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Bericht Zu den Themen Auswanderung, Frauen, Kaltblüter, Lebensgeschichte, Zucht · Marken-Marketing
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 380.06 der Pferdezeitung vom 09.07.06
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Marketing  Gold · Copyright wie angegeben
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Einjähriger Wallach für US$ 17.500  Jarvis · Copyright wie angegeben
Einjähriger Wallach für US$ 17.500 » Jarvis
Jährling  Dan, verkauft für US$ 30.000 · Copyright wie angegeben
Jährling » Dan, verkauft für US$ 30.000
Merken Sie etwas? Da erzählt Ihnen einer etwas vom Pferd. Mit anderen Worten: Man seift Sie gehörig ein. Da fabuliert einer, daß sich die Balken biegen. Wer's glaubt, wird selig. Aber trotzdem: Die Sache ist extrem geschickt eingefädelt. Sie werden sofort geimpft, daß es zwei Sorten dieser Pferde gibt: Die guten und die schlechten. Wer keine Ahnung hat, bekommt die schlechten von gewissenlosen Geschäftemachern angedreht. Wer sich hingegen den Experten anvertraut, bekommt Pferde, die diese nicht einmal ihren besten Freunden verkaufen würden, und das auch noch zum Sonderpreis! Wer könnte da widerstehen? Wenn Sie bis hierher gefolgt sind, können Sie nur noch bei diesen Experten kaufen. Ach, was sage ich? Sie wollen nur noch dort kaufen.

Wer das Gütesiegel "Gypsy Vanner Horse" bekommt und wer nicht, wird natürlich von diesen selbsternannten Experten bestimmt, die sich auch noch der Bestätigung durch die genialen Züchter selbst erfreuen. Allerdings schleicht sich bei mir der Eindruck ein, als ob diese die wunderlichen Amerikaner schlicht auf den Arm nehmen. Die von diesen so genannten "Zigeuner" trauen als Angehöriger einer unterdrückten Minderheit vermutlich ohnehin niemandem und zögern wahrscheinlich auch keine Sekunde, wenn Außenstehende übervorteilt werden können. Die Frage ist also, wer hier wen über den Tisch zieht. Vermutlich die Thompsons und die Zigeuner gemeinsam den dummen Enthusiasten amerikanischer Herkunft, der auf diesen Schmus hereinfällt.

Daß die amerikanischen Fans keineswegs selbstlos sind, sondern von vornherein auf gesunde Geschäfte spekuliert haben, liegt auf der Hand. Sie hatten eine Marktlücke erspäht, was ja nicht alle Tage vorkommt und in der Regel zu den schönsten Hoffnungen Anlaß gibt. Freilich muß man es schon sehr geschickt anstellen, wenn daraus etwas werden soll. Und deshalb haben sie sich gehörig den Kopf zerbrochen. Ihre Pläne sind aber voll aufgegangen. Die Welt hat ihre Namensgebung akzeptiert -zumindest die Welt der Namensgeber, und wenn der Rubel dort rollt, werden sich die anderen schon anschließen.

Selbstverständlich haben sie auch sofort einen entsprechenden Zuchtverband gegründet, den Rassestandard definiert und das Preisgefüge. Einen Jährling können Sie schon für unter 20.000 Dollar haben, ein Zweijähriger schlägt mit 35.000 Dollar zu Buche, für eine vierjährige Stute können Sie gut 50.000 Dollar anlegen. Donnerwetter! Wer hätte das gedacht? Wecken solche Summen nicht Begehrlichkeiten? Dabei wollten die Gutmenschen aus Florida doch nur die Leistungen der Zigeuner ins rechte Licht rücken, nicht wahr?

Demgegenüber haben Jeff und Christine Bartko von den Black Forest Shires aus Colorado noch richtig zivile Preise. Aber die züchten ja auch nicht, die importieren nur, das aber in großem Stil. Eine sechsjährige Stute ist inklusive Quarantäne und Transport schon für knapp 20.000 Dollar zu erstehen, ein Absetzer für 7000 Dollar. Selbstverständlich inklusive Rückgabegarantie. Handverlesen, persönlich von Christine in Augenschein genommen und für würdig befunden. Die Bartkos vermarkten unter dem Namen "Gypsy Horse", was natürlich bei weitem nicht so geschickt ist und deshalb auch niedriger im Preisniveau liegt. Verkaufen die nun die Massenware, die eigentlich für europäische Restaurants bestimmt ist? Wenn man den Thompsons glaubt, muß das wohl der Fall sein. Aber das lassen die Bartkos natürlich nicht auf sich sitzen:

Zigeunerpferde - eine Rasse, ein Typ oder einfach Pferde, die Zigeunern gehören

Viele Leute fragen uns, wo die Zigeuner ihre Pferde eintragen lassen. Nun, wie die meisten echten Zigeuner oder Roma, wie sie genannt werden, sind sie des Lesens und Schreibens unkundig, und deshalb gibt es auch keine schriftlichen Abstammungslisten. Die Unterlagen und Geschichten werden, ganz wie bei den Indianern, mündlich überliefert. Was nun die Vorstellung betrifft, nur ein Zuchtbuch mit schriftlichen Eintragungen würde eine Rasse bedingen, so bedenken Sie folgendes... Britische und irische Zigeunerpferde sind generationenlang von einer kleinen, einzigartigen Gruppe von Leuten auf wenigen kleinen und einzigartigen Inseln im Westen Europas gezüchtet worden. Alleine die geographischen Bedingungen sorgen dafür, daß dadurch eine Rasse entsteht. Die mündliche Überlieferung der Abstammung eines Pferdes ist exakt, und diese Beurteilung muß man durch die Bekanntschaft der Leute, die diese Pferderasse "erschaffen" haben, erlebt und schätzengelernt haben.

Wir können Ihnen versichern, daß der Zigeuner-Kaltblüter ("traditionell") trotz des Fehlens von Papieren einen bestimmten Typ darstellt, der sich sauber reproduziert. So sind auf diese Weise Generation nach Generation gezüchtet worden, einige Linien schon seit über 100 Jahren, was einen längeren Zeitraum darstellt als bei den meisten Zuchtbüchern dieser Welt. Ein Typ, der seit Generationen gezüchtet wurde und sich typfest regeneriert, entspricht der grundlegenden Definition einer Rasse, unabhängig davon, ob Papiere existieren oder nicht. Wie Ihnen jeder erfahrene Züchter sagen wird, machen die Papiere kein Pferd. Nur weil niemand Hunderte von Jahren vor unserer Zeit entschieden hat, die Namen von Pferden niederzuschreiben, bedeutet das nicht, daß diese Pferde weniger eine Rasse sind als andere. Sie stellen tatsächlich eine Rasse dar, die immer noch "offen" ist für die Hereinnahme von Individuen, die den Typ bereichern. Viele britische und US-amerikanische Stutbücher sind in diesem Sinne ebenfalls offen. Der Unterschied ist nur das Stück Papier, auf dem etwas geschrieben steht. Außerdem wird jeder, der realistisch ist, zugeben, daß bei Rassen, die stutbuchmäßig erfaßt sind, die Reinheit einer Zuchtlinie nur so gut ist wie die Ehrlichkeit der Züchter, es sei denn, die elterliche Abstammung sei bei jedem einzelnen Pferd festgestellt worden. Demnach gibt es einige Stutbücher, die diese Pferde registrieren, obwohl sie nicht eigentlich der Rasse angehören. Wir registrieren unsere Pferde bei der British Piebald and Skewbald Association und der Coloured Horse and Pony Society of Great Britain. Es gibt außerdem einige wenige nordamerikanische Zuchtbücher, die neuerdings Zigeunerpferde aufnehmen.
» Gypsy Horses Frequently Asked Questions






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