Die zweifelhafte Darstellung der Rolle Raus im Dritten Reich, die ich bereits in der letzten Ausgabe deutlich bem�ngelt habe, wird an folgender Passage nochmals deutlich:
| Ohne das unerm�dliche Wirken Gustav Raus h�tte der Deutsche Pferdesport wohl weit mehr Zeit ben�tigt, an seine alte Leistungsst�rke anzukn�pfen. Nach dem totalen Zusammenbruch des Deutschen Reiches und damit des gesamten �ffentlichen wie sportlichen Lebens wirkt es heute wie ein Wunder, da� schon bei den olympischen Spielen von Helsinki 1952 die deutschen Equitanan eine Silber- und drei Bronzemedaillen erzielen und sich erneut an der Weltspitze behaupten k�nnen. [...]
Bei Kriegsende steht Gustav Rau vor den Tr�mmern seiner Arbeit. Aber er ist kein Mann, der resigniert. Er hatte sich mit vielen arrangieren k�nnen. Trotz offenkundiger Sympathie f�r die nationalsozialistische Bewegung hatte man ihn nach nur einj�hriger Dienstzeit seines Amtes als Oberlandstallmeister der Preu�ischen Gest�tsverwaltung enthoben. �ber die Gr�nde wurde viel spekuliert. Ob Rau wirklich - wie sein Biograph Karl Sch�nerstedt schreibt - die l�ndlichen Reitervereine vor dem Zugriff der es Art und es erst sch�tzen wollte und deshalb politischen Ungnade fiel, wird wohl niemals zu beweisen sein. Auch die These, Rau habe sich geweigert, das Hakenkreuz als Brandzeichen des deutschen Pferdes zu akzeptieren, verl��t nicht den Rahmen der Spekulation. Im 1933 politisch gleichgeschalteten, stets die nationalsozialistische Ideologie verbreitenden Magazin St. Georg wird viel �ber Brandzeichen berichtet, auch �ber Vereinheitlichung verschiedener Br�nde aus denselben Zuchtprovinzen. Vom Hakenkreuz als deutsches Brandzeichen aber ist niemals die Rede. Es h�tte kein besseres Organ gegeben, derartige Pl�ne zu ver�ffentlichen, so sie denn tats�chlich ernsthaft erwogen worden w�ren. Da� Gustav Rau trotz Amtsenthebung das Vertrauen und den Respekt der NS-Regierung besa�, beweist seine Aufgabenstellung bei der Vorbereitung und Durchf�hrung der olympischen Reiterspiele von 1936 in Berlin. Danach wird es zwei, drei Jahre ruhig um ihn. Nur gelegentlich schreibt er im St. Georg. Erst mit seiner Berufung zum "Beauftragten f�r Pferdezucht und Gest�tswesen im besetzten Polen" 1939 betrauen in die Nationalsozialisten wieder mit offiziellen Aufgaben. a.a.O., Seite 122-124 | | |
Von offenkundiger Sympathie f�r die nationalsozialistische Bewegung kann nach meiner Kenntnis der Quellenlage �berhaupt keine Rede sein - wie das aussieht, wei� man zur Gen�ge. Die Inanspruchnahme seiner Dienste durch die Regierung beweist keineswegs, da� Gustav Rau sich in irgendeiner Weise angedient oder sympathisiert h�tte. Er wird gezielt und ausschlie�lich f�r fachliche Aufgaben eingesetzt, f�r die er nachweislich hervorragend geeignet war. Dieser Aufgabenstellung entledigt er sich jeweils mit der ihm eigenen Gr�ndlichkeit und der gewohnten Erfolgssicherheit.
| 1945 ist Gustav Rau, dem die Landwirtschaftliche Fakult�t der Universit�t Bonn 1943 den Ehrendoktor-Titel verliehen hatte, 65 Jahre alt. An Ruhestand denkt er nicht. Als 1946 ein neuer Leiter f�r das Landgest�t Dillenburg gesucht wird, z�gert Rau nicht lange und sagt zu. Die hessische Regierung ist froh, einen so erfahrenen Mann gefunden zu haben. Man stellt ihm frei, so lange das Gest�t zu leiten, wie er mag und wie es Alter und Gesundheitszustand erlauben. Mit Elan und Akribie machte er sich ans Werk. Von Dillenburg aus erweckt er den Turniersport zu neuem Leben. Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg wird Rau zur treibenden Kraft. a.a.O., Seite 124 | | |
�ber die Erfolge Raus, die er bis zu seinem Tode erleben durfte, gleich mehr. �brigens hat er sich anscheinend auch in Polen anst�ndig benommen:
| Raus Rettungsaktion bringt ihm in Polen viel Sympathie ein. Als die Pferde, die unter anderem in den holsteinischen Gest�ten Grabau und Sch�nb�ken eine vorl�ufige Heimat gefunden hatten, an Polen zur�ckgegeben werden m�ssen, schenkt der polnische Kommandant v. Baranowski Gustav Rau zum Dank die ber�hmte Stute und Olympiasiegerin Tora, die in Sch�nb�ken ihr Gnadenbrot erh�lt. a.a.O., Seite 123 | | |
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