Alle Pferde haben - sofern nicht psychisch kaputt - neben den anatomischen weitere Gemeinsamkeiten: Sie sind Herdentiere mit dem ständigen Bedürfnis nach Sicherheit und Ansprache durch Gesellschaft, Beschäftigung und Abwechslung. Sicherheit heißt, daß sie zum einen gern Übersicht haben, um Gefahren früh genug erkennen zu können, und zum anderen sich gerne jemanden anschließen, dem sie die Führung zutrauen und vertrauen. Daß letzteres stimmt, haben genug Pferdemenschen schon demonstriert: Ist ein Pferd davon überzeugt, daß du kein Raubtier bist und daß es sich zudem nicht mehr selbst um seine Sicherheit kümmern muß, läuft es dir hinterher. Diese Überzeugungsarbeit wird anspruchsvoller, wenn du mit einem in der Herde ranghohen Pferd zu tun hast. Aber dafür ist die Zusammenarbeit danach umso prickelnder. Nicht jeder Pferdebesitzer ist in Augen seines Pferds ein geeigneter Führer, im Gegenteil. Aber zum Trost, viele werden es wissen (ich auch): Es reicht oft schon, wenn das Pferd sich selbst zwar im Rang höher, aber dich als angenehme Gesellschaft empfindet, damit es aus Spaß an Abwechslung mitmacht. Aber es geht auch einfacher: Wovon der Mensch noch oft und gerne Gebrauch macht, was zusätzlich seinen urmenschlichen Vorstellungen von Sicherheit und Schutz in einer Höhle nahekommt, ist das Einsperren seiner Pferde in Käfige, pardon, Boxen. Das hat noch den praktischen Vorteil, daß das Pferd nicht eingefangen und zum Mitgehen überredet werden muß. Da gibt es die in Pferdehaltungsfragen anerkannte, Sterne verteilende und Plaketten verleihende LAG - Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft e.V. Aus deren Vorgaben hat Chris Gehrmann eine seltsame Formel herausgepickt, hier im etwas weiteren Zusammenhang von der LAG zititiert:
| ...Pferde benötigen ein Mindest-Maß an Platz. Die LAG hält ihre Inspekteure dazu an, die von Prof. Schnitzer entwickelten Formeln anzuwenden: Für eine Innenbox ergeben sich nach der Formel: (2 x Widerristhöhe)² - bei einem Großpferd von 170 cm Widerristhöhe 12 qm Mindestgröße! In einer Haltung mit einem ständig zugänglichen Auslauf und außen liegender Tränke und Futterplatz, darf die Liegefläche schon wesentlich kleiner sein. Hier lautet die Formel: 2 x Widerristhöhe². So ergeben sich 6 qm pro Pferd. Dafür sollte der Auslauf die dreifache Größe des Ruheraums haben... | | | Ähm, gibt´s bei Einhaltung dieser Maße schon Sterne auf Plaketten? Ich habe auf der LAG Webseite nachgesehen. Da stehen gleich unter Pferdehaltung...
| Die 6 Grundbedürfnisse eines Pferdes: 1. Bewegung: Reiten alleine reicht in der Regel nicht aus. In der Natur bewegt sich das Pferd täglich ca. 16 Stunden vorwiegend im ruhigen Schritt und legt dabei bis zu 30 km zurück. 2. Ernährung: Pferde haben immer Appetit. Der kleine Magen der Pferde macht eine möglichst häufige Futteraufnahme in kleinen Portionen notwendig. Lange Freßzeiten sorgen für Beschäftigung und befriedigen das Kaubedürfnis. Dabei sollte das Pferd in seiner natürlichen Freßhaltung mit Kopf am Boden das Futter aufnehmen können. 3. Gesellschaft: Pferde brauchen Freunde. In freier Wildbahn leben die Tiere in differenziert zusammengesetzten Familiengruppen und schließen außerdem Freundschaften. Nur durch den Kontakt zu seinen Artgenossen bleibt das Pferd seelisch stabil, was der Gesundheit sehr dient. 4. Unterhaltung: Pferde gucken kein Fernsehen. Sie schauen aber gerne, zur Kontrolle des Umfeldes, in die Ferne und schärfen somit ihre hochempfindlichen Sinne. Diese müssen auch besonders aktiv sein, schützen sie doch das Pferd, als unbewaffnetes Fluchttier, vor drohender Gefahr. Ständige Wachsamkeit ist also angesagt. 5. Stall-Klima und Licht: Pferde sind keine Tiere, die in der Natur in dunklen Höhlen wohnen. Sie kommen aus der baumlosen Steppe, wo sich ständig Wind und Wetter abwechseln und so den gesamten Organismus des Pferdes trainiert haben. Dabei trägt das Sonnenlicht zu einem gesunden Stoffwechsel bei und steuert auch seinen Biorhythmus. Extreme Klimaschwankungen und Temperaturstürze von 30 - 40 Grad pro Tag können sie daher gut verkraften. 6. Luft: Pferde möchten am liebsten immer in Luft-Kurorten leben, denn das hochleistungsfähige Atemorgan, die Pferdelunge, verträgt nur absolut staub- und bakterienfreie Luft | | | Genau diese Punkte wurden uns im Hufkurs klar und plastisch rübergebracht. Wie passen dazu diese Rechenformeln eines Prof. Schnitzer, die 2 Klicks weiter auf der selben Seite präsentiert werden? In der dort genannten "Innenbox" läuft bzw. kreist ein Pferd statt den 30km pro Tag aus Punkt 1 gerade ein Zehntel der Strecke. Das paßt doch nicht zu den kreativen Vorschlägen zur Offenstallgestaltung, die von LAG auch veröffentlicht werden.
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