| | | | | Reitkunst: Kopfschlagen im Galopp | | | |
| Mit den Pferden ist es genauso. Zunächst werden die fast immer im scharfen Galopp gezeigt. Der Zuschauer muß den Eindruck bekommen, als ob die Pferde ununterbrochen galoppieren, wie die Verrückten, egal wie die Landschaft aussieht, ob es sich um eine Steinwüste handelt, eine Dünenlandschaft, eine Steppenlandschaft oder eine Waldlandschaft. Selbst auf den Gleisen wird galoppiert. Fressen und saufen müssen die nicht, ebenso wenig wie die Teilnehmer, Hauptsache die Kamera kriegt was vor die Linse.
An zwei Stellen wird ein merkwürdiger Trick vorgeführt. Natürlich gibt es auch einige Zeitlupenaufnahmen, und es ist selbstverständlich sehr schön, zwei galoppierende Pferde in Zeitlupe zu sehen. Sehr eigenartig ist es dann allerdings, wenn eines der Pferde weiter in Zeitlupe galoppiert und das andere plötzlich in Echtzeit davonzieht. Was soll das? Die Sache wird auch nicht dadurch besser, daß dieser Trick dann noch einmal wiederholt wird. Man hat den Eindruck, daß die einzige Begründung für diese Szene ist, daß man es machen kann. Ja, sorry, so geht es aber nicht. Das ist doch hier ein Film und nicht eine Demonstration möglicher Techniken ohne Sinn und Verstand.
Der Film gilt auch als ein tierfreundlicher Film, die pferdeschonenden Aspekte werden betont. Einer der beiden Haupthelden wird ja schon im Vorspann als Tierschützer präsentiert. Tatsächlich spricht er einen der wichtigsten Sätze des gesamten Films aus:
Trotzdem macht er mit und ruiniert, so will der Film gegen Ende etwas unvermittelt glauben machen, dabei sein Pferd genauso wie die anderen Teilnehmer. Als tierschützerisch kann ich den Film nicht empfinden. Er zeigt zwar, wie die Pferde verheizt werden und die das auch mit sich machen lassen, aber alle diese Szenen dienen lediglich der dramatischen Steigerung.
Die beiden Helden, Hackman und » James Coburn als Nebenheld Luke Matthews, werden in einer Szene gezeigt, wie sie sich rasieren, und zwar mit einem » Rasierhobel, wie ihn » King Camp Gillette 1901 erfunden und 1903 erstmals auf den Markt gebracht hatte, also nach der allerneuesten Methode; allerdings hat diese erst im Jahr 1917 durch einen Großauftrag der amerikanischen Regierung für die Armee richtig Auftrieb bekommen. In meiner Jugend war das noch Standard - als ich meinen ersten elektrischen » Rasierapparat geschenkt bekam, rasierte sich mein Vater noch immer mit dem Hobel.
Natürlich mussten die sich dabei gehörig einseifen. An Seifenschaum muß man allerdings denken, wenn man wiederholt die Pferde sieht, wie sie großflächig mit Schaum bedeckt sind: In diesem Film wurde anscheinend sehr viel Rasierschaum verbraucht. Das soll natürlich visuell glaubhaft machen, daß die Pferde bis zur Erschöpfung in Schweiß gebadet sind. Auch ihre gequälten Gesichter werden immer wieder groß und dramatisch und lange ins Bild gebracht.
Gleich zu Anfang sehen wir ja ausgiebig ein gequältes sterbendes Pferd, die Stute, deren Fohlen schon halb verhungert ist, mitten in der Wüste, dann muß mitten im Rennen ein Pferd erschossen werden, weil es sich beim Übergang über einen kleinen Fluss ein Bein gebrochen hat, schließlich bricht ein Pferd auf einer Sanddüne zusammen und stirbt an Erschöpfung - was mit den beiden Siegerpferden zum Schluss passiert, die sich kaum noch auf den Beinen halten können, von denen das eine natürlich dem angeblichen Tierfreund gehört, erfährt der Zuschauer nicht mehr.
Tierschutz ist also eigentlich kein Thema, aber trotzdem gilt dieser Film als pferdefreundlich.
| Spontan entscheidet sich auch Sam Clayton, ein entschlossener Tierfreund, dessen Kamerad aus alten Tagen, Luke Matthews, sich ebenfalls unter den Reitern befindet, zur Teilnahme. Hilfsbereit ist er für jeden zur Stelle, der in eine Notlage gerät, und hebt sich durch diesen Charakterzug von den meisten ab. Vor allem aber ahndet er jedes Leid, das den Pferden von ihren Reitern angetan wird.
» 700 Meilen westwärts | | |
So argumentiert die Wikipedia, aber ich konnte davon nichts entdecken. Es gibt nur eine Szene, wo ein junger Raufbold, der sich beweisen will, ein Maultier niederschlägt, nur zum Vergnügen, nur um zu zeigen, daß er es kann, und der dann dafür vom Helden und seinem Freund verprügelt wird, zusammen mit dessen Freunden, die sich zu seinen Gunsten einmischen. Ansonsten reitet der junge Angeber auf dem eigentlichen Rennen sein Pferd zuschanden, ohne daß ihn jemand daran hindert.
| |