Am 30. Januar, während des großen, internationalen Winterturniers des Reichsverbandes für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts vom 27. Januar bis 5. Februar 1933 in den Berliner Messehallen, ernannte Reichspräsident Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Bekanntlich ging es danach Schlag auf Schlag. In kürzester Zeit konnten die Nationalsozialisten die Gesellschaft umkrempeln. Auch die sportlichen Organisationen wurden zerschlagen und von eigenen Strukturen absorbiert. Beim Pferdesport gestaltete sich die Übernahme etwas schwieriger, weil der Sport unlösbar mit der Zucht verbunden war. Außerdem hatte der Pferdesport eine besondere Aktivität zum Militär. Deshalb löste der neue Innenminister Herrmann Göring den Pferdesport aus dem Landwirtschaftsministerium heraus und verleibte ihn seinem Ministerium ein. Nach einem halben Jahr wurde das allerdings schon wieder rückgängig gemacht. Die Einzelheiten sind interessant und zeigen, wie die Übernahme unbeirrt und gezielt, aber leicht verschleiert durchgeführt wurde. Außerdem wird deutlich, daß die Herrschaftsmethode die der Schaffung eines Chaos war, wo sich jeder gegen jeden absichern und zur Wehr setzen mußte. Allerdings: Wer sich täuschen lassen wollte, konnte so tun, als sei alles in bester Ordnung. Diese Haltung scheint die übliche gewesen zu sein. Besonders auffällig ist der von Anfang an ausgeprägte Personenkult. Der ganze Vorgang wäre natürlich völlig undenkbar, wenn "das Volk" nicht mitgespielt hätte. Unter anderem die Zermürbung durch die vielen Krisen hatten aber den Boden dafür bereitet. Die Sehnsucht nach einem Erlöser war übermäßig groß. Selbstverständlich äußerte sich diese Stimmung auch unter Reitern und Züchtern: | - Der Tilsiter Rennverein bittet zur Eröffnung der ostpreußischen Rennsaison Anfang März - also sogar noch vor dem Ermächtigungsgesetz, das zur Diktatur der NSDAP führt - um einen Ehrenpreis für den Sieger im "Adolf-Hitler-Jagdrennen". Die sonst so sparsame Reichskanzlei bewilligt ausnahmsweise 500 RM.
- Die Reiter aus dem westfälischen Halver hoffen auf einen Erinnerungspreis Hitlers und versichern Anfang April, daß sie "nicht eher ruhen, bis auch der letzte Bauer treu zu seinem Pferde, seiner Scholle und zu unserem geliebten Vaterland steht".
- Der Hannoversche Rennverein plant ebenfalls Anfang April ein Rennen um den "Preis des Reichskanzlers" und verbindet seinen Antrag mit dem Bekenntnis zu der "gewaltigen nationalen Bewegung".
- Zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 schenken Reiter aus dem Kreis Verden-Aller dem Reichskanzler den vierjährigen Hannoveraner Wallach Armin v. Armring-Honorat. Es wird im St. Georg berichtet, daß Hitler das Pferd "eingehend besichtigt" habe unter "den Reitern, die es aus Verden brachten, seine Freude und seinen Dank ausgesprochen" habe.
a. a. O., Seite 80 | | | Die Reitervereine werden ausgehöhlt. Die ambitionierten Reiter treten in die Sa-Reiterstürme ein, die Vereine haben lediglich die Aufgabe, diese materiell und ideell zu unterstützen.
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