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| Vertrauen - kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 12 | | |
In den letzten Artikeln dieser Serie habe ich mich vermehrt mit der mehr oder weniger üblichen Reitausrüstung und deren unsachgemäßer oder unnötiger Verwendung beschäftigt, nun will ich zum nächsten Punkt unserer Liste der Vertrauensbrüche übergehen, dem übertriebenen oder ungerechten Strafen.
Stellt sich zuerst einmal die Frage, was alles eine Strafe für das Pferd bedeuten kann. Meist versteht man darunter das Schlagen eines Pferdes mit der Hand, einer Gerte oder einer Peitsche. Vielen ist auch klar, dass ein Anbrüllen eine Form der Bestrafung ist, doch nur den wenigsten ist bewusst, dass auch normale Befehle für sensible Pferde zur Strafe ausarten, wenn diese mit zu schriller oder einfach zu lauter Stimme erteilt werden.
So geraten vor allem viele Frauen aus Unsicherheit und Nervosität rasch in zu hohe Tonlagen, die für empfindliche Pferdeohren bereits eine Tortur darstellen und von den Tieren deshalb verständlicherweise eher als Strafe als als neutrale Anweisung angesehen werden. Wird mit einem Pferd ständig auf diese unangenehme Weise gesprochen, so stumpft es entweder mit der Zeit völlig ab oder es wird selbst zu einem hypernervösen Wesen. Auf jeden Fall lässt sich aber unter solchen Umständen nur schwer eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Pferd aufbauen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der restlichen Hilfengebung, denn auch hier wird immer wieder deutlich ersichtlich, dass viele Pferdebesitzer bzw. Reiter gar nicht richtig registrieren, wie brutal und ungerecht sie teilweise mit ihrem angeblich geliebten Vierbeiner umgehen. Nur zu oft wird jeder kleinste Fehler, jede auch noch so geringe Unachtsamkeit mit einem kräftigen Riss am Zügel oder einer viel zu energischen Schenkelhilfe quittiert, sodass das arme Tier letztendlich gar nicht mehr erkennen kann, wann es ein großes oder ein kleines Vergehen begangen hat.
Diese Art des äußerst ungerechten Strafens ist die Hauptursache für das gestörte Vertrauen der meisten Pferde in ihre Reiter. Selbst Pferde, die ihren Reitern bereits jahrelang großes Vertrauen entgegengebracht und unter ihnen beste Leistungen gezeigt haben, können mit so einer grundfalschen Behandlung - zum Beispiel durch einen neuen Besitzer bzw. Reiter - binnen kürzester Zeit völlig ruiniert und damit als Reitpferd unbrauchbar werden. Wie sollen sie auch verstehen, dass jedem kleinsten Fehltritt, jedem unerwünschten Ohrenwackeln sofort eine rüde Zurechtweisung folgt?!
Je nach Alter, Temperament und Ausbildungsstand des jeweiligen Pferdes bewirkt diese Frustration ein ängstliches, nervöses oder aggressives Verhalten, nur die wenigsten Tiere entwickeln mit der Zeit eine Gleichgültigkeit, die von ihren Reitern dann oftmals als Folgsamkeit eigentlich fehlinterpretiert wird.
Die grundsätzlich von fast allen Freizeitreitern angestrebte vertrauensvolle Harmonie kann auf diese Weise jedenfalls nie erreicht werden. Hierdurch verliert ein Pferd aber nicht nur einen beträchtlichen Teil seiner Ausstrahlung, sondern auch seinen Leistungswillen und die Freude an der Arbeit bzw. an gemeinsamen Unternehmungen. Dies wiederum wirkt sich nicht nur auf das allgemeine Leistungsvermögen, sondern auch auf die Gesundheit unserer vierbeinigen ‘Freunde’ negativ aus.
Mehr zu diesem Thema können Sie dann in meinem nächsten ‘Angebot der Woche’ lesen.
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