| | Die Reithalle in Löhne - groß, hell und luftig | | | |
Vom 7. bis 9. Juni fand in Löhne ein Westernturnier statt, Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft, in der Reitanlage "Löhne Werretal". Löhne - wo liegt das denn? Und warum wird ein solch bedeutendes Turnier in Löhne ausgerichtet?
In den letzten 20 Jahren habe ich überwiegend in Löhne gelebt, da kenne ich mich aus. Löhne liegt in Ostwestfalen gar nicht weit von der Grenze nach Niedersachsen, die nächsten größeren Städte sind Bielefeld und Osnabrück (Niedersachsen). Die Autobahn A30 beginnt in Bad Oeynhausen (Kreis Minden), der Nachbarstadt von Löhne (Kreis Herford), und führt in westlicher Richtung in die Niederlande.
Löhne liegt in Norddeutschland ziemlich zentral: Hannover liegt etwa 100 Kilometer östlich, Köln etwa 200 Kilometer westlich von Löhne, die Verkehrsanbindung ist recht gut, die Autobahn A2 (Hannover-Oberhausen) ist ebenfalls nicht weit. Nach Hamburg sind es zwei Stunden Autofahrt, nach Frankfurt drei, nach Kassel anderthalb.
Zwischen den beiden Weltkriegen hat Löhne literarische Berühmtheit erlangt, weil Erich Maria Remarque in seinem Kriegsroman "Im Westen nichts Neues" eine Episode in Löhne spielen läßt. Damals hatte der Bahnhof in Löhne noch sehr große Bedeutung: "Löhne umsteigen" war so etwas wie ein geflügeltes Wort. Löhne ist also ein Ort von ähnlicher Bekanntheit wie Altenbeken oder Bebra, weil zufällig größere Eisenbahnlinien dort aufeinanderstoßen und ein Wechsel zwischen den Linien möglich ist.
In Minden endete die Köln-Mindener Eisenbahn, die im Zusammenhang mit den Reiterskulpturen an der Hohenzollernbrücke in Köln schon Erwähnung fand (siehe Galeriebeitrag Hohenzollernbrücke), in Löhne stieß die Osnabrücker Bahn auf diese bedeutende Linie. Die Bahnlinie mußte im gehörigen Abstand vom Ort verlaufen, weil die Bauern befürchteten, daß der Funkenflug der Lokomotiven die Strohdächer entzünden würde. Der Bahnhof wurde auf freiem Gelände gebaut. Das war die Geburt des Ortsteils Löhne Bahnhof, der heute als das Zentrum der Stadt gilt.
Als die Osnabrücker Bahn dazukam, wurde ein zweiter Bahnhof errichtet, direkt neben dem ersten. Ob damals, Mitte des 19. Jahrhunderts, schon die Unterführung existierte, die die beiden Bahnsteigsysteme verbindet, weiß ich nicht, aber der Plot im Roman besteht darin, daß die dummen Rekruten lernen müssen, wie sie in Löhne umzusteigen haben. Dazu läßt der Spieß die Soldaten unter ihren Betten durchkriechen, damit sich die lange Unterführung in Löhne ins Unterbewußtsein der Soldaten einprägt.
So kenne ich die Sache jedenfalls vom Hörensagen - gelesen habe ich den Roman nicht. Die Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt hat Löhne inzwischen verloren. Selbst der große Verschiebebahnhof, der vor 20 Jahren, als ich nach Löhne zog, noch im Betrieb war, ist heute stillgelegt.
Die Ortschaft Löhne selbst ist, wie die umliegenden Ortschaften, um die 1000 Jahre alt. Die Stadt Löhne wurde erst vor ungefähr 30 Jahren gegründet, als etwa ein Dutzend Ortschaften mit eigener langer Geschichte zu einer Stadt zusammengefaßt worden sind. Die Namen dieser Ortschaften leben heute als Ortsteilnamen fort. Die Reithalle befindet sich z. B. im Ortsteil Mennighüffen.
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