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Lob oder Strafe -
welcher Weg führt im Umgang mit Pferden zum Erfolg?
Teil 2



Vorige Woche habe ich die positive Seite der Medaille, das Lob, von allen Seiten beleuchtet, diese Woche möchte ich die Kehrseite, die Strafe, ein wenig in den Mittelpunkt stellen, um zu zeigen, dass auch sie eine wertvolle Erziehungshilfe sein kann und nicht immer vermieden werden sollte.

Ähnlich wie bei Kindern ist es nämlich auch bei Tieren aller Art und ganz besonders bei Pferden nicht ratsam, einen völlig freien und zwanglosen Erziehungsstil anzuwenden, da sich nicht nur Kinder, sondern auch Tiere, die nie ihre Grenzen aufgezeigt bekommen, zu egoistischen und leider meist auch zu sehr aggressiven Wesen entwickeln, die dann nicht mehr oder nur noch schwer zu kontrollieren sind.

Wenn Sie �nur� ein Pony in einem abgegrenzten Bereich Ihres Gartens stehen haben, welches in keiner Weise �genutzt�, sondern allerhöchstens ab und zu kurz besucht wird, und mit keinem fremden Menschen in Kontakt kommt, können Sie bei Ihrer �Erziehung� natürlich gerne die Verhätschelungsmethode anwenden, aber in allen anderen Fällen (vor allem, wenn das Pferd mit Kindern in Berührung kommt) ist es vollkommen unverantwortlich, wenn Pferde nicht ordentlich erzogen werden, denn letztendlich handelt es sich bei ihnen um große, starke Tiere, die in unzufriedenem, aggressivem Zustand höchst gefährlich werden können.



Wie sieht aber nun eine optimale Strafe aus und wann sollte sie idealerweise zum Einsatz kommen?

Die Strafe sollte auf alle Fälle dem jeweiligen Temperament und Charakter des Pferdes und natürlich auch dem zu bestrafenden Verhalten angepasst werden. Keinesfalls sollte z.B. ein aus Angst agierendes Tier geschlagen werden, schon gar nicht wegen geringfügiger �Fehltritte�. Umgekehrt wäre es aber genauso falsch, einen schlagenden, steigenden und beißenden Hengst nur mit ein wenig Schimpfen zurechtweisen zu wollen.

Was den richtigen Zeitpunkt des Strafens betrifft, so verhält es sich mit der Strafe genauso wie mit dem Lob, denn auch sie sollte möglichst sofort nach oder besser noch während des gezeigten negativen Verhaltens erfolgen, damit das Pferd auch wirklich versteht, was es denn nun nicht tun soll.
Ganz falsch ist z.B. das immer wieder praktizierte Schlagen des Pferdes, wenn dieses nach einem Abwurf des Reiters und anschließender Flucht wieder reumütig zurückkehrt. Das Einzige, was man mit dieser Strafe erreicht, ist, dass sich das Pferd beim nächsten Mal nicht mehr so leicht einfangen lässt.

Wenn ein Pferd seinen Reiter absichtlich immer wieder abzuwerfen versucht, dann sind nach einer genauen Prüfung der möglichen Ursachen, die zu diesem Verhalten führen (kein Pferd zeigt völlig grundlos solche Widersetzlichkeiten!), diese zuerst einmal auszuschalten, bevor man sich andere Schritte überlegt. Bleibt das vielleicht bereits zu einem �Tick� gewordene Verhalten trotzdem bestehen, so muss der Reiter versuchen, der jeweiligen Unart bereits im Ansatz energisch entgegenzuwirken. Schafft er dies reittechnisch oder aus anderen Gründen nicht, dann sollte ein anderer wirklich sattelfester und rasch reagierender Reiter die Korrektur des Pferdes vornehmen. Wie dies möglicherweise aussehen könnte, erkläre ich im Beitrag der nächsten Woche.



Doch nun zurück zu den verschiedenen Arten von Strafe.

Als erste und wichtigste Maßnahme sollte man immer die Stimme sehen. Ein etwas lauter, sehr bestimmt und scharf ausgesprochenes "Nein!" oder "Lass das!" kann bei sensibleren Tieren bereits Wunder bewirken, verfehlt aber auch bei den meisten anderen Pferden nicht seine Wirkung. Zumindest dient es hervorragend zur Unterstützung für andere Maßnahmen, wenn diese nötig sein sollten. Vom völlig stummen Agieren im Umgang mit Pferden halte ich nicht sehr viel!

Eine andere vielfach angewandte Form der Züchtigung ist das Schlagen, welches allgemein meist eher mit einer Gerte als mit der bloßen Hand durchgeführt wird. Vom richtigen Verprügeln halte ich jedoch rein gar nichts � eine Gerte verwende ich sowieso nie �, aber ein gezielter kräftiger Klaps mit der flachen Hand als reflektorische Antwort auf einen schmerzhaften Biss des Pferdes hat noch keinem übermütigen oder aggressivem Tier geschadet oder es gar kopfscheu gemacht. Wichtig ist nur, dass auf diese deutliche Zurechtweisung � die jedes Pferd auf Anhieb versteht � eine liebevolle Zuwendung erfolgt, damit das Tier begreift, was man von ihm erwartet.

Wenn das Pferd also mit dem Kopf zurückzuckt und keine neuerliche Attacke startet, muss sofort mit der Stimme gelobt werden und der Kopf des Pferdes herangelockt und sanft gestreichelt werden. So erkennt das Tier, dass es für sein negatives Verhalten bestraft wurde, dass aber die Hand des Menschen keine grundsätzliche Gefahr darstellt, sondern sich auch angenehm anfühlen kann. Vor allem im Umgang mit übermütigen Jungpferden ist in diesem Zusammenhang ein Verfüttern von Leckerbissen als �Wiedergutmachung� nicht zu empfehlen, weil dies unter Umständen wieder zu einem verspielten Zubeißen animieren kann.

Möchte man ein Pferd auf Abstand halten, damit es einem z.B. beim Bergabgehen bei einem Geländespaziergang nicht unentwegt auf die Füße tritt, so eignet sich dafür ein langer Zügel ganz besonders gut. Man wedelt dem Pferd damit vorerst nur vor der Nase hin und her, doch bei Nichtbefolgen dieser Zeichen, bekommt das unaufmerksame Tier das freie Ende des Zügels zwischendurch auch einmal auf der Vorderbrust zu spüren. Dies hilft garantiert bei jedem Pferd � spätestens beim 2. oder 3.Mal!
Wenn Ihnen diese Maßnahme auf den ersten Blick zu brutal erscheinen mag, dann sollten Sie sich einmal vor Augen halten, wie es wohl für Sie ausgeht, wenn Ihr Pferd Sie eines Tages einfach von hinten überrennt! Und glauben Sie mir, respektlose Tiere haben da überhaupt keine Hemmungen!

In letzter Zeit � seit es immer mehr in Mode kommt, dass Menschen die Körpersprache der Pferde annehmen, um sich auf �natürliche� Weise verständlich zu machen � wird immer öfter empfohlen, dass der Pferdebesitzer negatives Verhalten ebenfalls mit Tritten oder Bissen beantworten soll. Dazu möchte ich sagen, dass Pferde klug genug sind, um uns Menschen als Menschen zu erkennen und unsere (Körper)Sprache zu verstehen, sodass es völlig unnötig ist, sich auf das Niveau des Pferdes zu begeben.
Die Gefahr, dass man sich sowieso nur lächerlich machen würde, weil man das Pferd bei einem versuchten Tritt womöglich nicht erwischt oder dabei gar auf die Nase fällt, ist nämlich bei weitem größer als der zu erwartende Erfolg dieser Aktion.

Was das Beißen anbelangt, so hat dies eine meiner Schülerinnen tatsächlich einmal bei meinem Araberhengst angewandt, mit dem Erfolg, dass dessen Hals für einige Tage stark geschwollen war und er nicht mehr freiwillig in ihre Nähe ging. Er hat ihr dies über Jahre hinweg übelgenommen, während er meine kräftigen Klapse, die er als nicht richtig ausgelasteter Hengst in größeren Zeitabständen immer wieder mal nötig hatte, locker wegsteckte und mir dafür nie ernsthaft böse war.

Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, dass nicht alles, was als pferdegerecht propagiert wird, dies auch wirklich sein muss.



Damit möchte ich für heute Schluss machen, nächste Woche erfahren Sie dann, welche Formen der Strafe es beim Reiten gibt und wie man den wichtigsten Unarten am besten beikommt.


Kontakt
Heidelinde Keppel  
Hauptstr. 67A A-2723 Muthmannsdorf
E-Mail   Heidelinde Keppel  
Tel. +43 2638/88023 Mobil 0664/4992935





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