eigentlich auf der Suche nach einer Erklärung für die rätselhaften Abkürzungen in Heymerings Titel, und diese wurden in dem Faden gefunden. Der erwähnte Wetter trägt nämlich dieselben Titel, was mir natürlich bei der Aufklärung nicht half.

Dieser Zufall aber verhalf mir zu dem wertvollen Hinweis. Der Link, der den Faden abschließt, ist zur vollständigen Konfusion auch noch fehlerhaft. Es gelang mir aber mit Hilfe von Google und ein bißchen Kombinatorik, den richtigen Link zu finden: » The Long Riders' Guild - Horse Shoes and Hoof care 2.

Da bin ich nun wieder auf völlig andere Leute gestoßen, eine ganz feine Gesellschaft, in die man nur eingeladen werden kann, eine Gesellschaft der Wanderreiter, die mindestens 1000-Meilen-Ritte erfolgreich absolviert haben. Davon gibt es vermutlich nicht sehr viele, heutzutage nicht und früher vermutlich ebenso wenig.

Die betreffende Seite beginnt mit dem Bericht eines solchen Extremreiters, der 4500 Meilen durch Amerika geritten ist und Ratschläge für den Beschlag erteilt. Auch die anderen Beiträge auf den anderen Seiten sind voll von Problemen und Tips zu Hufeisen und Hufschuhen. Das liest sich nicht besonders angenehm. Durch den häufigen Beschlagwechsel, so schreibt dieser Reiter zum Beispiel, sehen die Hufe bald aus wie Schweizer Käse. Man mag gar nicht weiterlesen. Aber selbstverständlich ist er der Meinung, daß es gar nicht anders geht, und daß seine Ratschläge für andere Wanderreiter extrem wertvoll sind.

Dazu bemerkt eine Leserin kurz und knapp, daß mongolische Pferde nicht beschlagen sind. In der Tat ist das ein schlagendes Argument. Bekanntlich haben die östlichen Reitervölker Langstreckenritte mit zigtausenden von Kriegern zurückgelegt (» Der Hunnensturm, 374- 454 / Koenig Attila, 441 - 454., » Attila der Hunne). Die Tagesleistung der Hunnen soll 80 Kilometer betragen haben, mehr als doppelt soviel wie die der Römer. Und alles ohne Eisen!

Eine weitere Extremreiterin berichtet von Problemen in Südamerika, wo die Eisenqualität so schlecht ist, daß aus diesem Grunde die Pferde ständig umgenagelt werden mußten und am Ende ihres Rittes einfach nicht mehr laufen konnten, weil die Hufe voller Löcher waren. Die armen Pferde! Man stelle sich vor, die Hunnen hätten auf diese Weise Krieg führen wollen. Lächerlich! Aber die Langstreckenreiter stellen den Beschlag nicht in Frage. Auch für diese gilt: Ohne Eisen kein brauchbares Pferd.

Und dann berichtet Gordon Naysmith unter der Überschrift "Eine wichtige alternative Sichtweise!" von einem Ritt, den er 1970 unternommen hat, und der ihn von Lesotho in Südafrika in zwei Jahren nach Österreich geführt hat. Bis Kenia würde er keinerlei Hufeisen bekommen können (etwa 3300 Kilometer Luftlinie). Er hätte also Vorräte mit sich führen müssen. Das hielt er angesichts der Gewichtsprobleme für unmöglich. Nach vielen Diskussionen setzte er sich durch und entschied, daß er ohne Eisen reiten würde.

Die meisten Pferde in Lesotho waren sowieso unbeschlagen, es war also kein Problem für ihn, unbeschlagene Pferde zu finden. Er steigerte langsam die Tagesleistung, um den Hufen Zeit für die Anpassung zu geben. Am Ende eines jeden Tages markierte er die Distanz von einem Zoll vom Hufrand mit Hilfe einer Raspel. Zu Anfang bewegte sich diese Marke täglich nach oben; der Abrieb war also stärker als die Neuproduktion von Horn. Nach zwei Monaten waren die Hufe stark genug, um täglich acht Stunden im Sattel verbringen zu können. An einem einzigen Tag in Nordrhodesien (heute Zimbabwe) benutzten sie Hufschuhe zur Überquerung von scharfkantigen vulkanischen Geländeformationen.

Nach dem Abschluß der Reise wurden die Pferde in einem deutschen Stall untergebracht. Der neue Besitzer bestand darauf, daß die Pferde beschlagen würden, und holte den Schmied. Der Schmied konnte mit seiner Raspel keinerlei Spuren am Huf hinterlassen, so hart war das Horn. Daher sind die Pferde für mehr als ein Jahr nicht beschlagen worden, bis das Horn wieder weich genug geworden war. Es war aber immer noch so hart, daß der Hufschmied weiter eine Schleifmaschine benutzen mußte. Der Besitzer konnte sie nicht genug bewegen, damit ausreichend Abrieb auf natürliche Weise produziert wurde - wer kann schon täglich acht Stunden Sattel sitzen?

Und nun fragen uns erneut, wie die Hunnen ihre Kriege geführt haben. Die sollen angeblich gar nicht aus dem Sattel herausgekommen sein. Man sagte ihnen nach, daß sie gar nicht richtig laufen könnten. Wie wohl die Hufe ihrer Pferde ausgesehen haben?



Hufologie


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Ramey: atemberaubend · Copyright wie angegeben
» Ramey: atemberaubend
Durch die Landschaft geformt · Copyright wie angegeben
» Durch die Landschaft geformt
Der Bericht über den Ritt von Südafrika nach Österreich ist auch auf dieser Seite die exotische Ausnahme; die Langstreckenwanderreiter sind nicht aufgeklärter als andere Pferdehalter.

Die Erfahrung von Gordon Naysmith ist aber bestimmt kein Einzelfall - wie sollte es auch anders sein? Was früher die Norm war, kann heute mit entsprechender Vorsicht und Umsicht wieder erfahren werden. Gordon Naysmith hat sich noch nicht einmal besonders mit dem Thema beschäftigt, sondern einfach aus der Not und dem Bauch heraus so entschieden.

Was folgt daraus für mich? Vermutlich wissen wir noch gar nicht recht, was Hufe sind. Wir haben keine Ahnung, wie die asiatischen Reitervölker ihre Welteroberungen im einzelnen durchgeführt haben. Hufeisen haben sie definitiv nicht benutzt, und auch die Pferde der Römer waren laut Aussage von Dr. Straßer unbeschlagen, was sogar mit den Methoden der experimentellen Archäologie durch einen Ritt von Rom nach Deutschland nachgewiesen worden ist. Lediglich die Pferde, die die Wagen des Trosses gezogen haben, sollen zumindest zeitweise Hufschuhe getragen haben, weil die Wagen in den Bergen bergab zu stark gedrückt haben sollen.

Wir werden es nie herausbekommen, wie es einmal war, wenn wir nicht versuchen, diese Verhältnisse durch eigene Versuche zu ergründen. Zwei der Langstreckenreiter des exklusiven Vereins, die Eheleute und Gründer CuChullaine und Basha O'Reilly, wollen demnächst eine Weltumrundung zu Pferd unternehmen. Da hätten sie ja eine gute Gelegenheit, die Erfahrungen aus dem Afrika-Ritt zu wiederholen und damit unser Wissen zu bereichern.

Vielleicht sollte ich einmal einen entsprechenden Vorschlag machen, denn in der Erforschung der Hufe scheinen wir erst am Anfang zu stehen. Aber nein, erstens würden die auf mich natürlich gar nicht hören, und zweitens finde ich auf deren Seite einen begeisterten Bericht über einen neuen Hufschutz, den ein Mitglied mit Gewinn eingesetzt hat, der von Indien über Pakistan nach China reitet. Kunststoff ist jetzt die Lösung. Natürlich gewachsenen Hufen traut man nichts zu. Das kommt einfach nicht in Frage. Das kann gar nicht sein.

Pete Ramey hat in der amerikanischen Prairie einen Kadaver gefunden und präsentiert den Huf einer jungen Stute, die in die einzige Falle weit und breit geraten und dort qualvoll verendet war, wiedergegeben auf der von Norbert Balk erwähnten Seite. Er gerät direkt ins Schwärmen über den phantastischen Zustand dieses Hufes kurz nach dem Ende des Winters.

Die Form dieses Hufes ist ganz einzigartig und zeigt etwas, das die Jackson-Leute "Mustang Roll" nennen. Auf der Seite » A Wild-horse trim erklärt Marjorie Smith dem einfachen Pferdebesitzer, wie sie zu verstehen ist und wie ein solcher Mustang Roll auszusehen hat; dankenswerterweise hat Ariane Reaves aus Recklinghausen alle diese Texte übersetzt (» Ein Wildpferde-Trim (-Bearbeitung)).

Vielleicht müssen wir alle selber genauer hinschauen, wenn die Fachleute nicht Bescheid wissen. Denn das Ergebnis der Konferenz an der Tufts University war ja keineswegs ermutigend. Von der Begeisterung, mit der Prof. Cook die Ergebnisse Dr. Straßers seinen Kollegen angedient hat, ist nichts zu spüren. Prof. Cook selbst hat möglicherweise an der Konferenz gar nicht teilgenommen.

Dr. Judith Shoemaker · Copyright wie angegeben
Dr. Judith Shoemaker
Dr. Judith Shoemaker wird als führende Alternativ-Tierärztin in Pennsylvania vorgestellt. Sie würdigt zunächst den Veranstalter, Dr. Kirker-Head, der selbst abgesehen von der Organisation anscheinend nichts beigetragen hat. Dann betont sie, daß die Barfußbewegung gefördert werden müßte, weil viele Pferde länger und gesunder ohne Eisen leben könnten. Sie spricht von einem reichen Erfahrungsschatz, der darauf hindeutet, daß man bei der Rückkehr zur Barfuß-Kultur wesentlich flexibler vorgehen müsse als Dr. Straßer das vorsehe.

Insbesondere nimmt sie an, daß es Zusammenhänge im Nervensystem gibt, die eine schnelle Heilung, wie sie in der Natur überlebensnotwendig ist, begünstigen, die wir noch nicht ganz verstanden haben, und die durch die invasiven Techniken Dr. Straßers möglicherweise gestört werden. Sie hält eine Heilungsdauer von sechs bis acht Wochen für ausreichend und nimmt an, daß alles, was länger dauert, auf Probleme hindeutet.

Hinsichtlich der Erklärungsmuster Dr. Straßers meldet sie Bedenken an und vermutet, daß die Zusammenhänge, die 55 Millionen Jahre gut für die Pferde gearbeitet haben, wesentlich komplizierter und differenzierter sind als Dr. Straßer das beschreibt. Sie übt deutliche Kritik an der Schnittechnik und plädiert für weniger radikale Veränderungen. Im übrigen fordert sie umfangreiche statistische Untersuchungen über unterschiedliche therapeutische Ansätze und nimmt an, daß nicht jedes Pferd auf dieselben Methoden gleich reagiert, wünscht also ein differenziertes Vorgehen. Zum Schluß plädiert sie für weitere offene Untersuchungen und Diskussionen (» Dr. Judith Shoemaker’s statement).



Nelson, Ramey, Trnka


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Tia Nelson DVM · Copyright wie angegeben
Tia Nelson DVM
Tia Nelson DVM ist eine Tierärztin und Hufschmiedin aus Montana und begrüßt zunächst den Vorstoß von Dr. Straßer, und zwar nicht nur hinsichtlich der Hufpflege, sondern bezüglich der ganzheitliche Betrachtungsweise. Dann stellt sie fest, daß das Interesse an ihren Methoden zweifellos begründet ist durch das Versagen der Hufschmiede und Tierärzte bezüglich der üblichen Lahmheiten und Leistungsprobleme.

Sie hält die Ausführungen hinsichtlich Haltung und Ernährung für wesentlich und betont, daß wir unseren Pferden keinen Gefallen tun, wenn wir sie in ihrer Bewegungsfreiheit behindern und einseitig und ohne Abwechslung ernähren. Sie behauptet, daß Pferde sehr wohl ohne Eisen leben können, hält aber zwei Faktoren für bedenkenswert: die Genetik und die Umwelt. Beide Faktoren wirken aufeinander ein. So sei die Qualität des Hufes durchaus durch die Genetik festgelegt, aber durch die Ernährung und die Umgebung, wozu sie auch die Hufpflege zählt, beeinflußbar.

Dann bestreitet sie die strikte Festlegung der Winkelung nach Dr. Straßer, nämlich 45 Grad am Vorderhuf und 55 Grad am Hinterhuf. Nach ihrer Beobachtung an wildlebenden Pferden verändert sich dieser Winkel je nach Jahreszeit und Benutzung, ist aber niemals kleiner als 53 Grad, wobei der Winkel am Vorderhuf und am Hinterhof häufig identisch sei. Gelegentlich sei der Winkel am Hinterhuf zwei Grad steiler, was von der Rasse abhänge, während die Farbe keine Rolle spiele.

Dr. Straßer bestehe auch darauf, daß die Pferde auf jeden Fall nach dem Beschnitt bewegt werden müßten, unabhängig von den Grad der Lahmheit. Nach ihrem Dafürhalten sei ein Beschnitt, der dem Pferd großes Unbehagen bereite, falsch. Schmerz signalisiere, daß etwas verkehrt sei. Zwar sei die Blutzirkulation wichtig, man könne aber durch forcierte Bewegung Unheil anrichten. Sie macht dann Vorschläge und bekräftigt ihre Aussage, sie könne sich keine Umstände vorstellen, unter denen die Zwangsbewegung vorteilhaft sei.

Pete Ramey · Copyright wie angegeben
Pete Ramey
Sie könne der Behauptung Dr. Straßers nicht folgen, daß die Hufwände das Gewicht tragen müßten. Viele der von ihr beobachteten einheimischen Barfußpferde würden auf der Sohle und dem Strahl laufen und höchstens Gewicht auf den Trachten haben. Die Unterkante des Hufbeines sei nicht parallel, sondern in allen untersuchten Fällen leicht angehoben, und zwar um drei bis fünf Grad. Zusammenfassend stimmt sie den Überlegungen zur Umgebung des Pferdes zu, lehnt aber die konkreten Aussagen Dr. Straßers zum Huf selbst ab. Sie stimme ihr zu, was die Sorge um dieses edle Tier betreffe, widerspreche aber aufgrund eigener Beobachtungen ihrer Pflegelehre aufs heftigste (» Dr Tia Nelson's statement).

In der Präsentation der Abschlußerklärung wird Pete Ramey als Podiumsmitglied bezeichnet, obwohl er in der Ankündigung zunächst nicht aufgeführt wurde. Er wird als "Naturhufpfleger" bezeichnet. Ramey betont zunächst, daß er vielen Einzelheiten der "Methode Strasser" zustimmt. Insbesondere habe er täglich in der Behandlung von Hufrehe und Hufrollenentzündung mit ähnlichen Methoden Erfolg. Außerdem stimme er darin überein, daß Hufprobleme durch korrekte Beschnitt geheilt würden und Hufeisen der Heilung eher entgegenstünden.

Allerdings habe er herausgefunden, daß die Forderung von Dr. Straßer, alle Hufe in präzise Parameter zu fassen, eine schreckliche Idee sei. Die von ihr empfohlene Trachtenhöhe sei in Ordnung, wenn sie durch natürlichen Abrieb zustandekomme, aber als Anfangspunkt einer Hufbearbeitung selten geeignet. Der Beschnitt von Sohle und Eckstreben sei zu radikal und führe zu Fühligkeit und letzten Endes möglicherweise sogar zum Hufbeindurchbruch.

Er sei außerdem irritiert durch ihre Weigerung, die Außenwand zu beraspeln, um verbogenen Wänden entgegenzuwirken, und ihre Festlegung auf die Winkel von 45 und 55 Grad. Er habe mit mehreren ihrer Schüler gesprochen, die ihren Erfolg erheblich steigern konnten, indem sie ihre festen Vorgaben abänderten oder ignorierten, und fordere sie auf, die Starrheit ihrer Theorie aufzugeben und von ihren erfolgreichen Schülern zu lernen (» Pete Ramey, natural hoof trimmer).

Craig Trnka · Copyright wie angegeben
Craig Trnka
Craig Trnka ist der Präsident des amerikanischen Schmiedeverbandes » American Farrier's Association. Er beklagt zunächst, daß eine solche Podiumsdiskussion immer den Unterton eines Streites habe, und das treffe auf die Frage, ob Hufeisen schädlich seien, ganz besonders zu. Was ihn am meisten beeindruckt habe, sei die Behauptung jedes der 75 Teilnehmer, einen Erfolg beobachtet zu haben.

Die Pferdebesitzer glaubten, ihr Pferd sei gesund. Die Tierärzte waren mit ihrer Arbeit zufrieden, die Hufpfleger glaubten, daß das Abnehmen der Eisen den Erfolg brachte, die Schmiede wiederum glaubten, daß Beschnitt und Beschlag den Pferden helfe. Die einzige Gemeinsamkeit sei, daß jeder dieser Berufsgruppen irgendwo Erfolge habe. Sein letzter Gedanke sei gewesen: niemand habe die Antworten für hundertprozentigen Erfolg und jeder tue deshalb gut daran, Ideen von außerhalb zu suchen. Man solle sich vor "immer" und "nie" hüten (» Craig Trnka's statement).

Zu den Tagungsergebnissen gehört auch ein Bericht über die Vermessung von Hufen, die Dr. Straßer vor Publikum bearbeitet hat. Sie hat dazu keine Raspel oder sonstiges Werkzeug benutzt, sondern lediglich ein Messer. Das zur Verfügung gestellte Pferd war bereits barfuß. Zur Überraschung der meisten Teilnehmer waren ihre Eingriffe nicht radikal. Am nächsten Tag setzte der Kanadier und Straßer-Schüler Todd Merrell ihre Arbeit fort.

Der Moderator befragte anschließend die Teilnehmer, ob Sie diesen Schnitt für weniger radikal hielten als sie erwartet hatten. Fünf von sechs antworteten ja. Dann fragte er, ob sie meinten, daß das auf die Öffentlichkeit zurückzuführen sei. Alle stimmten dieser Frage zu. Dr. Straßer erklärte hingegen, daß die untergeschobenen Trachten einen tieferen Schnitt nicht zugelassen hätten.



Wildenstein


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Michael Wildenstein · Copyright wie angegeben
Michael Wildenstein
Michael Wildenstein ist Schmied und Ausbilder am Cornel University College of Veterinary Medicine. Er empfand es als Privileg, an dieser Konferenz teilnehmen zu dürfen. Die Informationen hinsichtlich der "Strasser Methode" sei nur ein kleiner Teil gewesen. Dr. Straßer habe sie informiert, daß der gegenwärtigen Stand der Pferdehaltung vollkommen falsch sei, und daß die Pferde ein besseres Leben hätten, wenn ihre Richtlinien befolgt würden.

Zur Vorbereitung auf die Konferenz habe er ihre Bücher ein weiteres Mal gelesen und Anmerkungen angefertigt, wo er anderer Meinung sei. Er habe einige Forschungsergebnisse gefunden, die seine abweichende Meinung stützten. Dr. Straßer habe ich ihm entgegnet: "Auf die Forschung kommt es nicht an, es kommt auf das an, was ich gemacht habe." Er halte Forschung für wichtig, um Fehler zu vermeiden und unser Wissen zu erweitern.

Es habe viele Bereiche gegeben, wo die Podiumsteilnehmer und Dr. Straßer anderer Meinung gewesen seien. Zeitbeschränkungen hätten es nicht erlaubt, sich vollständig über die Ideen und Theorien auszutauschen. Der Vortrag von Dr. Straßer sei vollständig und mit ihrer PowerPoint-Präsentation gut ausgearbeitet gewesen.

Dr. Straßer habe Bilder von vernachlässigten, kranken, schlecht beschlagenen Pferden gezeigt und diese als Durchschnittsbeispiele heutiger Pferde präsentiert. Er könne nicht allem zustimmen, was Dr. Straßer präsentiere, bewundere aber ihre Fähigkeit, ihre Theorien in einer fremden Sprache und einem fremden Land so wortgewandt vorzutragen. Weitere Forschung werde sicherlich zu vertieften Kenntnissen hinsichtlich des komplexen Pferdehufes verhelfen. Alle Teilnehmer hätten das Wohl der Pferde im Sinn gehabt, und der Gedankenaustausch habe allen weitergeholfen (» Michael Wildenstein).

Die anderen Podiumsteilnehmer haben ihre Kritik deutlich und unmißverständlich, teilweise auch scharf formuliert; Wildenstein formuliert sie so, daß man die Ungeheuerlichkeit seiner Aussagen übersehen könnte - deshalb weise ich Sie noch einmal ausdrücklich darauf hin.

Soweit die im » Hoofcare and Lameness Magazine veröffentlichten Ergebnisse der Konferenz. Wenn die Fachleute sich nicht einig sind, wie die Wirklichkeit aussieht, muß man wohl den Schluß ziehen, daß wir noch nicht genug wissen. Da es weltweit Pferdehalter gibt, die sich erfolgreich selbst um die Hufpflege ihrer Pferde kümmern, könnte das immer mehr Menschen ein Beispiel sein, und auch auf diese Weise werden Erfahrungen gesammelt und Erkenntnisse umgesetzt. Das Internet trägt seinen Teil dazu bei, diese Informationen zu verbreiten.

Überall auf der Welt gibt es Menschen, die wie Alex Brollo und Ariane Reaves durch eigene Erfahrungen und Übersetzungen dazu beitragen. Und vielleicht werden wir alle eines Tages so viel über Hufe wissen, daß uns die heutigen Streitereien kleinlich und engstirnig vorkommen, so wie wir heute den Streit vergangener Jahrhunderte über medizinische oder philosophische Themen nicht mehr wirklich nachvollziehen können. Denn was sich als unzweifelhaft und unbestreitbar darstellt, ist keiner Rede mehr wert.

Bezüglich naturwissenschaftlicher Themen verfügen wir über ausreichende Methoden, um Sachfragen zweifelsfrei klären zu können. Wenn wir es denn wollen. Da die Hufschmiede und Tierärzte bezüglich der Erkrankungen am Bewegungsapparat der Pferde anscheinend oft nicht befriedigende Arbeit leisten können, tut sich hier ein dankbares Feld für zukünftige wissenschaftliche Leistungen auf. Zweifellos wird man die Forschungen Dr. Straßers in diesem Zusammenhang würdigen müssen.

Neben der Forschung ist aber die praktische Behandlung ganz wesentlich, und auch hier wird man eine Klärung über die näheren Bedingungen der Erfolge und Mißerfolge der unterschiedlichen Ansätze herbeiführen können. Wie schon Heymering sagte: Es darf doch nicht so schwer sein, diese Fälle zu dokumentieren und auszuwerten.

Noch ein Beispiel: Was wurde früher darüber gestritten, wie dumm oder intelligent Tiere sind. Vor allem im Blick auf die Abgrenzung zum Menschen wurden jede Menge Aussagen getroffen, die heute erledigt sind, weil es unerschrockene Menschen gab, die neue Wege gegangen sind und genauer hingeschaut haben und einfühlsamer vorgegangen sind und dadurch Beobachtungen sammeln und Erkenntnisse gewinnen konnten, die diese Fragen eindeutig beantwortet und die früheren Spekulationen erledigt haben.

Selbstverständlich benutzten Tiere Werkzeuge, selbstverständlich kommunizieren sie untereinander auf differenzierteste Art und Weise, selbstverständlich haben sie Gefühle - und zwar nicht nur Menschenaffen, sondern auch Pferde. Wenn man so weit ist, muß man diese Mitgeschöpfe würdigen und lieben. Dann muß man sich in sie hineinversetzen und wirklich herausfinden, was sie brauchen. Dann kann man nicht einfach über sie verfügen und so viele Nägel in ihre Hufe treiben, bis sie nicht mehr laufen können.

Michel aus Lönneberga hat zwar mit den Tieren gesprochen, bezüglich des Hufbeschlags war er aber lediglich auf der Höhe seiner Zeit. Er nutzte seinen Draht zu Lucas, um ihm die obligaten Eisen verpassen zu können. Immerhin dürfen wir annehmen, daß die Bauern ihre Pferde nicht durch den Beschlag haben ruinieren lassen. Arm und geizig wie sie waren, hätten sie sich das gar nicht leisten können. Vielleicht sind es gar nicht die Eisen allein, die unsere Pferde so belasten. Und vielleicht sind die Eisen wirklich absolut überflüssig, immer und überall. Alte Zöpfe werden manchmal einfach abgeschnitten und weggeworfen.

Mit dieser erfreulichen und versöhnlichen Aussicht möchte ich die Serie über die Hufpflege einstweilen beenden. In der nächsten Woche bringe ich zur Erholung den interessanten Bericht eines der seltenen Züchter des seltenen Missouri Foxtrotter über einen Wanderritt in einem unzugänglichen Teil des Monument Valley mitten in der Navajo Reservation in Arizona.



Quellen / Verweise


  1. » Photo Gallery, Part 2
  2.  Strasser, Heymering
  3.  Michel aus Lönneberga
  4. Jaime Jackson, Natural Horse: Lessons from the Wild for Domestic Horse Care, ISBN 0873585364
  5. » Jaime
  6. » The Farrier & Hoofcare Resource Center Forums - Barefoot for the 1st time.
  7. » The Long Riders' Guild - Horse Shoes and Hoof care 2
  8. » Der Hunnensturm, 374- 454 / Koenig Attila, 441 - 454.
  9. » Attila der Hunne
  10. » A Wild-horse trim
  11. » Ein Wildpferde-Trim (-Bearbeitung)
  12. » Dr. Judith Shoemaker’s statement
  13. » Dr Tia Nelson's statement
  14. » Pete Ramey, natural hoof trimmer
  15. » American Farrier's Association
  16. » Craig Trnka's statement
  17. » Michael Wildenstein
  18. » Hoofcare and Lameness Magazine
  19. » Metron computer analysis
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