Ich begann nun damit, mich über die Rasse "Kabardiner" zu informieren. Alles was ich in die Finger bekam wurde gelesen.
Bei diesen Recherchen stellte ich fest, daß der Kabardiner nicht gleich bei Gefahr die Flucht ergreift, sondern auf Angriff geht. Zwangsweise, weil es Gebirgspferde sind und im Gebirge die Flucht schwer möglich ist.
Diese Informationen ermöglichten es mir, Ilay in einem ganz anderen Licht zu sehen, er war eben kein Quarter. Das Problem an dieser Sache war bloß, daß keiner das verstehen wollte. Ein Pferd ist ein Fluchttier und ein Pferd, das sich wehrt, ist bösartig, basta!
Auch jetzt kehrte keine Ruhe ein. Ilay fing an, das Hengstsein zu üben und ab und zu die Stute zu jagen. Es hagelte Beschwerden von Reitern und Einstellern auf dem Reiterhof.
Alle waren der Ansicht, daß man einen Hengst - und sei es auch nur ein Junghengst - nicht mit einer Stute zusammenstellen konnte. Daß Ilay nur für später übte, was bei einem Junghengst normal ist, und noch gar nicht decken konnte, interessierte niemanden.
Also stand Ilay wieder alleine. Nun kam auch noch hinzu, daß er sehr unter der Trennung von der Stute litt. Ich war solangsam am Ende.
Auch ich wußte, daß Pferde Herdentiere sind und keine Einzelgänger. Ich versuchte meiner Reitlehrerin mein Problem klar zu machen.
Anscheinend verstand sie es auch. Ilay kam auf eine Koppel mit "seiner" Stute und drei Wallachen. Eine Woche waren Ilay und ich glücklich. Mein Pferd hatte Auslauf, Gras und Gesellschaft - Pferdeherz was willst du mehr!
Pustekuchen, Ilay jagte wieder hinter der Stute her und "übte". Wallache hin, Wallache her, er war eben ein Junghengst und folgte seinen Instinkten.
Also stand mein kleiner schwarzer Teufel wieder alleine im engen Paddock ohne Gras und litt. Ich hatte gelinde gesagt die Schnauze voll. Entweder artgerecht oder gar nicht!
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