In meinem ersten Artikel hatte ich schon erw�hnt, da� G�nter Wamser sich bez�glich des Hufbeschlags vollkommen konventionell verhalten hatte. Wie bei seiner widerspr�chlichen Haltung hinsichtlich der Anpassung an die Verh�ltnisse des Gastlandes war auch seine Haltung gegen�ber den Pferden durchaus widerspr�chlich. Er machte sich hinsichtlich der Haltung und Methoden der heimischen Gauchos keinerlei Illusionen: | Zu Hause in Deutschland hatte ich eine lange Checkliste zur Auswahl der Pferde erstellt. Diese wollte ich Punkt f�r Punkt durchgehen, �hnlich wie meine Listen bei Wartungsarbeiten an Flugzeugen - in Deutschland hatte ich zuvor als Flugtriebwerkmechaniker gearbeitet. Zwei Wallach sollten es sein, im Alter zwischen sechs und acht Jahren. Der R�cken sollte kurz und kr�ftig sein, der Brustkorb breit mit viel Platz f�r Herz und Lunge und die Hufe weder zu flach noch zu breit. Ich hatte gelernt, da� man das Alter von Pferden an der Abnutzung ihrer Z�hne ablesen kann. Ich hatte mir Zeichnungen angesehen und konnte auf diesen das Alter auch bestimmen. Aber in Wirklichkeit, am Pferd selbst, war pl�tzlich alles ganz anders. Mir fehlte die praktische Erfahrung. Au�erdem erwies es sich als nicht gerade einfach, ein wildes Pferd zu bitten, sich ins Maul und auf die Z�hne schauen zu lassen. [...] Ich holte meine Liste gar nicht erst heraus. Ich verlie� mich einfach auf mein Gl�ck. [...] Das Alter der Pferde stand den Tieren dieser Estancia wortw�rtlich ins Gesicht geschrieben. Sie hatten die letzte Ziffer ihres Geburtsjahres als Brandzeichen zus�tzlich zur Marke der Estancia eingebrannt bekommen. Dies wurde ihnen als J�hrlinge angetan, sie wurden gefesselt und zu Boden geworfen und gleichzeitig kastriert, ohne Bet�ubung und ohne Medizin. Dieser �berfall war ihr erster und bisher einziger Kontakt mit der Spezies Mensch. Was sollten sie also von uns halten? Jetzt lag es an mir, dieses Bild zu korrigieren und mit meinen Pferden zu arbeiten. Zun�chst beobachtete ich die Gauchos bei ihrer Arbeit. Die Pferdeherde wurde jeden Morgen in den Korral getrieben, wo ein Gaucho nach dem anderen sein Arbeitspferd f�r den Tag mit einem gekonnten Lassowurf einfing. Waren diese Pferde erst einmal unter dem Sattel, dann gehorchten sie perfekt. Tatsache aber war, da� keiner der Gauchos sich seinem Pferd im Korral so weit n�hern konnte, da� er ihm das Halfter umlegen konnte. Ich hatte mich nie mit dem Zureiten von Pferden besch�ftigt. Mir fehlte jede Erfahrung, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Aber ich wu�te, es gab unterschiedliche Methoden, ein Pferd zuzureiten. Zum einen gibt es die totale Dominierung des Pferdes, aus dem Sattel und zu jeder Zeit. Dies schien mir bei den Pferden der Gauchos der Fall zu sein. Die Tiere tun, was man von ihnen verlangt, aber sie tun es nicht freiwillig. Sie gehorchen aus Furcht. [...] F�r meine Tiere wollte ich aber keine Diktatur, ich wollte eine Partnerschaft. Ich wollte, da� meine Pferde mich als �Alphatier� anerkannten, wobei ich anst�ndiges Benehmen und Manieren voraussetze. Ich erinnerte mich, einmal gelesen zu haben, da� das Pferd das empfindsamste aller Haustiere ist. Im Unterschied zum Hund, der gehorcht und mehr oder weniger der Sklave seines Meisters ist, l��t sich ein Pferd selten versklaven. Es beh�lt seine W�rde. Man kann einen Hund dazu bringen zu kriechen, nie aber kann man ein Pferd dazu bringen - au�er mit Liebkosungen - den Kopf zu senken. Das sollte mein Ziel sein. a.a.O., Seite 7-8 | | | G�nter Wamser entscheidet sich also ganz bewu�t und deutlich gegen die herk�mmlichen Methoden seines Gastlandes, obwohl er noch nicht einmal wei�, ob seine Methode �berhaupt funktioniert. Was aber den Hufbeschlag betrifft, so entwickelt er noch nicht einmal ein Problembewu�tsein. Pferde m�ssen beschlagen werden, und wenn es dabei Probleme gibt, sind sie unvermeidlich, kein Anla� dazu, die ganze Sache zu hinterfragen. Man hat das schon immer so gemacht und best�rkt sich gegenseitig in seinen Vorurteilen.
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