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Bericht Zu den Themen Auswanderung, Frauen, Kaltblüter, Lebensgeschichte, Zucht · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 381.06 der Pferdezeitung vom 16.07.06
 Menü Hauptartikel 381
 Pavees, Tinker, Zigeuner 
 Ausgrenzung  Einer der bosse  Üble Nachrede
 Iren und Travellers  Tinker und Tinker
Inhaltsmenü
Inhaltsmenü
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Tinkerversammlung ©   Alan Lodge · Copyright wie angegeben
Tinkerversammlung © Copyright wie angegeben  Alan Lodge

    Pavees, Tinker, Zigeuner   
    Besondere Menschen, besondere Pferde, besondere Probleme   
von Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang

Teil 1:  Caroline in Irland
Teil 2:  so oder so mit pferden arbeiten
Teil 3:  Gypsy Horses, Tinker oder was?
Teil 4:  Marketing auf Kosten der Zigeuner


In der letzten Woche habe ich eine Parallelen zwischen den Tinkern und den Appaloosas gezogen und mich gefragt, wie sich die Beziehung zwischen den ursprünglichen Züchtern der Rasse, den irischen Tinker, Pavee oder Travellers, und deren Pferden, die auch unter den Namen Irish Cobs, Gypsy Vanners und anderen gehandelt werden, in Zukunft gestalten wird, und welche Rolle die Pferde dabei spielen werden. Mehrere Möglichkeiten schienen mir denkbar. So weit ich sehen kann, kommen die Pferde in der öffentlichen Diskussion aber überhaupt nicht vor.

Möglicherweise täuscht dieses Bild jedoch. Es gibt eine ganze Reihe von Verbänden und Aktionsgruppen, die sich um diese Menschen kümmern, und diese nutzen das Internet ziemlich intensiv (» Pavee Point Home Page, » Irish Traveller Movement (ITM)?, » Traveller Visibility Group), aber vielleicht sind das gerade nicht diejenigen, die sich um die Pferde kümmern, und jene treiben sich wiederum nicht im Internet herum. Vielleicht ist also das Bild, das das Internet in dieser Hinsicht entwirft, verfälscht. Caroline Neuenschwander vom » Gestüt Cillbarra hat jedenfalls persönlichen Kontakt zu diesen Leuten und sollte es besser wissen. Was kann sie uns erzählen?

Die neugierde der travellers bezueglich pferde zeigte sich mir oft schon deutlich bei vielen fahrten mit haenger und piebalds drin, die durch die heckklappe zu sehen sind: oftmals werde ich auf der strecke von einem van der travellers mit hupen und lichtsignal ueberholt und ausgebremst. Beim ersten mal fiel mir dabei fast das herz in die hose, weil ich natuerlich dachte, ich verliere ein rad oder oel oder womoeglich ein pferd.....

Weit gefehlt: sie wollten nur mal schnell schauen, was ich im haenger habe!!! Eventuell zu vekaufen???? Ein schwaetzchen und news ausgetauscht und weiter - man sieht sich ja nachher an der fair oder die tage.....

Das klingt ja nun nicht gerade, als würden die Travellers sich nicht für Pferde interessieren. Frau Neuenschwander hat in dieser Hinsicht aber wahrscheinlich ebenfalls eine ganz eigene Wahrnehmungsweise, da sie durch ihre Profession vermutlich ausschließlich pferdebegeisterte Exemplare dieser geheimnisvollen Menschengruppe trifft.

Eine begebenheit mit den travellers werde ich nie vergessen. Dafuer muss ich ein bisschen ausholen und die hauptperson ist kein traveller aber war ein lieber freund von mir und toller horseman: ich nenne ihn mick.

Mick ( mitte 70 ) hatte durch dauernde anzeigen wegen trunkenheit am steuer seinen fuehrerausweis auf lebzeit verloren und ich spielte taxi fuer ihn, wenn er pferde an eine fair bringen wollte. So auch an diesem tag im juli. Wir hatten 2 pferde an bord und das erste sofort bei ankunft an der fair verkauft. Das war mick's startschuss fuer den direkten weg in's pub, das zweite pferd koenne er ja dann an der naechsten fair verkaufen.

Am Nachmittag als ich mit meinen geschaeften fertig war, sammelte ich mick im pub wieder ein und er schlief seine zahlreichen pints aus, friedlich im beifahrersitz haengend. Auf halber strecke ging es sehr steil den berg runter und meine quietschenden bremsen zusammen mit dem rasseln des natuerlich ungebremsten haengers liessen mick halbwegs aufwachen.

Aber welch schreckliches erwachen: da mein wagen linksgesteuert ist, sass mick natuerlich rechts, auf *seiner* fahrerseite und fand weder lenkrad noch pedale! Er geriet in panik und hoerte meine beruhigenden worte ueberhapt nicht. Er griff dann nach dem schalthebel und suchte die handbremse und wenn ich nicht mit einem halsbrecherischen manoever links rangefahren waere, waeren wir im fluss gelandet.

Ich versuchte dann, ihn richtig zu sich zu bringen, was in einem handgemenge resultierte. Hinter mir war ein van mit travellers aus co. cork, die den gleichen heimweg hatten und ruckzuck war ich von 3 der boys ( wie wir sie hier manchmal nennen ) umringt, sie rissen tuer und beifahrer tuer auf und wollten mir zu hilfe kommen, da sie dachten, mick wollte mir an den kragen.

Wie haben wir dann alle gelacht und noch heute machen wir witze, die mc carthies und ich, wenn wir uns an den fairs treffen - mick ist leider nicht mehr bei uns aber ich habe zu seiner beerdigung meine beste zuchtstute mitgebracht ( was auch wieder nur die travellers verstanden haben... )




Ausgrenzung


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Traveller Camp unter einer Straßenbrücke · Copyright wie angegeben
� Traveller Camp unter einer Stra�enbr�cke
Freilaufende  Tinkerpferde nahe einem Camp direkt an der Autobahn M 50 · Copyright wie angegeben
�  Freilaufende Tinkerpferde nahe einem Camp direkt an der Autobahn M 50
Wintercamp auf einer Weide · Copyright wie angegeben
� Wintercamp auf einer Weide
Selbstverst�ndlich w�re es ein Fehler anzunehmen, da� alle Tinker Pferde z�chten oder damit handeln. Im �brigen ist der Z�chter normalerweise se�haft, weil er L�ndereien braucht, und die Tinker sind im Grunde nichtse�haft, selbst wenn einige vor�bergehend oder f�r l�ngere Zeit eine feste Wohnung haben. Die irische Regierung hat denn auch mit ihrem Programm, die Tinker zur Se�haftigkeit zu zwingen, wenig Erfolg gehabt.

Travellers wollen an ihrer einzigartigen kulturellen Identit�t und ihrem nomadischen Lebensstil festhalten. Die Assimilation hat nicht funktioniert. Heute leben mehr Travellers in Wohnwagen als im Jahr des Kommissionsberichts �ber das Analphabetentum (1963). Im letzten Jahrzehnt hat die irische Regierung begonnen, auf Stimmen der Traveller zu h�ren, wenn es um politische Entscheidungen ging. Traveller haben damit begonnen, in Regierungsorganisationen und Komitees mitzuarbeiten, die sich mit Traveller-Angelegenheiten befassen. Allerdings bedeutet der Wechsel der Regierungspolitik noch lange nicht, da� sich auf lokaler Ebene etwas �ndert. Die Einstellung gegen�ber Travellers und der Widerstand gegen sie als Nachbarn scheint sich seit den sechziger Jahren sogar verh�rtet zu haben [...]

Als mi�achtete Minderheit wurden die Travellers bisher dadurch definiert, was sie nicht sind, nicht dadurch, was sie sind. Sie selbst und wir m�ssen erst noch herausfinden, was und wer Traveller sind.
� The Travellers: Ireland�s Ethnic Minority

Die Travellers sind also auch f�r Caroline Neuenschwander ein eigener Menschenschlag mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Nun neigen Menschen sowieso dazu, sich einerseits einer Gruppe zugeh�rig zu f�hlen, sich andererseits aber gleichzeitig auch gegen andere Gruppen deutlich abzusetzen. Zum Beispiel f�hlen wir uns als Deutsche im Gegensatz zu den Holl�ndern oder Franzosen, innerhalb unseres Landes jedoch f�hlen wir uns wiederum als Bayer oder Ostfriese oder Hamburger im Gegensatz zum Rest der Bev�lkerung, und diese Differenzierung kann man herunter brechen bis auf die Ebene der Familien, die untereinander zusammenhalten und sich gegeneinander wiederum absetzen.

Diese gef�hlsm��igen Bindungen und Vorbehalte sind ganz deutlich und konkret, ohne da� man sie meistens im einzelnen dingfest machen k�nnte. Ich lebe beispielsweise im Grenzgebiet zwischen Ostwestfalen und S�dniedersachsen und sp�rte neulich sehr deutlich, da� die Niedersachsen kurz hinter der "Grenze" ganz anders sind als die Westfalen. Darauf angesprochen, best�tigte mein Gegen�ber mein Gef�hl. Diese Grenze wird dort allgemein deutlich wahrgenommen, und wenn man ins nahe gelegene Minden zum Einkaufen f�hrt, f�hlt man sich fremd wie im Ausland.

In Irland ist das nicht anders, wie mir Frau Neuenschwander best�tigte, aber innerhalb der irischen Gesellschaft bilden die Travellers einen besonderen Fremdk�rper. So empfinden es jedenfalls die Iren, die die Travellers jahrhundertelang ausgegrenzt haben. Diese gesellschaftliche Trennung nahm nach Erreichung der Unabh�ngigkeit Irlands nach dem Ersten Weltkrieg zu, weil die verha�ten Unterdr�cker, die Engl�nder, weggefallen waren.

Zum ersten Mal wurden die Travellers als eine Art von mi�ratenen Se�haften angenommen, im Gegensatz zu fr�heren Jahrhunderten, wo sie einfach eine Sondergruppe darstellte, die sich daf�r entschieden hatte, nicht in H�usern zu wohnen. Sofern die Travellers fr�her unter Vorurteilen zu leiden hatten, so wurde jedenfalls ihre Art zu leben nicht in Frage gestellt.
a.a.O.




Einer der bosse


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Traveller Camp, alte Busse · Copyright wie angegeben
» Traveller Camp, alte Busse
Wintercamp an einer Straße · Copyright wie angegeben
» Wintercamp an einer Straße
Traditioneller Wagen, Detail · Copyright wie angegeben
»  Traditioneller Wagen, Detail
Die Travellers hatten also nun noch mehr unter den Iren zu leiden. Wie das konkret aussehen kann, ergibt sich auf liebenswürdige Weise ganz nebenbei aus folgender Erzählung, die Caroline Neuenschwander "Einer der Bosse" genannt hat:

Ich nenne ihn hugh c. und wegen weitverbreiteter legastenik der travellers wird er meistens cue genannt. Oft heisstbei den travellers ein pretty filly "a pertty filly" und ask heisst sowieso "aks".

Letzten sommer war meine mutter ( 85 jahre alt) hier zu ihrem alljaehrlichen besuch. Wegen dringender geschaefte musste ich sie einen tag alleine lassen, was mir nicht sehr behagte, aber mein ziel war nur auf relativ schlechten strassen zu erreichen und sie wollte ihren ruecken schonen und daheim bleiben. Also liess ich sie mit meinen 2 wachhunden und telefon in der hand mit gespeicherter handy nummer daheim und machte mich auf den weg. Als ich abends zurueck kam, erzaehlte sie mir ganz aufgeregt von einem mann, der auf den hof gefahren kam. Wer war das? Fragte ich. Sie wusste natuerlich den namen nicht mehr oder hat ihn nicht verstanden, da meine ma nicht gut englisch spricht, also fingen wir an mit raten: wie sah er aus. Was hat er fuer ein auto gefahren. Was wollte er ueberhaupt!!! Sie konnte mir nicht helfen, sie sagte nur, er war aelter, sehr kraeftiger statur, sehr freundlich und ( das hat sie immer wieder betont): er war ein richtiger gentleman!

2 wochen spaeter in tallow horsefair traf ich hugh. Gleich hat er mich auf meine mom angesprochen und fragte, wie es ihr ginge. Ich sagte, dass ich sie in der lounge vom hotel devonshire arms parkiert haette, weil das getuemmel mit den pferden auf der fair fuer sie zu gefaehrlich waere und sie trinke ein glas wein und warte auf mich. Als ich nach ca. einer stunde nach meiner mutter schaute, war sie in trautem gespraech ( auf englisch!!!!)oder so mit hugh c. ! normalerweise wird den travellers der zutritt zu hotellounges oder auch vielen pubs verwehrt - aber offensichtlich war er ein gentleman.

Hugh ist einer der integersten leute im pferdehandel die ich je kennengelert habe. Ich bekam von ihm vor jahren einen absolut vielversprechenden jaehrlingshengst, allerding fuer viel geld, den ich nach ein paar jahren nach kontinent in die zucht verkauft habe; natuerlich habe ich nachkommen von diesem hengst.

Auch hat hugh schon stutfohlen von mir gekauft zu preisen, die ich nie auf dem festland realisieren koennte. Fillies, stutfohlen, sind fuer die traveller alles! Colts, hengstfohlen werden verkauft und ich bin sehr gluecklich, dass sie mir diese hengstfohlen, oft mit erstaunlichem background, anbieten.

Wir kennen alle die Rassentrennung, wie sie in Südafrika lange praktiziert worden ist, wie sie in den Südstaaten der USA üblich war und wie sie in vielen Gesellschaften dieser Erde nach wie vor praktiziert wird. In diesem Sinne werden auch die Travellers in Irland ausgegrenzt und verfolgt:

Die Travellers leiden unter einer einzigartigen irischen Variante von Apartheid; oft wird ihnen der Eintritt zu Clubs, Bars und Hotels verwehrt. Traveller-Hochzeitgesellschaften finden oft kein Hotel für ihre Feierlichkeiten.
a.a.O.




Üble Nachrede


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Traveller Camp · Copyright wie angegeben
» Traveller Camp
Buswohnung · Copyright wie angegeben
» Buswohnung
Straßenlager · Copyright wie angegeben
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Die Travellers sind aus verschiedenen Gründen sehr unbeliebt. So sollen sie unsauber sein, Dreck hinterlassen, betteln, lügen, stehlen, betrügen, saufen, raufen, ihre Frauen verprügeln, grausam zu Tieren sein, stockkatholisch und was nicht noch alles. In einer Diskussion fand ich die Bemerkung eines Iren, daß alle diese Eigenschaften absolut typisch irisch seien. Insofern seien die Tinker durch und durch Iren (» Irish travellers and their association with Roma Gypsies).

Im amerikanischen Internet finden sich konkrete Beschreibungen, wie einzelne Travellers vorgeblich Handwerksdienste anbieten und dabei ganz trickreich die Auftraggeber ausräubern (» Secret life ends for Irish Travelers). Ein Angehöriger der amerikanischen Travellers, der den Sprung in die Mehrheitsgesellschaft geschafft hat und versucht, Vorurteile aufzulösen, behauptet, daß es unter den Travellern auch nicht mehr kriminelle Elemente gibt als sonst in der Bevölkerung (» Travellers' Rest). Das ist sicher ein wichtiger Einwand, denn die Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen dient ja auch dem Zweck, eigene Schattenelemente auf diese zu projizieren.

Neben dieser Dämonisierung gibt es aber auch eine romantische Sicht auf die Travellers, von der die Tinker als Modepferde durchaus profitiert haben. Die fahrende Lebensweise ist keineswegs ohne Reiz für den seßhaften Bürger, der zumindest im Urlaub gerne den Caravan an seinen PKW hängt, um vorübergehend fahrendes Volk zu spielen.

In den letzten 20 Jahren ist die nomadische Lebensweise sogar ein wissenschaftliches Forschungsfeld geworden (» Commission on Nomadic Peoples). Man hat erkannt, daß Nomaden und Seßhafte sich in vielen Gegenden der Welt gegenseitig ergänzen und aufeinander angewiesen sind (» Nomaden und Sesshafte).

Die typischen Nomaden folgen ihren Herden auf den Wanderungen zu den Weidegründen, die Jahres zeitlich bedingt weit auseinanderliegen können (» Nomadismus; siehe auch » Transhumanz). Selbst in Frankreich gibt es in den Alpen noch diese Art von nomadischer Viehhaltung, wobei heute das Vieh nicht mehr auf die Alm getrieben wird, weil das zu anstrengend und risikoreich ist, sondern es wird mit Fahrzeugen dorthin gebracht (» Vercors). Auch diese Art des Transports wird für Nomaden in anderen Ländern zunehmend interessant.

Insbesondere die Wüstennomaden waren für unsere Kultur wesentlich. Sie haben uns nicht nur die vollblütigen Pferde geschenkt, sondern auch alle drei monotheistischen Religionen, die heute einen Großteil unserer Welt prägen. Im Gegensatz zu den Nomaden, die ihren Tieren folgen mußten, handelt es sich bei den fahrende Leuten um Handwerker und Händler, die jedoch gleichermaßen und auf ihre Weise die Gesellschaft, in der und von der sie lebten, ergänzt haben.

Aber auch unsere moderne Wirtschaftswelt kann nicht ohne Nomaden auskommen. Denn was sind Binnenschiffer anderes als Nichtseßhafte, die von Berufs wegen ständig unterwegs sind, und in gewisser Weise gehören die Kapitäne der Landstraße ebenfalls dazu. Angeblich soll es bald gar keine Seßhaften mehr geben, denn auch im normalen Wirtschaftsleben wird Mobilität verlangt, und es gibt bereits die Bezeichnung des Wirtschaftsnomaden, der für eine gewisse Zeit hier und für eine gewisse Zeit dort arbeitet, irgendwo auf der Welt, der infolgedessen nirgendwo zu Hause ist.

Aber Moment mal, höre ich den Einwand: Die Travellers halten doch alle zusammen, die bilden doch eine Gemeinschaft, während die modernen Wirtschaftsnomaden völlig vereinzelt sind. Ja und nein. Denn die Travellers scheinen nicht nur denen nicht zu trauen, die nicht zu ihnen gehören, sondern auch den anderen Travellers, die sie nicht weiter kennen. Das scheint einer der Gründe zu sein, warum sie bei jedem Zusammentreffen sofort die Verwandtschaftsverhältnisse zu klären versuchen und so eng untereinander heiraten (» The Irish Tinkers: The Urbanization of an Itinerant People). Und auch die Vorstellung von den engen Familienbindungen läßt sich nicht in jedem Fall aufrechterhalten, wie eine Feldstudie bewies. Die beschriebene Travellerfrau Nan hatte 18 Kinder bekommen und einige davon weggegeben (» Nan: The Life of an Irish Travelling Woman; siehe in beiden Fällen auch die Rezensionen).

Nun mag das aus Not geschehen sein. Vermutlich gibt es mehrere Regelkreise, die ineinander greifen, Armut, Trunksucht, Katholizismus, Isolation, Kriminalität, Krankheit, sozialer Druck usw. Diese Frau war zum Beispiel nach England gegangen und hatte als Hausmädchen für einen Major gearbeitet, was ihr trotz fehlender Lese- und Schreibkenntnisse ganz gut gelungen war. Sie wurde aber von ihrer Familie wieder nach Irland geholt, um verheiratet zu werden, was ihr anscheinend nicht gut gefallen hat, wogegen sie sich aber wohl nicht wehren konnte.



Iren und Travellers


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Cillbarra Blue · Copyright wie angegeben
Cillbarra Blue
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Die romantische Vorstellung vom freien fahrenden Volk, die nicht zuletzt durch ihre Musikkultur weite Verbreitung gefunden hat, verstellt den Blick auf die wahren Bedingungen, die vermutlich nur auf den ersten Blick romantisch aussehen. Das Bildmaterial, das ich f�r diesen Artikel und die Poster dieser Woche gefunden habe, spricht seine eigene Sprache.

Zur Zeit leben sch�tzungsweise 21.000 Travellers in der Republik Irland, wovon mehr als die H�lfte keinen Zugang zur Kanalisation, elektrischem Strom, Abfallbeseitigung oder flie�endem Wasser haben. [...]

Travellers haben eine hohe Kindersterblichkeit und ein hohes Analphabetentum und sie sterben fr�her als ihre se�haften Mitb�rger, aber nicht alle Travellers sind arm und sehr wenige wollen sich wirklich assimilieren.
a.a.O.

In der erw�hnten Untersuchung wird auch ein interessanter Zusammenhang zur schon mehrfach diskutierten Frage der Beziehung zwischen Iren, Travellers und Zigeunern hergestellt:

Die ersten Jahre der Republik waren �konomisch schwierig, und eine nationalistische Ideologie eines einheitlichen, kulturell einigen, unhinterfragten katholischen Einheitsstaates wurde als Trost f�r den Verlust der Privilegien, die man als Teil des Empires genossen hatte, entwickelt. Der �bergang vom kolonialen zum nachkolonialen Zustand verschlechterte den Status dieser Minderheit, und interne Spannungen, die durch Verteufelung abgef�hrt werden mu�ten, kamen durch die Abwesenheit der Kolonialmacht zum Vorschein. [...]

Die Strategie, eine Distanz zwischen Iren und Travellers zu errichten, bedient sich auch der Worte "Zigeuner" und "Nomade", indem n�mlich die so Bezeichneten als irgendwie fremd gekennzeichnet werden, am deutlichsten bei der Benutzung des Wortes "Zigeuner", weil sie dadurch n�mlich als British denunziert werden (Zigeuner kommen auf den britischen Inseln nur in Wales und England vor). Das Wort Zigeuner spricht ihnen die Zugeh�rigkeit zu Irland ab, und es ist einfacher jemandem gegen�ber grausam zu sein, der au�erhalb der Zugeh�rigkeit des neuen Staates angesiedelt wird, wo die Ideologie des Nationalismus an erster Stelle steht. [...]

Es gab nie eine �ffentliche Debatte �ber die Zul�ssigkeit, ein Volk, dessen Kultur m�ndlich tradiert wird, die Schriftlichkeit aufzuzwingen (und noch dazu in der englischen Sprache). [...]

Statt dessen war es die Absicht der Regierungspolitik, ihnen das Recht zur Mobilit�t, zur selbstbestimmten Berufswahl und den rechtm��igen Zugang zu �berlieferten Lagerpl�tzen zu nehmen (Findlinge wurden auf vielen �ffentlichen Lagerpl�tzen installiert). Die Regierung versuchte, die Travellers in Gu�formen einer anderen Kultur zu fassen, und war angesichts der katastrophalen Ergebnisse �berrascht. [...]

Ihre Position gleicht denen der europ�ischen Zigeuner in mancher Hinsicht. Da ihnen aber niemals eine fremde Abstammung unterstellt wurde, hatten sie nie die exotische, erotische Aura, die auf die Zigeuner projiziert wird - was wiederum der Grund f�r den �rgerlichen irischen Widerstand ist, diese Gruppe als ethnische Minorit�t anzuerkennen. Europ�er m�gen sich unter Umst�nden mit einem entfernten Verwandten zigeunerischer Abstammung schm�cken, um eine gewisse unkonventionelle Haltung zu untermauern, aber Travellers heiraten sehr selten jemanden aus der se�haften Gemeinschaft, und jegliche solche Verbindung w�re bis zum heutigen Tage die Quelle schrecklicher Scham f�r die eingesessene irische Familie. Die Verschiedenheit der Traveller wurde immer als eine unerw�nschte Art von 'Andersartigkeit' angesehen. Umgekehrt wird die Gemeinschaft der Traveller niemals jemanden aus der se�haften Gruppe, der ein Mitglied der Traveller heiratet, als Mitglied aufnehmen, wohl aber deren Kinder. Traveller heiraten Traveller, und ganz selten einmal Zigeuner.
� ï¿½Citizens of a kind�




Tinker und Tinker


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Die Gefahren der Stra�e sind enorm. Ein Zeitungsbericht l��t nicht an Deutlichkeit zu w�nschen �brig:

Die �berschrift des Artikels "Landstreicher fliehen nach 'Angriff' von Bauern", der beschreibt, wie Frauen und Kinder zu Weihnachten, als die M�nner in der Kirche waren, fast umgebracht wurden, benutzt Hochkommata, als ob ein Angriff auf Travellers irgendwie weniger real oder weniger ernsthaft sei. Der Vorfall bezeugt die tiefe Feindseligkeit derer, die die Inbesitznahme und l�ngerfristige Besetzung des Landes gegen�ber denen, die solche Werte geringsch�tzen, und straft das Bild der homogenen Gesellschaft L�gen.

"Ein Lager von Landstreichern [...] wurde nach einem Angriff durch eine Gruppe ans�ssiger Bauern aufgegeben [...] Hunde aus dem Lager sollen 18 Schafe gerissen haben [...] ans�ssige Farmer rotteten sich zusammen, um das Lager am Weihnachtstag zu zerst�ren [...] Sie waren mit Schleudern, Schlagst�cken und einem Gewehr bewaffnet. Nur ein Schu� wurde abgegeben, aber dieser reichte, um die Anzahl der Hunde um einen zu dezimieren. Die Tinker flohen im Chaos in alle Richtungen und lie�en die meisten Besitzt�mer zur�ck [...] Ein Bauer des Bezirks berichtete unseren Reportern, da� wiederholte Eingaben an die Polizei um Entfernung der Tinker ohne Erfolg geblieben waren. Sie waren dadurch gezwungen, ihr Recht auf eigene Faust durchzusetzen [...] Sie schlugen [Patrick Sherlock] auf die H�ften und Beine [...] Frau Sherlock, seine Mutter, sagte, da� die Bauern ihn ohne die Schreie der Frauen um Gnade umgebracht h�tten" (� Connacht Tribune, 2. Januar 1960, S. 7)

Die Rechtfertigungen zeigen, da� das Leben eines Travellers nicht mehr gilt als das von Haustieren.
� The Travellers: Ireland�s Ethnic Minority

Neuerdings scheinen einige Travellers zu versuchen, aus ihrem Ghetto herauszukommen und sich zun�chst einmal dem Bildungssysteme zu unterwerfen, so mu� man es wohl nennen, obwohl es sachlich richtiger w�re zu sagen, da� sie es nutzen (� VIDEO: "Myth Busters" - Deconstructing Myths About The Travelling Community). Inwieweit es ihnen gelingen wird, ihre Kultur zu bewahren, wird man sehen m�ssen. Alles in allem scheinen die gesellschaftlich-politischen Probleme ein wenig in Flu� gekommen zu sein, und die wundersame Geschichte der Tinker-Pferde hat wohl in diesem Zusammenhang keinen Platz gefunden.

Oder werden diese Fragen einfach als nebens�chliche berufsst�ndische Probleme abgetan? Schlie�lich arbeiten die Travellers in verschiedenen Berufen, und jeder wird seine eigenen Probleme haben. Die besondere Schieflage ihrer Situation hatte sich ja zun�chst durch die Gr�ndung der Republik ergeben, dann aber durch die Ver�nderungen in der Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg. Im Zeitalter der EU-Regulierungen ist es auch nicht mehr einfach, Lumpen- und Alteisen-Sammler zu sein.

Demgegen�ber hat sich die Position des Pferdeh�ndlers und Z�chters in der letzten 20 Jahren erfreulich stabilisiert und verbessert. Inwieweit die Travellers langfristig in dieses Geschehen eingreifen k�nnen und wollen, bleibt abzuwarten. Die von ihnen etablierte Rasse wird sich auch ohne sie weiterentwickeln, so wie die Appaloosas ihre eigentliche Bl�te ganz unabh�ngig von den Indianern erlebt haben, die sie urspr�nglich herausgez�chtet hatten.

In der n�chsten Woche m�chte ich diese Reihe abschlie�en, indem ich mich noch einmal den Pferden zuwende und sie eingehend w�rdige. Den Artikel dieser Woche schlie�e ich mit ein paar Tips und Tricks von Travellers, �bermittelt von Caroline Neuenschwander:

Anlaesslich der geburt von daisy's fohlen habe ich schon das salzbestreuen des neugeborenen erwaehnt, welches die stute animiert, ihr fohlen trockenzulecken und auch den raubkatzengriff an ruecken, hals und widerrist, um das fohlen zum aufstehen zu bewegen.

Nun kam mir noch folgendes in sinn, wahrscheinlich weil grad die jahreszeit dafuer ist:

Je nach witterung und muecken aufkommen kann man manchmal beobachten, dass die tinker juckreiz in ihren fesselbehaengen spueren und mit den fuessen deshalb ( das ist der einzige grund ) auf die erde stampfen. Dagegen verwenden die traveller ( und nicht nur diese! ) schlicht altoel welches auf die behaenge gegeben wird. Ich kann mir vorstellen, dass diese art der behandlung bei einigen leuten sicher entsetzen hervorruft aber bei den travellers heiligt der zweck halt auch die mittel. Uebrigens weiss ich von einigen shire horse zuechtern in england, die genau gleich verfahren, nur haengt es keiner an die grosse glocke, man will ja nicht als unzivilisiert dastehen.

Es gibt in england fuer den gleichen zweck auch ein super oel zu kaufen ( allerdings auch mineralisch ): das miller oil. Es kostet ein kleines vermoegen - ich habe mir vor jahren eine grosse trommel schicken lassen, die fracht war dann nochmals gutes geld, aber was macht man nicht zum wohle der pferde. Ich vermische das oel noch mit sulphur pulver und die pferde haben fuer lange zeit ruhe.

Nun stellt sich mir in diesem zusammenhang grad die frage, ob das wohl auch bei ekzemern nuetzen wuerde......


�bersetzungen durch den Autor



Quellen / Verweise


  1. � Pavee Point Home Page
  2. � Irish Traveller Movement (ITM)?
  3. � Traveller Visibility Group
  4. � Gest�t Cillbarra
  5. � The Travellers: Ireland�s Ethnic Minority
  6. � Irish travellers and their association with Roma Gypsies
  7. � Secret life ends for Irish Travelers
  8. � Travellers' Rest
  9. � Commission on Nomadic Peoples
  10. � Nomaden und Sesshafte
  11. � Nomadismus
  12. � Transhumanz
  13. � Vercors
  14. � The Irish Tinkers: The Urbanization of an Itinerant People
  15. � Nan: The Life of an Irish Travelling Woman
  16. � "Citizens of a kind"
  17. � Connacht Tribune
  18. � VIDEO: "Myth Busters" - Deconstructing Myths About The Travelling Community
  19. � Yet another attempt at anti-traveller law, on the horizon
  20. � The Travellers Situation
  21.  Caroline in Irland, Ein zweites Leben mit Pferden
      Ausgabe 377 · Teil 1
  22.  so oder so mit pferden arbeiten, ... hat sich durch die umstaende ergeben
      Ausgabe 378 · Teil 2
  23.  Gypsy Horses, Tinker oder was?, Von eigenartigen Menschen und ihren Pferden
      Ausgabe 379 · Teil 3
  24.  Marketing auf Kosten der Zigeuner, Von Pferden, Gesch�ften und Regulierungen
      Ausgabe 380 · Teil 4



Fotos

� Copyright wie angegeben  Alan Lodge, Copyright wie angegeben  Caroline Neuenschwander




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