Leserbrief › 1928 zu Ausgabe › 379 03.07.06
Leserbrief zum Hauptartikel 379
Hallo Redaktion!
Ich freue mich sehr über den gründlichen Artikel, ich liebe diese Pferde einfach!
Ich habe mich übrigens in Irland lange mit einem traveller unterhalten, der der Meinung war, dass es neben den pavee auch andere travelling people gebe; insbesondere sagte er, dass es durchaus auch etnisch gesehen gypsies unter ihnen gebe, allerdings nicht besonders viele. Leider konnte ich diese Aussage nicht verifizieren - nicht einmal dem Aussehen nach habe ich jemanden einer dieser Volksgruppen zuordnen können. Interessanterweise betonte er, dass es auch noch Menschen gebe, die aus anderen Gründen zu den travelling people gehörten als aus ethnischen, neben vielen Gründen in der Geschichte Irlands, die dazu geführt haben, dass Menschen(freiwillig oder unfreiwillig) auf der Straße lebten, gab es nach seiner Ansicht in den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts auch politische Gründe, sich den travellern anzuschließen.
Meiner Kenntnis nach wird die Bezeichnung "Zigeuner" (natürlich auch unsicher) auf eine Formulierung zurückgeführt, die eine durch Persien kommende Bevölkerungsgruppe verwendet haben soll, um sich vor zu engem (Körper-) Kontakt zu schützen; während Gypsie von "Egyptien" (frz.=Ägypter) abgeleitet worden ist - über Ägypten sind aber nur einer bestimmten Volksgruppe angehörende sog. Zigeuner gekommen, nämlich die Kalé, also die heute in Spanien lebenden, und die in (Süd-) Frankreich lebenden.
Dagegen sind die Roma und die Sinti über Osteuropa nach Deutschland etc. gekommen.
Wo und wann und wer allerdings - wenn überhaupt - nach England und Irland gekommen ist, ist meines Wissens noch nicht geklärt.
Gerne möchte ich auch - noch vor dem kommenden Artikel -noch etwas zur Zuchtbuchspolitik klarstellen:
1. Die Irish Cob Society wurde von Evelyn Flynn ins Leben gerufen, die KEINE travellers-Frau ist! Es handelt sich somit bei der Zuchtbuchgründung nicht um eine Konsolidierung und Verschriftlichung durch die Menschen, die diese Pferde seit Jahren züchten.
2. Die Tinkerpferde wurden in Irland nicht Irish Cobs genannt und nur wir haben ein Schimpfwort benutzt, wie es gerne dargestellt wird. Es stimmt, dass diese Pferde nicht tinker genannt wurden, aber tinker ist nur insoweit ein Schimpfwort wie es gypsy oder Zigeuner u.a. auch ist ... (Der historische Verweis auf die Nationalsozialisten diskreditiert den Begriff Zigeuner schon eher.)
3. Die PR-Maschinerie der ECHA scheint hervorragend zu funktionieren, wenn man sogar die Rassebezeichnung in der pferdezeitung hat ändern können ...
Jeder kann m.E. selbst entscheiden, ob er sein Pferd in der ECHA oder ICS als Irish Cob (ggf. Irish Cob Crossbred) eintragen lassen möchte oder bei einem der FN-angeschlossenen Zuchtverbände als Tinker. Aber bei beidem handelt es sich um willkürliche Festlegungen, die die traveller verächtlich belächeln. Wenn sie ihre Pferde irgendwo eintragen, dann nur, weil sie einen Equidenpass brauchen - aber auch daran glaube ich nicht, solange ich es nicht sehe.
Ansonsten warte ich gespannt auf weitere Infos und Anregungen, während meine Familie und unsere Tinker und anderen Pferde versuchen, sich an das heiße Klima in Spanien zu gewöhnen. Neue Liebhaber dieser tollen Pferde finden wir jedenfalls täglich, nur an solche Pferdepreise gewöhnt sich der Spanier nur schwer ;-(
Herzliche Grüße Katinka (noch alte Adresse im Web: » www.gestuet-in-den-weiden.de)
P.S.: Nicht alle Tinker sind Schecken!
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