Kathrin Bettenworth wirkt sehr gelassen und zufrieden. Und sie ist auch zufrieden mit sich und der Welt. Das eine oder andere möchte sie noch richten, doch im wesentlichen ist sie jetzt angekommen.
Eine 700 Meter-Rennbahn möchte sie noch haben, und die wird nicht ganz billig sein und muß deshalb etwas warten. Denn wenn sie etwas macht, dann auch richtig. Der Erfolg gibt ihr recht. Und ich wollte wissen, wie sie dahingekommen ist, wo sie jetzt ist.
Die Meisterschaft ist ihr natürlich nicht in den Schoß gefallen. Wie so oft, fing die Pferdeleidenschaft in ganz jungen Jahren an. Als Kind bekam sie dann ein Pony, ein "Ausreitpferd", wie ich mir notiert habe, ist dann schließlich auch auf Turniere gegangen bis zur A-Dressur.
Insofern unterschied sich ihre Jugend wahrscheinlich nicht sehr von der vieler anderer Frauen. Und als die Zeit der Berufsausbildung kam, waren ihre Eltern wie alle Eltern der Ansicht, daß Kathrin etwas Ordentliches lernen müsse. Also schrieb sie sich nach dem Abitur an der Universität Münster ein. Daß sie neben dem Studium gejobbt hat, ist ebenfalls nicht ungewöhnlich. Daß sie auf einem Gestüt gejobbt hat, ist vermutlich bezeichnend. Denn die Pferde ließen sie nicht los.
Die Besitzer des Gestüts waren vermögend und besaßen zwei gute Pferde, die Kathrin "relativ erfolgreich" geritten hat. Wie sie das gelernt hat? "Ich hatte verschiedene Trainer", weicht sie aus. Keiner von ihnen war wohl ein überragender Lehrer. Ich erwähnte Zeilinger, dessen Videos ich besprochen habe ( Die Schule des Pferdes Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5). Der tritt ja als Schüler von Schultheiß auf. Das ficht Kathrin Bettenworth aber nicht an. Sie ist groß geworden ohne einen überragenden Lehrer, aus eigener Kraft.
Das Studium hat sie weniger interessiert. Damals war ein neuer Studiengang eingerichtet worden, Stadtplanung, Raumordnung, man stellte sich vor, das es in dieser Hinsicht einen großen Bedarf geben würde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, aber für Kathrin Bettenworth ist das ohne Bedeutung. Sie hat das Studium schon vor Beendigung abgebrochen.
Auf diesen Teil ihrer Geschichte blickt sie ohne große Emotionen zurück. Das war eben so, es war nicht das richtige. Ihre Liebe galt den Pferden, und irgendwann hat sie für sich und ihre Eltern die Entscheidung getroffen, es mit den Pferden ernst werden zu lassen. Die Bereiterprüfung war kein Problem. "Eine Lehre im eigentlichen Sinne habe ich nie gemacht." Das Landgestüt in Warendorf beschreibt die Voraussetzungen für einen "Pferdewirt -Schwerpunkt Reiten-" wie folgt:
| Bewerberprofil:
- Mindestalter zu Ausbildungsbeginn: 18 Jahre, bei für den Beruf geeigneten körperlichen Voraussetzungen
- Angabe des Schwerpunktes im Bewerbungsschreiben
- Kurze Begründung, warum diese Ausbildung und speziell dieser Ausbildungsbetrieb gewählt wurde
- Gute Erfahrungen im Umgang mit Großpferden
- Fundierte Grundkenntnisse der klassischen Reitkunst
- Interesse an der Unterrichtserteilung
» Pferdewirt/in -Schwerpunkt Reiten- | | |
Der letzte Punkt ist interessant - läßt er doch auf entsprechende Schwierigkeiten schließen. Es verwundert nicht, daß jemand gut reiten können sollte, wenn er Berufsreiter werden möchte. Da es sich um einen Beruf handelt, der körperliche Anstrengungen erfordert, sollten diese Voraussetzungen gegeben sein. Ansonsten braucht man wohl nicht viel. Wer das Abitur abgelegt und studiert hat, sollte in der Lage sein, die Prüfung zu bestehen.
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