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Bericht Zu den Themen  Kulturgeschichte,  Verhalten · Eiszeit
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 393.06 der Pferdezeitung vom 08.10.06
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 Eiszeit 
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Terrorvogel (Phorusrhacos longissimus) · Copyright wie angegeben
» Terrorvogel (Phorusrhacos longissimus)
Kurznasenbär (Arctodus simus), Pferdejagd · Copyright wie angegeben
» Kurznasenbär (Arctodus simus), Pferdejagd
Nordam. Riesenpferd (Equus giganteus) · Copyright wie angegeben
» Nordam. Riesenpferd (Equus giganteus)
15.000 Jahre zurück - das klingt doch gar nicht so dramatisch. Tatsächlich aber sah die Welt damals ganz anders aus. Wir hatten eine Eiszeit. Sehr viel Wasser war durch das Eis gebunden. Entsprechend weniger Wasser war in den Ozeanen. Der Wasserspiegel lag etwa 100 m niedriger als heute. Infolgedessen konnte man zu Fuß von Asien nach Amerika wandern.

Man weiß nicht, wann diese Wanderungen einsetzten. Vor etwa 100.000 Jahren sind Menschen aus Afrika nach Eurasien eingewandert. 1993 sind Belege dafür gefunden worden, daß vor 29.000 Jahren Menschen in Nordsibirien waren (» Clues to Horse Extinctions Point to Gritty Grass, Changing Climate). Seit etwa 13.000 Jahren sind Menschen in Amerika nachgewiesen, die bis nach Chile gelangt sind. Zu dieser Zeit gab es zwei große Eisschilde in Nordamerika, deren westlicher die Rocky Mountains bedeckte. Zwischen diesem und dem weiter östlich gelegenen befand sich eine eisfreie Zone, die jedoch im Sommer von Seen und Sümpfen bedeckt und im Winter gefroren war.

Deshalb vermutet man an, daß die Menschen sich lediglich an der Küste südwärts bewegt haben. Sie hatten damals schon Boote, die durch Schwimmblasen seetüchtig waren. Vermutlich haben sie sich überwiegend von Robben und anderen Meerestieren ernährt, die man an der Küste leicht erlegen kann. Die übrige Fauna kann man sich nicht phantastisch genug vorstellen. Wohlgemerkt, das sind nur einige 1000 Jahre vor unserer Zeit!

So gab es in Amerika 5 verschiedene Mammutarten, das Amerikanische Mastodon, 10 verschiedene Bisonarten, 17 verschiedene Wildpferderassen und Pferdeesel, Riesenpanzertiere, Riesengürteltiere, schaf- bis elefantengroße Bodenfaultiere, Riesenbiber, Großkamele und Großlamas, Riesenhirsche und viele mehr, alles gras- und laubfressende Säugetiere.

Viele dieser Tiere waren ausgesprochene Giganten und hatten Körpergrößen, die kaum vorstellbar sind. Zum Beispiel war das größte Bodenfaultier ca. 4 m hoch und hatte Nägel an seinen Pfoten von 40 cm Länge, mit denen es bequem ein Raubtier, wie den afrikanischen Löwen in "Scheiben schneiden" konnte.
a.a.O., Seite 4

Dazu die entsprechenden gigantischen Raubtiere:

Es gab zwei Arten von Nordamerikanischen Kurznasenbären (Arctodus simus und Arctodus pristinus), diese waren aufrecht stehend bis 4 m hoch, Amerikanischer Löwe (Panthera leo atrox), gegen den der Afrikanische Löwe eine kleine Miezekatze ist, Amerikanischer Säbelzahntiger und -katze (Smilodon sp. und das Hometherium), nicht zu vergessen den in großen Rudel auftretenden 1,50 m hohen Großwolf (Canis dirus). Weiter im Süden, im Norden von Mexiko und auf der mittelamerikanischen Landbrücke, gab es noch zusätzlich einen flugunfähigen Laufvogel, mit dem "netten" Namen: Terrorvogel (Phorusrhacos longissimus). Dieser hatte einen Raubvogelschnabel von der Größe, dass er mit einem Biss einen Menschenkopf abbeißen und verschlingen konnte. Er war bis 4 m hoch und lief locker 60 bis 70 Stundenkilometer. Er lebte wie Straußenvögel in großen Rudeln.
a.a.O., Seite 4

Alles also ein paar Nummern größer als heute. Auch die Pferde. Schon mal was vom Nordamerikanischen Riesenpferd (Equus giganteus) gehört? Ich nicht. Aber wenn alle anderen Tiere so groß waren, wundert es mich nicht, daß es auch von den Pferden XXL-Ausführungen gab. Angesichts dieser kurzen Zeitspannen von wenigen 1000 Jahren, die zum Aussterben von zig Arten geführt haben, bekommt man einen ganz anderen Blick für die Änderungen, denen das Leben auf dieser Erde ständig ausgesetzt ist.

Was in Amerika passierte, ereignete sich auch vor unserer Haustür. Die Spuren der letzten Eiszeit sind überall sichtbar. Mammuts, Riesenbären und Säbelzahntiger gab es auch in Eurasien, immer wieder werden tiefgefrorene Exemplare in Sibirien gefunden und aufgetaut. Die Pferde haben sich in Eurasien ebenfalls zurückgezogen, weil sich ihr Lebensraum durch die Klimaveränderung am Ende der Eiszeit verkleinert hat. Die Steppen wurden zu Wäldern.

Dann wandelte sich der Mensch vom Jäger und Sammler zum Bauern. Er wurde seßhaft. Das war möglich durch die Entwicklung des Ackerbaus und die Domestizierung der Haustiere, wie wir sie heute kennen. Wie die Domestizierung vonstatten ging, wissen wir nicht genau. Wann sie sich ereignete, läßt sich durch die modernen naturwissenschaftlichen Methoden der Archäologie mittlerweile ganz gut bestimmen.






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