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Gefahren und Probleme beim Freizeitreiten
Teil 5




Wie ich bereits vorige Woche feststellte, ist es so gut wie unmöglich, ein voll durchgehendes Pferd mit herkömmlicher Trensen- oder Kandarenzäumung rasch wieder einzubremsen, weshalb ein solches Panikverhalten möglichst gleich im Keim erstickt oder ganz verhindert werden sollte. Nur ist dies oft leichter gesagt als getan.



Viele Reiter bzw. Pferdebesitzer sind zwar der Meinung, dass ihr Pferd lammfromm ist und niemals durchgehen würde, doch dies ist sicher immer nur bedingt richtig. Auch das allerbravste und ruhigste Tier kann irgendwann so erschrecken, dass es sein Heil in der rasanten Flucht sucht. Auslöser dafür gibt es überall genug, auch wenn diesbezüglich natürlich nicht alle Pferde gleich reagieren. Was das eine ganz schrecklich findet, lässt das andere wieder völlig kalt, doch gibt es durchaus Situationen, die für fast jedes Pferd ein Grund zum Durchdrehen sind.

Dazu gehört z.B. das ratternde Erscheinen einer ganzen Panzerkolonne oder auch eines übergroßen Mähdreschers. Mir persönlich ist noch kein Pferd begegnet, das bei diesem ohrenbetäubenden Lärm und der auch optisch beeindruckenden Größe solcher Maschinen nicht starke Angst verspürt. Wie ein solches Zusammentreffen ausgeht, hängt vor allem vom Verhalten des Reiters und der generellen Reiter-Pferd-Beziehung ab.

Besteht ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den beiden und handelt der Reiter rasch, aber trotzdem ruhig und umsichtig, so können auch so schwierige Situationen gemeistert werden. Wie dies genau zu bewerkstelligen ist, richtet sich allerdings ganz nach den individuellen Eigenheiten von Pferd und Reiter. Viele Reiter fühlen sich nur auf dem Pferd einigermaßen sicher und meinen, so besser die Kontrolle zu behalten, und es gibt auch tatsächlich einige Pferde, die auf diese Weise einfacher zu halten sind, weil sie entweder großen Respekt vor ihrem Reiter haben oder sich ganz einfach unter dem Reiter sicher und beschützt fühlen.



Ich steige bei mutmaßlichen Gefahren allerdings lieber ab und beruhige meine Pferde vom Boden aus. Hier fühle ich mich ihnen näher und bin mir sicher, dass ich sie fest im Griff habe. Was nun aber nicht heißt, dass ich sie direkt in Kopfnähe eisern festhalte, denn dies wäre die falsche Methode. Damit erreicht man nämlich nur, dass sich einerseits das Pferd eingeengt und zusätzlich bedroht fühlt und man andererseits vermehrt riskiert, unter die Hufe zu kommen.

Die unter Laien weit verbreitete Anschauung, dass Pferde niemals auf einen Menschen treten oder diesen niederrennen würden, entspricht nämlich ganz und gar nicht den Tatsachen, wie sicher viele Pferdebesitzer bzw. Reiter leidvoll bestätigen können. Deshalb ist es die weitaus bessere Methode, das Pferd am langen Zügel locker in sicherer Distanz zu halten und nur durch rhythmisches Zupfen oder Vibrieren am Zügel seine Aufmerksamkeit zu erlangen bzw. zu bewahren. Man sollte dabei versuchen, den Kopf des Pferdes in eine möglichst tiefe Haltung zu bringen, weil dies auf das Tier entspannend und beruhigend wirkt.

Ein hoch erhobener Kopf und das bei großer Aufregung oft gezeigte laute Prusten signalisiert nämlich nicht nur anderen Pferden das Vorhandensein einer Gefahr, sondern versetzt auch das dieses Verhalten soeben ausführende Pferd immer mehr in Panikstimmung. Je nach Ranghöhe und Naturell des jeweiligen Tieres mündet diese dann direkt in vermehrte Kampf- oder Fluchtbereitschaft, wobei Letzteres eindeutig häufiger vorkommt und im kopflosen Durchgehen seine Vollendung findet.



Um dies zu verhindern, sollte man eben bereits bei den ersten Anzeichen von Angst und Verspannung beruhigend auf das Pferd einwirken. Ein Reißen an den Zügeln, um das Tier zur Räson zu bringen, ist allerdings bestenfalls bei völlig hysterischem Verhalten kurzfristig zu empfehlen, in allen anderen Fällen würde es dem Pferd nur noch einen zusätzlichen Anlass zum Fürchten geben. Beruhigendes Zureden, ein sanftes Zupfen am Zügel und das Verfüttern von Leckerlis wirken sich hingegen meist sehr positiv aus, wobei man das Pferd aber möglichst nicht zwingen sollte, stillzustehen.

Spannungen können von Pferden nämlich nur in der Bewegung richtig abgebaut werden, weshalb man nervöse und ängstliche Tiere � sofern die örtlichen Gegebenheiten es erlauben � solange im Schritt führen oder reiten sollte, bis sie sich wieder beruhigt haben. Hält man hingegen ein panisches Pferd einfach nur auf einem Platz fest, so kann man damit rechnen, dass sich in Kürze ein heftiger Kampf entwickeln wird, weil das Pferd als Alternative zur Flucht, die ihm damit verwehrt wird, nur den Kampf kennt, und dieser richtet sich dann eben notfalls gegen den Menschen, der es festhält.



Ebenso irrig ist allerdings die Anschauung, dass man nervöse Pferde in schnelleren Gangarten auslaufen lassen und damit �beruhigen� sollte, da sich dies einerseits sowohl auf die physische als auch die psychische Verfassung von sensiblen Tieren � und nervöse Pferde sind so gut wie immer hochsensibel � sehr negativ auswirken kann und andererseits die Gefahr des Durchgehens, welches ja eigentlich verhindert werden soll, noch verstärkt, doch dieses Thema werde ich dann nächste Woche noch ausführlicher besprechen.





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