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Angebot für Kalenderwoche 06-10


 
   
 


Vertrauen - kostbares Gut, das leicht zerbricht
Teil 9






Vorige Woche haben wir damit begonnen, uns mit dem richtigen Anpassen des Zaumzeuges zu beschäftigen, und dabei vor allem die verschiedensten Kriterien zur Auswahl des Gebisses besprochen. Doch nicht nur dieses ist für das Wohlbefinden des Pferdes verantwortlich, auch sämtliche Riemen des Kopfgestells müssen fachgerecht verschnallt werden, damit das Pferd beim Reiten nicht von Unbehagen oder gar Schmerzen gestört wird und somit sein Vertrauen in den Reiter langsam aber sicher verliert.



Da ist einerseits schon beim Kauf auf das Material des Kopfgestelles zu achten. Weiches, anschmiegsames Leder sollte stets bevorzugt werden. Zu dickes oder hartes Leder oder auch andere unnachgiebige Materialien können Druck- und Scheuerstellen verursachen, die dem Pferd das Leben unnötig schwer machen. Doch auch weiches Material kann solche Probleme hervorrufen, wenn es z.B. in verdrehtem Zustand auf empfindlichen Stellen zu liegen kommt, was bei unachtsamem Verschnallen durchaus leicht passieren kann.

Desgleichen sollten insbesondere Freizeitreiter lieber auf übertriebene Verzierungen und Metallbeschläge verzichten, denn auch diese können bisweilen scheuern. Außerdem verfangen sich darin mit Vorliebe die langen Mähnen- und Schopfhaare, was für das Pferd ebenfalls sehr unangenehm werden kann - und natürlich auch für den Reiter, der diese immer wieder herauslösen muss. Solch funkelnder Schnickschnack ist eben eigentlich nur für den Turnierreiter gedacht, der so ein Show-Zaumzeug erstens nur kurzfristig und zweitens meist mit eingeflochtenem Langhaar verwendet.

Eine besondere Torheit, die ich des öfteren bei Westernreitern mitansehen musste, ist der meist gedankenlose und völlig egoistische Kauf eines Zaumzeuges nach dem eigenen Geschmack, ohne darauf zu achten, ob die jeweilige Größe und Form auch für das betreffende Pferd geeignet ist. Da nämlich sehr viele Westernzäume ausschließlich auf die Kopfform eines Quarter Horses ausgerichtet sind, ist z.B. eine Anpassung an schmälere oder längere Köpfe oftmals gar nicht möglich. Da drückt und kneift es dann an allen Ecken und meist gibt es auch keine längeren Riemenenden, in die man noch ein paar zusätzliche Löcher zum Verschnallen einstanzen könnte. Deshalb sollten also beim Kauf eines Zaumzeuges Größe und Passform die vorrangige Rolle spielen, damit man sich diesbezügliche Schwierigkeiten erspart.



Egal um welches Zaumzeug es sich handelt, auf folgende Punkte sollte unbedingt geachtet werden:

1. Stirn- und Genickriemen müssen immer so verlaufen bzw. so lang sein, dass die Ohren genügend Platz haben. Keinesfalls darf der Ohransatz irgendwo eingeengt oder gar eingeklemmt werden, denn dies erzeugt beim Pferd nicht nur Unbehagen bzw. Schmerz, sondern kann auch zu chronischen Ohrenentzündungen führen. Auch zu steife Materialien bei sog. Einohrzäumen können ähnliche Probleme verursachen.
2. Das Backenstück sollte stets so verschnallt sein, dass das Gebiss die richtige Lage im Maul einnehmen kann bzw. dass der Nasenriemen auf der richtigen Höhe zu liegen kommt. Ist das Backenstück zu kurz, kommt das Gebiss zu hoch zu liegen, wobei es auf die Backenzähne drückt, und die Lefzen werden zu stark und dadurch schmerzhaft emporgezogen. Ist das Backenstück zu lang verschnallt, schlägt das Gebiss gegen die vorderen Zähne und der Nasenriemen rutscht zu tief.
3. Der Nasenriemen muss immer auf dem knöchernen Teil der Nase zu liegen kommen, da er sonst die Luftzufuhr beeinträchtigt, aber er darf auch weiter oben liegend nicht drücken oder einengen. Dies gilt selbstverständlich auch bzw. ganz besonders für gebisslose Zaumzeuge.
4. Der Kehlriemen sollte immer so locker sein, dass man zwischen ihn und die Wange des Pferdes eine Faust schieben kann. Wird er enger verschnallt, drückt er - sobald das Pferd den Kopf senkt oder im Genick nachgibt noch verstärkt - schmerzhaft in die Kehlgangsgegend und auf die empfindliche Ohrspeicheldrüse.
5. Kinnriemen bzw. Kinnkette müssen in der Kinngrube des Pferdes zu liegen kommen und dürfen ebenfalls nicht zu eng geschnallt werden, da sie sonst dem Pferd bei sämtlichen Zügelhilfen Unbehagen oder Schmerzen bereiten. Hier sollten also unbedingt noch zwei Finger darunter Platz finden.



Obwohl all diese Weisheiten in sehr vielen guten Pferdebüchern zu finden sind, konnte ich immer wieder bemerken, dass vor allem Freizeitreiter nicht ernsthaft darauf achten, dass das Zaumzeug ihrem Pferd auch wirklich in dieser Weise passt. Damit aber sind Schwierigkeiten beim Reiten natürlich vorprogrammiert, denn nur die wenigsten Pferde sind derartig duldsam, dass sie sich gegen solche ständigen Schmerzen nicht wehren.

Da Vollblüter diesbezüglich ganz besonders empfindlich sind - sie besitzen meist auch eine sehr feine Haut und kein sehr dichtes, schützendes Fell - reagieren sie auf derartige Missstände oft extrem heftig und werden dann als nervös und hysterisch bezeichnet, obwohl die Schuld hier wieder mal eindeutig beim Menschen liegt. Statt sich zu beklagen, sollte jeder Pferdebesitzer bzw. Reiter lieber darauf achten, dass er seinem Pferd ein gut passendes Zaumzeug kauft und dieses auch korrekt dem Kopf des Pferdes anpasst, dann wird sich dieses sicher bereitwillig und vertrauensvoll damit zäumen und reiten lassen, sofern nicht andere Fehler seitens des Reiters gemacht werden. Mehr dazu dann nächste Woche!




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