Eine weitere Form ist jene, die Menschen mit dem Ausspruch "eine Scheiß-Angst haben", zum Ausdruck bringen.
Bei Eddy scheint der Darm ein Organ mit hochgradiger Empfindlichkeit zu sein. Es muß nicht Angst im eigentlichen Sinne sein, bereits Aufregung führt dazu, den Darm augenblicklich zu entleeren. Der Grad der Aufregung läßt sich auch aus der Konsistenz seiner Ausscheidung ablesen - je dünner, desto aufgeregter.
So hat Eddy meine Unsicherheit, ob er denn problemlos in den Hänger gehen würde, sofort mit einem sprichwörtlichen Kuhfladen dokumentiert. Da sich Eddy normalerweise frei in den Hänger schicken läßt, ist es keine Angst seitens des Pferdes vor einer dunklen Höhle gewesen, sondern offenbar nur die von mir übertragene Besorgnis vor dem Verladen und dem Transport: Eddys Darm reagiert auf meinen Gemütszustand.
Wenn es die Freizeit erlaubt, reiten wir mitunter beim Rückweg auch am Stall vorbei - für eine kurze Runde im gegenüberliegenden Wald. Einmal hatte ich Eddy auf dem Weg zum Stall durch den Begriff HEIM meine ursprüngliche Absicht signalisiert, wurde jedoch von unserem Begleiter dazu animiert, noch einen kleinen Umweg zu reiten.
An der nächsten Weggabelung versuchte Eddy mich durch Kopfbewegungen darauf aufmerksam zu machen, daß es rechts HEIM geht. Nach gut 100 Metern setzte Eddy auf dem ihm bekannten Umweg das erste Häufchen in teigiger Konsistenz. Einige 100 Meter weiter war es bereits ein wässriger Brei, mit dem Eddy seine Aufregung zum Ausdruck brachte.
Eddy hat das Signal HEIM absolut sicher verstanden, aber dann zweifelsfrei erkannt, daß ein Weg gewählt worden ist, der wieder vom Stall weg führt. Die Widersprüchlichkeit der Aussagen - die Stimmhilfe hatte Richtung Stall "befohlen", die reiterlichen Hilfen aber signalisierten in diesem Fall etwas anderes - versetzten Eddy deutlich in Aufregung.
Obgleich Eddy willig und gehorsam an den reiterlichen Hilfen stand, nutzten wir die nächste Möglichkeit, den Stall nun direkt anzusteuern. Dort angekommen, konnte ich außerdem das sehr feuchte Haarkleid am Hals und im Brustbereich feststellen. Meine Inkonsequenz hat offenbar Streß bei Eddy ausgelöst - ein großes, schweres und scheinbar ruhiges Pferd, und doch so sensibel.
Unlustvolle Erregungen, also nicht nur Angst, stimulieren demnach die Darmtätigkeit bei Eddy. Daß lustvolle Gefühle die gleichen physiologischen Erscheinungen auslösen, habe ich bei Eddy noch nicht beobachten können.
Aufgefallen ist mir nur, daß etliche andere Pferde offenbar regelmäßig auf dem Putzplatz äpfeln - Genuß der Körperpflege oder Freude an der Abwechslung zum Alltagstrott? Oder doch nur Ausdruck von Antipathie dem Menschen gegenüber? Eddy jedenfalls hat den Putzplatz in all den Jahren noch nie verunreinigt.
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