Wenn man etwas voneinander will, muss man kommunizieren - daran geht kein Weg vorbei. Wir haben in der letzten Woche gesehen, wie Hans-Jürgen Neuhauser durch den Einsatz einer Tröte die eingefahrenen Verhaltensmechanismen und Erwartungshaltungen des Hengstes durchbrechen konnte und ihn beispielsweise durch einen gezielten Signalstoß davon abhalten konnte, ihm zu nahe zu kommen.
Das ist für die Kommunikation ganz wesentlich. Jedes Wesen braucht seinen Raum; wir kennen das von uns selbst. Wenn uns jemand zu nahe kommt, weichen wir zurück. Das ist natürlich eine Niederlage; der Aggressor, also derjenige, der mir zu nahe kommt, siegt. Dasselbe Prinzip wirkt bei den Pferden. Auch jedes Pferd braucht seine individuelle Distanz, in die niemand eintreten darf. Wird diese Distanz unterschritten, ergibt sich daraus vollautomatisch ein Machtgefälle.
Durch das Geräusch gelingt es Neuhauser, das Pferd, das sich ihm ungeniert nähert und dadurch dominieren will, auf Distanz zu halten, wodurch sein Rang automatisch steigt. Wichtig ist, wie Neuhauser ganz deutlich betont, dass dieses In-die-Grenzen-weisen vom Hengst nicht als aggressiv empfunden wird, dass es ihm nicht weh tut, dass es keine Assoziationen und Erinnerungen an frühere Erlebnisse weckt, die letzten Endes zu den problematischen Verhaltensweisen geführt haben.
Dieser Text wird durch das Video ersetzt, sofern JavaScript nicht abgeschaltet und der Flash-Player installiert ist Die Tröte schafft Distanz und Aufmerksamkeit Damit schafft er es, einen Weg zu öffnen, den er Schritt für Schritt gehen kann. Das klingt einfach; die Umsetzung erfordert jedoch die Beachtung all dessen, was Neuhauser Körpersprache nennt. So hatte er ja gleich eingangs in einem Kurs erläutert, dass man sich dem Pferd immer zuwenden sollte, so dass es von vorne das Herz sehen kann. Er begründete das damit, dass wir Menschen uns ja auch dem Gesprächspartner zuwenden, wenn wir mit ihm kommunizieren. Und umgekehrt, möchte ich hinzusetzen, drehen wir jemandem die kalte Schulter zu, wenn wir nichts mit ihm zu tun haben wollen (so arbeitet Monty Roberts - er macht das Pferd nieder, bis es zu Kreuze kriecht). Die Sprache drückt diese Sachverhalte ganz bildhaft aus. Wir wissen also längst um die Geheimnisse der Kommunikation.
So übt Neuhauser die Kommunikation mit dem Hengst: Abstand halten, folgen, Tempo aufnehmen, Tempo wahren, stoppen. Immer mit durchhängender Longe; nur einmal zupft er ein wenig, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Dabei muss man berücksichtigen, dass Neuhauser unter erschwerten Bedingungen arbeitet. Rund um ihn herum geht der normale Gestütsbetrieb weiter, man hört Wiehern, man hört Pferdegetrappel, vermutlich werden Stuten hin und her geführt, und der Hengst reagiert natürlich darauf.
Neuhauser ist niemals ungeduldig oder gar ärgerlich. Er ist aufmerksam, bestimmt, wird manchmal auch lauter, setzt häufig seine Stimme ein und das deutliche Ausatmen, das wir von ihm ja schon kennen.
| HJN: Hey, what`s the problem! Lovely come on. Ah, thank you. Thank you very much. Take a look. Come on, fine. *Ausatmen* fine, thank you.
Sprecherin: Zwar sieht man dem Worldchampion seinen Unmut noch an, doch Hans-Jürgen Neuhausers Anweisungen sind so klar, das er einfach verstehen und akzeptieren muss, in welchem Tempo er zu gehen hat. Man sieht dem Hengst sein Erstaunen über sich selbst förmlich an. Ohne ein einziges Mal an der Longe ziehen zu müssen diktiert er ihm Richtung und Geschwindigkeit.
HJN: *Ausatmen* come on, is good boy, good boy, fine. Come, come on, come, hoppi , come come come, hopp, come *ausatmen* *ausatmen* . Take a look my friend. Come on *ausatmen* good. Slowly, good. Come, hopp, *ausatmen* slowly, good, fine boy. Come on *ausatmen* *ausatmen* come on, *ausatmen* fine boy. Hoppala, is okay. Hey hopp, hopp, hopp, hopp, hopp! a.a.O. | | |
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