| | Ringreiten, Marktplatz in Westkapelle | | | |
| | | Optimale Lage für die Lanze | | | |
| | | | Seeland (» Map24); s.auch Abschnitt Chaisen | | | |
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Ringreiten - Folklore mit Pferden Ein kritischer Blick auf alte Gewohnheiten von Eberhard Holin |
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Zur Geschichte Wahrscheinlich fanden die ersten Ringreitereien schon im 13. Jahrhundert statt. Die Pferdeknechte erhielten pro Jahr einen freien Tag und ein Pferd von ihren Herrschaften zur Verfügung gestellt, damit sie sich am Ringreiten beteiligen konnten. Ein schriftlicher Hinweis für ein stattgefundenes Ringreiten bezieht sich auf das Jahr 1767, veranstaltet von der Bruderschaft von St. Joris auf dem Gelände der Abtei von Middelburg.
Der seeländische Verein für Ringreiter (» Zeeuwse Ringrijders Vereniging, ZRV) zählt zur Zeit rd. 850 Mitglieder. Er wurde 1950 gegründet, um das Ringreiten als "folkloristisches Kulturgut" zu sichern und eine traditionelle sportliche Betätigung für jüngere Männer und Frauen zu erhalten und zu öffnen. Die Mitglieder des Vereins wohnen in der Hauptsache in den Städten und Dörfern der Halbinsel Walcheren und einige auch in Süd-Beveland. Sie sind z. Zt. in 15 kleineren Vereinen organisiert.
Das Ring-Stechen zu Pferd Der Reiter galoppiert auf einem ungesattelten Pferd und sticht mit seiner Lanze nach einem Ring, der über der Ringbahn hängt. Die Bahn ist 36 m lang und einen Meter breit. Die Begrenzung der Bahn besteht auf beiden Seiten aus einem Seil, das am oberen Ende an schräg in den Boden gesetzten etwa 100 cm langen weiß gestrichenen und farbig markierten Rundhölzern befestigt ist. Dahinter stehen zum Schutz der Zuschauer längere Absperrgitter.
Der Bahnbelag besteht aus knietiefem Sand, der sich im Verlauf der Durchgänge an den Seiten aufwirft, so dass eine sandige Furche entsteht, durch die das Pferd galoppiert. Die ReiterInnen sitzen auf ihren Pferden am Anfang und am Ende der Bahn und warten im Pulk auf ihr Start- Kommando. Der mit der Lanze aufzuspießende Ring hängt über der Bahn in einer Höhe von 2,20 m an einem Seil in der Buchse eines T-Stücks.
Der Ringwächter (oder auch Ringwärter) steht mit dem Starter in Blick-Kontakt und verschiebt das T-Stück mit dem Ring in die Position, die ihm vom Reiter durch eine lautlose Mimik und Gestik angegeben wird.
Auf die Zahl der gestochenen Ringe kommt es an Der Ring zählt als getroffen, wenn das Pferd unter dem Ring galoppiert, der Ring aus der Buchse gestochen und bis zum Ende der Bahn auf der Lanze mitgeführt und dort dem Ringläufer übergeben wird. Während eines Wettkampfs werden 30 Durchgänge geritten. Zunächst wird ein Ring mit einem Durchmesser von 38 mm gestochen. Im weiteren Verlauf gilt es Ringe mit einem Durchmesser von 32, 26, 20, 14 und zuweilen auch 10 mm zu treffen.
Drei unterschiedliche Turniergruppen Im Bereich des ZVR gibt es sowohl Turniere für Ringreiter zu Pferd als auch Turniere für Chaisen (einspännig gefahrene geschmückte offene Kutschen). Man unterscheidet die "Meisterschaften", die "großen Ringreitereien zu Pferd und das Ringstechen von Chaisen", außerdem die "Schau-Veranstaltungen".
Auf den gerittenen Vereinsturnieren kämpfen 13 Teams um die Meisterschaft. Jedes Team besteht aus jeweils drei Reitern/Innen. Ähnlich wie bei uns im Fußball gibt es beim Ringreiten mehrere "Leistungsklassen".
Die Erst- und Zweitplatzierten Mannschaften steigen in die nächst höhere Klasse auf, und die beiden Teams mit den schlechtesten Ergebnissen steigen in die nächst tiefere Klasse ab. Die "großen Ringreitereien" werden frei ausgeschrieben. Die bekanntesten finden im Rahmen von zwei Folklore-Tagen in Middelburg statt, das erste Turnier Mitte Juli auf dem Gelände der Abtei mit 27 Ringreitern zu Pferd und rd. 35 unterschiedlich geschmückten Chaisen, und das zweite im August, ebenfalls vor historischer Kulisse im Schatten des "langen Jan".
Auf dem zweiten Turnier wird um die Vergabe von drei königlichen Wanderpokalen gekämpft. In Vlissingen trifft man sich Ende Juli zu einer freien Ringreiterei zu Pferd (ein Meisterschaftsturnier der 4. Klasse) und Anfang August wird dort ein freies Chaisen-Turnier veranstaltet. Außerdem finden Ende September in verschiedenen Dörfern freie Chaisen-Turniere statt.
Durch Schauveranstaltungen in Holland, aber auch in den benachbarten Ländern, versucht der ZRV das Ringreiten über die Provinz Seeland hinaus bekannt zu machen. Sie unterliegen strengen Regeln. So darf dabei nur seeländische National-Tracht getragen und nur das "Seeländische Zugpferd"(Kaltblut) eingesetzt werden etc.
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