| | | | Hat dieses Pferd trotz aller Quälerei nicht eine enorme Würde bewahren können? |  |  |  |
| Das erwähnte Buch ist von einem Schüler des Augenarztes » William Bates geschrieben worden, der eine andere Theorie der Augentätigkeit entwickelt hatte als die damalige und heutige Schulmedizin. Er ist nicht der einzige, der ein solches Buch geschrieben hat; Amazon listet eine Menge anderer, ähnlicher Titel auf: »Das Augenübungsbuch. Besser sehen ohne Brille, Vergiss deine Brille, Ohne Brille seh ich besser, Die Brille wegtrainieren, Die Kunst des Sehens«, und viele mehr. In diesem Buch las ich zum ersten Mal von der Krücke. Jeder weiß, daß sich die Muskeln zurückbilden, wenn man sie nicht benutzt, zum Beispiel wegen eines Knochenbruchs. Wenn man dann die betreffenden Organe wieder einsetzen möchte, geht das gar nicht, man braucht eine Krücke. Das Ziel ist aber, von dieser Krücke wieder unabhängig zu werden. Man muß also das geschwächte Organe gesondert trainieren, damit es seinen Dienst wieder normal versehen kann. Das weiß doch jedes Kind!
Nur bei den Augen und den Hufen soll es merkwürdigerweise anders sein. Selbstverständlich verdienen Augenärzte, Optiker und die optische Industrie an der herkömmlichen »Therapie«, die eigentlich keine ist, weil sie die Ursache ja nicht beseitigt und das eigentliche Problem nicht bearbeitet wird, ganz gut, und auch die Patienten kaufen lieber eine Brille, als sich die Mühe zu machen, an ihrer eigenen Verfassung zu arbeiten. Es ist eben nicht nur die böse Industrie, wir sind es selbst. Wir möchten lieber etwas kaufen und schlucken und damit alle Probleme beseitigen, ohne uns selbst anstrengen, ohne uns und unser Leben ändern zu müssen. Kein Wunder also, daß niemand meinen Vortrag hören wollte, wenn ich meinerseits jemanden auf die fatalen Folgen der Brille hinweisen wollte. Als Lehrer konnte ich beispielsweise nicht umhin zu bemerken, daß im Laufe der Zeit immer mehr meiner Schüler eine Brille trugen.
Wir benutzen das Wort »Brille« typischerweise auch im übertragenen Sinne: »Jemand sieht etwas durch seine Brille.« Das bedeutet, daß er ein eingeschränktes Gesichtsfeld hat, daß er nur einen Teil der Wirklichkeit wahrnimmt, schlimmer noch: daß er diesen Teil für das Ganze nimmt, und daß selbstverständlich diese eingeschränkte Sichtweise fehlerhaft ist, für jedermann offensichtlich, außer für den Brillenträger, der nun seinerseits versucht, jedermann von seiner persönlichen Sichtweise zu überzeugen, ohne die Möglichkeit überhaupt nur in Betracht zu ziehen, daß seine Sichtweise gefärbt sein könnte.
Im übrigen halte ich es für vorschnell, jemanden für eine Bemerkung zu verurteilen, deren Intention möglicherweise dem Inhalt nicht gerecht wird oder vielleicht sogar widerspricht. Der beanstandete Satz könnte nämlich oberflächlich höflich gedrechselt, inhaltlich aber genau andersherum gemeint gewesen sein, aus der Erkenntnis heraus, daß die Menschen gerne etwas Angenehmes hören und äußerst ungern auf Mißstände aufmerksam gemacht werden. Freilich wäre auch denkbar, daß Frau Birmann recht hat.
Grundsätzlich aber stimme ich Frau Biermann vollkommen zu: Wir müssen hinschauen, und nicht nur das, wir müssen sogar anerkennen, daß wir möglicherweise nichts sehen, wo jemand anderem alles vollkommen klar ist. Mehr noch, wir müssen sogar damit rechnen, daß dieses Wissen, diese Einsicht uns nicht vermittelbar ist, daß wir beim besten Willen nicht sehen können, was dem anderen offensichtlich ist. Von Vorurteilen will ich gar nicht reden, das ist noch ein anderes Thema.
Das Kürzel KFH steht übrigens für Klaus Ferdinand Hempfling, der bekanntlich in Ungnade gefallen ist, weshalb Sabine Birmann nicht gerne mit ihm in Verbindung gebracht wird. Andererseits wird sie nicht müde zu betonen, daß Hempfling eben jemand war, der vollkommen klar gesehen hat, wo andere mit Blindheit geschlagen waren.
Und auch das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, denn er hat bei der Stute meiner damaligen Partnerin Sylvia Frevert ohne jegliche Untersuchung auf Distanz sofort gesehen, daß diese erhebliche gesundheitliche Probleme hatte, die kein anderer Experte auch nur andeutungsweise bemerken konnte. Diese gesundheitlichen Probleme waren der Grund für ihr mehrfaches Fehlverhalten, durch das Frau Frevert wiederholt (und einmal auch ich) in Lebensgefahr geriet. Dieser »Diagnose« war eine Veranstaltung vorausgegangen, die mir gewaltig gegen den Strich gegangen war. Ich hielt also gar nichts von ihm, mußte ihm in dieser Angelegenheit allerdings meine vollkommene Hochachtung erweisen. Soviel zu den Themen »Hinsehen« und »Nichthinsehen«.
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