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| Vertrauen - kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 13 | | |
Strafe muss manchmal sein und zwar immer dann, wenn das Pferd in voller Absicht eine aggressive Handlung gegen seinen Besitzer bzw. Reiter ausführt, ohne von diesem dazu provoziert worden zu sein. Auch wenn ein Pferd andere Menschen oder Tiere bösartig attackiert bzw. gegenüber seiner Stalleinrichtung oder anderen Gegenständen eine übertriebene Zerstörungswut zeigt, sollte man dies nicht einfach hinnehmen, vor allem dann nicht, wenn es sich um Jungpferde handelt, die ihre Macht austesten wollen.
Ausgenommen von dieser Regel sind nur so genannte Problempferde, die solche Verhaltensstörungen deshalb zeigen, weil sie in ihrem Leben bereits diverse schlechte Erfahrungen gemacht haben, durch die sie nachhaltig geprägt wurden. Doch auch diese Tiere müssen zumindest stimmlich deutlich zurechtgewiesen werden, denn wie sollen sie sonst lernen, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht?! Allerdings sollte man vermeiden, sie zu schlagen (ausgenommen sind natürlich Situationen, wo die aggressive Bedrohung durch das Pferd wirklich gefährliche Ausmaße annimmt) oder auf andere Weise grob zu behandeln, denn dies würde die negativen Emotionen gegen den Menschen nur noch verstärken.
Anders hingegen ist es bei jugendlichen Rüpeln oder z.B. bei Hengsten, die mitunter auf ihre guten Manieren vergessen oder einfach austesten wollen, wie weit sie gehen können. Hier muss man sich bisweilen auch schlagfertig den Respekt des Pferdes erringen, weil stimmliche Zurechtweisungen hier oft nicht die nötige Durchsetzungskraft haben. Damit meine ich natürlich nicht, dass man sie verprügeln sollte, aber ein kräftiger Klaps mit der flachen Hand oder dem Ende des Führstrickes bzw. Zügels, der reflexartig das schlechte Benehmen bestraft, wirkt oft Wunder.
Dies sollte man auch schon bei Fohlen praktizieren, falls diese gezielt nach einem schnappen oder treten, denn andernfalls zieht man sich einen kleinen Tyrannen heran, der meint, immer und überall der Boss sein zu müssen. Wenig Sinn hat es hingegen in solchen Fällen das Pferd auf andere Weise zu bestrafen, denn hier wird der Zusammenhang wohl von den wenigsten Tieren erkannt werden und somit geht der positive Effekt der Strafe vollkommen verloren.
Immer wieder gibt es Menschen, die es aus angeblicher Tierliebe nicht schaffen oder auch nicht wollen, ein derart ungebührliches Benehmen ihres Pferdes mit einem Klaps zu bestrafen, obwohl dies eine völlig natürliche Reaktion wäre, die durchaus der Antwort eines genervten Artgenossen ähnelt. Stattdessen bestrafen gerade solche Pferdefreunde ihre frechen Vierbeiner sehr oft mit so genanntem Liebesentzug, was für die Tiere aber völlig unverständlich ist.
Wie sollen sie auch begreifen, dass z.B. das übermütige Ausschlagen vor einigen Stunden der Grund dafür ist, dass es nun nicht beachtet oder gar zurückgewiesen wird, wenn es versucht, freundlich Kontakt aufzunehmen. Eine solche menschliche Reaktion wirkt jedenfalls auf Pferde nicht belehrend sondern nur frustrierend, womit eine gesunde Vertrauensentwicklung eher behindert wird.
Solche Zusammenhänge sollte man unbedingt bedenken, wenn man meint, eher humane Strafen anwenden zu wollen, denn gerade hierbei werden tagtäglich von vielen Pferdebesitzern und Reitern Fehler begangen, die mitunter nachhaltige Folgen haben können. So habe ich auch schon des öfteren eine völlig falsche Vorgehensweise beim Belohnen mit Leckerlis bzw. bei der Bestrafung durch Leckerli-Entzug feststellen können, die dem Pferd absolut keine neuen Erkenntnisse bringt, dafür aber die ursprünglichen Probleme oft sogar noch verstärkt. Doch davon erzähle ich Ihnen dann nächste Woche.
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