| Sobald wir in Spanien waren, wollte Rolf auch eine Ausbildung mit uns beginnen. Geplant war eine ganzheitliche Ausbildung, die das ganze Leben umfaßte und wenn wir reif dafür waren und uns würdig erwiesen hatten, wollte Rolf ein Wissen lehren, von dem nur er wußte. Um dieses Wissen hatte Rolf immer ein großes Geheimnis gemacht. In früheren Kursen hatte er einiges über seine geheimnisvolle Ausbildung angedeutet und wir waren sehr gespannt darauf. Natürlich sollten wir Rolf für diese Ausbildung bezahlen, die nicht billig sein würde. Inzwischen sprangen ein paar Leute aus der Gruppe ab, teils weil sie doch kalte Füße vor diesem großen Schritt bekamen, teils weil sie sich mit Rolf überwarfen. a.a.O., Seite 74 | | |
Tja, auch darin ist er groß: Geheimniskrämerei. Seine prägenden Jahre in Spanien, der geheimnisvolle Mönch, die Kreuzritter... raun, raun... oder war es der Templerorden? Auf jeden Fall hochesoterisch, vielleicht sogar okkult! Kommen Pferde dabei vor? Anscheinend nicht.
| Ausritte oder Beschäftigungen mit den Pferden sollten zukünftig die Ausnahme sein. Zwar kamen die Tiere täglich auf die Koppel und wurden gut versorgt, aber sonst wurde nichts mit ihnen gemacht. Die Pferde langweilten sich. Eigentlich hatte ich von Rolf eine intensive Arbeit mit den Tieren erwartet. Was hier geschah, widersprach allem, was uns Rolf je in seinen Kursen erzählt hatte, und befremdete mich. a.a.O., Seite 79 | | |
Pferde interessieren den Meister also auch nicht. Pferde werden genauso instrumentalisiert wie die Menschen - sie sind Mittel zum Zweck. Und insofern unterscheidet sich Rolf in keiner Weise von all den anderen Pferdeleuten, für die Pferde ebenfalls nur Mittel zum Zweck sind. Das sind aber keineswegs alle Pferdeleute. Viele setzen Pferde zwar für einen bestimmten Zweck ein, aber die Pferde sind mehr als ein Mittel. Wenn Rolf ein Psychopath ist, dann kann er keine Beziehung aufbauen, dann ist für ihn alles nur Mittel zum Zweck.
Was ist mit dem großen, übergeordneten Plan für die Welt und die Menschheit? Nichts, natürlich. Hempfling, pardon: Rolf ist ja gar nicht in der Lage, einen Plan zu entwickeln. Er wurschtelt vor sich hin. Im Jahr 1998 hatte ich eine vorzügliche Probe seiner Arbeitsweise genießen dürfen und daraufhin meine Kritik geschrieben, der die vorige Ausgabe ihren Titel verdankt.
In der Rezension dieser Ausgabe habe ich das Buch besprochen, das der Anlaß zu dieser Serie gegeben war. In der nächsten Woche will ich die bleibenden Verdienste des Klaus Ferdinand Hempfling herausarbeiten, mich mit seinen Fachkritikern und mit dem Begriff "Sekte" beschäftigen. Was ist eine Sekte, woran erkennt man eine Sekte, was ist gefährlich daran, wie schützt man sich davor, wie verläßt man sie? Und dann kommt die wichtigste Frage ins Visier: Warum sind wir anfällig für Sekten?
Ach, fast hätte ich es vergessen! Weiß Rolf wirklich, was Liebe ist? Was sagte er noch?
| "Ihr wißt nicht was Liebe ist, ihr verwechselt das, was ihr mit eurem Partner habt, mit Liebe. Aber sie erfüllt euch nie. Dann seid ihr wieder auf der Suche. Ihr merkt, daß euch etwas fehlt und ihr begreift nicht, daß eure Sehnsucht nur in der Erfüllung mit dem Himmel gestillt wird. Ihr sucht immer neue Partner und merkt nicht, daß ihr nur den Himmel suchen müßtet." a.a.O., Seite 96 | | |
Man staunt! Da hat er doch nun wieder recht! Er weiß zwar nicht, was die menschliche Liebe ist, aber er weiß, daß die Sehnsucht durch die menschliche Liebe nicht gestillt werden kann, durch nichts auf dieser Welt außer durch "Erfüllung mit dem Himmel".
Was der Himmel ist, scheint er nie erläutert zu haben, geschweige denn "Erfüllung mit dem Himmel". Sigrid Kreile wundert sich darüber und zieht es vor, von Gott zu sprechen, statt den Himmel zu bemühen. Von Gott hat sie einen Begriff. Aber nun: Wo hat der Rolf das her? Selbst erfahren hat er es sicher nicht. Die Liebe Gottes gehört bestimmt nicht zu seinem Erfahrungsschatz. Wer die erfahren hat, ist ganz anders drauf.
Quellen
Fotos
© Gerd Hebrang
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