 |  | Dr. Nagel (Das Arabische Pferd) |  |  |  |
| "Das Arabische Pferd" bringt natürlich auch den wohl berühmtesten deutschen Araber-Züchter, dessen Name auch von Holger Ismer mit Ehrfurcht genannt wurde: Dr. Nagel, dessen Gestüt Katharinenhof in der Nähe von Bremen liegt.
Das Online-Magazin » StraightEgyptians.com bringt ein » Interview mit dem Vorsitzenden des Araberzuchtverbandes, das ich sehr interessant fand. Dr. Nagel züchtet ähnlich lange wie der Schwabe Heinz-R. Merz, aber rein ägyptisch.
Nagel bezeichnet die Zucht als phantastischen Zeitvertreib; elf Monate lang muß er warten, wenn er entschieden hat, wer mit wem darf. Da ist Schachspielen im Vergleich direkt aufregend. Begonnen hatte alles durch einen beruflichen Aufenthalt in Kairo und einen zufälligen Besuch im Staatsgestüt El Zahraa. In der Folge machte er sich "Gedanken um die Pferde, um Zuchtentscheidungen".
Ich stelle mir einen Mann vor, der die Pferde nur aus der Distanz betrachtet, der sie nur mit den Augen wahrnimmt, der durch seine züchterischen Entscheidungen ein bißchen Gott spielt. Das ist ein beliebter Zeitvertreib. In meiner kleinen Stadt gibt es ein halbes Dutzend Hühnerzuchtvereine - da kann man schnell Erfolge erzielen und Eigenschaften hinein- und herauszüchten.
Genau deshalb interessiert sich Dr. Nagel für die ägyptischen Pferde, weil die Genpopulation so gering ist. Wie bei den Hühnern kann man Eigenschaften schneller beeinflussen. Die Inzuchtgefahr schätzt er bei Pferden im Vergleich zu anderen Tieren sehr gering ein. Allerdings sieht er auch Gefahren und nennt zwei Stuten, auf die bedenkenlos Inzucht betrieben werden kann: Estopa von Om El Arab und seine eigene Stute Hanan, die elf Fohlen brachte.
"Züchten" setzt er gleich mit "testen".
Keiner kann wirklich voraussagen, ob eine Kombination gut oder schlecht wird. Wie heißt es im Alten Testament? "An den Früchten sollt ihr sie erkennen."
Heute habe ich es als Araberzüchter natürlich gut, weil weit mehr Informationen über die Ahnen und nähere Verwandtschaft zur Verfügung stehen. Ich sehe sämtliche Tiere und ihre Vorfahren und kann den Geno- und Phänotyp vergleichen. Entsprechend kann ich selektieren und manche Anpaarung aussparen. | |
Er betreibt die Zucht wirklich als Hobby, als Amateur: er hat eine Vision, ein Schönheitsideal, und das versucht er zu realisieren. Wenn andere Leute andere Vorstellungen haben, kümmert ihn das wenig. Aber offenbar ist das weniger sein Schicksal: vielmehr lieben die Leute seine Züchtungen, die ihm deshalb weltweiten Erfolg bescheren.
Schließlich beschreibt er die Mechanismen der Bewertung auf den Schönheitsveranstaltungen, die Rolle des Publikums und der Richter: das Publikum findet es auf die Dauer langweilig, nur aufgestellte Pferde zu sehen, es will Bewegung haben, je mehr desto besser; eine Schau muß eine Show werden. Und die Richter bleiben dadurch natürlich nicht unbeeinflußt. Wenn man nun Einfluß auf die Richterzusammensetzung nimmt, kann man die Benotung beeinflussen - so einfach ist das.
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