Bei der Betrachtung der DVD der Bückeburger stellte sich mir natürlich wiederholt die Frage, wie sich deren Arbeit, die ja relativ jung ist, zur Arbeit der übrigen wenigen, aber im Gegensatz zur Hofreitschule sehr traditionsreichen Institutionen der » Reitkunst in Europa, namentlich in Wien, verhalten.
Denn auch die betonen ja, dass ihre Arbeit die Pferde alt werden lässt und sie beweisen es damit, dass sie sehr betagte Pferde immer noch in ihren Shows auftreten lassen. Aber nie habe ich davon gehört, dass diese Leute mehr wollten als nur in Ruhe gelassen zu werden.
Nein, das stimmt nicht ganz: Johann Riegler, Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule, hat mit seiner DVD › Der geschmeidige Sitz als Privatmann den modernen Reitsport ebenfalls direkt angesprochen und ich habe sogar in einer fünfteiligen Artikelserie darüber berichtet: › Sitzschulung als Lösung, › Lernen mit Schmerzen und Angst, › Die Freude am Reiten, › Die anatomische Grundlage, › Die Metapher des Baumes, › Die Funktionalität des Skeletts.
Bezeichnend finde ich, dass ich daran gar nicht gedacht hatte. Die DVD war faszinierend, keine Frage, aber irgendwie letzten Endes doch nicht überzeugend, schon gar nicht emotional mitreißend. Ich verstehe leider zu wenig davon, um das genauer analysieren zu können.
Nun gibt es ja schon seit einigen Jahren viele Fachleute, die die Errungenschaften der klassischen Reitkunst zur Abwehr der Misstände im modernen Reitsport beschwören; einige gehen sogar bis auf den Griechen » Xenophon zurück und haben sich im gleichnamigen Verein » XENOPHON - Gesellschaft für Erhalt und Förderung der klassischen Reitkultur zusammengefunden, der unter anderem Johann Riegler als Aufsichtsrat angehört.
Aber was können diese Leute bewirken? Immerhin ist mit » Klaus Balkenhol ein prominenter Sportler Vorsitzender dieses Vereins, doch ich fürchte, in der Praxis wird sich wenig ändern. Appelle helfen kaum, wenn handfeste Interessen im Raum stehen.
Deshalb fand ich die Nachricht, dass die Hofreitschule, das Landgestüt Celle und der Hannoveraner Verband sich zum Projekt Europäische Dokumentationszentrum für Reitkultur und Reitkunst (EDRR) zusammengefunden haben, um die These zu untersuchen, dass die alten Meister der Reitkunst Kenntnisse über die Biomechanik des Pferdes entwickelt hatten, die dem modernen Reitsport direkt zugute kommen kann, ausgesprochen elektrisierend.
Denn wenn man den Sportlern nachweisen kann, dass sie durch Anwendung pferdeschonender Methoden bessere Ergebnisse erzielen, werden sie diese nicht nur anwenden wollen, sondern anwenden müssen, wenn sie weiter an der Spitze mitmischen wollen. Alle Klagen über Sportler, die sich unsportlich verhalten, sind allerdings wirkungslos, solange die Richter die unsportlichen Verhaltensweisen belohnen. Dieses Problem können die Bückeburger und das EDRR vermutlich nicht lösen. Hier sehe ich noch ein fundamentales Problem.
Quellen / Verweise
Abbildungen › Gerd Hebrang, › Fürstliche Hofreitschule Bückeburg
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