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Bericht Zu den Themen  Barockreiterei,  Geschichte,  Reitkunst · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 638.11 der Pferdezeitung vom 19.06.11
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 Rekonstruktion und Abweichung 
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Die Reitschürze · © 2011
   
Die Reitschürze
Die Eheleute Krischke · © 2011
   
Die Eheleute Krischke
Die elegante Dame zu Pferd · © 2011
   
Die elegante Dame zu Pferd

    Rekonstruktion und Abweichung   
    Nicht alles, was alt ist, ist auch gut   
von   Gerd Hebrang

Teil 1:  Barocke Reitkunst in Wort und Bild
Teil 2: Rekonstruktion und Abweichung


Zum Thema  Geschichte


In der letzten Woche habe ich über die DVD  Schulen und Touren der barocken Reitkunst berichtet, die kürzlich von der » Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg herausgegeben worden ist.

Das Anliegen der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg ist es, die barocke Reitkunst anhand der schriftlichen Überlieferung zu rekonstruieren. Es gibt ein paar wenige Reitbücher mit Illustrationen, teilweise sind diese sogar im Internet einsehbar oder als Reprint zu erwerben.

Kann man anhand dessen die damalige Reitkultur verstehen und auch noch wieder zum Leben erwecken?

Vielleicht kann man das, aber es stellt sich auch die Frage, ob man das möchte. Einige dieser Reitmeister waren nämlich ausgesprochen grausam, deren Methoden und Hilfsmittel nach zu urteilen, und es verwundert nicht, dass darüber in dieser DVD wenig zu hören ist.

Solche Sachen möchte man nicht an die große Glocke hängen, damit möchte man sich eigentlich gar nicht beschäftigen, aber es wäre natürlich ein Fehler, wenn man diesen Sachverhalt völlig unter den Tisch fallen ließe.

Christin Krischke, die Direktorin der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg, erledigt dies bei der Vorstellung der Ausrüstung des Pferdes mit einem Satz:

Nicht alle überlieferten Ausrüstungen und Methoden kommen in der Hofreitschule zum Einsatz, insbesondere jene, die dem Tierschutzempfinden der Hofbereiter entgegen stehen.
Manuskript

Denn das Anliegen der modernen Barockreiterei ist es ja gerade, die Leichtigkeit und den pferdeschonenden Umgang zu betonen. Also ist das Thema damit erledigt; es geht gar nicht darum, die alte Zeit wieder aufleben zu lassen, sondern die schönen und guten Seiten zu rekonstruieren und die weniger schönen und schlechten ganz einfach zu ignorieren.

Wie das auszusehen hat, wie eine moderne Barockreiterei definiert werden kann, ergibt sich aus folgender Aussage:

Ein Reiter und sein Pferd sind nur dann ein erfreulicher Anblick, wenn sie auf der Basis der Freiwilligkeit miteinander umgehen.
Manuskript

Mit Gewalt möchte man nichts zu tun haben. Insoweit ist die Fürstliche Hofreitschule Bückeburg ganz zeitgenössisch; es sind gewissermaßen Pferdeflüsterer in historischer Verkleidung. Als Motto könnte man folgenden Satz voranstellen:

Ein Quell der Freude und der Nachhaltigkeit für Mensch und Pferd.
Manuskript




Sport


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Historische Vorlage · © 2011
   
Historische Vorlage
Bückeburger Rekonstruktion · © 2011
   
Bückeburger Rekonstruktion
Die Reitschürze: Gute Figur machen · © 2011
   
Die Reitschürze: Gute Figur machen
Das muss vielen Pferdefreunden heutzutage wie Öl runtergehen. Im Vergleich fällt mir nur noch der Russe  Alexander Nevzorov ein, der mit seiner  Haute Ecole ähnliche Ziele verfolgt und zunächst unter Pferdeenthusiasten Begeisterungsstürme hervorgerufen hat, dann aber doch in die Kritik geraten ist, weil er beispielsweise der Meinung war, man müsse die Pferde gehörig einsperren, damit sie dann entsprechend viel Feuer zeigen, wenn sie sich bewegen dürfen.

Solche Töne hat man aus Bückeburg noch nicht gehört. Überhaupt ist man dort nicht militant wie Nevzorov, der den modernen Reitsport ganz massiv angreift. Die Bückeburger beschränken sich darauf, es einfach anders zu machen und ein Beispiel zu geben und dadurch zu wirken.

Die barocke Reitkunst, so hat Christin Krischke gleichwohl nachdrücklich klargemacht, hat nichts mit sportlichem Wettkampf zu tun, mit gnadenlosen Richterurteilen, mit skrupellosem Verschleiß von Mensch und Pferd, ist also gar kein moderner Sport in diesem Sinne, wo es immer nur darum geht, besser zu sein als die anderen, schneller, weiter, höher, wo die Anforderungen ständig höhergeschraubt, ständig gesteigert werden müssen, weil die Trainingsmethoden und das „Material“ ständig verbessert werden und die ehemaligen Spitzenleistungen in kürzester Zeit von so vielen Sportlern erbracht werden, dass zur Bestimmung des „Besten“ die Anforderungen angepasst, also verschärft werden müssen.

Der Sport gleicht also unserem allgemeinen Lebensstil, der kaum anders als mörderisch bezeichnet werden kann und keine Rücksicht darauf nimmt, dass Menschen auch Pausen brauchen, dass sie sich wohlfühlen wollen, dass es im Leben vielleicht um etwas ganz anderes geht als um ständigen Wettbewerb, schon gar nicht um den Verschleiß und den Ruin von Mensch und Tier.

Im Wettbewerb, beruflich oder sportlich, zählt nur der Sieger. Alle anderen sind nicht der Rede wert. Auf die kann man verzichten. Und der Sieger ist nur für kurze Zeit der Star. Das Turnier von gestern interessiert heute niemanden mehr. Das Hamsterrad dreht sich weiter, es gibt keine Entspannung, der Sieger muss auch beim nächsten Turnier wieder siegen, und beim übernächsten usw.

Wer bei diesem System nicht mithalten kann, kommt unter die Räder. Und das sind naturgemäß fast alle, denn Sieger kann nur einer sein. Und da ein Sieger nur kurzzeitig Sieger ist, gehört auch er streng genommen zu den Verlierern. Was ist das für eine Gesellschaft, wo es nur Verlierer gibt? Wollen wir wirklich eine solche Gesellschaft haben? Die Pferdefreunde sind offenbar geteilter Meinung.

Viele reiten in den Vereinen und einige davon nehmen auch an Turnieren teil. Immerhin sind so viele am Turniersport interessiert, dass dieser immer größere Summen in die Waagschale werfen kann, wodurch der Stress für Mensch und Tier natürlich weiter erhöht wird. Andere wiederum haben der Reiterlichen Vereinigung schon lange den Rücken gekehrt und kümmern sich nicht um den Turniersport.

Dazu gehören die Barockreiter; als ich neulich davon las, dass auch Barockreiter Turniere abhalten wollen, runzelte ich die Stirn. Im Grunde hätte ich es mir denken können. Der Wettbewerb ist einer der größten Antriebsquellen menschlichen Ehrgeizes, und warum sollte er ausgerechnet bei der Barockreiterei nicht zum Zuge kommen? Ego, Ego, Ego! Ich bin der Größte! Ich, ich, ich!

Man darf zudem nicht verkennen, dass auch die Barockreiterei ihre Existenz genau dieser Selbstverliebtheit, diesem Bedürfnis, sich vor seinesgleichen herauszustreichen, verdankt. Der Film der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg macht gar keine Anstalten, dies zu verheimlichen, sondern spricht diese doch etwas anrüchige Wahrheit ganz offen aus:

Generationen von Höflingen hat es Kopfzerbrechen bereitet, im Sattel eine gute Figur zu machen.
Manuskript



Höflinge


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Die Dame im Herrensitz · © 2011
   
Die Dame im Herrensitz
Absitzen im Barockkostüm · © 2011
   
Absitzen im Barockkostüm
Mit gutem Gespür für Chic schmückte die Dame ihr Pferd, es bekam wie sie eine Zopffrisur. · © 2011
   
Mit gutem Gespür für Chic schmückte die Dame ihr Pferd, es bekam wie sie eine Zopffrisur.
Den Stress dieser armen Leute können wir uns heute wahrscheinlich gar nicht mehr vorstellen. Wir können uns ja schon nicht mal mehr vorstellen, welchen Gruppendruck es vor 50 Jahren gegeben hat, als die Pilzkopffrisur der Beatles einen Aufruhr ausgelöst hat, als der Minirock selbst in einer Großstadt wie Berlin für Aufsehen sorgte. Und wie laufen die Leute heute rum, selbst im kleinsten Kaff, ohne dass irgendjemand auch nur mit der Wimper zuckt?

Die Unterwürfigkeit und Abhängigkeit dieser Höflinge spiegelt sich unter anderem in der Sprache wieder; die Hohlheit und Sinnlosigkeit ihres Lebens, die Abgebrühtheit und Skrupellosigkeit ihrer Lebensführung wird natürlich nicht in den Reitlehrern thematisiert, aber aus Romanen deutlich, von denen der Briefroman » Gefährliche Liebschaften der bedeutendste zu sein scheint, oft verfilmt, unter anderem » 1988.

Dieser Film kam mir wieder ins Gedächtnis - es war eben nicht alles Friede Freude Eierkuchen damals, die Menschen waren auch damals gemein und brutal, selbstsüchtig und sinnentleert, zugleich verfeinert und abgeschmackt. Dieser Film war mir so widerlich, dass ich ihn nicht vollständig anschauen mochte.

Ich bin mir aber dessen bewusst, dass ich eine Ausnahme bilde, dass gerade die widerlichen Aspekte viele Menschen ansprechen und der Film und das Buch gerade deshalb so großen Erfolg haben, so dass man damit rechnen muss, dass auch in Zukunft immer wieder Bearbeitungen angefertigt werden.

Ob den Mitarbeitern der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg diese Zusammenhänge bewusst sind, kann ich nicht sagen, jedenfalls geht es ihnen nicht darum, diese gesellschaftlichen Hintergründe aufzuarbeiten. Die Pferde stehen im Vordergrund, das, was man mit den Pferden machen kann, was die Leute im Barock augenscheinlich mit ihnen gemacht haben, und die Kostümierung ist Zutat, eine schöne Nebensache, die gesellschaftlichen Hintergründe spielen gar keine Rolle.

Ob die damalige Reitschüler tatsächlich alle diese Übungen beherrschten oder dies nur den Reitlehrern dazu diente, ihre Fähigkeiten zu demonstrieren und sich als Dienstleister anzubieten, ist mir bisher noch nicht klar geworden.

Bei Hofe war es ein absolutes Muss sich beim Reiten nicht durch den Verlust der Contenance zu blamieren. Diese Souveränität im Sattel zu vermitteln, war die Hauptaufgabe von Hofreitschulen und anderen Reitakademien.
Manuskript

Aus dieser Aussage kann man nicht ableiten, was eine Reitschüler können musste außer im Sattel eine gute Figur zu bieten. Zwar wurde betont, dass sich einige Übungen aus der Kriegsreiterei herleiten, die Barockreiterei hatte aber mit dem Krieg gar nichts mehr zu tun, und deshalb darf bezweifelt werden, dass die Reitschüler so weit ausgebildet werden mussten, dass sie sich auf dem Schlachtfeld hätten wacker schlagen können.

In der Besprechung der DVD habe ich schon den Wunsch geäußert, mehr und genaueres zu erfahren. Ein Beispiel: Nach der kurzen Bemerkung über die kritische Haltung zu manchen überlieferten Ausrüstungen und Methoden kommt folgender Satz:

Mit dem Berberhengst Raisulih el Hadi wird die Handhabung der langen blanken Kandare gezeigt, deren Einwirkung tatsächlich milder erfolgen kann und bei Vollkontakt ihre Wirkung verliert.
Manuskript

Wer möchte hier nicht sagen: Stop, das möchte ich doch gerne genauer wissen? Was ist damit wirklich gemeint?



Anmut


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Der Bückeburger Schulsattel · © 2011
   
Der Bückeburger Schulsattel
Geistige und körperliche Anmut · © 2011
   
Geistige und körperliche Anmut
Seitengänge im Bild · © 2011
   
Seitengänge im Bild
Und schon kommt gleich der nächste Satz, wo man wieder einhaken möchte:

Der Bückeburger Schulsattel wurde äußerlich einem historischen Schulsattel nachempfunden, ist im Aufbau jedoch ein minutiös durchdachtes Hightech-Produkt, das sich mit wenigen Handgriffen auf jedes Pferd anpassen lässt.
Manuskript

Die Aufgabe dieses Films ist aber nicht, Einzelheiten zu vermitteln, sondern für die Barockreiterei nach Bückeburger Muster zu werben, ein Gefühl dafür zu entwickeln, Lust darauf zu machen. Als Kernsatz empfinde ich folgenden:

Reitkunst ist die reiterliche Präsentation eines Pferdes in dessen individueller Vollkommenheit geistiger und körperlicher Anmut.
Manuskript

Donnerwetter! Es geht um das Pferd und nicht um den Menschen. War das wirklich das Ziel der historischen barocken Reitkunst?

Leider kommen in diesem Film keine Originaltexte vor, lediglich Abbildungen. Wollte man tatsächlich damals die Pferde herausstellen, jedes einzelne Pferd nach seinen Möglichkeiten? War das das Anliegen der Höflinge?

Ich glaube den Bückeburgern, dass sie das möchten, dass es ihnen darum geht. Es muss ihnen zwangsläufig darum gehen, denn erstens kann ein Pferd nur das bringen, was ihm möglich ist, und zweitens geht es hier augenscheinlich um körperliche Anmut, die man verständlicherweise vervollkommnen möchte und kann.

Die damaligen Reitmeister mögen ähnliche Ziele gehabt haben, aber betrifft das auch ihre Schüler? Oder erwarteten diese, dass die Reitmeister ihnen die Pferde fertig ausgebildet unter den Hintern schoben, so dass sie lediglich lernen mussten, dieses Kunstwerk erstens nicht zu behindern und zweitens richtig zu bedienen? (Das könnte sogar ich vielleicht noch lernen.)

Was in diesem Zusammenhang geistige Anmut heißen soll, erschließt sich mir erst einmal nicht, noch nicht.

Die barocke Reitkunst ist ein über Jahrhunderte entwickeltes Ausbildungskonzept, das auf Geschmeidigmachen und Kräftigen von Pferdemuskeln beruht.
Manuskript

Gut, das ist klar, darum geht es in der Reiterei immer, dieses Ziel werden wohl alle in Anspruch nehmen, die sich mit Pferden beschäftigen, das kann der Reitmeister machen, dazu müssen die Höflinge nicht ihre kostbare Zeit opfern.

Was ist damit aber speziell bei der Barockreiterei gemeint, was meinen die Reiter der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg damit? Die einzelnen Übungen werden sodann vorgeführt; teilweise sind sie auch aus der Dressurreiterei bekannt und durch Ausbilder wie Claus Penquitt auch in die Freizeitreiterei eingeführt worden, etwa die Seitengänge.



Schulterherein


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Das Schulterherein · © 2011
   
Das Schulterherein
Schulterherein als wertvollste Ãœbung · © 2011
   
Schulterherein als wertvollste Ãœbung
In die Biegungsrichtung abgestellt · © 2011
   
In die Biegungsrichtung abgestellt
Jetzt geht es zur Sache, jetzt werden Aussagen gemacht, die ebenfalls im einzelnen ausgeführt werden könnten, aber doch schon die Richtung zeigen, die hier eingeschlagen wird:

Von vielen Reitmeistern wird das Schulterherein als die wertvollste Übung der Seitengänge bezeichnet.

Tatsächlich bewährt sich das Schulterherein in allen Gangarten und in allen Geschwindigkeiten als ausgleichende Kraft, sollte sich das Pferd durch seine natürliche Schiefe oder andere Umstände verstellen.

So wird das Pferd je nachdem, ob es geschmeidig gemacht oder gefestigt werden soll mehr oder weniger stark in die Biegungsrichtung abgestellt.

Die Seitengänge stehen am Anfang der Ausbildung und begleiten das Pferd durch sein ganzes Leben.

Mit ihnen lernt es, die Hilfen des Reiters richtig zu interpretieren und sich eigenständig in die jeweils beste Körperhaltung und Körperspannung zu begeben.

In den Seitengängen werden die Muskelgruppen einer Körperseite angespannt und die der anderen Seite aufgedehnt. Je weniger Abstellung das Pferd in den Seitengängen hat, desto größer ist die Gegenspannung seiner aufgedehnten Körperseite.
Manuskript

Auch diese Sätze kommen langsam, gemessen, völlig unaufgeregt, und werden durch verschiedene Kameraeinstellungen illustriert. Die Gegenüberstellung mit den historischen Abbildungen gelingt im Film natürlich nicht so gut. Man ist vollauf mit den bewegten Bildern beschäftigt; im Standbild wird die Differenz sichtbar.

Der Kenner wird so etwas auf Anhieb bemerken, er versteht eben etwas von der Sache. Dieser Unterschied kann auch sprachlich deutlich gemacht werden: Der Laie guckt, der Fachmann sieht. Beide haben dasselbe Bild vor Augen.

Die Aufgabe eines Lehrers und eben auch dieser DVD ist es, dem Laien das Sehen beizubringen, ihn so zu unterrichten, dass ihm die Augen aufgehen, dass er wahrnimmt, worauf es ankommt, was das Wesentliche ist und was die Unterschiede sind, wo es noch etwas zu verbessern gibt, wo Schwächen sind und wo die Perfektion zum Vorschein kommt.

Wir haben heute natürlich mit Videokameras und Fotoapparaten fantastische Hilfsmittel, die Reitmeistern, Reitschülern und Künstlern damals nicht zur Verfügung standen. Da sollte es uns doch möglich sein, uns und unsere Pferde so weit auszubilden, wie die das schon geschafft haben.

Meine flapsige Bemerkung im letzten Abschnitt muss ich natürlich voll zurücknehmen. Der Reiter muss selbstverständlich genauso ausgebildet werden, denn er kommuniziert mit dem Pferd, er muss es richtig machen, damit das Pferd es versteht, und vor allen Dingen muss er es vollkommen unbewusst machen können. In jeder kennt den Vergleich mit dem Autofahren oder noch besser mit dem Radfahren.

Man lernt es nicht durch Zuschauen, man lernt es nicht durch Lesen oder Zuhören, man lernt es durch Übung, man muss es machen, der Körper muss vollautomatisch das Richtige tun, aus dem Gefühl heraus. Wenn man erst einmal nachdenken muss, ist es schon zu spät, dann ist man gestürzt, wenn man nur zwei Räder hat, und wenn man vier hat, ist der Unfall vielleicht schon geschehen.

Allerdings ist die Schwierigkeit doppelt so groß, wenn sowohl das Pferd als auch der Reiter keine Ahnung haben. Der Reiter kann vom Pferd lernen, und das Pferd vom Reiter. Das ist aber nichts Neues, das betrifft jede Reitweise, und das hilft ihnen nicht, die Neuland betreten, wie die Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg. Die müssen ausprobieren, wie es am besten geht. Aber auch das ist nicht ungewöhnlich: Es gab schließlich auch mal eine Zeit ohne Fahrräder, und die Tatsache, das alle Radfahren können, bloß ich nicht, hilft mir wenig. Ich kann daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit ableiten, dass ich es auch lernen werde. Und das ist doch was, oder? Das macht doch Mut!



Quellen / Verweise


  1.  Schulen und Touren der barocken Reitkunst
  2. » Fürstliche Hofreitschule Bückeburg
  3. Manuskript
  4.  Alexander Nevzorov
  5.  Haute Ecole
  6. » Gefährliche Liebschaften
  7. » Gefährliche Liebschaften


Abbildungen
  Gerd Hebrang,   Niels Stappenbeck,   Fürstliche Hofreitschule Bückeburg





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