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Bericht Zum Thema  Irish Cob (Tinker) · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 178.02 der Pferdezeitung vom 24.08.02
 Menü Hauptartikel 178
 Liebesverhältnis der ... 
 Anerkennung und ...  Kommunikation mit Pferden  Notdurft als ...
 Ausdruck des Mißfallens  Scheiß-Angst  Harnen  Erwartungshandlung  Darmwinde
 Tip: Walnut - Water ...  Leserresonanz
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Copyright wie angegeben
Irish Tinker Eddy, der Herdenchef
©   Norbert Kaiser

    Liebesverhältnis der besonderen Art   
    Kommunikation mit Eddy   
von   Norbert Kaiser


Vorwort

Es war einmal ein Stall, an dem eines Tages eine Menge Pferde der Rasse Tinker "frisch" aus Irland angeliefert wurden. Und genau zu dieser Zeit hielt sich auch ein Halbpensionsreiter in diesem Stall auf.

Irgendwie gelang es einem Tinker namens Eddy immer wieder, diesen Reiter zu sich zu rufen, um ihm etwas mitzuteilen. Und eines Nachts - ein paar Tage später, im dritten Jahr vor der Jahrtausendwende - geschah es schließlich, daß Eddys Wunsch per Handschlag in Erfüllung ging: Eddy war von diesem Reiter gekauft worden.

Irish Tinker sind Pferde, die meist durch freies Decken auf der Weide gezeugt werden und dann relativ frei aufwachsen. Bis zu dem Zeitpunkt, wo diese Pferde für den Verkauf eingefangen werden, können sie ihren Tagesablauf innerhalb der Herde selbst gestalten. Sie unterscheiden sich deshalb vom durchschnittlichen domestizierten Hauspferd hinsichtlich Selbstverantwortlichkeit und Durchsetzungsvermögen.

Und so lebten und ritten Anfänger und Wildpferd harmonisch miteinander - aber nach knapp 5 Monaten war das Märchen zu Ende. Aus dem Paar war ein frustrierter Reiter geworden, der mit dem Gedanken spielte, sein stures und fast unreitbares Pferd zu verkaufen - und ein Pferd, das wahrscheinlich auch frustriert, zumindest aber stark enttäuscht von diesem Reiter war.

Als es dreier Personen bedurfte, den Tinker Eddy mit der Longe auf dem Zirkel zu halten nebst einer weiteren Person, das Pferd in Bewegung zu bringen, und als immer längere Gerten, schärfere Sporen etc. notwendig wurden, zog dieser Anfänger aus, den heiligen Gral der Pferdeausbildung zu suchen.

Er pilgerte von Fred Rai zu Pat Parelli, studierte Tellington-Jones und Monty Roberts und las Bücher von Dr. M. Schäfer, R. Vavra und vielen anderen.

Der Anfänger stellte schließlich fest, daß wohl zu keinen anderen Thema so viele verschiedene und vermeintlich widersprüchliche Ausbildungsmethoden existieren wie zur Pferdeausbildung - die bei konsequenter Anwendung aber alle irgendwie zum Erfolg zu führen scheinen.

Als er letztendlich noch davon hörte, daß Fredy Knie sen. für jedes Pferd ein eigenes Buch hätte schreiben müssen, um die jeweilige Ausbildung zu dokumentieren, gelangte er zu einer sehr merkwürdigen Erkenntnis:

Wenn er wirklich lernen wollte, sich mit seinem Tinker Eddy zu verständigen, dann mußte er wohl zuerst damit anfangen, genau diesen Tinker um Rat zu fragen - und niemand anderen.

Und um dies tun zu können, mußte er "pferdisch" lernen - und schon beginnt eine neue Geschichte!



Anerkennung und Ehrerbietung


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Pferdekommunikation - rechts Eddy
Als Physiker habe ich gelernt, daß man von sogenannten Axiomen ausgehen muß, um den Rest der Natur besser verstehen zu können.

Und als ein Postulat bei der Pferdeausbildung sehe ich die Aussage: Wenn die Dominanz geklärt ist, kann ein Nicht-Wollen aufgrund von Widersetzlichkeit in der Regel nicht vorkommen, sondern nur aufgrund von Nicht-Verstehen.

Wird dies beherzigt, ist die Wahrscheinlichkeit, das Pferd unbewußt ungerecht zu behandeln, schon erheblich geringer.

Als weiteres Postulat mag gelten: Dominanz klärt man vom Boden aus - oder gar nicht! Wahre Dominanz erhält ein Mensch aber nicht durch Anwendung von Gewalt!

Unter Dominanz verstehe ich hier nicht die Herrschaft über das Pferd und damit seine Beherrschung, sondern jene Art von Autorität, die man sich nur im harmonischen Umgang mit dem Pferd erwerben kann.

Es geht um den Respekt, der naturgemäß jedem Alpha-Tier entgegen gebracht wird. Nicht Funktionieren aus Angst vor Strafe, sondern Gehorsam aufgrund von Anerkennung und Ehrerbietung ist das Ziel.

Als letzte Weisheit sei die Erfahrung gelistet, daß das Beutetier Pferd dem Menschen gegenüber nicht die augenscheinliche Zuneigung zeigt wie beispielsweise das Raubtier Hund. Zuneigung drückt sich vielmehr in Form von Vertrauen aus, das der Bezugsperson entgegengebracht wird.

Ja, eingedenk dieser Axiome und in der Hoffnung, daß Eddy tatsächlich den "Verstand" eines Kindes besitzt, habe ich angefangen, mit Eddy wie mit einem Kind zu reden und zu arbeiten.


Kommunikation mit Pferden


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Eddy ist Hahn im Korb
Meine Ergebnisse sind alles andere als wissenschaftlich exakt, es sind nur Beobachtungen und Anschauungen, die es nun gilt, in Worte zu fassen.

Kommunikation mit Pferden ist mehr als ein Bild, das sich einfach so darstellen läßt, Kommunikation es ist etwas Lebendiges. Deshalb kann ich hier quasi nur die Form und Farbe einzelner Mosaiksteinchen beschreiben - mehr nicht.

Wie sich aus den Steinchen ein Motiv zusammensetzen läßt, hieße bereits eine Doktorarbeit verfassen - und wie die verschiedenen Motive je nach Beleuchtung und Stimmungslage auf den Betrachter als Gesamtbild wirken, das muß und kann nur jeder selbst für sich erleben.

Die Unterschiede in der Literatur z. B. über die Lautgebung der Equiden ergeben sich meiner Meinung nach weitgehend aus dem unterschiedlichen Beobachtungszeitpunkt und noch stärker aus der Rasse und der Haltungsform der Tiere. So verständigen sich Wildpferde nach Aussage vieler Autoren kaum akustisch miteinander, während domestizierte Pferde eine sehr breite Ausdrucksskala beherrschen.

Die nachfolgenden Erfahrungen können und wollen keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit erheben. Sie sind die Dokumentation einer Partnerschaft mit dem Pferd Eddy - es sind einzelne, individuelle Mosaiksteinchen!

Nach Pat Parelli ist ein Kennzeichen von Natural Horsemanship, daß letztendlich im Handeln und Fühlen das Pferd halb Mensch und der Mensch halb Pferd geworden ist. Aus diesem Grunde ist durchaus denkbar, daß Eddy inzwischen Möglichkeiten gefunden hat, sich mir mitzuteilen, die nur bedingt übertragbar sind.

Als Ergänzung werde ich deshalb auch aus der Fachliteratur zitieren und meine Erfahrungen an den Meinungen anderer spiegeln.

So weiß ich aus dem Umgang mit anderen Tinkern und aus Gesprächen mit Tinker-Besitzern, daß diese eigentlich "ruhigen" Pferde alles andere als "stille" Tiere sind - sogar im Schlaf wird gegrunzt, geschnaubt und gestöhnt, obgleich keine krankheitsbedingten Ursachen vorhanden sind.

Es wäre schön, wenn mir der eine oder andere Leser berichten würde, ob er gleiche oder zumindest ähnliche Ausdrucksformen wie die hier dokumentierten bei Tinkern beobachtet hat.


Notdurft als Ausdrucksmittel


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Toben als Ausdruck der Lebensfreude
Vorbemerkung

In der Literatur finden sich kaum Hinweise auf jene Art der Ausdrucksbewegungen, die ich hier als Verrichten der Notdurft zusammenfassen möchte. Lediglich von jenen Geräuschen aus den Eingeweiden eines Pferdes wird berichtet, die an das Glucksen eines verstopften Ausflusses erinnern.

Wenn Eddy stets seinem Bedürfnis nachkäme, wo er gerade ginge oder stünde, würde ich diesen Vorgängen kaum Beachtung geschenkt haben. Da Eddys Verhalten sich jedoch wiederholt und deshalb teilweise vorhersehbar ist, scheint es mir einer Beschreibung wert zu sein.

Darmentleerung

Vorausschicken sollte ich vielleicht die Tatsache, daß Eddy offenbar ein sehr reinliches Tier ist. So verläßt Eddy zum Äpfeln stets seine Box und geht bei Wind und Wetter auf den kleinen Auslauf vor dem Stall - soweit die Möglichkeit dazu gegeben ist. Bei abgeschlossener Box setzt Eddy seine Haufen immer in einem begrenzten Bereich an der Wand in einer bestimmen Ecke auf der Einstreu aus Sägespänen ab.

Es ist offenbar eine Art Gewohnheit bei Eddy, seine Losung an einem ganz bestimmten Ort abzulagern, an einem Ort, den er grundsätzlich nicht zur Nahrungsaufnahme oder zum Ausruhen und Schlafen benutzen will.

Dieses Verhalten änderte sich drastisch, als ihm ein Tierarzt wegen Durchfallneigung Stroh statt Heu verordnet hatte: Eddy funktionierte die Fütterungsstelle als Klo um - alle Haufen mitten ins Stroh. Da die gewünschte Heilwirkung des Strohs ausblieb, stellte ich die Fütterung wieder auf Heu um - und Eddy stellte sein Verhalten auch sofort um - alle Haufen wieder in am gewohnten Platz.

Einmal wollte ich Eddy etwas Gutes tun und kaufte ihm einen speziellen Ball mit integriertem Griff zum Spielen. Wohin ich diesen Ball auch gelegt hatte, stets setzte Eddy eine volle Ladung offenbar gezielt auf diesen "schönen" Ball - ganz so, als wollte er zum Ausdruck bringen, daß er dieses Ding einfach nicht mag. Ich war versucht, an die Floskel "da scheiß ich drauf" zu denken.


Ausdruck des Mißfallens


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Siesta - ein seltener Anblick
Einmal beim Spaziergang durch den Ort wünschte eine OMA Näheres über dieses Tier mit den zotteligen Beinen zu erfahren. War es nun, weil die alte Frau meine Aufmerksamkeit von Eddy abzog oder weil sie eine etwas seltsame Stimme hatte, jedenfalls drehte sich Eddy um und setzte ihr demonstrativ einen kleinen Haufen direkt vor die Füße.

Mißfallen oder Antipathie auf diese Art zum Ausdruck zu bringen, kenne ich eigentlich nur von unserer stubenreinen Katze. In unserer Wohnung zeigte sie einem Besucher durch das gezielte Fallenlassen einiger Kotbällchen vor seinen Füßen, daß sie ihn nicht mag.

Irgendwie kommen mir da Redewendungen wie "ich scheiß dir was" in den Sinn, die aber aufgrund von Erziehung und Anstand nicht (mehr) explizit ausgeführt werden. Sollten diese "unanständigen" Aussagen über ein Gefühl letztlich gar einen natürlich Ursprung haben? Ich würde an einen Zufall glauben, es für ein ganz natürliches Bedürfnis halten, wenn es nicht diese "besonders" kleinen Häufchen wären, die Eddy so gezielt fallen läßt.

Normalerweise überfordert seine Darmausscheidung nämlich hinsichtlich Kompaktheit und wie auch Größe sowohl Tragkraft als auch Fassungsvermögen einer Plastikgabel - bereits drei Stück sind beim Abmisten zerbrochen, haben der Belastung nicht Stand gehalten

Einzelne Äpfel sind es auch, mit denen Eddy - ähnlich wie Hänsl und Gretl im Märchen - einen für ihn unbekannten Weg markiert. Innerhalb der ersten Hundert Meter auf einem fremden Weg setzt Eddy sein Zeichen.

Der Markierungsrekord liegt bei sieben Darmentleerungen bei einem einstündigen Ausritt. Dabei tut sich Eddy zunehmend schwerer, "sein" Revier zu kennzeichnen, am Schluß sind es nur noch ein paar Pferdeäpfel, die nach etlicher Anstrengung auf den Weg fallen.

In dem eben geschilderten Fall ist die Notdurft also eine Ausdrucksform von Eddy, die sich am treffendsten wohl als Hengstverhalten bezeichnen läßt - eine Art Revierdenken.


Scheiß-Angst


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Eddy tanzt
Eine weitere Form ist jene, die Menschen mit dem Ausspruch "eine Scheiß-Angst haben", zum Ausdruck bringen.

Bei Eddy scheint der Darm ein Organ mit hochgradiger Empfindlichkeit zu sein. Es muß nicht Angst im eigentlichen Sinne sein, bereits Aufregung führt dazu, den Darm augenblicklich zu entleeren. Der Grad der Aufregung läßt sich auch aus der Konsistenz seiner Ausscheidung ablesen - je dünner, desto aufgeregter.

So hat Eddy meine Unsicherheit, ob er denn problemlos in den Hänger gehen würde, sofort mit einem sprichwörtlichen Kuhfladen dokumentiert. Da sich Eddy normalerweise frei in den Hänger schicken läßt, ist es keine Angst seitens des Pferdes vor einer dunklen Höhle gewesen, sondern offenbar nur die von mir übertragene Besorgnis vor dem Verladen und dem Transport: Eddys Darm reagiert auf meinen Gemütszustand.

Wenn es die Freizeit erlaubt, reiten wir mitunter beim Rückweg auch am Stall vorbei - für eine kurze Runde im gegenüberliegenden Wald. Einmal hatte ich Eddy auf dem Weg zum Stall durch den Begriff HEIM meine ursprüngliche Absicht signalisiert, wurde jedoch von unserem Begleiter dazu animiert, noch einen kleinen Umweg zu reiten.

An der nächsten Weggabelung versuchte Eddy mich durch Kopfbewegungen darauf aufmerksam zu machen, daß es rechts HEIM geht. Nach gut 100 Metern setzte Eddy auf dem ihm bekannten Umweg das erste Häufchen in teigiger Konsistenz. Einige 100 Meter weiter war es bereits ein wässriger Brei, mit dem Eddy seine Aufregung zum Ausdruck brachte.

Eddy hat das Signal HEIM absolut sicher verstanden, aber dann zweifelsfrei erkannt, daß ein Weg gewählt worden ist, der wieder vom Stall weg führt. Die Widersprüchlichkeit der Aussagen - die Stimmhilfe hatte Richtung Stall "befohlen", die reiterlichen Hilfen aber signalisierten in diesem Fall etwas anderes - versetzten Eddy deutlich in Aufregung.

Obgleich Eddy willig und gehorsam an den reiterlichen Hilfen stand, nutzten wir die nächste Möglichkeit, den Stall nun direkt anzusteuern. Dort angekommen, konnte ich außerdem das sehr feuchte Haarkleid am Hals und im Brustbereich feststellen. Meine Inkonsequenz hat offenbar Streß bei Eddy ausgelöst - ein großes, schweres und scheinbar ruhiges Pferd, und doch so sensibel.

Unlustvolle Erregungen, also nicht nur Angst, stimulieren demnach die Darmtätigkeit bei Eddy. Daß lustvolle Gefühle die gleichen physiologischen Erscheinungen auslösen, habe ich bei Eddy noch nicht beobachten können.

Aufgefallen ist mir nur, daß etliche andere Pferde offenbar regelmäßig auf dem Putzplatz äpfeln - Genuß der Körperpflege oder Freude an der Abwechslung zum Alltagstrott? Oder doch nur Ausdruck von Antipathie dem Menschen gegenüber? Eddy jedenfalls hat den Putzplatz in all den Jahren noch nie verunreinigt.


Harnen


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Hengstspielchen
Bereits an anderer Stelle (siehe nächste Woche) habe ich erwähnt, daß Eddy seinen Schlauch ausschachtet, wenn er meine Zuneigung verspürt - die Blase hat er dabei aber noch nie entleert.

Wenn ich Eddy jedoch in seine frisch eingestreute Box bringe, ist es ihm - neben dem Fressen - ein dringendes Bedürfnis, an einer festgelegten Stelle zu harnen. Nach Meinung eines Tierarztes soll es sich dabei um eine Art Reflex des Harn- und Geschlechtsapparates handeln, wenn Pferde den Geruch von frischem Stroh verspüren.

Eddy hat seine frisch gemachte Box aber auch entsprechend gekennzeichnet, als noch Sägespäne als Einstreu verwendet worden sind. Es kann also nicht nur am Geruch von Stroh speziell liegen, sondern im wesentlichen am "frischen Duft", den es zu "modifizieren" gilt.

Falls sich Eddy früh morgens noch oder spät abends bereits in seiner Box befindet, wenn ich zum Stall komme, zeigt er ein bemerkenswertes Verhalten: Sobald Eddy nur meinen Schritt erkennt oder meine Stimme hört, ruft er verhältnismäßig laut, haben wir bereits Sichtkontakt, heißt er mich mit einem deutlich leiseren Grummeln willkommen.

Nach intensivem Körperkontakt - Streicheleinheiten und Kraulen gehören zur Begrüßung - gehe ich Richtung Sattelkammer, um den Führstrick zu holen - und Eddy nutzt diese Pause, seine Blase zu entleeren.

Wenn ich vorzeitig umkehre und in seine Box schaue, sehe ich ihn breitbeinig auf dem dazu auserkorenen Stammplatz mit Blick Richtung Fenster stehen und harnen. Eddy sieht mich natürlich auch - und gibt mir durch einen typischen doppelten Kollerlaut zu verstehen, daß er gleich soweit ist.


Erwartungshandlung


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Vor dem Sprung
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In der Luft
Nach einem langen Arbeitstag habe ich mitunter keine Lust mehr, noch mit Eddy zu arbeiten. Also fahre ich von der Arbeit direkt am Stall vorbei, um Eddy zu begrüßen und ihm ein paar Karotten in den Trog zu werfen.

Und genau bei dieser Gelegenheit dreht sich Eddy demonstrativ vor mir um, harnt über seinem Stammplatz und unterstreicht mit dem Kollerlaut "ICH BIN SOFORT SOWEIT", seine Erwartung, daß gleich etwas gemeinsam unternommen wird - es scheint ihm Wichtigeres als Fressen zu geben.

Derart motiviert - ich möchte bewußt den Ausdruck erpreßt vermeiden - kommt es dann zu Situationen, die böse (!) Zungen zu bezeichnen wissen als "Dressman geht wieder Gassi mit seinem Zotti". Interessant ist in diesem Zusammenhang das "bewußte Aufsuchen der Toilette" ähnlich dem menschlichen Verhalten.

Eine andere Gelegenheit, Harn abzusetzen, ordne ich dem Hengstverhalten zu. Mit erstaunlicher Zielsicherheit spürt Eddy die Plätze auf, wo rossige Stuten ihre Spuren hinterlassen haben: Intensiv wird gerochen, mehrmals geflehmt und dann der Geruch durch den eigenen Harn modifiziert.

Zusammen mit einer rossigen Stute wird eine Art Ritual vollzogen. Die Stute tanzt mit gehobenem Schweif um Eddy herum, spritzt etwas Flüssigkeit ab und tritt daraufhin einige Meter zurück.

Eddy beobachtet dieses Verhalten zunächst mit voll ausgeschachtetem Schlauch, sucht dann schnüffelnd und flehmend die betreffende Stelle auf, um letztendlich eine geringe Menge Harn abzusetzen.

Kaum hat Eddy die Stelle verlassen, nähert sich die Stute prüfend der betreffenden Stelle - und das Spiel beginnt von vorne.


Darmwinde


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Ein Prachtkerl
Máday vertritt in seinem Buch die Meinung, daß bei Pferden das Auslassen von Darmwinden als Verständigungsmittel im Sinne von "Jetzt gehen wir alle los" dient.

Meiner Meinung nach ist das geräuschvolle Ablassen von Darmgasen ausschließlich eine Ausdrucksform des Erschreckens ähnlich einer Darmentleerung. Bei Fluchttieren öffnet sich der Schließmuskel im Angstzustand, während sich Jagdtiere genau gegensätzlich verhalten, nämlich den Darmausgang zu- und den Schwanz einkneifen.

Wenn Eddy ein Wildpferd mimt, donnern seine Darmwinde unüberhörbar - verursacht lediglich durch lösende Bewegungen wie Buckeln.

Nächste Woche: Sprich mit deinem Pferd!

Abbildungen
©   Norbert Kaiser


Leserresonanz


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2 Leserresonanzen zu Ausgabe 178 vom 24.08.02


Leserbrief  1629 zu Ausgabe  178
Kommentar zu Seite  Berichte/178/Gesamttext


22.11.2005 12:56:47

Tinker

Hallo,

ich fand diesen Artikel sehr lesenswert und amüsant. Zumal er sehr gut die Sichtweise eines Anfängers zeigt und den Versuch, dem Pferd eine ehrliche Ausbildung zukommen zu lassen. Gewünscht hätte ich Ihnen mehr Unterstützung von den "Fachleuten" um Sie herum. Z.B. Doppellongenausbildung statt 3 Leute an der Longe hängen zu haben usw.

Kotabsetzen ist "Pferdepost". Meine Pferde setzen auch im Gelände an den immer gleichen Stellen Äppel ab - und wir haben ein sehr weitläufiges Gelände! Das ist die Pferdepost. Meine Leitstute äppelt öfter als die Wallache.

Unsere Pferde werden weitestgehend artgerecht gehalten. Wir haben die Weiden als Abenteuerspielplätze gestaltet. Bälle fänden sie genauso lächerlich wie Ihr Tinker. Gut finden sie kleine Wäldchen, Bachläufe, Verstecke, hügeliges Gelände und die Baumkreise, die wir auf den Weiden angepflanzt haben. Da werden sie im Herbst zugefüttert und im Sommer haben sie herrliche Laubdächer die Schatten spenden. Wir geben den Pferden die größtmögliche Freiheit was mit viel Arbeit verbunden ist.... Dennoch sehe ich immer wieder, wie selbstbewußt und "hart" unsere Pferde sind. Ich setze 3 meiner Pferde im Distanzsport ein und ich muß sagen, ihre Bänder und Sehnen sind durch die große Auslaufmöglichkeit hart wie "Stahl".

Sie werden im Laufe der Jahre noch ganz viele Dinge an ihrem Pferd entdecken, die die "Gurus" Ihnen nicht vermitteln können. Bleiben Sie dabei Ihr Pferd aus Ihrer Sichtweise kennen zu lernen. Und nehmen Sie sich sooft Sie können die Zeit, Ihr Pferd in "Freiheit" zu beobachten. Dann werden Sie seine Vorlieben und seine Schwächen genau kennenlernen.

Zum Schluß finde ich es toll, dass "sogar" ein Physiker soviel Begeisterung für das Lebewesen Pferd entwickeln kann!

Danke für den tollen Beitrag!

Gruß
Ulrike Lotte


U.Lotte


Leserbrief  812 zu Ausgabe  178
26.08.02



Hallo,

mit Interesse habe ich den ersten Teil von Eddy´s Geschichte gelesen. Zu den Darmtätigkeiten seines Pferdes als Ausdruck der Gemütslage kann ich nur sagen: Volltreffer. Auch bei meinem Friesenwallach kann ich mit Sicherheit seine Stimmungen beim Äppeln interpretieren. Wenn wir eine Reitstunde haben und etwas neues oder lange nicht geübtes auf dem Programm steht, wird die Frequenz kürzer und die Äpfel immer weicher. Als Stimmungsbarometer für mich sehr wertvoll ist auch der Zustand der Box. Da mein Wallach ähnlich pingelig ist, weist eine Verteilung der Haufen (ohne Metallgabel geht bei seinen Termitenhügeln eh nichts) auf Störungen hin. Ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt.

Grüße Su



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©1999-2002 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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