| | | Zwei Damen, eine als Herr. | | | |
| | | Gebundener Zopf und Dreispitz | | | |
| | Was soll das bedeuten? Wie macht ein Reiter eine gute Figur? Christin Krischke lässt keinen Zweifel an den Voraussetzungen: Freiwillig muss der Umgang zwischen Reiter und Pferd sein. Nur dann kann der Eindruck erfreulich sein. Die Schönheit von Pferd und Reiter sind nachrangig - das mag verwundern, putzt sich doch der Reiter mit einem gewaltigen Aufwand heraus und steckt auch gehörige Mühe in die Herrichtung seines Pferdes!
Nur die Unverdrossenheit und Unbeschwertheit in der Bewegung, die Entspanntheit des Sitzes, die Leichtigkeit des Zügels, die Unsichtbarkeit der Hilfen sind wichtig, und an denen kann man arbeiten, die kann man beurteilen, die wirken auch auf die Entfernung. Auf keinen Fall durfte man sich durch den Verlust der Contenance, von der Wikipedia mit Haltung, Fassung, Gemütsruhe umschrieben, blamieren. Die Reitakademien sollten diese Souveränität im Sattel vermitteln.
Zu diesen Worten sieht man wieder eine Reitergruppe, vermutlich dieselbe wie zuvor, aber diesmal reiten alle Schritt bis auf eine der Damen vorne, deren Pferd einen Imponiertrab stramm durchhält, was für die Dame sicher nicht einfach zu sitzen ist; immerhin reitet sie im Herrensitz, während die Dame neben ihr im Damensitz reitet.
Dazu erläutert Christin Krischke, dass die Kostüme absichtlich nicht aufwendig gearbeitet sind, um vom Eigentliche nicht abzulenken. Gleichwohl sind die Kostüme durchaus authentisch, es gab also wohl auch dort Unterschiede, für die man erst einen Blick entwickeln muss, denn ohne diese Bemerkung wäre ich nie darauf gekommen, dass diese Kostüme nicht aufwendig gearbeitet sind.
Und dann werden die Dame, der Herr, das Zaumzeug und der Sattel vorgestellt, mit Muße, ohne allzu viele Erläuterungen. Ich bin sicher, man könnte alleine daraus einen ganzen Film machen, aber der Zuschauer bekommt Zeit, die Bilder wirken zu lassen. Für die Fassung ohne Ton werden Texttitel eingeblendet, damit deutlicher wird, worauf sich die Kameraeinstellung bezieht.
Die Erläuterungen sind interessant und instruktiv, aber leicht und nüchtern dahergesagt, sie lenken nur wenig von den Bildern ab. Wussten Sie, dass die Hosen der Herren unterm Knie endeten und die Reitstiefel bis weit über das Knie reichten, dass die Reitstiefel unterhalb des Knies und oberhalb der Knöchel durch Bändchen befestigt waren?
Am verblüffendsten fand ich die Erläuterung der Reitschürze, die ich natürlich nie so genannt hätte. Es sah für mich wie ein unglaublich weiter, langer Rock aus, aber in Wirklichkeit ist es tatsächlich so etwas wie eine sehr lange und breite Schürze - wenn die Dame sich herumdreht, wirkt sie von hinten „nackt“ , sie hat eine helle Reithose an, und die Schürze wiederholt sich hinten nocheinmal als kurzer Schurz über dem Po.
Leider sieht man nicht, wie die Dame mit dieser Reitschürze aufsteigt oder absteigt. Sie zeigt uns allerdings, wie sie die Schürze um sich herumwickelt und oben in den Bund steckt, um den Eindruck eines Rockes zu erwecken, was ihr sehr gut gelingt: Es ist ein sehr enger Rock, mit dem sie vermutlich noch nicht einmal richtig gehen kann.
Christin Krischke selbst führt den Herrensitz vor: Die Dame trägt dazu einen Hosenrock mit sehr weiten Beinen, so dass der Rock fast wie ein Kleid aussieht. Und wenn sie abgestiegen ist, sieht es tatsächlich wie ein Kleid aus.
Auch hier wird wieder ein authentisches Bild aus der Zeit des Barock zum Beleg angeführt. Außerdem wird der Schmuck des Pferdes gewürdigt, dessen Mähne in einem ebenso wunderbaren Zopf geflochten wird wie die Haare der Reiterin.
Womit endlich die Schönheit der Pferde der Fürstlichen Hofreitschule angesprochen ist - auch wenn es auf die Schönheit nicht ankommt, diese Pferde sind ausnahmslos ausgesucht schön, aber nicht nur das, sie sind liebevoll und sorgfältig ausgebildet, und auf diese Ausbildung kommt es an, die wird im einzelnen gewürdigt und vorgestellt.
Quellen / Verweise
Abbildungen › Gerd Hebrang, › Niels Stappenbeck, › Fürstliche Hofreitschule Bückeburg
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