| | August 1914: Aus Berlin ausrückende Dragoner. | | | |
| | | Für Verwundetentransporte in unwegsamem Gelände waren Maultiere unschätzbare Helfer. | | | |
| | | Britische Truppen transportieren Artilleriemunition auf der Straße Ypern-Menin in Belgien während der Schlacht bei Ypern im September 1917 | | | |
| Noch lange im Gedächtnis der Menschen werden die beiden Weltkriege bleiben, jedenfalls in Europa, weil diese Kriege eben nicht irgendwo ganz weit weg ausgefochten wurden, sondern hier bei uns. Meine Großväter waren im Ersten Weltkrieg, einer hatte einen Lungendurchschuss und hat überlebt, mein Vater war im Zweiten Weltkrieg und hat überlebt, wie durch ein Wunder, oder besser gesagt: Wie durch Hunderte Wunder. Weder die Großväter noch mein Vater wollten gerne über diese Zeit sprechen, aber irgendwie war der ganze Erlebnishorizont durch diese Ereignisse geprägt. Diese Schrecken wollte keiner noch einmal erleben. Entsprechend enttäuscht waren meine Eltern von der Wiederaufrüstung und den Schrecken des drohenden Dritten Weltkriegs durch die Atomrüstung.
| Unmittelbar nach der Jahrhundertwende machte die Technisierung der Armeen riesige Fortschritte. Transportmittel wurden motorisiert, das automatische Maschinengewehr wurde zur verheerenden Waffe der Infanterie. Nur einige wenige, dem traditionellen Geist der Kavallerie verhaftete Offiziere ließen zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch Attacken mit dem blanken Säbel reiten. Ansonsten aber wurde der Kavallerist zum Dragoner, zum berittenen Infanteristen, der sein Pferd zur raschen Standortverlegung und kaum mehr zum Angriff brauchte. Dennoch waren im Jahr 1916, als die ersten Panzer wahres Entsetzen verbreiteten, an allen Fronten noch rund eine Million Reitpferde im Einsatz, mehr als je zuvor in einem Krieg. Darüber hinaus wurden noch Zugpferde in großer Zahl gebraucht. Alle Kanonen beispielsweise wurden noch von Pferden gezogen, die leichteren von je sechs, die schwereren von acht bis zwölf Tieren. Die deutsche Armee hatte im Ersten Weltkrieg insgesamt 1,4 Millionen Pferde aufgeboten. Allein die Engländer verloren während dieses Krieges 246 000 Pferde. Noch weit höher wäre diese Zahl ohne die revolutionäre tierärztliche Organisation der Briten gewesen. Die Engländer hatten sogar Ambulanzfahrzeuge für Pferde, große, von zwei Tieren im Tandem gezogene Zweiradwagen. In den britischen Feldlazaretten für Pferde in Frankreich wurden während der vier Kriegsjahren über 2,5 Millionen Pferde und Maultiere behandelt, 78 Prozent davon wurden geheilt. a.a.O., Seite 170, 171 | | | Was diese Mengen von Pferden gefressen haben? Und saufen mussten die jeden Tag - und Mist haben die produziert. Wenn heute wieder mal durch lineare Extrapolation in die Zukunft Panik geschürt wird, in Bezug auf die heutigen Verhältnisse, was immer sie sind, die gerade angeprangert werden sollen, fällt mir unweigerlich die Prognose Ende des 19. Jahrhunderts ein, daß die Innenstädte im Mist der Pferde ersticken müssen. Und nun ersticken die Innenstädte an den Abgasen der Autos, die man jedenfalls nicht mit Lastwagen aus der Stadt befördern muß. Die Logistik ist bei der Kriegsführung extrem wichtig. Wenn die Soldaten irgendwo festsitzen und nichts mehr zu essen haben, ist der Krieg zu Ende. Das ist der Grund für die Taktik der verbrannten Erde, die schon vor tausenden von Jahren angewandt wurde.
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